In meiner unerstellbaren Top 10 wären definitiv folgende Filme enthalten...
1. Welt am Draht (1973)
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Exzellenter SciFi Mystery Krimi aus Deutschland! Unter der Regie von Rainer Werner Fassbinder ist eines der faszinierendsten Filme aller Zeiten entstanden, dass mit einem Budget von gerade mal um 1 Million DM.
Eigentlich ist es ein TV-Zweiteiler für das ZDF gewesen, eine Art von TV-Miniserie. Der Film basiert zwar auf dem Roman "Simulacron-3" von Daniel F. Galouye aus dem Jahr 1964, aber was Fassbinder und sein Team daraus gemacht haben bzw. auf die TV-Mattscheibe/Leinwand gezaubert haben, ist schier unglaublich. "Welt am Draht" erzählt die Geschichte von Fred Stiller, einem Wissenschaftler, der nach dem rätselhaften Tod von Professor Vollmer, dem Initiator und Leiter eines VR-Computerprojekts namens Simulacron, dessen Nachfolge antritt. Als Stiller entdeckt, dass die Wirklichkeit, in der er zu leben scheint, durch gewisse Umstände wie das plötzliche Verschwinden von Personen oder Zeichnungen und seltsame Aussagen/Falschaussagen über Personen in seinem Umfeld passieren, immer mehr aus den Fugen gerät, beginnt er, die Grenzen zwischen Realität und Illusion zu hinterfragen. Seine Nachforschungen führen ihn in eine gefährliche Verschwörung, die sein Leben und seine Wahrnehmung der Wirklichkeit bedroht. Und die Geschichte nimmt einen äußerst interessanten Lauf. Mir hat "Welt am Draht" außerordentlich gut gefallen, dass liegt vor allem auch an der großartigen Hauptrolle von Klaus Löwitsch, der den unterkühlten Fred Stiller in Perfektion verkörpert. Aber es ist nicht nur Löwitsch, der bei mir punktet, sondern Kameralegende Michael Ballhaus ist ebenfalls in Höchstform. Seine Kameraleistung in "Welt am Draht" ist brillant, wovon Fassbinders Film ungemein profitiert, dazu der perfekte Schnitt von Marie Anne Gerhardt. Dank des tollen Drehbuchs heben sich auch die starken und aussagekräftigen Dialoge zu anderen Filmen ab. Klasse auch die Kostümbildner und Setdesigner, die Schauspieler wurden mit Kostümen und Kleidung aus den unterschiedlichsten Jahrzehnten ausgestattet. Das Setdesign hinterlässt in der Gesamtheit des Films einen stark futuristischen Eindruck, trotz rückblickend der Verwendung und Optik von nostalgisch elektronischen Geräte wie PC, PC-Tastatur, Monitor, Telefon und dem Mobiliar damaliger Zeit. Immerhin entstand der Film 1973, versetzt man ihn in den zeitlichen Kontext, waren selbst diese Geräte ihrer Zeit weit voraus. In keinster Weise wurde ich davon gestört, ganz im Gegenteil.Trotz seiner eher minimalistischen Umsetzung, fühlt sich der gesamte Film wie ein unterkühlter bzw. eiskalter Traum an. Die visuelle und akustische Anziehungskraft in "Welt am Draht" ist schier unglaublich. Innovation, Kreativität und Originalität zeichnen diesen Film ganz besonders aus. "Welt am Draht" ist nicht nur ein bedeutendes Werk innerhalb des SciFi Genres, welcher zahlreiche andere Filme in dem Genre später beeinflusst hat, sondern ist auch ein Vorreiter des Mindfuck Genres. In meinen Augen ganz klar Fassbinders bester Film, der definitiv zu den außergewöhnlichsten und interessantesten Filmen aller Zeiten gehört. National wie International. Absolutes Meisterwerk. 10/10
2. Paris, Texas (1984)
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Wahre Filmkunst in Perfektion. Die Geschichte wurde vom Dramatiker und Schauspieler Sam Shepard geschrieben, er hat sich mit "Paris, Texas" selbst übertroffen. Inszeniert wurde das Werk von Wim Wenders. Es ist definitiv sein bestes Werk. "Paris, Texas" ist ein sehr außergewöhnlicher Film. Es ist ein Film, der sich langsam dem Zuschauer offenbart. Das Tempo des Films und die Erzählung der Geschichte ist extrem langsam ausgelegt, das langsame Tempo ermöglicht vollständig in die Welt hineingezogen zu werden und jede Figur wirklich kennenzulernen. "Paris, Texas" ist sicherlich nicht jedermanns Sache, wer sich aber auf den langsamen und ganz eigenen Rhytmus des Films einlässt, wird am Ende belohnt werden. Travis ist Protagonist des Films, er begibt sich auf eine lange Reise, um mit sich und seiner Vergangenheit ins Reine zu kommen. Dabei trifft er auf Menschen, die ihm einst sehr nahe standen. "Paris, Texas" ist im Grunde ein Film über Verlust, Einsamkeit, Verlorenheit und schließlich Wiederfindung und Erlösung. Absolut beeindruckend ist die Chemie zwischen Stanton und Kinski. Kinski tritt zwar erst in der dritten Hälfte des Films auf, aber ihre anhaltende Präsenz ist überall spürbar. Stanton und Kinski tragen den Film. Auch die Performance von Dean Stockwell, der Travis Bruder Walt spielt, ist überzeugend. Der Höhepunkt der Geschichte ist mit Sicherheit einer der eindringlichsten und kraftvollsten Szenen, die ich je in einem Film gesehen habe: das Wiedersehen von Travis und Jane. Diese Szene gehört mit Abstand zu den besten Momenten, die jemals auf Film festgehalten wurden. Diese Szene ist von einer unglaublichen Intensität, die einem tief im Herz berührt. Die Kameraführung von Robby Müller, der häufig mit Wenders zusammen gearbeitet hat, ist fantastisch. Ebenso die Musik von Ry Cooder, die eine außergewöhnliche Ergänzung zum Film ist. Atemberaubend die Kinematographie. Der Einsatz von Farben und Motiven macht diesen Film wirklich zu einem Genuss. Ich kenne keinen einzigen anderen Film, der Liebe, Schmerz und Verlust mit solcher Unmittelbarkeit und schonungsloser Offenheit darstellt. "Paris, Texas" ist erhaben und schön. Ein völlig einzigartiges Kinoerlebnis, das einem tief in Erinnerung bleibt. Ein absolutes Meisterwerk. 10/10
3. Rocker (1972)
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Ein absolut faszinierendes Werk! Klaus Lemke hat mit "Rocker" eines der besten deutschen Filme aller Zeiten erschaffen. Sein Film besticht durch viele charakteristische Merkmale, was "Rocker" auszeichnet ist auf gewisser Ebene seine Authentizität und Ehrlichkeit, neben dem Frontalangriff auf das Spießertum. Auch handelt der Film vom Versuch bzw. dem Ausbruch eines Jungen aus dieser künstlichen Spießerwelt in der er lebt. All das ist absolut meisterhaft von Lemke umgesetzt worden und noch viel mehr als das. "Rocker" behandelt Themen wie Freundschaft, Loyalität, Rebellion gegen gesellschaftliche Normen sowie die Suche nach Identität. Das zeigt der Film in vollkommener Deutlichkeit. Lemke besitzt eine ganz besondere Fähigkeit, er ist in der Lage das echte Leben einzufangen. In "Rocker“ spürt man das an jeder Stelle, es ist eine ungefilterte, ehrliche Darstellung der Haupt- und Nebencharaktere und ihrer Welt. Die Charaktere im Film, wirken glaubwürdig, weil sie nicht idealisiert oder verziert werden, sondern in ihrer rohen Realität gezeigt werden, gerade diese Rohheit unterstreicht die Subkultur der Rocker Szene, was dem Film eine besondere Energie und Kraft verleiht. Ich liebe diese ungeschönte Ästhetik in "Rocker" sehr, die Kameraarbeit ist oft einfach gehalten, was den Eindruck vermittelt, dass man direkt dabei ist. Der Schnitt ist ebenfalls klasse. Trotz seiner ernsten Themen und Konflikte gibt es eine Menge an gesundem Humor zu bewundern. "Rocker" besitzt eine unglaubliche Atmosphäre, wozu auch der geniale Soundtrack beiträgt und eine Art von positiver Energie, die über dem Werk zu schweben scheint bzw. der Film in der Gesamtheit ausstrahlt. Man kann es nicht genau in Worte fassen, man muss es erleben oder noch besser selbst erlebt haben. Lemkes Werk ist ganz weit weg von Hollywood Politur, mehr hin zu einem realistischen, fast dokumentarischen Stil. Mir hat "Rocker" außerordentlich gut gefallen, für mich ganz klar ein Meisterwerk, national wie international, das ich jedem nur ans Herz legen kann. Absolute Empfehlung! 10/10
Und natürlich "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" (1981), "Fitzcarraldo" (1982) sowie "Das Boot" (1981).
Unzählige Stummfilmklassiker aus Deutschland von Lang, Murnau und Wiene mal ausgeklammert.