Dracula und seine Bräute
The Brides of Dracula
Grossbritannien 1960
Regie: Terence Fisher
Peter Cushing, Yvonne Monlaur, David Peel, Marita Hunt, Freda Jackson
Transsylvanien, Ende des 19. Jahrhunderts; Graf Dracula ist tot, doch seine Nachfolger treiben weiterhin Ihr teuflisches Spiel und versetzen die Umwelt in Angst und Schrecken. Die junge Pädagogin Marianne Danielle (Yvonne Monlaur) ist auf dem Weg nach Badstein, um dort in einem Mädchenpensionat eine Stelle als Sprach- und Benimm-Lehrerin anzutreten. Unterwegs strandet sie in einem Gasthaus, da ihr Kutscher (Michael Ripper) das Weite gesucht hat. Da taucht Baronin Meinster (Marita Hunt) unvermittelt auf und lädt Marianne ein, die Nacht in ihrem Schloss gleich oberhalb des Dorfes zu verbringen. Dort angekommen, wird sie von der undurchsichtigen Dienerin Greta (Freda Jackson) nicht gerade herzlich empfangen. Ausserdem sieht sie auf einem Balkon, der unterhalb des ihrigen gelegen ist, einen jungen Mann. Es stellt sich heraus dass dieser der totgesagte Sohn von Baronin Meinster ist, welcher wegen einer angeblichen rätselhaften Geisteskrankheit im Schloss gefangen gehalten wird. Yvonne befreit ihn fatalerweise und setzt eine Kette tragischer Ereignisse in Gang. Dr. Van Helsing (Peter Cushing), der wegen eines ungewöhnlichen Todesfalles den er untersuchen soll ebenfalls in der Gegend weilt, stellt schnell fest dass hier das Böse am Werk und dass der angeblich geisteskranke Baron Meinster (David Peel) in Wirklichkeit ein Vampir ist. Dieser hat sich in der Zwischenzeit aufgemacht nach Badstein, um dort in dem Töchterpensionat nicht nur seine Marianne, sondern auch andere der dort verweilenden hübschen Mädchen zu seinen Bräuten zu machen. Van Helsing ist ihm dicht auf den Fersen, und in der alten Windmühle kommt es zur finalen, alles entscheidenden Konfrontation…..
Technisch gesehen ist der vorliegende Film die unmittelbare Fortsetzung des legendären „Dracula“. Weshalb Hammer Films entschieden hatten auf den grossartigen Christopher Lee in der Titelrolle des Grafen zu verzichten ist nicht ganz klar. Fakt ist dass dieser zur Zeit der Entstehung des Films keine anderen Verpflichtungen hatte und somit verfügbar gewesen wäre. Weiterhin ist es wohl dem Erfolg des Klassikers aus dem Jahre 1958 geschuldet dass Hammer diesen Film „The Brides of Dracula“ nannten, obwohl der Obervampir Baron Meinster und nicht Dracula ist. Das einzig verbindende Element zum Vorgänger ist die Figur des Dr. Van Helsing, welcher in gewohnt souveräner Manier gegen die Blutsauger kämpft und sich mittels Brenneisen und Weihwasser sogar selbst von einem Vampirbiss kuriert. Regie führte wie im Vorgänger der geniale Terence Fisher, dem es einmal mehr gelungen ist ein hochklassiges, spannendes Schauerstück zu schaffen. Unterstützt wird er dabei von Kameramann Jack Asher, welcher eine wundervoll düstere, gotische Gruselatmospähre zaubert. Besonders ersichtlich wird dies im unheimlichen Schloss Meinster und in der alten Windmühle. Die Filmmusik stammt dieses Mal nicht von Hof-Komponist James Bernard sondern von Malcolm Williamson. Dessen Score erreicht zwar nicht die Intensität von Bernards Schöpfungen, schafft aber eine überzeugende Schauerstimmung. Alle Hammer-Markenzeichen sind also vorhanden: vortreffliche Regie-Arbeit, stilsichere Kameraführung, farbenprächtige, atmosphärische Kulissen und Requisiten, eindringliche Musik und nicht zuletzt eine gute Schauspielerriege.
Und hier steht Peter Cushing weit über allen anderen. Seine Verkörperung des unerschrockenen und unerbittlichen Vampirjägers Van Helsing ist ganz grosse Klasse. So ist es völlig unverständlich und auch traurig dass er erst im Jahre 1972 in „Dracula jagt Mini-Mädchen“ wieder in diese Rolle schlüpfen durfte. Die bildhübsche Französin Yvonne Monlaur spielt den Part der Marianne mit Anmut und Ueberzeugungskraft. Was man von David Peel als Baron Meinster nicht unbedingt behaupten kann. Ihm fehlt die aristokratische Eleganz, das Charisma, die erotisch-diabolische Ausstrahlung, einfach alles, was einen Christopher Lee in seiner Paraderolle so unwiderstehlich gemacht hatte. Ach ja, Hammer-Maskottchen Michael Ripper ist auch wieder in einer seiner Mini-Rollen zu sehen, dieses Mal als Kutscher.
Fazit: Charmante, unterhaltsame Gruselkost. Wenn Christopher Lee anstatt David Peel die Fangzähne montiert gehabt hätte, ja dann hätte der Film das Zeug zum wahren Klassiker gehabt! 7/10