● SIE NANNTEN IHN GRINGO / LA LEY DEL FORASTERO / REGRESA UN PISTOLERO (D|E|1964)
mit Götz George, Alexandra Stewart, Daniel Martín, Sieghardt Rupp, Silvia Solar, Pietro Tordi, Hugo Pimentel und Helmut Schmid
eine Produktion der International Germania Film | Procusa | Hesperia Films S.A. | im Conatantin Filmverleih
ein Film von Roy Rowland
»Der passt in die Welt!«
Dakota im Jahr 1895. Die kleine Westernstadt Silver Springs versinkt im Strudel krimineller Machenschaften, deren treibende Kraft der Anwalt Ken Denton (Helmut Schmid) ist. Seine Profitgier lässt ihn und seine Bande über Leichen gehen, doch bei den Bewohnern ist er als kompetenter Advokat anerkannt. Eines Tages taucht ein Fremder namens Mace Carson (Götz George) in der Stadt auf und lässt die Bande rund um Denton sichtlich nervös werden, da er sich Mace gegen die grassierende Ungerechtigkeit zu stellen droht. Zu allem Überfluss wird dieser nach einer imponierenden Auseinandersetzung mit Dentons Leuten von den Bürgern von Silver Springs zum Sheriff gewählt, was das Konfliktpotenzial nur mehr anheizt …
Der aus Spanien stammende Produzent Dr. Alfons Carcasona stellte mit seiner zunächst in Bonn, dann in Köln ansässigen Produktionsfirma International Germania Film zahlreiche Genre-Filme her, deren Angebot sich hauptsächlich an erfolgreich laufenden Formaten orientierte. So entstanden unter den 17 produzierten Filmen der Firma auch fünf Western-Beiträge, deren Startschuss der im Sommer 1964 begonnene "Sie nannten ihn Gringo" darstellt. Diese Constantin Auftragsproduktion konnte in der Bundesrepublik ein zufriedenstellendes Geschäft einfahren und im Co-Produktionsland Spanien sogar an die 1,5 Millionen-Marke an Kinogängern knacken, was am Ende für die qualitative Stärke dieses Vertreters spricht. Verantwortlicher dieses überaus solide inszenierten Euro-Western war der New Yorker Regisseur Roy Rowland, dessen Karriere sich nach diesem Film bereits dem Ende zuneigte und es zu keiner alleinigen Regie-Arbeit mehr kommen sollte. Bei der Gestaltung und dem Ausbuchstabieren der Handlung sowie der Führung seiner Interpreten beweist Rowland ein gutes Timing oder Fingerspitzengefühl. Der Anfang gönnt sich den Luxus von Zeit, um seine wichtigsten Personen ausreichend zu durchleuchten, sich aber gleichzeitig auf einen aufregenden Verlauf zu konzentrieren. In diesem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass diese Spannung vor allem wie eine permanente Nervosität in der Luft liegt, da die Machenschaften der hier ausgewiesenen Gangster samt Taten und Gesichtern vollkommen auf der Hand liegen. Dies tut der vollen Aufmerksamkeit überhaupt keinen Abbruch, denn man wartet nur auf obligatorische Schlechtigkeiten aller Couleur, die sich hier noch früh genug offenbaren werden. Die Produktion verfügt über (halb) bekannte Namen des Genres, jedoch nicht über den großen Veteranen oder gar über ein ultimatives Aushängeschild, was beim Anschauen angesichts der hervorragenden Darbietungen lediglich zu einer recht überflüssigen Überlegung wird. Im Rahmen des hier angebotenen psychologischen Rache-Motivs hat man es durch die Bank mit überzeugenden Interpreten zu tun, die von einem wie üblich charismatischen Götz George angeführt – um nicht zu sagen – angetrieben werden. Für George, der bereits aus dem Karl May-Film "Der Schatz im Silbersee" bekannt war und im Anschluss an Rowlands Beitrag gleich "Unter Geiern" abdrehte, sollten die Ausritte in Western-Gefilde bereits mit "Winnetou und das Halbblut Apanatschi" beendet sein.
Der Berliner wirkt für die Rolle des Mace Carson wie eine glückliche Idealbesetzung, denn er besitzt Ausstrahlung und bedient die körperliche Komponente in überzeugender Manier. Wie üblich brauchte man bei ihm kein Double bei Stunt-Einlagen, was seine Agilität nur noch mehr steigert. Integriert als Fremder ohne Herkunft und Vergangenheit, mischt er das kleine Nest namens Silver Springs ordentlich auf, ohne dabei anfangs etwas tun zu müssen, allerdings werden die eingesessenen Gauner durch seine Gesellschaft sichtlich nervös. Dies gilt insbesondere für die darzustellenden Charaktere von Daniel Martín, Sieghardt Rupp und Helmut Schmid, die erst gar keinen Hehl aus ihren niederen Beweggründen und kriminellen Neigungen machen werden. Vornehmlich Schmid als schmieriger Anwalt, dessen Klienten durch seine Hilfe in der Regel schneller im Jenseits landen, als ihnen lieb ist, kann restlos überzeugen. Nicht minder gut und vor allem mutig platziert wirkt die Kanadierin Alexandra Stewart, die bereits in einigen deutschen Produktionen mit von der Partie war. Zunächst muss auf ihre strahlende Schönheit verwiesen werden, die im Strudel von Verbrechen und Mord wie eine Ausnahmeerscheinung wirkt, somit nur noch mehr auf Beschützerinstinkte abzielt, wobei sie sehr tough wirkt. Das alles andere als überfrachtet wirkende Script konzentriert sich auf die am Ende überraschende Verknüpfung der wichtigsten Handlungsstränge und malt dramatische Tendenzen isoliert aus. Die angewandte minimalistische Strategie der Geschichte kommt sehr gut an und wirkt von Anfang bis Ende unterhaltsam, vielleicht sogar, weil man weiß, mit wem man es zu tun hat. Im nett animierten Vorspann der deutschen Version singen "Die Rangers" den Titeltrack, der gegen die instrumentalen Kompositionen im Film nicht ankommen kann und sogar in den Radius eines Fremdkörpers gelangt. Ansonsten erzählen die gut gewählten Schauplätze von Weite und Vakuum, außerdem kann die Bildgestaltung für kleine bis große Momente sorgen, sodass der Film in allen wichtigen Belangen überzeugen kann und zu einer kurzweiligen Angelegenheit wird. Nicht unerwähnt bleiben sollte die Tatsache, dass man es in "Sie nannten ihn Gringo" als unnötig empfand, einen Spaßvogel oder unangebrachten Humor zu etablieren, was den mit psychologischem Parkett ausstaffierten Boden und die immer wieder aufblitzende Tragik nur noch interessanter erscheinen lässt. So ist dieser Beitrag nicht nur unterhaltsam, sondern global gesehen überraschend gut gelungen.
Der aus Spanien stammende Produzent Dr. Alfons Carcasona stellte mit seiner zunächst in Bonn, dann in Köln ansässigen Produktionsfirma International Germania Film zahlreiche Genre-Filme her, deren Angebot sich hauptsächlich an erfolgreich laufenden Formaten orientierte. So entstanden unter den 17 produzierten Filmen der Firma auch fünf Western-Beiträge, deren Startschuss der im Sommer 1964 begonnene "Sie nannten ihn Gringo" darstellt. Diese Constantin Auftragsproduktion konnte in der Bundesrepublik ein zufriedenstellendes Geschäft einfahren und im Co-Produktionsland Spanien sogar an die 1,5 Millionen-Marke an Kinogängern knacken, was am Ende für die qualitative Stärke dieses Vertreters spricht. Verantwortlicher dieses überaus solide inszenierten Euro-Western war der New Yorker Regisseur Roy Rowland, dessen Karriere sich nach diesem Film bereits dem Ende zuneigte und es zu keiner alleinigen Regie-Arbeit mehr kommen sollte. Bei der Gestaltung und dem Ausbuchstabieren der Handlung sowie der Führung seiner Interpreten beweist Rowland ein gutes Timing oder Fingerspitzengefühl. Der Anfang gönnt sich den Luxus von Zeit, um seine wichtigsten Personen ausreichend zu durchleuchten, sich aber gleichzeitig auf einen aufregenden Verlauf zu konzentrieren. In diesem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass diese Spannung vor allem wie eine permanente Nervosität in der Luft liegt, da die Machenschaften der hier ausgewiesenen Gangster samt Taten und Gesichtern vollkommen auf der Hand liegen. Dies tut der vollen Aufmerksamkeit überhaupt keinen Abbruch, denn man wartet nur auf obligatorische Schlechtigkeiten aller Couleur, die sich hier noch früh genug offenbaren werden. Die Produktion verfügt über (halb) bekannte Namen des Genres, jedoch nicht über den großen Veteranen oder gar über ein ultimatives Aushängeschild, was beim Anschauen angesichts der hervorragenden Darbietungen lediglich zu einer recht überflüssigen Überlegung wird. Im Rahmen des hier angebotenen psychologischen Rache-Motivs hat man es durch die Bank mit überzeugenden Interpreten zu tun, die von einem wie üblich charismatischen Götz George angeführt – um nicht zu sagen – angetrieben werden. Für George, der bereits aus dem Karl May-Film "Der Schatz im Silbersee" bekannt war und im Anschluss an Rowlands Beitrag gleich "Unter Geiern" abdrehte, sollten die Ausritte in Western-Gefilde bereits mit "Winnetou und das Halbblut Apanatschi" beendet sein.
Der Berliner wirkt für die Rolle des Mace Carson wie eine glückliche Idealbesetzung, denn er besitzt Ausstrahlung und bedient die körperliche Komponente in überzeugender Manier. Wie üblich brauchte man bei ihm kein Double bei Stunt-Einlagen, was seine Agilität nur noch mehr steigert. Integriert als Fremder ohne Herkunft und Vergangenheit, mischt er das kleine Nest namens Silver Springs ordentlich auf, ohne dabei anfangs etwas tun zu müssen, allerdings werden die eingesessenen Gauner durch seine Gesellschaft sichtlich nervös. Dies gilt insbesondere für die darzustellenden Charaktere von Daniel Martín, Sieghardt Rupp und Helmut Schmid, die erst gar keinen Hehl aus ihren niederen Beweggründen und kriminellen Neigungen machen werden. Vornehmlich Schmid als schmieriger Anwalt, dessen Klienten durch seine Hilfe in der Regel schneller im Jenseits landen, als ihnen lieb ist, kann restlos überzeugen. Nicht minder gut und vor allem mutig platziert wirkt die Kanadierin Alexandra Stewart, die bereits in einigen deutschen Produktionen mit von der Partie war. Zunächst muss auf ihre strahlende Schönheit verwiesen werden, die im Strudel von Verbrechen und Mord wie eine Ausnahmeerscheinung wirkt, somit nur noch mehr auf Beschützerinstinkte abzielt, wobei sie sehr tough wirkt. Das alles andere als überfrachtet wirkende Script konzentriert sich auf die am Ende überraschende Verknüpfung der wichtigsten Handlungsstränge und malt dramatische Tendenzen isoliert aus. Die angewandte minimalistische Strategie der Geschichte kommt sehr gut an und wirkt von Anfang bis Ende unterhaltsam, vielleicht sogar, weil man weiß, mit wem man es zu tun hat. Im nett animierten Vorspann der deutschen Version singen "Die Rangers" den Titeltrack, der gegen die instrumentalen Kompositionen im Film nicht ankommen kann und sogar in den Radius eines Fremdkörpers gelangt. Ansonsten erzählen die gut gewählten Schauplätze von Weite und Vakuum, außerdem kann die Bildgestaltung für kleine bis große Momente sorgen, sodass der Film in allen wichtigen Belangen überzeugen kann und zu einer kurzweiligen Angelegenheit wird. Nicht unerwähnt bleiben sollte die Tatsache, dass man es in "Sie nannten ihn Gringo" als unnötig empfand, einen Spaßvogel oder unangebrachten Humor zu etablieren, was den mit psychologischem Parkett ausstaffierten Boden und die immer wieder aufblitzende Tragik nur noch interessanter erscheinen lässt. So ist dieser Beitrag nicht nur unterhaltsam, sondern global gesehen überraschend gut gelungen.