Der Teufel kommt Nachts (D) ?
Il diavolo nel cervello (IT)
Le diable dans la tête (F)
El cerebro del mal (ES)
O Mistério do Lago (POR)
O Cérebro do Mal (BRA)
Devil in the Brain
IT / F 1972
R: Sergio Sollima
D: Keir Dullea, Stefania Sandrelli, Micheline Presle, Maurice Ronet, Tino Buazzelli, Renato Cestiè, Orchidea de Santis, Elsa Boni, Alberto Carrera, Gaia Germani, Gabriella Lepori u.a.
Italienische Erstaufführung: 13.04.1972
Drehortvergleich
Score: Ennio Morricone
IMCDb
OFDb
"Jedes Kind weiß: In jedem Dr. Jeckyll steckt auch ein Mr. Hyde."
Nach einem mehrjährigen Beschäftigungsverhältnis in Südamerika kehrt Oscar Minno (Keir Dullea) eines schönes Tages in seine Heimatstadt Mailand zurück, wo er sogleich in einem vorbeifahrenden Auto seine alte Jugendliebe Sandra Garces (Stefania Sandrelli) erspäht. Ohne groß zu überlegen folgt er ihr bis zum abgelegenen Anwesen der Gräfin Claudia De Blanc (Presle), wo ihm aber von dem zuständigen Dienstpersonal zunächst der Zulass verwährt wird. Also sucht Oscar andere Möglichkeiten und Wege, um mit seiner ehemaligen Liebe in Kontakt zu treten. Nach kurzer Zeit gelingt es ihm tatsächlich, Sandra kurz durch den Zaun des noblen Anwesens zu sprechen. Dabei muss er zu seiner großen Verwunderung feststellen, dass sich sein ehemaliger Schwarm verdächtig merkwürdig verhält, denn Sandra zeigt infolge eines desolaten Gemützustands durchweg infantile Verhaltensweisen. Wie Oscar kurz darauf erfahren wird, war der Grund für ihre Wesensänderung der Mord an ihrem Ehemann Fabrizio (Maurice Ronet), für dessen Tat ihr Sohn Ricky (Renato Cestiè) verdächtigt wurde, denn als Sandra kurz nach dem Verbrechen am Tatort eintraf, stand ihr Ricky mit der Tatwaffe in der Hand gegenüber, während Fabrizio zu seinen Füßen erschossen auf dem Fußboden lag. Dies führte bei Sandra zu einem Nervenzusammenbruch, von dessen psychischen Folgen sie sich nie mehr erholte.
Doch Oscar kann sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass der kleine Ricky die grausme Mordtat begangen haben soll, was wiederum zur Folge hat, dass er gemeinsam mit einem befreundeten Arzt namens Bontempi (Tino Buazzelli) der Sache akribisch auf den Grund geht. Nach einem ausführlichen Explorationsgespräch, welches der Facharzt persönlich mit Ricky in einer von Nonnen geleiteten Schweizer Klinik führt, kommt dieser zu dem einhelligen Ergebnis, dass der Junge psychisch kerngesund ist. Zudem steht für Doktor Bontempi außer Frage, dass der beschuldigte Junge als Täter in Frage kommt. Wenn aber Ricky für die Tat nicht verantwortlich war, wer dann?
Bei IL DIAVOLO NEL CERVELLO handelt es sich um den einzigen Giallo, den Sergio Sollima im Verlauf seiner langen Filmkarriere inszenierte. Dabei wandelt er trotz des Produktionsjahres nicht in den Fußstapfen Dario Argentos, sondern orientiert sich vielmehr an den intreganten Thrillerproduktionen eines Umberto Lenzis. Des Weiteren ließ er sich von den Werken Alfred Hitchcocks und Claude Chabrols inspirieren, was wiederum zur Folge hat, dass IL DIAVOLO NEL CERVELLO in keinster Weise auf giallotypische Schauwerte setzt, sondern sich ausschließlich auf die Stärken des sorgfältig ausgearbeiteten Drehbuches konzentriert, die der wendungsreiche Film dann auch gekonnt umsetzt. Die Handlung entpuppt sich nicht nur als äußerst komplex, sondern wurde auch noch mit zahlreichen Rückblenden versehen, in denen das Zustandekommen der Mordtat nach und nach aufgedeckt wird. Hinzu gesellt sich eine abgeklärte Nüchternheit, mit der Sollima diesen herausragenden Thriller inszenierte. Was die beteiligten Schauspieler und Schauspielerinnen anbelangt, so machen die meisten ihre Arbeit gut. Während mir die Darbietung von Tino Buazzelli am besten gefiel, ließ es Stefania Sandrelli stellenweise ein wenig an Überzeugung missen. Während sie sich offensichtlich beim Darstellen der infantilen Verhaltensweisen wohl fühlte, lässt dieser Eindruck beim Verkörpern der gesunden, jungen Frau rapide nach, denn bei diesem Teil ihrer Rolle wirkt die italienische Schauspielerin weniger überzeugend.
Letztlich dreht es sich bei IL DIAVOLO NEL CERVELLO um einen hervorragenden Intrigenthriller, der mit einem ausgeklügelten Plot überzeugt, sich äußerst wendungsreich gestaltet und am Ende mit einer unvorhersehbaren Auflösung überrascht. So gut das Drehbuch während des Ansehens auch funktioniert, desto absurder wirkt das Ganze aus der retrospektiven Betrachtung, denn...
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Neben einer ausgezeichnete Kamerführung weist der Film auch eine wunderbare Filmmusik auf, die von keinem Geringeren als dem Maestro höchstpersönlich stammt. Was wiederum die deutsche Titelgebung DER TEUFEL KOMMT NACHTS betrifft, so ist es mir ein Rätsel, woher diese stammt. Weder lassen sich irgendwelche Hinweise auf einen Kinostart in einem der deutschsprachigen Länder vorfinden, noch ein entsprechender Ausstrahlungstermin im TV. Während die OFDb den deutschen Titel zwischenzeitlich gelöscht hat, steht in der IMDb weiterhin, dass es sich BEI DER TEUFEL KOMMT NACHTS um einen deutschen Fersehtitel handeln soll. Vermute vielmehr, dass der deutsche Titel vor vielen Jahren dank eines selbstdarstellenden Internet-Narzissten irgendwann als Fake ins World-Wide-Web einsickerte. Aus diesem Grund habe ich bei der Threaderstellung auch auf den italienischen Filmtitel zurückgegriffen. Sollte ich mit meiner Vermutung daneben liegen, dann gebt mir einfach mit einer kurzen Richtigstellung bescheid, damit ich den Titel des Filmthreads wiederum entsprechend abändern kann.
Was mir ebenfalls rätselhaft erscheint, ist der Grund, warum dieser brillante Film noch nie auf einem Heimmedium ausgewertet wurde? Lizenzprobleme? Fehlendes Ausgangsmaterial? Der italienische TV-Mitschnitt, der von einem der seltenen Ausstrahlungen der RAI stammt, scheint auch weiterhin weltweit die einzige ansehbare Fassung des Films zu sein, obwohl dieser schon längst eine restaurierte Veröffentlichung verdient hätte.
Filmplakate:
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Titelvorspann:
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