LAMPENFIEBER
● LAMPENFIEBER (D|1960)
mit Dunja Movar, Antje Weisgerber, Gustav Knuth, Hans Schweikart, Anne Kersten, Henry Vahl, Eva Vaitl, Peter Paul, Minna Späth, Elke Sommer,
Claus Wilcke, Corinna Genest, Gitty Daruga, Dieter Klein, Michael Hinz, Helmut Förnbacher, Erna Sellmer, Peter Striebeck sowie Bernhard Wicki
als Gäste: Hannes Messemer, Johanna von Koczian, Margarete Haagen, Eva Maria Meineke, Hans Clarin, Rosel Schäfer, Annemarie Wernicke, u.a.
eine Heinz Angermeyer Produktion der Filmaufbau | im Constantin Filmverleih
ein Film von Kurt Hoffmann
»An das Böse glaubt man immer erst hinterher!«
Gitta (Dunja Movar) hat sich in den Kopf gesetzt, Schauspielerin zu werden, bis sie sich gegen den Willen ihrer Eltern an einer Münchner Schauspielschule bewirbt und auch angenommen wird. Ihr Vater sperrt sich gegen jegliche finanzielle Unterstützung, sodass sie selbst für ihren Lebensunterhalt und eine Wohnung aufkommen muss. Als sie die Wohnung nicht mehr bezahlen kann, zieht sie bei ihrer Mitschülerin Grete (Inken Deter) ein, der Tochter eines Lebensmittelhändlers (Gustav Knuth), der sie in jeder Hinsicht bei der Ausbildung unterstützt, da er seinen eigenen Traum verwirklichen will. Als Gitta sich in ihren Mitschüler Caspar (Dieter Klein) verliebt, der schon bald wegen eines Engagements in eine andere Stadt ziehen muss, werden ihre Leistungen an der Schule merklich schlechter …
»Wenn Sie glauben, dass Sie auf der Bühne nur eine Bestätigung Ihrer persönlichen Selbstsucht finden werden, oder eine Befriedigung Ihrer Eitelkeit, oder eine Herauslösung aus den Nöten der Zeit in eine Welt des Traumes und der Verantwortungslosigkeit, so lassen Sie sich nur gleich gesagt sein, dass die Wirklichkeit der Bühne Sie auf das Härteste enttäuschen wird. Sie verpflichten sich einem Beruf, dessen oberstes Gebot das Opfer ist! Versuchen Sie nicht den Beifall der Meisten zu erringen, sondern streben Sie nach dem Urteil der Besten.« Als der Intendant einer Schauspielschule mit diesen mahnenden, aber völlig aufrichtig gemeinten Worten vor seine Klasse tritt, ist tatsächlich noch keinem von den jungen Leuten bewusst, was auf sie zukommen wird. Die meisten von ihnen haben eine Art Ruf gehört, der sich nicht weiter unterdrücken ließ. Bei einigen wird es gar schmerzhaft gewesen sein, bis sie ihre Energie, das Engagement und die Leidenschaft in den provisorischen Übungsbühnen der Schule entladen konnten, doch der Weg, so wird immer wieder gemahnt, ist noch weit, unberechenbar und steinig. Auch, dass es nur die wenigsten der jungen Leute etabliert in den schaffen werden, liege in der gnadenlosen Natur der Sache. Schnell zeichnen sich unterschiedliche Wege ab, die von Disziplin, Gefühlen, Desinteresse oder der Suche nach dem schnellen Sprungbrett geprägt sein werden. Regisseur Kurt Hoffmann bietet in "Lampenfieber" einen überraschend dynamischen, aber vielmehr teildokumentarischen Stil an, der die Fundamente des Schauspielunterrichts näherbringt: Proben, Repetition, Improvisation Linguistik, Theorie, Ballett, Florett, und was alles noch dazu gehört. Die Lehrer agieren streng, wollen sie dem Publikum am Ende doch nur das Beste präsentieren. Die Produktion schafft es mit Leichtigkeit, einen realen Transfer herzustellen, um nicht als eine von bereits vielen dagewesenen Geschichten in der Versenkung zu verschwinden. So gibt es eine vielleicht beispiellose Anzahl etablierter Stars, die sich hier geistreicher Weise selbst spielen: Hannes Messemer, Eva Maria Meineke, Margarete Haagen, Hans Clarin oder während eines Fernsehspiels Robert Graf und Ina Peters.
Der hier behandelte Personenkult ist dabei keine Erfindung aus der Traumfabrik, sondern ebenso eine wichtige Basis des Theaters, Films, und Fernsehens, welcher sich jedoch nicht alleine auf die angehenden Schauspieler beschränkt. Der Film ist lehrreich, da es so viel Praktisches hinter den Kulissen zu sehen gibt. Die Geschichte ist unterhaltsam, da sie sich vielen Nebenschauplätzen widmet, die das Leben selbst schreibt und nicht eine vorgefertigte Dramaturgie. Die Produktion ist außerdem überraschend feinfühlig und in ausgewählten Phasen tiefsinnig, da menschliche und schwierige Themen angesprochen werden, die mehr oder weniger zu denken geben. Junge Leute sollen geerdet werden, doch man hat kein Stück Ton in den Händen, das sich beliebig formen lässt. Die meisten von ihnen haben ihre eigenen Köpfe. Hier stechen insbesondere Dunja Movar, Michael Hinz, Elke Sommer, Gitty Daruga, Dieter Klein oder Claus Wilcke hervor, da sie unterschiedlichste Entwürfe eines Theaterschülers anbieten. Movar, die bereits drei Jahre später an den Folgen eines Suizidversuchs verstarb und damit vielleicht sogar sinnbildhaft für die mitunter nicht vorhandene Schwerelosigkeit des Berufs steht, ist in ihrem zweiten und letzten Kinofilm zu sehen. Ihre Gitta Crusius stammt aus wohlbehüteten Verhältnissen, ihr Vater ist selbstverständlich gegen diese Art des Werdegangs und versagt ihr jegliche Unterstützung. Um an der Schule angenommen zu werden, fälscht sie die Einverständniserklärung der Eltern, da sie ihren Traum verwirklichen will. Angesagt ist harte Arbeit und neben dieser noch härtere, um etwas Geld für den Lebensunterhalt zu verdienen. Dabei spielt Dunja Movar mit einer erfrischenden Leichtigkeit auf, um die Schwere ihrer Rolle sehr intensiv herauszuarbeiten. Elke Sommer hingegen ist für einen anderen Weg vorgesehen, deren Evelyne schnell eine Offerte einer gewissen Eros Film erhält und einen anderen Karriereweg einschlägt. Claus Wilcke spielt sich als Zyniker der Truppe, um nicht zu sagen, Mephisto auf, Michael Hinz und Dieter Klein bieten unterschiedliche Entwürfe schwacher und resoluter Gemüter an, sodass jeglicher Karriereweg offenbleibt.
Regisseur Kurt Hoffmann bietet insgesamt Entwürfe an und verweist auf die vielen kleinen, aber feinen Unterschiede der Personen, sodass alleine beim Thema der Charakterzeichnungen für breite Abwechslung und sogar Spannung gesorgt ist. Hochwertige Leistungen zeigen wie immer Bernhard Wicki und Antje Weisgerber als Dozenten und Bühnenschauspieler, die ihren Aspiranten etwas mehr mitzugeben versuchen, als nur blanke Theorie. Man nennt es Erfahrung. Überhaupt ist diese Produktion breit und hochinteressant besetzt, unter anderem mit Hans Schweikart, Gustav Knuth, Gitty Daruga, Corinna Genest, Anne Kersten oder Eva Vaitl. "Lampenfieber" nimmt seinen Titel immer wieder wörtlich und zeigt nicht nur die berechtigten Ängste der angehenden Bühnendarsteller, sondern auch die der bereits etablierten. Die Liste der Interpreten, die sich selbst spielen, ist hier beispiellos lang und es ist gut möglich, dass man einige von ihnen zwischen all den Turbulenzen und Kulissen erst überhaupt nicht ausmacht. Der dokumentarische Stil öffnet dem Publikum ein interessantes Fenster, durch das man Selbstzweifel, Tränen, Resignation und einfach nur harte Arbeit sehen kann, folglich sehr wenig von Glanz und Gloria zeigt, was man als Konsument normalerweise verzehrfertig serviert bekommt. Diese hervorragend konstruierte Produktion ist eigenartigerweise kein großer Begriff im Dunstkreis hochwertiger deutscher Produktionen mit Brettern, die die Welt bedeuten. Außerdem über doppeltem Boden verfügen, kann aber nach so vielen Jahren immer noch überzeugen, da die Themen im Grunde genommen die Gleichen geblieben sein dürften. So bleibt ein überaus gründlich aufgerollter und dennoch dynamischer Film, der das gemeine Publikum vielleicht weniger belehren will, sondern zu Demut aufrufen möchte. Versehen mit einer Vielzahl bekannter Schauspieler in tragenden und Kleinstrollen, kann das teils unbarmherzige Schicksal innerhalb der Münchner Schauspielschule seinen Lauf nehmen und aufweisen, dass in diesem Business ganz eigene, wohl unumstößliche Gesetze hat, die jeder Neue gerne umkrempeln würde, sich aber schon bald über den Geschmack von Granit wundern dürfte. Sehenswert.
»Wenn Sie glauben, dass Sie auf der Bühne nur eine Bestätigung Ihrer persönlichen Selbstsucht finden werden, oder eine Befriedigung Ihrer Eitelkeit, oder eine Herauslösung aus den Nöten der Zeit in eine Welt des Traumes und der Verantwortungslosigkeit, so lassen Sie sich nur gleich gesagt sein, dass die Wirklichkeit der Bühne Sie auf das Härteste enttäuschen wird. Sie verpflichten sich einem Beruf, dessen oberstes Gebot das Opfer ist! Versuchen Sie nicht den Beifall der Meisten zu erringen, sondern streben Sie nach dem Urteil der Besten.« Als der Intendant einer Schauspielschule mit diesen mahnenden, aber völlig aufrichtig gemeinten Worten vor seine Klasse tritt, ist tatsächlich noch keinem von den jungen Leuten bewusst, was auf sie zukommen wird. Die meisten von ihnen haben eine Art Ruf gehört, der sich nicht weiter unterdrücken ließ. Bei einigen wird es gar schmerzhaft gewesen sein, bis sie ihre Energie, das Engagement und die Leidenschaft in den provisorischen Übungsbühnen der Schule entladen konnten, doch der Weg, so wird immer wieder gemahnt, ist noch weit, unberechenbar und steinig. Auch, dass es nur die wenigsten der jungen Leute etabliert in den schaffen werden, liege in der gnadenlosen Natur der Sache. Schnell zeichnen sich unterschiedliche Wege ab, die von Disziplin, Gefühlen, Desinteresse oder der Suche nach dem schnellen Sprungbrett geprägt sein werden. Regisseur Kurt Hoffmann bietet in "Lampenfieber" einen überraschend dynamischen, aber vielmehr teildokumentarischen Stil an, der die Fundamente des Schauspielunterrichts näherbringt: Proben, Repetition, Improvisation Linguistik, Theorie, Ballett, Florett, und was alles noch dazu gehört. Die Lehrer agieren streng, wollen sie dem Publikum am Ende doch nur das Beste präsentieren. Die Produktion schafft es mit Leichtigkeit, einen realen Transfer herzustellen, um nicht als eine von bereits vielen dagewesenen Geschichten in der Versenkung zu verschwinden. So gibt es eine vielleicht beispiellose Anzahl etablierter Stars, die sich hier geistreicher Weise selbst spielen: Hannes Messemer, Eva Maria Meineke, Margarete Haagen, Hans Clarin oder während eines Fernsehspiels Robert Graf und Ina Peters.
Der hier behandelte Personenkult ist dabei keine Erfindung aus der Traumfabrik, sondern ebenso eine wichtige Basis des Theaters, Films, und Fernsehens, welcher sich jedoch nicht alleine auf die angehenden Schauspieler beschränkt. Der Film ist lehrreich, da es so viel Praktisches hinter den Kulissen zu sehen gibt. Die Geschichte ist unterhaltsam, da sie sich vielen Nebenschauplätzen widmet, die das Leben selbst schreibt und nicht eine vorgefertigte Dramaturgie. Die Produktion ist außerdem überraschend feinfühlig und in ausgewählten Phasen tiefsinnig, da menschliche und schwierige Themen angesprochen werden, die mehr oder weniger zu denken geben. Junge Leute sollen geerdet werden, doch man hat kein Stück Ton in den Händen, das sich beliebig formen lässt. Die meisten von ihnen haben ihre eigenen Köpfe. Hier stechen insbesondere Dunja Movar, Michael Hinz, Elke Sommer, Gitty Daruga, Dieter Klein oder Claus Wilcke hervor, da sie unterschiedlichste Entwürfe eines Theaterschülers anbieten. Movar, die bereits drei Jahre später an den Folgen eines Suizidversuchs verstarb und damit vielleicht sogar sinnbildhaft für die mitunter nicht vorhandene Schwerelosigkeit des Berufs steht, ist in ihrem zweiten und letzten Kinofilm zu sehen. Ihre Gitta Crusius stammt aus wohlbehüteten Verhältnissen, ihr Vater ist selbstverständlich gegen diese Art des Werdegangs und versagt ihr jegliche Unterstützung. Um an der Schule angenommen zu werden, fälscht sie die Einverständniserklärung der Eltern, da sie ihren Traum verwirklichen will. Angesagt ist harte Arbeit und neben dieser noch härtere, um etwas Geld für den Lebensunterhalt zu verdienen. Dabei spielt Dunja Movar mit einer erfrischenden Leichtigkeit auf, um die Schwere ihrer Rolle sehr intensiv herauszuarbeiten. Elke Sommer hingegen ist für einen anderen Weg vorgesehen, deren Evelyne schnell eine Offerte einer gewissen Eros Film erhält und einen anderen Karriereweg einschlägt. Claus Wilcke spielt sich als Zyniker der Truppe, um nicht zu sagen, Mephisto auf, Michael Hinz und Dieter Klein bieten unterschiedliche Entwürfe schwacher und resoluter Gemüter an, sodass jeglicher Karriereweg offenbleibt.
Regisseur Kurt Hoffmann bietet insgesamt Entwürfe an und verweist auf die vielen kleinen, aber feinen Unterschiede der Personen, sodass alleine beim Thema der Charakterzeichnungen für breite Abwechslung und sogar Spannung gesorgt ist. Hochwertige Leistungen zeigen wie immer Bernhard Wicki und Antje Weisgerber als Dozenten und Bühnenschauspieler, die ihren Aspiranten etwas mehr mitzugeben versuchen, als nur blanke Theorie. Man nennt es Erfahrung. Überhaupt ist diese Produktion breit und hochinteressant besetzt, unter anderem mit Hans Schweikart, Gustav Knuth, Gitty Daruga, Corinna Genest, Anne Kersten oder Eva Vaitl. "Lampenfieber" nimmt seinen Titel immer wieder wörtlich und zeigt nicht nur die berechtigten Ängste der angehenden Bühnendarsteller, sondern auch die der bereits etablierten. Die Liste der Interpreten, die sich selbst spielen, ist hier beispiellos lang und es ist gut möglich, dass man einige von ihnen zwischen all den Turbulenzen und Kulissen erst überhaupt nicht ausmacht. Der dokumentarische Stil öffnet dem Publikum ein interessantes Fenster, durch das man Selbstzweifel, Tränen, Resignation und einfach nur harte Arbeit sehen kann, folglich sehr wenig von Glanz und Gloria zeigt, was man als Konsument normalerweise verzehrfertig serviert bekommt. Diese hervorragend konstruierte Produktion ist eigenartigerweise kein großer Begriff im Dunstkreis hochwertiger deutscher Produktionen mit Brettern, die die Welt bedeuten. Außerdem über doppeltem Boden verfügen, kann aber nach so vielen Jahren immer noch überzeugen, da die Themen im Grunde genommen die Gleichen geblieben sein dürften. So bleibt ein überaus gründlich aufgerollter und dennoch dynamischer Film, der das gemeine Publikum vielleicht weniger belehren will, sondern zu Demut aufrufen möchte. Versehen mit einer Vielzahl bekannter Schauspieler in tragenden und Kleinstrollen, kann das teils unbarmherzige Schicksal innerhalb der Münchner Schauspielschule seinen Lauf nehmen und aufweisen, dass in diesem Business ganz eigene, wohl unumstößliche Gesetze hat, die jeder Neue gerne umkrempeln würde, sich aber schon bald über den Geschmack von Granit wundern dürfte. Sehenswert.