Seite 1 von 1

MOTORPSYCHO - WIE WILDE HENGSTE - Russ Meyer

Verfasst: Di., 17.11.2020 18:36
von Richie Pistilli
Bild


Motorpsycho - Wie wilde Hengste (D)
Motorpsycho! - I 3 uomini di Ruby (IT)
Le gang sauvage / Les enragés de la moto (F)
Motorpsycho! (USA + int.)


USA 1965

R: Russ Meyer
D: Alex Rocco, Steve Oliver, Haji, Joseph Cellini, Thomas Scott, Sharon Lee, Arshalouis Aivazian, Holle K. Winters u.a.


dt. Kinopremiere: 22.03.1968

dt. Synchronsprecher

Score: Igo Kantor, Paul Sawtell & Bert Shefter

OFDb



BildBildBildBildBild
BildBildBildBildBild


"Hör mal, diese Verbrecher haben meinen Mann umgebracht und Deine Frau vergewaltigt. Glaubst Du ich pflege Dich, damit Du kneifen kannst? Und vergiss bitte nicht, Du bist meine Fahrkarte nach Las Vegas..."


Eine dreiköpfige Moped-... äh, Motorradgang terrorisiert auf ihrer Tour nach Las Vegas nicht nur die ländliche Bevölkerung, sondern verbreitet auch Angst und Schrecken in den hinterwäldlerischen Provinznestern. Anführer der harten Jungs ist der wahnsinnige als auch unberechenbare Brahmin (Steve Oliver), der gemeinsam mit seinen beiden Handlangern Dante (Joseph Cellini) und "crazy" (Transistorradio-)Slick (Timothy Scott) so ziemlich jeden anmacht, der ihren Weg nach Las Vegas kreuzt. Und dabei machen die halbstarken Outlaws auch vor grausamen Vergewaltigungen nicht halt, denn was man möchte, wird sich halt einfach genommen - notfalls auch unter Ausübung von roher Gewalt.


So kommt es, dass eines Tages die hübsche Gail Maddox (Holle K. Winters) am hellichsten Tag von der unsagbaren Moped-Gang in der Öffentlichkeit aufs Übelste angemacht wird. Doch glücklicherweise rauscht genau in diesem Augenblick auch schon ihr Göttergatte Corey Maddox (Alex Rocco) an, um wutentbrannt die Halbstarken in ihre Schranken zu weisen. Da sich aber die drei Jungs von der Mopedgang durch das Eingreifen des Tierarztes Corey gedemütigt fühlen, geht die Party am nächsten Tag weiter, indem sie mit gesammelter Mannschaft einen unangemeldeten Überraschungsbesuch bei den Maddoxs zuhause abstatten. Leider wurde Corey kurz zuvor von der prall-bestückten Bauern-Matrone Jessica Fannin (Sharon Lee) wegen einem ihrer Pferde zu einem Notfall auf deren Hofgut gerufen, so dass sich Gail zum Zeitpunkt des Eintreffens der drei Gesetzlosen nicht nur alleine zuhause befindet, sondern auch die ganze Härte der Rache des üblen Rocker-Mobs zu spüren bekommt. Als Corey erschöpft von seinem Notfalleinsatz zurückkehrt, findet er zu seiner großen Überraschung den Sheriff und den Notarzt auf seinem Anwesen vor. Fassungslos über die grausame Tat, begleitet er daraufhin seine schwer verletzte Gail im Rettungswagen zum Krankenhaus, wobei ihm ihm der saubere Sheriff (Russ Meyer) unterwegs seine patriarchalische Sicht der Dinge unterbreitet: Gail, oder besser gesagt Frauen im allgemeinen, sind in seinen Augen Provokateurinnen, die solche unvermeidlichen Übergriffe letztendlich herausfordern und somit auch verdient hätten.


Wutentbrannt und vom Arm des Gesetzes alleine gelassen startet Tierarzt Corey einen einsamen und gnadenlosen Rachefeldzug, indem er zunächst die Suche nach den drei Bikern startet. Doch schon nach kurzer Zeit trifft er an einer Wüstenstraße auf die einsame Teilzeit-Prostituierte Ruby Bonner (Haji), die glücklicherweise einen brutalen Raubüberfall der drei Mofa-Berserker überleben konnte. Ihr Mann Harry Bonner (Coleman Francis) hatte bei dem Überfall weniger Glück, denn er musste sein kostbares Leben im heißen Wüstensand zurück lassen. Gebeutelt vom jeweiligen Schicksal raufen sich die beiden gegensätzlichen Persönlichkeiten zusammen und führen fortan gemeinsam den Rachefeldzug gegen die menschenverachtende Moped-Gang unerbittlich fort. Doch dann bremst völlig unerwartet ein Schlangenbiss die Verfolger kurzzeitig aus - aber auch nur kurzzeitig! Zumindest endet der Film mit einem explosiven Finale, das obendrein den faden Beigeschmack eines Vietnam-Kriegstraumas trägt.


"Was glaubst Du, was ich alles hätte tun sollen... ist ein ganzer Roman"


BildBildBildBildBild
BildBildBildBildBild


Bei MOTORPSYCHO handelt es sich um eine weitere filmische Glanzleistung Russ Meyers aus der Zeit vor seinen prallen Sex-Film-Grotesquen, für die er bis heute eigentlich bekannt ist. Im vorliegenden Film wird zwar bereits der einen oder andere Busenblitzer gezeigt, die aber im Vergleich zu seinen späteren, eher monströsen Nackt-Inszenierungen weitaus harmloser als auch ästhetischer ausfallen.


In einem gewissen Sinn kann man den Vorläufer zu DIE SATANSWEIBER VON TITTFIELD als dessen männliches Pendant ansehen, da hier ganz stereotypisch drei männliche (Möchtegern-)Gesetzlose mit ihren PS-schwachen motorisierten Untersätzen ihr soziales Umfeld aufs Übelste terrorisieren. Bei manchen Szenen erinnert mich der Film an eine sehr frühzeitige Ausgabe eines Rape'n Revenge Films, denn dieser kommt für das Entstehungsjahr alles andere als zimperlich daher. Die deutsche Synchronisation kann ebenfalls überzeugen, denn diese lässt wieder ein Feuerwerk an flotten Sprüche auf den erstaunten Zuschauer los, wobei die Sprecherwahl bei einigen Filmcharakteren ein wenig merkwürdig anmutet. Zudem kommen die zuvor geschnittenen Szenen aus Originalfassung mit einer gewöhnungsbedürftigen Neu-Synchro daher. Alles in Allem bereitet die deutsche Synchro aber auch in diesem Fall einen riesen Spaß.


Die schauspielerische Leistungen schwanken zwar von überzeugend über solide bis unterirdisch, bieten aber allesamt dennoch beste Unterhaltung. Alex Rocco legt meinem Empfinden nach mit die Beste Leistung an den Tag, wobei Steve Oliver und Coleman Francis mit ihren Performances auch recht positiv herausstechen. Haji feierte übrigens in MOTORPSYCHO ihr 'Russ Meyer Debüt', denn sie wirkte später auch noch beispielsweise in den Filmen DIE SATANSWEIBER VON TITTFIELD, BLUMEN OHNE DUFT oder SUPERVIXENS mit. Russ Meyer himself übernimmt übrigens mal wieder eine kleine Rolle, nämlich die des asozialen und oberfiesen Sheriffs.


Die Inszenierung ist zwar recht durchwachsen, kann aber dennoch punkten, denn MOTORPSYCHO entpuppt sich letztendlich als ein ordentlicher Exploitation-Gaudi. An die einzigartigen und unerreichbaren SATANSWEIBER kommen die MOTORPSYCOs nicht ganz ran, bieten aber dennoch ein ordentliches Feuerwerk der Unterhaltung, das mit jeder Menge Gewalt angereichert wurde.


BildBildBildBildBild
BildBildBildBildBild



Bild


filmdienst.de hat geschrieben:Ein Trio von Motorradfahrern, das sich vor allem damit vergnügt, Frauen zu jagen und zu vergewaltigen, verbreitet Angst und Schrecken in der amerikanischen Einöde. Am Ende entpuppt sich der Anführer, ein Vietnam-Veteran, als geistesgestört. Russ Meyers monströse Sexvisionen treten hier zurück gegenüber einem ebenso rasanten wie primitiven Actionkino voller greller Gewalteffekte und selbstzweckhafter Grausamkeiten. Trivial bis zum Exzeß, wirkt der Film teilweise wie eine rohe Vorstudie zu späteren Motorrad-Filmen der 60er Jahre. (Videotitel: "Motorpsycho!... Wie die wilden Hengste"; Videotitel: Russ Meyer's Motorpsycho) - Wir raten ab.











it. Sprachfassung




BildBild Bild Bild



(Beitrag aus dem alten Forum: 17.03.2015)

Re: MOTORPSYCHO - WIE WILDE HENGSTE - Russ Mayer

Verfasst: Mi., 18.11.2020 14:16
von Retro
MOTORPSYCHO (1965)

Bild

Drei Motorradfahrer fahren mordend und vergewaltigend durch die Gegend.
Doch eines Tages vergewaltigen sie die falsche Frau,
denn der Ehemann des Opfers kennt die Täter, ist ebenso Gewaltbereit wie diese- und will Rache...

Ein eher untypischer Film von Russ Meyer, da hier tatsächlich mehr wert auf die Handlung, als auf große Oberweiten gelegt wird.
1965 in s/w gedreht, kommt der Film eher wie eine frühe Version von Rape & Revenge-Filmen wie "Ich spuck auf dein Grab" daher.
Natürlich sind auch in diesem Film die Darstellerinnen durchweg gut gebaut, aber mit Nacktszenen wird sich zurückgehalten.
Die Gewaltdarstellung ist für heutige Zuschauer vergleichsweise harmlos, aber damals dürfte der Film dank Frauenfeindlichen Sprüchen,
Vergewaltigungen und als äusserst gewaltbereit dargestellten Motorradfahrern durchaus härterer, provokanter Stoff gewesen sein.
Der gesamte Film ist eher düster gehalten, keine Spur von Humor. Und genau das tut ihm trotz leichter Trash-Schlagseite gut.
Einzig die Mopeds der Motorrad-Gang wirken, zumindest aus heutiger Sicht, leider ziemlich lächerlich...

5/10