Wo die Nacht beginnt (D)
Dove comincia la notte (IT)
Where the Night Begins
IT 1991
R: Maurizio Zaccaro
D: Tom Gallop, Cara Wilder, Kim Mai Guest, Don Pearson, Blair Bybee, Jerry Y. Wolking, Marilu Dennhardt, Leann Donovan, Ron Jasson, Jean Librick, Georgia Klein u.a.
Deutsche Erstausstrahlung: 1992 (TV-Premiere BR)
Weitere TV-Ausstrahlungen
Filmseite (Maurizio Zaccaro)
Score: Stefano Caprioli
OFDb
"In jedem System gibt es einen Punkt, der aus dem System heraus nicht zu erklären ist."
Nach dem unerwarteten Tod seines Vaters kehrt Irving Crosley (Tom Gallop) erstmals wieder aus Chicago in seine alte Heimat Davenport zurück, die er vierzehn Jahre zuvor infolge einer skandalösen Familientragödie mit seiner Mutter schlagartig verließ. Der Grund für seine Rückkehr sind dringend zu erledigende Nachlassangelegenheiten, in deren Mittelpunkt der Verkauf des Elternhauses stehen soll. Zum Unmut seiner Tante Sylvia (Marilu Dennhardt) möchten Irving und seine Mutter den Erlös des Hausverkaufes zur Wiedergutmachung der Familie eines minderjährigen Opfers vermachen, das sich infolge einer angeblichen Affaire mit Irvings Vater vierzehn Jahre zuvor im schwangeren Zustand Selbstmord beging. Als Irving aber im Rahmen seiner Nachforschungen auf immer mehr Ungereimtheiten stößt, mehren sich bei ihm die Zweifel am Wahrheitsgehalt der Geschichte. Getrieben vom Drang die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen, steigert sich Irving immer tiefer in die Vergangenheit, ohne dabei zu bemerken, dass ihn die Geschichte um das dunkle Familiengeheimnis selbst immer mehr zu vereinnahmen scheint.
Mit einem Budget von 800 Mio. Lire inszenierte Maurizio Zaccaro im Jahr 1991 mit WO DIE NACHT BEGINNT seinen ersten abendfüllenden Spielfilm, dessen Premiere schließlich am 03. September des gleichen Jahres im Rahmen der Filmfestspiele in Vendig stattfand. Basierend auf einem Drehbuch von Pupi Avati schuf Zaccaro zu einem Zeitpunkt, an dem italienische Genrefilmproduktion bereits am Boden lag, einen außergewöhnlichen Streifen, der mit 08/15-Horrorfilmen rein gar nichts gemein hat. Zaccaro setzt in seinem gemächlich inszenierten Grusel-Thriller, der sich zumeist in den vier Wänden des verwaisten Elternhauses abspielt, vielmehr auf eine unheimliche Atmosphäre, die den Zuschauer mit fortschreitender Dauer immer tiefer in ihren Bann zieht. Neben Antonio Avati, dem Bruder von Pupi Avati, zeichneten sich auch noch der Bruder und Neffe des berühmten Dino De Laurentiis, Luigi und Aurelio, als Produzenten des Films verantwortlich, den Maurizio Zaccaro mit wenig Geld, dafür aber mit umso mehr Kunstfertigkeit, in Iowa inszenierte.
Als Hauptdarsteller verpflichtete Zaccaro den damals noch unbekannten US-Schauspieler Tom Gallop, für den WO DIE NACHT BEGINNT ebenfalls sein Kinodebüt darstellte. Später sollte er als Darsteller vermehrt in TV-Produktionen auftreten, wie beispielsweise AKTE X, WILL & GRACE oder AMERICAN HORROR STORY. In der Rolle des Irving Crosley versucht Gallop im vorliegenden Film einem dunklen Familiengeheimnis auf die Spur zu kommen, das sich vierzehn Jahre zuvor in seinem Elternhaus abspielte. Angeblich soll sein Vater, ein angesehener Lehrer einer Hochschule, zu dieser Zeit ein Verhältnis zu einer 16-Jährigen Schülerin namens Glenda unterhalten haben, die ihn regelmäßig zuhause besuchte. Nachdem der Skandal mit Glendas Selbstmord endete, die zum Zeitpunkt ihrer Tat obendrein auch noch schwanger gewesen sein soll, verschanzte sich sein Vater vierzehn Jahre lang alleine in seinem Haus, bevor ihn irgendwann der Tod ereilte. Irving, der im Zuge des beschlossenen Hausverkaufes auf immer mehr Ungereimtheiten in der Geschichte stößt, versucht plötzlich der Frage nachzugehen, ob sich Glenda damals tatsächlich suizidiert hat, denn je intensiver er sich mit dem Fall befasst, desto wahrscheinlicher erscheint ihm die Möglichkeit, dass die minderjährige Geliebte seines Vaters weiterhin am Leben sein könnte. Unterstützung bei seinen Nachforschungen erhält Irving von Nora (Cara Wilder), der Tochter des Rechtsanwalts Lee Stone (Don Pearson), Sybil Forest (Kim Mai Guest), die sich als angehende Bibliothekarin um den Büchernachlass seines Vaters kümmert, und dem Computer-Nerd Denny Benton (Blair Bybee), dem Freund von Sybil. Dabei stößt er auf unheimliche Vorgänge im Hause seines verstorbenen Vaters, die sich rein rational nicht erklären lassen.
Neben dieser übernatürlich zu scheinenden Ebene, die für einige stattliche Schauermomente sorgen, spielt in Maurizio Zaccaro auch die Architektur der Gebäude eine große Rolle, die stellenweise ebenfalls für eine gespenstige Atmosphäre sorgt. Abgerundet wird der Streifen mit einer stimmungsvollen Filmmusik des italienischen Komponisten Stefano Caprioli, die den unheimlichen Charakter des Films virtuos potenziert. Ansonsten offenbart sich WO DIE NACHT BEGINNT als ein langsam inszenierter Film, der ohne jegliche Schockeffekte auskommt. Ferner wird in dem Streifen auch kein einziger Tropfen Blut vergossen, was für einen italienischen Horrorfilm nicht gerade alltäglich erscheint. Wer dem gemächlichen Inszenierungsstil des Regisseurs etwas abgewinnen kann, dem könnte WO DIE NACHT BEGINNT gefallen, wer aber auf einen handfesten Horror-Thrill steht, der wird aller Voraussicht nach von dem Film enttäuscht werden. Hierzulande wurde der Film, der 1992 vom BR synchronisiert wurde, mehrmals im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ausgestrahlt. Eine Auswertung auf einem Heimmedium sucht man, mit Ausnahme eines italienischen VHS- und DVD-Release, bis dato leider vergebens. Daher wäre es wünschenswert, wenn sich ein Filmlabel in naher Zukunft diesem kleinen, aber feinen Kleinods annehmen würde.
Deutsche Synchronsprecher:
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Filmplakate:
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Titelvorspann:
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Trailer:
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Score: