Der Film hat mir damals auch sehr gut gefallen und mich ausgezeichnet unterhalten. Ich kann nicht wirklich nachvollziehen, warum der Streifen meist so schlecht wegkommt. Hier ist mal mein Filmbesprechung von damals, muss auch schon wieder mindestens 10 Jahre her sein.
Das letzte Wort (Dinero maldito; ITA/SPA/JUG 1979)
R: Sergio Garrone
Der Geschäftsmann Morgan engagiert den Safknacker Joseph für einen lukrativen und auf den ersten Blick einfachen Auftrag. Joseph soll in eine luxuriöse Villa einsteigen, den dortigen Safe knacken und den darin befindlichen Schmuck stehlen. Der Raub gelingt auch problemlos und Joseph kann den äußerst wertvollen Schmuck in seine Hände bekommen. Da der schmierige Morgan allerdings keinerlei Lust verspürt Joseph für seine Arbeit zu bezahlen, versucht der ihn von seinen Leuten umlegen zu lassen, was allerdings gehörig schiefgeht. Als Rache haut Joseph mit dem Schmuck ab und versteckt ihn. Morgan unternimmt daraufhin alles, um die Beute unter seine Finger zu bekommen und hetzt seine Bluthunde auf den armen Joseph.
Sergio Garrone zählt zu meinen absoluten Lieblingsregisseuren, was vor allen Dingen den zwei hervorragenden Western
Django, il bastardo (Django und die Bande der Bluthunde) und
Una lunga fila di croci (Django und Sartana- die tödlichen Zwei) zu verdanken ist. Außerhalb dieses bleihaltigen Genres hatte ich bedauerlicherweise bis dato noch keinen Film von ihm gesehen, obwohl es da doch so einiges zu begutachten gäbe. Filme wie
L’ultimo harem (mit George Lazenby!) oder
La colomba non deve volare klingen doch ziemlich interessant und würden mich schon sehr reizen. Vor allem aber seine Naziploitation-Streifen Lager SSadis Kastrat Kommandantur und
SS Lager 5: L'inferno delle donne würden mich mal heftig interessieren, die muss ich mir endlich einmal zulegen.
"Die ist unerhört sinnlich nicht? Ich wusste, dass sie dir gefällt."
Mit
Dinero maldito hab ich nun endlich mal einen Nicht-Western von Garrone zu Gesicht bekommen und ich bin durchaus angetan von diesem unterhaltsamen Filmchen. Garrone erzählt uns zwar eine der üblichen Geschichten, da es wie meist um einen Haufen Kies geht, aber die Erzählstruktur ist, zumindest was die erste Hälfte anbelangt, durchaus interessant geraten. Der Ganove Joseph wird von ein paar brutalen Schlägern in das noble Versteck des Gangsters Morgen gebracht. Dort versucht man irgendetwas aus ihm herauszubekommen. Um was es sich handelt bleibt zunächst vollkommen im Dunkeln. Stück für Stück, teilweise in Rückblenden erzählt, erfahren wir wer Joseph ist und warum er in so eine missliche Lage geraten ist. Etwa zur Hälfte des Films verläuft die Geschichte dann aber wieder in gewohnte Bahnen, wo aus vier Partnern vier Gegner werden, die sich wegen des Geldes gegenseitig das Leben zur Hölle machen. Trotzdem kann die Spannung bis zum Ende hin einigermaßen aufrechterhalten werden, auch wenn man nicht mit allzu großen Überraschungen rechnen sollte. Hätte man die anfängliche Erzählweise noch länger fortgeführt wäre die Geschichte vielleicht, oder mit großer Wahrscheinlichkeit, noch etwas spannender ausgefallen.
Den Hauptdarsteller hätte ich im ersten Moment fast überhaupt nicht erkannt handelt es sich doch tatsächlich um Alberto Dell’Acqua alias Robert Widmark mit Schnauzer. Nach anfänglicher Irritation hab ich mich aber schnell an Schnauzbart Alberto gewöhnt und ich muss zugeben, dass er hier eine durchaus passable Figur abgibt. Ich hab zumindest nichts zu meckern. Allerdings hat er in diesem Film nur selten Gelegenheit seine artistischen Fähigkeiten einzusetzen, die ihn aber dafür prädestinieren in Häuser einzusteigen und sie auszurauben. Bei Dell’Acquas Joseph handelt es sich um einen von der Gesellschaft lebenslang verachteten Zigeuner, der nach einem persönlichen Schicksalsschlag endgültig auf die schiefe Bahn geraten ist (Joseph:
"Wir sind doch nur Zigeuner Leila. Für uns gibt es keine Zukunft, keine Zukunft"). Diese Tatsache verbindet ihn mit zwei seiner drei Mitstreiter um den Schmuck. Der schwarze Manson ist ein ehemals erfolgreicher Boxer, der aufgrund seiner Hautfarbe aber stets mit Diskriminierungen zu kämpfen hatte und nur als erfolgreicher Sportler akzeptiert wurde. Die Dritte im Bunde ist die Prostituierte Claudia, die mit dem Erlös aus dem Schmuck endlich vom Strich weg will. Jimmy, der das Quartett komplettiert, ist ein asoziales und ziemlich brutales Schwein, der den Schmuck unbedingt für sich allein einstecken möchte und der einzig unangenehme Zeitgenosse der Vier ist. Die Figurenkonstellation ist also durchaus als interessant bezeichnen.
Der bullige Ex-Boxer Manson wird dargestellt von einem gewissen Max H. Boulois, von dem ich bisher noch nie etwas gehört habe. Er macht eine ganz gute Figur als zwar gutmütiger, aber dennoch brutaler Morgan, der sich mit Joseph anfreundet, da sie ein ähnliches Schicksal erleiden mussten. Den asozialen Jimmy spielt Blondkopf Dan Forrest, der hier eigentlich die beste Rolle bekommen hat, darf er doch ein paar Mal kräftig aufdrehen. Die Prostituierte Claudia wird gespielt von der überaus hübschen Daniela Giordano, die sich in dem Film auch des Öfteren mal entblößen darf. Mit Claudia kann man hier mit Abstand am meisten mitleiden, da sie sich mit dem schmierigen und äußerst hässlichen Morgan eingelassen hat. Der ekelhafte Morgen wird von dem großartigen Viktor Israel verkörpert, der selten verabscheuungswürdiger war als hier. Man kann der armen Claudia richtig ansehen, wie sie sich ekelt, als sie mit Morgan rummachen muss (
"Ich will dich haben, komm, zieh dich aus! Ausziehen, schnell, Claudia"). Aber was macht man nicht alles für Geld. Für den Zigeuner Joseph hat Morgan nichts als Verachtung übrig ("
So stur kann nur ein mieser, kleiner Köter sein, der seinen Knochen nicht hergeben will").
Die Regie von Sergio Garrone ist wie gewohnt sehr spielerisch ausgefallen. Es gibt jede Menge von unten und von oben gefilmte Einstellungen, sowie einige gelungene Schwenks. Was dem Film zum Vorteil gerät ist vor allem die Konzentration auf wenige Schauplätze. Durch diese Reduzierung und die zu Beginn verschachtelte Erzählweise gelingt es Garrone nicht nur Spannung, sondern auch eine aufgeladene, hitzige Atmosphäre zu erzeugen. Diese geht leider etwas verloren, nachdem die vier Protagonisten Morgans Versteck verlassen und auf einer abgelegenen Villa Unterschlupf gefunden haben. Dafür gibt’s dort endlich mal richtig Action mit Schlägereien und ner heftigen Schießerei. Gelungene Szenen sind vor allem jene, als Joseph in Morgans Villa gefoltert wird, um das Versteck aus ihm herauszuquetschen. Besonders fies ist auch, als sie ihn in ein Kühlhaus einsperren, indem er fast durchdreht und Kopfvoraus voll gegen die Tür läuft. Auch Josephs Heimat, das Zigeunertal, kann sich sehen lassen, denn die Steinformationen dort sind wirklich sehr schmuckhaft. Als Draufgabe gibt’s noch einiges an nackter Haut inklusive Lesbensex, der bedauerlicherweise zu kurz ausgefallen ist. Außerdem zu bewundern gibt’s noch coole 70’er Jahre Klamotten und Frisuren, für die ich eine besondere Vorliebe hege.
Einige Aspekte der Geschichte bleiben allerdings im Unklaren. Vor allem geht es da um Josephs Vergangenheit, von der in Rückblenden erzählt wird. Dort geht es an einer Stelle um ein junges Mädchen, bei dem es sich wohl um die Verlobte von Joseph handelt und dem irgendetwas Schlimmes zustößt. Wenn man nun das Setzen der Rückblende betrachtet, müsste Morgan irgendetwas damit zu tun haben (Morgan:
"Wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen, nicht wahr?" – Schnitt auf die Rückblende mit Josephs früherer Verlobten/Freundin – Schnitt auf Morgan – Schnitt auf Joseph). Vielleicht ist das aber nur Zufall, schlecht gemacht oder einfach nur mein Eindruck. Kann aber natürlich sein, dass bei der deutschen VHS ein klein wenig geschnitten wurde. Weiters nicht geklärt ist welchen Anteil der meist als Co-Regisseur angegebene José Fernández Pacheco an dem abgedrehten Material hat. Wenn man sich den Film aber so anschaut, dann ist
Dinero maldito ganz klar ein Garrone-Film. Im italienischen Abspann wird Pacheco auch nur als Regieassistent angeführt, was wohl eher zutreffend sein wird. Außerdem fungiert Garrone unter seinem häufig verwendeten Pseudonym Willy Regan.
Den jazzigen und äußerst fetzigen Soundtrack komponierte Garrones Haus und Hof Komponist Vasili Kojucharov, der bereits bei dessen Western erstklassige Arbeit geleistet hat. Der Titeltrack von Dinero maldito geht so richtig ab und macht richtig Laune und animierte nicht nur Daniela Giordano zum Tanzen, sondern auch mich, und das ist wirklich nicht allzu einfach. Kojucharovs ruhige Gitarrenstücke würden sich auch perfekt in einen Western einfügen. Bei der Synchro handelt es sich wohl um eine Videosynchro, da der Film wohl nie in deutschen Kinos gelaufen ist. Man kann mit ihr zwar ganz gut leben, aber der große Bringer ist sie mit Sicherheit nicht. Aber zumindest erhöht eine deutsche Synchro die Chance auf eine ordentliche DVD-Auswertung, was ich bei diesem Film wirklich sehr begrüßen würde.
Sergio Garrones
Dinero maldito ist ein äußerst sehenswerter kleiner Thriller, der über die gesamte Laufzeit hindurch zu unterhalten weiß. Punkten kann der Film vor allem durch die spielerische Inszenierung Garrones, garniert mit einigen sehr gelungenen Einstellungen und ner fetzigen Musik. Auch die Darsteller können allesamt überzeugen und die immer noch junge und süße Ex-Miss Italia Giordano ist ein echter Blickfang. Als Fazit kann man sagen, dass
Dinero maldito ein ungemein unterhaltsamer Film ist, der richtig Spaß macht und den Garrone ohne weiteres auch als Western auf die Leinwand hätte bringen können. Wenn man sich den hier besorgt, kann man also absolut nichts verkehrt machen.