HÖLLENKATZE DES KONG-FU - Umberto Lenzi

Agenten rippen einsam off - Bond-Kopien aus europäischem Klon-Technik-Anbau
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Sid Vicious
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HÖLLENKATZE DES KONG-FU - Umberto Lenzi

Beitrag von Sid Vicious »

Originaltitel: Le spie amano i fiori
Regisseur: Umberto Lenzi
Kamera: Augusto Tiezzi
Musik: Angelo Francesco Lavagnino, Armando Trovajoli
Drehbuch: Umberto Lenzi
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Martin Stevens kehrt gut gelaunt aus Madrid zurück, denn Stevens ist es gelungen, innerhalb von 48 Stunden ein Elektroskometer, dessen Spezifikation ich nicht verrate, da sie Teil des finalen Clous fungiert, den habgierigen Händen eines Technikers und dessen spanischer Freundin zu entreißen. Stevens Vorgesetzter (Stan Harriman) ist von der schnellen Auftragserfüllung beeindruckt, doch weißt er seinen Top-Agenten postwendend darauf hin, dass die Existenz des Elektroskometers (neben den beiden genannten und bereits ausgeschalteten) noch drei weiteren Personen bekannt ist, die Stevens so schnell wie möglich ausfindig machen und eliminieren soll. Aus Stevens Sicht ist das kein Kunststück und lediglich der Job für einen Auftragskiller, was ihm, der Superseven, weniger gerecht wird. Doch der Auftrag gestaltet sich schwieriger als erwartet und Stevens gerät postwendend in Lebensgefahr.

Der Tod einer Zuschauerin, die dem Treiben eines Stierkampf in einer Madrilener Arena beiwohnte, kann uns wahrlich keine schwierige Kopfnuss auferlegen, da wir einhergehend zum Ableben der uns Unbekannten einen zufrieden wie siegreich dreinschauenden Martin Stevens erspähen, sodass wir uns die Bestandteile der ausschlaggebenden Kausalitätsformel zumindest grob zusammenreimen können. Der anschließende Einsatz der Titelmelodie, welche die Muster eines Komödien- wie Slapstickmotivs inkludiert und einen spärlichen Wiedererkennungseffekt besitzt, lässt für den weiteren Filmverlauf gar Schlimmstes befürchten. Doch unsere diesmal minder weise Vorahnung erhält keine Bestätigung und die Tondichtung definiert sich lediglich als ein peripheres Begleitstück, welches Lenzis fortwährend ernsthafter Ausrichtung (die im direkten Vergleich mit „Höllenhunde des Secret Service“ auch das deutlich bessere Gesamtergebnis erzielt) nicht verpflicht ist.

Beide Filme („Höllenhunde des Secret Service“, „Die Höllenkatze von Kong Fu“) stellen nicht nur denselben Agenten (Martin Stevens) in den Mittelpunkt des Geschehens, sondern küren einhergehend die Sowjets zum Hauptinteressenten an einem Material (Baltonium) respektive an einem Gegenstand (Elektroskometer), das/der in den Händen der Iwans verheerende Auswirkungen für die gesamte Welt provozieren würde. Die Aufgabe des Superagenten besteht nun freilich darin, den Kaufabschluss und die anschließende Übergabe an die Russen zu verhindern. Innert „Die Höllenkatze des Kong Fu“ scheint dieser Auftrag bereits in der Filmauftaktsphase abgeschlossen, da Stevens das begehrte Elektroskometer umgehend erbeutete und ins Hauptquartier des Londoner Geheimdiensts überstellte. Seine sich anschließende und die Folgehandlung vorerst dominierende Aufgabe besteht darin drei weitere Mitwisser zu eliminieren. Auch wenn die eben umrissene Handlung hauchdünn klingt, bietet sie ausreichend Potential, um diverse plot twists zu integrieren und die Spannung über die gesamte Spielzeit aufrecht zu erhalten. Den frühen Anstoß zur erfolgreichen Spannungsaktivierung wie der künftigen Spannungssteigerung liefert die Frage: Warum die Kandidaten auf Stevens Todesliste stets über dessen Eintreffen informiert sind?

Martin Stevens, der laut eigener Aussage, die Schnauze von Flamenco und Stierkämpfen wie Stierkämpfen und Flamenco voll hat, fühlt sich mit seinem neuen Job, besagtem Eliminieren von drei Personen, nicht ausgelastet, muss allerdings schnell eingestehen, dass seine Aufgabe verzwickter und gefährlicher ist als er es zuerst annahm. Währenddessen lernt er die Fotografin Jöneviette Lafonte kennen und arbeitet nach anfänglicher Skepsis mit ihr zusammen. Jöneviette ist, abgesehen von Stevens´ kurzzeitig aufflammender Sympathie für die Asiatin Mai Ling und seinem Bezug zur Moneypenny-Allegorie Janet, die einzige weibliche Person zu der der Superagent eine nähere Beziehung aufbaut, sodass sich ein Bond-üblicher Frauenverschleiß äußerst überschaubar gestaltet. Der Agent ist primär damit beschäftigt, die Angriffe seiner vielköpfigen Gegenspieler erfolgreich abzuwehren. Demzufolge wird uns deutlich mehr Spektakel geboten als es beim Vorgänger der Fall ist. Es gibt nämlich zahlreiche Schießereien wie Prügeleien, die uns die Mission des britischen Superagenten versüßen und die Zeit - ja, es ist tatsächlich so - verfliegen lassen. Sein schärfster Kontrahent, der türkische Agent Ahmed Murad macht es Martin schließlich nicht leicht und die bereits angesprochenen Wendungen konfrontieren die Supersieben mit weiteren auf Augenhöhe agierenden Gegenspielern wie den ominösen Unbekannten, der, sofern es die Aussicht auf Reichtum maximiert, auch seine Versprechungen an die dämonisierten Sowjets bricht und simultan die aufstrebende fernöstliche Weltmacht auf die Agenda beordert.

Jenes gern als „Gelbe Gefahr“ umrissene Rotchina zog gemäß meiner Literaturquelle erstmals 1968 in die Agentenlichtspiele ein. Ihr erstes Einsatzgebiet lieferte J. Lee Thompsons Klassiker „Der gefährlichste Mann der Welt“, wo Dr. John Hathaway, gespielt von Gregory Peck, eine Formel aus dem Reich der Mitte in die vereinigten Staaten schmuggeln soll. Innert „Die Höllenkatze von Kong Fu“ wird die Volkrepublik mittels einer Person, die von der Japanerin Yôko Tani verkörperte und bereits genannte Mai Ling, vertreten. Mai Lin ist zugleich die vom bundesrepublikanischen Verleih kreierte Höllenkatze des möglicherweise aus den Begriffen Hongkong und Kung Fu geborenen Sprachamalgam: Kong-Fu. Die Frage, ob sie obendrein der/die ominöse, urplötzlich über allem stehende Mister respektive Misses X, kurz und knapp Drache genannt, ist, avanciert zu einem Teil unserer Dechiffrierungsaufgabe, die mittels Materialismus und Frontenwechsel recht attraktiv wie knifflig gestaltet wurde.

Fazit: „Die Höllenkatze des Kong Fu“ bedient sich der gängigen Bestandteile des Agentenfilms wie Kalter Krieg, Diebstahl und Verrat. Wie viele seiner Nebenbuhler macht Lenzis Film allerdings nicht den Fehler, sich an den genannten Ingredienzien zu erschöpfen, was einhergehend wie summa summarum für eine anschauliche und erstaunlich kurzweilige Eurospy-Sause sorgt(e), welche ich dem deutlich höher budgetierten und phasenweise eher fad wirkenden Vorgänger, „Höllenhunde des Secret Service“, klar vorziehe. Genrefans sollten sich demnach ihr Organisationstalent zu Nutzen machen und den zweiten und letzten Auftritt der Superseven in bester Moneypenny-Manier auf die subjektive Fahndungsliste setzen.
https://italo-cinema.de/italo-cinema/it ... ong-fu-die
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Richie Pistilli
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Re: DIE HÖLLENKATZE DES KONG-FU - Umberto Lenzi

Beitrag von Richie Pistilli »

www.mynumi.net-LCNMF1797-30.jpg


Die Höllenkatze des Kong-Fu (D)
Hellcats - töten war ihr Job (D)
Le spie amano i fiori (IT)
Des fleurs pour un espion (F)
El gran dragón, espía invisible (ES)
Bloemen voor een Spion (BE)
Técnica de Espionagem (BRA)
The Spy Who Loved Flowers
Wreaths for a Hoodlum


IT 1966

R: Umberto Lenzi
D: Roger Browne, Emma Danieli, Yôko Tani, Daniele Vargas, Marino Masé, Sal Borgese, Fernando Cebrián, Pilar Clemens, Franco Castellani, Giovanna Lenzi, Claudio Biava, Bruno Ukmar u.a.



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Deutsche Erstaufführung: 19. Juli 1968

Synchronkartei

Italo-Cinema

Bretzelburger

Score: Armando Trovaioli & Angelo Francesco Lavagnino

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OFDb



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"Dieser Dom Pérignon...".


Der britische Geheimdienst beauftragt seinen besten Mann (Roger Browne), einem internationalen Verbrecher-Syndikat auf die spur zu kommen, das für seine Zwecke speziell ausgebildete Frauen einsetzt, deren einzige Aufgabe es ist, zu töten, ohne Skrupell, ohne Gnade. Es beginnt ein gnadenloser Wettlauf um Leben und Tod. [Quelle: Sun Video Movie]


Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie verzerrt manche Inhaltsangaben die Handlung eines Films wiedergeben, denn die angeblich "speziell ausgebildeten Frauen, die skrupellos und gnadenlos töten", hätte ich liebend gerne gesehen, jedoch tauchen diese im kompletten Handlungsverlauf kein einziges Mal auf. Einzig Mai Ling, eine chinesische Handlangerin, die in den Reihen der gegnerischen Partei mittanzt, entspricht halbwegs dieser Beschreibung. Eine weitaus passendere Inhaltsangabe könnte beispielsweise folgendermaßen aussehen:

Der britische Geheimagent Martin Stevens (Roger Browne) erhält den Auftrag ein gestohlenes Elektrokosmeter aus den Fängen einer Verbrecherbande zu befreien. Gesagt, getan. Binnen 48 Stunden kehrt Steven wohlbahalten mit dem technischen Gerät in der Tasche von Madrid nach London zurück. Kaum in der Geheimdienstzentrale angekommen, bekommt er von seinem Vorgesetzten bereits den nächsten Auftrag unterbreitet, den Stevens in Windeseile erledigen soll: Dieses Mal soll er drei zwielichtige Personen ermorden, die ebenfalls Kenntnis über die Funktionsweise des Elektrokosmeter haben. Obwohl sich Stevens zunächst gegen den Job sträubt, denn er sieht sich selbst nicht als Auftragskiller, gibt er schließlich doch klein bei. Was folgt ist eine Reise nach Athen, wobei er aber zunächst zwei Zwischenstopps in Paris und Genf einlegen muss. Je näher der Top-Agent den drei Zielpersonen auf den Pelz rückt, desto lebensbedrohlicher wird für ihn der Job, denn seine Gegner scheinen ihm immer einen Schritt voraus zu sein, was ihn wiederum kurzzeitig vom Jäger zum Gejagten macht. Bleibt letztlich die Frage, ob es ihm trotz der widrigen Umstände gelingen wird, seine tödliche Mission erfolgreich zu Ende zu bringen?



Nachdem Umberto Lenzi seinen Hauptdarsteller bereits in HÖLLENHUNDE DES SECRET-SERVICE (1965) als Super-Agent Martin Stevens ins Rennen schickte, folgte ein Jahr später mit DIE HÖLLENKATZE DES KONG-FU eine entsprechende Fortsetzung, die mir trotz ein paar kleinerer Mankos ein wenig besser als der Vorgängerfilm gefiel. Lenzi drehte den italienisch-französisch koproduzierten Film an Schauplätzen in Paris, Athen, Genf und London sowie in den Paolis-Studios in Rom, wobei er inszenatorisch mehr auf eine schöne Bildgestaltung als auf eine perfekte Handlung setzt. Zwar entpuppt sich die Geschichte als recht schön komplex, ohne dabei aber großartig Verwirrung zu stiften, wie es bei einer Vielzahl italienischer Agentenfilmproduktion der Fall ist. Wie bereits zuvor schon geschrieben, eifert Roger Brown seinem großen Vorbild 007 bereits zum zweiten Mal nach, wobei er im Sequel einen Auftrag als staatlich legitimierter Auftragskiller erhält, der ihm so rein gar nicht zu schmecken scheint. Dabei tötete er bereits in der spektakulären Eröffnungssequenz eine scheinbar unschuldige Frau während eines Stierkampfes, indem er deren Coca-Cola-Flasche zuvor mit Zyanid versetzte. Was die schauspielerische Leistung betrifft, so legt Roger Brown eine zufriedenstellende Darbietung aufs Parkett, an der es nicht viel auszusetzen gibt. Gleiches gilt für die Darbietungen der beiden Schauspielerinnen Emma Danieli und Yôko Tani, deren schauspielerischen Leistungen ebenfalls angemessen sind. Während Emma Danieli eine französische Fotografin namens Geneviève Laffont spielt, die sich Martin Stevens regelrecht ans Bein bindet, verkörpert Yôko Tani eine geheimnisvolle Gegenspielerin, die dem Agenten mehr als einmal auf die Pelle rückt. Eine weitere tragende Rolle wird von Daniele Vargas gespielt, der in solch tollen Filmen wie beispielsweise RAPTUS, FRIEDHOF OHNE KREUZE, DER SOHN DES DJANGO, DER TEUFEL MIT DEN 7 GESICHTERN oder DER TODESKUß DES PATEN mitwirkte. Über seine Rolle im vorliegenden Film schweige ich mich aus Spoilergründen besser aus. Wer natürlich auch nicht fehlen darf, ist Sal Borgese, der sich auch in den Reihen der Ganoven niedergelassen hat. Die Filmmusik stammt zwar von Armando Trovajoli und Angelo Francesco Lavagnino, plätschert aber dennoch etwas vor sich hin. Was die deutsche Synchronfassung anbelangt, so ist diese durchweg gelungen. Hierzulande wurde der Film 1968 im Kino aufgeführt, bevor er später nochmals unter dem Titel HELLCATS - TÖTEN WAR IHR JOB auf VHS erschien, für deren Abtastung offensichtlich nur eine ramponierte Kinorolle zur Verfügung stand, die bereits stark verregnet war. Zudem enthält die VHS-Fassung massenhaft Jump Cuts, die ebenfalls von dem ramponierten Ausgangsmaterial herrühren. Was bleibt, ist ein solider Spionagethriller, der zwar mit einem guten Einstieg sowie überzeugenden Darstellern glänzt, aber im weiteren Handlungsverlauf auf solides Mittelmaß abrutscht. Dies ändert aber nichts an der Tatsache, dass DIE HÖLLENKATZE DES KONG-FU schön anzusehen ist als auch einen angemessenen Unterhaltungswert bietet.Irgendwie mag ich den Film.


Fazit: "Ich werde fürs Schießen bezahlt. Stellen Sie sich vor, wenn Krieg wäre, dann müsste ich glatt umsonst schießen."



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