BATAILLON DER VERLORENEN - Francesco Rosi

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Kent
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BATAILLON DER VERLORENEN - Francesco Rosi

Beitrag von Kent »

Bataillon der Verlorenen
Regie: Francesco Rosi
Darsteller:
Mark Frechette: Leutnant Sassu
Alain Cuny: General Leone
Gian Maria Volonté: Leutnant Ottolenghi
Giampiero Albertini: Hauptmann Abbati
Pier Paolo Capponi: Leutnant Santini




Ich möchte Euch diesen Film vorstellen, den ich mittlerweile mehrfach gesehen habe. Die Regie führte Francesco Rosi, ein Mann der eher für sozialkritische Filme bekannt ist.
Die Handlung ist vergleichweise einfach erklärt, die italienischen Truppen versuchen im Ersten Weltkrieg einen Berg zu erobern. Oben auf dem Berg haben sich die Truppen der Österreicher verschanzt.
Immer wieder stürmen die Italiener gegen den Feind an, immer wieder erleiden die Italiener massive Verluste ohne nenneswerte Gebietsgewinne zu erreichen. Die Moral der Truppe ist auf dem Tiefstand doch die militärische Führung ist skrupellos und beratungsresistent.

Der Film ist ein Anti-Kriegsfilm und ist recht gut gemacht. Noch heute spielt der Film eine wichtige Rolle in Italien, weil die sog. Isonzo Schlachten tiefe Gräben in die Familien gerissen hatten.
Man muss dazu wissen, dass Italien vor dem Ersten Weltkrieg mit Österreich und Deutschland verbündet war. Als der Krieg 1914 begann, folgte Italien nicht seinen Verbündeten. 1915 entschied man sich dann anders,
man hatte von Seiten der Allierten sgroße Versprechungen gemacht, und Italien erklärte Österreich den Krieg. Da Österreich damals mit vielen Truppen gegen Rußland kämpfte, hoffte man auf leichte Beute. So hoffte man, große Teile des heutigen Sloweniens und Kroatiens als Kriegsbeute zu erhalten. Auf italienischer Seite war der Krieg in weiten Bevölkerungsteilen nicht sehr beliebt. Gerade die Süditaliener wurden von den meist norditalienischen Offizieren verheizt. Es herrschte teilweise offener Rassimus gegenüber den Süditalienern. Es gibt sogar eine Geschichte über den König Viktor Emanuel III der in einem Lazarett Sizlianer offen rassistisch beleidigt haben soll. Bis heute ist diese Anekdote in Italien bekannt.

Um den Film zu verstehen, muss man wissen, dass Italien damals einen der brutalsten Generäle der damaligen Zeit hatte. Luigi Cadorna war berüchtigt für seine Brutalität und viele sinnlose Attacken. Erschießungen, sinnlose Angriffe und Gewalt prägten seine Herrschaft. Italien hatte sich in einen Militärdiktatur verwandelt, und Cadorna war ihr Herrscher. Man muss dazu wissen, dass es viele brutale Generäle damals auf allen Seiten gab, Cadorna war selbst bei dieser Konkurrenz einzigartig. Doch selbst heute tuen sich die Italiener schwer, sich von diesem Kriegsverbrecher zu distanzieren.
Die Herrschaft Cadornas endete erst mit dem Wunder von Karfreit (Niederlage bei Caporetto). Bei dieser Niederlage verlor Italien auf einen Schlag 300.000 Mann und Österreich gelang es tief bis ins Landesinnere zu gelangen. Danach war die Herrschaft von Cadorna beendet. Bis heute ist in der italienischen Sprache der Begriff Caporetto ein Synonym für die totale Niederlage.
la caporetto Pl.: le caporetto [fig.] - disfatta die Niederlage Pl.: die Niederlagen

Der Film ist äußerst packend gemacht und die Kriegsszenen im Gebirge sind auch heute noch faszinierend. Das ist kein Partyfilm, sondern ein Film, der einem klarmacht, was Krieg in seiner Grausamkeit bedeutet

Zu dem Film ein paar Links:
Die Kritik auf Wikipedia bezieht sich eher auf kommunistische Antikriegstheorien, und verliert den zeitgeschichtlichen Fokus.
https://de.wikipedia.org/wiki/Bataillon_der_Verlorenen

Zu den damals wichtigen Personen:
Lugi Cadorna - der grausame General
https://de.wikipedia.org/wiki/Luigi_Cadorna

TRAXX
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Re: BATAILLON DER VERLORENEN - Francesco Rosi

Beitrag von TRAXX »

Der Film ist wirklich super, hat aber einen großen Schönheitsfehler: Er ist viel zu blutleer!

Nicht falsch verstehen, bitte! Da spricht nicht der Gorebauer aus mir! Aber Krieg muss imho brutal dargestellt werden und darf nicht so aussehen wie wenn wir früher als Kinder Krieg gespielt haben. Und leider sieht BATAILLON DER VERLORENEN in den Kriegsszenen genau so aus! Die Soldaten fallen da reihenweise ohne einen einzigen blutigen Treffer tot um - wie in einem schlechten Theaterstück oder eben wie wir damals auf'm Spielplatz! Und das geht mal gar nicht!

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alex_wintermute
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Re: BATAILLON DER VERLORENEN - Francesco Rosi

Beitrag von alex_wintermute »

Nun ja... kenne zwar diesen Film nicht, dafür aber Kubricks Meisterwerk "Paths of Glory", ein wahrlich bemerkenswertes Werk, der Film behandelt die Themen Krieg, Moral und die Absurdität von Befehlen, ohne sich auf übermäßige Gewalt oder Blutvergießen zu stützen. Stattdessen konzentriert Kubrick sich auf die psychologischen und emotionalen Auswirkungen des Krieges auf die Soldaten und die Ungerechtigkeit, die einige erfahren. Für mich ganz klar eines der besten Antikriegsfilme aller Zeiten. Kubricks "Full Metal Jacket" ebenfalls genial. Ebenso der Klassiker schlechthin "Die Brücke" von Bernhard Wicki. Meine in den beiden Antikriegsfilmen und Meisterwerken der Filmgeschichte fließt ebenfalls wenig bis gar kein Blut.

TRAXX
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Re: BATAILLON DER VERLORENEN - Francesco Rosi

Beitrag von TRAXX »

alex_wintermute hat geschrieben:
Fr., 21.03.2025 20:29
Meine in den beiden Antikriegsfilmen und Meisterwerken der Filmgeschichte fließt ebenfalls wenig bis gar kein Blut.
Weil bei PATHS OF GLORY und DIE BRÜCKE auch so gut wie gar nicht Kriegshandlungen gezeigt werden, sondern da geht es um das, wie du schon richtig angemerkt hast, psychologische Drumherum.
Bei FULL METAL JACKET vornehmlich auch, jedoch wird da, wenn gekämpft wird, sogar sehr explizit die damit einhergehende Gewalt auch gezeigt. Und das ist imho gerade bei dieser Thematik geradezu Pflicht. Krieg ist grausam, brutal, blutig und abscheulich. Eine verharmlosende Darstellung (Menschen fallen einfach unblutig um) wird dem nicht gerecht. Wie schon zu eingangs erwähnt: Ich argumentiere hier nicht als Gorebauer!

Bei BATAILLON DER VERLORENEN gibt's neben dem psychologischen Aspekten jedoch auch recht viele Schlachtszenen - und mit denen stellt der Film sich selbst ein Beinchen, weil er quasi das, was er auf der psychologischen Ebene versucht zu vermitteln, mit den Kriegsszenen konterkariert.

TeoTosone
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Re: BATAILLON DER VERLORENEN - Francesco Rosi

Beitrag von TeoTosone »

TRAXX hat geschrieben:
Sa., 22.03.2025 20:09
alex_wintermute hat geschrieben:
Fr., 21.03.2025 20:29
Meine in den beiden Antikriegsfilmen und Meisterwerken der Filmgeschichte fließt ebenfalls wenig bis gar kein Blut.
Weil bei PATHS OF GLORY und DIE BRÜCKE auch so gut wie gar nicht Kriegshandlungen gezeigt werden, sondern da geht es um das, wie du schon richtig angemerkt hast, psychologische Drumherum.
Bei FULL METAL JACKET vornehmlich auch, jedoch wird da, wenn gekämpft wird, sogar sehr explizit die damit einhergehende Gewalt auch gezeigt. Und das ist imho gerade bei dieser Thematik geradezu Pflicht. Krieg ist grausam, brutal, blutig und abscheulich. Eine verharmlosende Darstellung (Menschen fallen einfach unblutig um) wird dem nicht gerecht. Wie schon zu eingangs erwähnt: Ich argumentiere hier nicht als Gorebauer!

Bei BATAILLON DER VERLORENEN gibt's neben dem psychologischen Aspekten jedoch auch recht viele Schlachtszenen - und mit denen stellt der Film sich selbst ein Beinchen, weil er quasi das, was er auf der psychologischen Ebene versucht zu vermitteln, mit den Kriegsszenen konterkariert.
Das ist zwar richtig beschrieben von dir, aber meiner Ansicht nach geht deine Betrachtungsweise am wesentlichen, worum es Francesco Rosi und seinen Mitautoren in Wirklichkeit geht, vorbei.

Ja, die Kriegsszenen - das kann ein Spielberg, Mel Gibson & Co tatsächlich besser darstellen - sind kinematographisch unbeeindruckend und nach wohlgemerkt heutigen Standards ( ähnlich wie die Kriegsszenen von Paths of Glory ) geradezu lächerlich harmlos.

Und ginge es nur darum, durch die Inszenierung der Kriegshandlungen die Aussage " Krieg ist ,grausam, brutal, unmenschlich"usw. zu artikulieren - übrigens eine Aussage, die auch Kriegstreiber, Kriegsprofiteure, und sonstige kriegsgeilen (Seelen-)Krüppel nicht verneinen - wäre dieser Film tatsächlich nichts besonderes.

Aber Francesco Rosi war ja ein gesellschaftlich und politisch denkender und filmmachender Regisseur ( wie soviele andere italienische Filmemacher seiner Generation).
Ihm geht es nicht um die Darstellung der Schlachten (und deren Unmenschlichkeit ), sondern ( ähnlich wie Kubrick mit Paths of Glory, und der ersten Hälfte von Full Metal Jacket ) um die aufklärerische Darstellung und anklagende Analyse der gesellschaftlichen und politischen Strukturen des Krieges ( die ja auch einen Rückschluss auf die Bedingungen eben jener Gesellschaft und Politik zulassen, die diesen Krieg verursachen) .

Seine Anti-Kriegs-Aussage lautet nicht, Krieg ist brutal und unmenschlich ( womit ja selbst die Kriegsbefürworter als solches kein Problem haben).
Seine Anti-Kriegs-Aussage lautet:
Krieg ist unmenschlich, weil Gesellschaft und gemachte Politik, die Kriege verursachen, brutal und zerstörerisch sind.
Und (nicht nur) deswegen sind die Kriegshandlungen in seinem Film so harmlos; weil unbedeutend.

Das Relevante dieses Films - worüber das amerikanische und amerikanisch gepägte Kino nicht gern spricht - spielt sich in diesem Film woanders ab, drückt sich durch etwas anderes aus als durch den kinematographischen Grad der Brutalität der Kriegshandlungen.

TRAXX
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Re: BATAILLON DER VERLORENEN - Francesco Rosi

Beitrag von TRAXX »

Es geht mir nicht um heutige Standards. Ich bin ja nicht blöd - zumindest nicht so sehr, dass ich von einem 1970er Film 2025er Standards erwarte (wobei diese auch wiederum mit ihren CGI-lastigen Umsetzungen das Ganze fast genauso konterkarieren würden - aber das ist ein Thema für sich).

Und: Ich habe (oder meine) schon verstanden zu haben worauf Rosi hinauswollte, stimme deinen Interpretationen absolut zu, aber das Ganze jetzt so zu verklären, dass diese kümmerliche Darstellung der Kriegsszenen in BATAILLON DER VERLORENEN fast schon Absicht sei, halte ich für arg verklärend bzw. schönredend eines sehr offensichtlichen Defizits des Film, den ich übrigens ganz hervorragend finde, falls das jemand nicht mitbekommen haben sollte. Und ich denke, dass der Grund für jene verharmlosende Darstellung einfach der schnöde Mammon war. End of the story. Es wäre um einiges kostenaufwändiger gewesen die Kriegsszenen äquivalent grausam und brutal umzusetzen.
Und ja, auch wenn Rosi jetzt sagen würde: "Ja, das ist ja auch nicht der Punkt! Es geht doch um was viel Wichtigeres! Jetzt halt dich doch nicht mit so Kleinigkeiten auf!", so fände ich diese Attitude eines intellektuellen Filmemachers so ziemlich zum Kotzen, denn Filmemachen ist nicht nur Messageverbreiten, sondern viel mehr. Aus diesem Grund gibt's von mir für diesen, ansonsten wirklich hervorragenden, Film ein kräftigen Punkteabzug.

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alex_wintermute
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Re: BATAILLON DER VERLORENEN - Francesco Rosi

Beitrag von alex_wintermute »

An welche Film Referenzen hast denn gedacht? Mir fällt ehrlich gesagt momentan kein Antikriegsfilm ein, der ultrabrutal blutig ist. "Platoon" und "Apocalypse Now", beide ebenfalls sehr zu empfehlen, empfinde ich jetzt nicht als extrem blutig, bis auf die Dafoe Szene in "Platoon". Soweit ich mich entsinnen kann ist selbst der völlig durchgeknallte "The Losers - Verdammt, verkommen, verloren" (1970) von Jack Starrett eher blutarm. Der Film punktet aber mit kompletten Wahnsinn des Krieges. Jedenfalls versucht Jack Starrett in seinem Werk Rocker- und Kriegsfilm miteinander zu verbinden, was ihm in meinen Augen durchaus gelungen ist. Der Film ist sowas von derb, zumindest das letzte Drittel/Viertel, dass man ihn in gewisser Weise als eine Art von Antikriegsfilm betrachten kann. Der Wahnsinn des Krieges in Form von Biker Söldnern offenbart sich dort, wenn die Biker Gang mit ihren hochgezüchteten MG und Granatwerfer Öfen den amerikanischen Agenten aus feindlicher Gefangenschaft des Vietcong befreien wollen. Tarantino war von dem Exploitation Werk so was von begeistert, dass er eine kurze Szene des Films in seinem Meisterwerk "Pulp Fiction" verwendete.

TRAXX
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Re: BATAILLON DER VERLORENEN - Francesco Rosi

Beitrag von TRAXX »

alex_wintermute hat geschrieben:
Do., 24.04.2025 19:39
An welche Film Referenzen hast denn gedacht? Mir fällt ehrlich gesagt momentan kein Antikriegsfilm ein, der ultrabrutal blutig ist. "Platoon" und "Apocalypse Now", beide ebenfalls sehr zu empfehlen, empfinde ich jetzt nicht als extrem blutig, bis auf die Dafoe Szene in "Platoon".
Referenzen? Na am besten die altbackene Realität! Denn grundsätzlich gilt: Wenn ein lebendiger menschlicher Körper von ein oder mehreren Kugeln getroffen wird, dann blutet er. Punkt. Er sackt nicht einfach zusammen und liegt dann unverletzt rum, so wie in BATAILLON DER VERLORENEN.

Die beiden von dir genannten Vietnam-Kriegsfilme erfüllen meine Mindestbedingungen. Wenn jemand on-screen erschossen wird, dann sieht man Blut bzw. blutige Einschusswunden (bei APOCALYPSE NOW z.B. beim Massaker auf dem Boot).

Bei THE LOSERS (super Film!) würde es mich auch etwas(!) weniger stören, wenn dieser das Kriegssterben so darstellt wie in Rosis Film (erinnere mich nicht mehr genau wie das in dem Rockerfilm da war), da das überhöhte, comichafte Fiktion in Starrets Film ist und nicht den eigenen Anspruch an sich stellt, den Krieg möglichst realitätsnah abzubilden.
Aber grundsätzlich empfinde ich das generell als Defizit, querbeet durch alle Genres, wenn blutige Gewalt unblutig dargestellt wird. Daher bin ich z.B. kein allzu großer Western-Fan.

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tomasmilian
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Re: BATAILLON DER VERLORENEN - Francesco Rosi

Beitrag von tomasmilian »

Man kann es natürlich beim Einsatz von blutigen Einschüssen und ähnlichen SFX, so gut das Ganze auch gemeint sein mag, dennoch ein wenig übertreiben, wie wir seit Monty Pythons Version des Peckinpah-Films SALAD DAYS wissen ... ;)


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alex_wintermute
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Re: BATAILLON DER VERLORENEN - Francesco Rosi

Beitrag von alex_wintermute »

Genau darin sehe ich das Problem, wenn ein Antikriegsfilm zu extrem blutig ausfällt verliert er den eigentlichen Fokus auf das Wesentliche.

Und OT: Mich stören mittlerweile selbst die zu blutigen Einlagen in manchen Shaw Brothers Filmen, die vermindern bei mir sogar den Sehgenuss.

TRAXX
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Re: BATAILLON DER VERLORENEN - Francesco Rosi

Beitrag von TRAXX »

alex_wintermute hat geschrieben:
Di., 29.04.2025 08:27
Genau darin sehe ich das Problem, wenn ein Antikriegsfilm zu extrem blutig ausfällt verliert er den eigentlichen Fokus auf das Wesentliche.
Tolle Formulierung: "zu extrem blutig"! Wenn irgendwas "zu" X ist, dann besagt das ja schon, dass es über das eigentlich Gewünschte drüber hinaus ist. Das kann sich dann sogar ins Gegenteil umkehren und z.B. comichaft überhöht wirken. Und wenn sogar irgendwas "zu extrem" ist, dann wird das schon fast zwangsweise eintreten.

Davon hab ich allerdings nie gesprochen. Was ich von einem Kriegsfilm forderte war eine Gewaltdarstellung, die solch ein Maß bzw. solch eine Qualität an Härte aufweist, die weh tut.

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alex_wintermute
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Re: BATAILLON DER VERLORENEN - Francesco Rosi

Beitrag von alex_wintermute »

Meiner Meinung nach könnten zu extreme oder übertriebene Darstellung (auch im Sinne von Splatter) den Ernst des Themas relativieren. Schließlich geht es um einen Antikriegsfilm, wenn Gewalt zu plakativ, sensationslustig oder comicartig dargestellt wird, könnte dies den Eindruck erwecken, dass Krieg nur ein Spektakel ist. Das wäre in meinen Augen eher kontraproduktiv. Natürlich darf eine gewisse Härte in Antikriegsfilmen nicht fehlen, da bin ich nahe bei dir. Krieg ist eben kein Zuckerschlecken. Außer für eiskalte Söldner und irgendwelche durchgeknallten Psychopathen.

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tomasmilian
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Re: BATAILLON DER VERLORENEN - Francesco Rosi

Beitrag von tomasmilian »

Falls es missverständlich rüberkam: Ich habe den "Salad Days"-Clip nicht gepostet, weil ich Rosis Film in den Gefechtsszenen bevorzugt so ablaufen sähe. ;)

Rosi ist halt ein ziemlich nüchterner Regisseur gewesen (immer gemessen an dem, was ich von ihm kenne). Bei LUCKY LUCIANO gab es allerdings diese ästhetisierten Zeitlupen-Ballereien während eines Rückblicks auf eine Reihe von internen Mafia-Massakern. Ob ich mir das für BATAILLON DER VERLORENEN so vorstellen könnte? Eigentlich nicht.

Die Härte von Rosis Kriegsfilm kam für mich stets auf andere Weise zum Vorschein, besonders in der Figur des zum rituellen Denkmal erstarrten Generals, dem ja jede Empathie zu fehlen scheint. Der lässt ja sogar nur deshalb Soldaten gnadenlos erschießen, weil sie bei einem Spähtrupp nicht ins offene feindliche Feuer laufen, sondern erst einmal "Stop" rufen, um die eigenen Leute nicht sinnlos zu gefährden.

TRAXX
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Re: BATAILLON DER VERLORENEN - Francesco Rosi

Beitrag von TRAXX »

tomasmilian hat geschrieben:
Di., 29.04.2025 20:53
Falls es missverständlich rüberkam: Ich habe den "Salad Days"-Clip nicht gepostet, weil ich Rosis Film in den Gefechtsszenen bevorzugt so ablaufen sähe. ;)
Diese Gefahr bestand nie. ;)
tomasmilian hat geschrieben:
Di., 29.04.2025 20:53
Rosi ist halt ein ziemlich nüchterner Regisseur gewesen (immer gemessen an dem, was ich von ihm kenne). Bei LUCKY LUCIANO gab es allerdings diese ästhetisierten Zeitlupen-Ballereien während eines Rückblicks auf eine Reihe von internen Mafia-Massakern. Ob ich mir das für BATAILLON DER VERLORENEN so vorstellen könnte? Eigentlich nicht.
Das stand z.B. Peckinpahs psychologischer Ebene in STEINER - DAS EISERNE KREUZ ja auch nicht im Weg, von daher: Why not?
Allerdings nochmal: ästhetisierten Zeitlupen-Ballereien habe ich auch nicht gefordert, sondern lediglich etwas mehr Realismus bei der Härte der Kriegsdarstellungen.
tomasmilian hat geschrieben:
Di., 29.04.2025 20:53
Die Härte von Rosis Kriegsfilm kam für mich stets auf andere Weise zum Vorschein, besonders in der Figur des zum rituellen Denkmal erstarrten Generals, dem ja jede Empathie zu fehlen scheint. Der lässt ja sogar nur deshalb Soldaten gnadenlos erschießen, weil sie bei einem Spähtrupp nicht ins offene feindliche Feuer laufen, sondern erst einmal "Stop" rufen, um die eigenen Leute nicht sinnlos zu gefährden.
Das alles funktioniert ja unbestritten gut in Rosis Film, da sind wir uns einig. Ich wehre mich nur vehement gegen die These, dass jene funktionierende Ebene geradezu die verharmlosende Ebene der Kriegsszenen benötigen würde, um eben so gut zu funktionieren wie sie funktioniert.
Und ja, ich geh sogar soweit, dass ich behaupte, dass die verharmlosenden Kriegsszenen Rosis psychologische Ebene ein wenig beschädigen - und da gehen wir wieder auseinander, da hab ich die Massen hier gegen mich. ;)

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