Das schwarze Monokel (D)
Hitler non è morto (IT)
Le monocle noir (F)
El monóculo negro (ES)
Musta monokkeli (FIN)
The Black Monocle
F 1961
R: Georges Lautner
D: Paul Meurisse, Elga Andersen, Bernard Blier, Marie Dubois, Albert Rémy, Pierre Blanchar, Gérard Buhr, Jacques Dufilho, Lutz Gabor, Catherine Sola, Jacques Marin, Raymond Meunier u.a.
Deutsche Erstaufführung: 29.06.1962
Synchrondatenbank
Score: Jean Yatove
IMCDb
OFDb
"Unsere Stunde ist gekommen. Morgen beginnen wir mit der Verwirklichung von Großeuropa. Morgen retten wir die Zivilisation der westlichen Welt, ob sie will oder nicht. Morgen werden wir eine neue Welt aufbauen, eine neue Ordnung schaffen."
Auf einem Schloss in der Bretagne lädt Marquis de Villemaur (Pierre Blanchar) zu einem konspirativen Treffen von italienischen, französischen und deutschen Altnazis, um die Wiederauferstehung des Dritten Reichs heraufzubeschwören. Nebenbei erwarten sie die Ankunft eines untergetauchten NS-Verbrechers namens Rudolf Görmann, dem sie fortan einen sicheren Unterschlupf innerhalb des weit verzweigten Schlossgemäuers bieten möchten. Dumm nur, dass sich im engen Kreis der neofaschistishen Verschwörer auch getarnte Mitarbeiter diverser Geheimdienste tummeln, deren Auftrag es wiederum ist, sowohl die volksaufwieglerischen Umsturzpläne zu vereiteln als auch den gesuchten NS-Verbrecher Görmann dingfest zu machen.
"Das ist wirklich ein Witz. Die Blinden sind auf einmal nicht mehr blind, die Unschuldigen sind schuldig, die Schuldigen sind Unschuldig, auf den Straßen laufen Spione herum, man tötet, man foltert, ohne Rücksicht auf die Justiz, als ob sie nicht existieren würde - und ich soll mir keine Sorgen machen"?
Basierend auf einem mittelmäßigen Roman des Schriftstellers Remy inszenierte Georges Lautner im Jahr 1961 den außergewöhnlichen Film DAS SCHWARZE MONOKEL, den er im Vergleich zur Literaturvorlage mit einer leichten Prise Humor anreicherte. Die Betonung liegt hierbei auf 'leicht', denn trotz der humorigen Dialoge bleibt die ernsthafte Grundstimmung des Streifens unangetastet. Lautners Inszenierung entpuppt sich schließlich als ein Kriminalfilm, der sowohl mehrere, kleinere Whodunit-Plots beinhaltet als auch dem Agentenfilm nahe steht. Was die Handlung betrifft, so kann diese als kryptisch bezeichnet werden, denn rund um die elementare Geschichte der konspirativen Altnazis ploppen plötzlich zahlreiche Nebenschauplätze auf, auf denen sich plötzlich diverse Spione aus aller Herren Länder sowie ein besonnener Polizeiermittler austoben. Dies führt wiederum zu den zentralen Fragen des Films, nämlich wer mit wem zusammen arbeitet, wer für wen arbeitet und wer welche Interessen vertritt? Und nicht zu vergessen, wer und wo ist Rudolf Görmann?
Vorsicht! Niederschwelliger Spoileralarm!
Zum einen wäre da der von Paul Meurisse verkörperte Major Dromard, der zunächst als blinder Mitverschwörer in Erscheinung tritt, bevor er irgendwann die Maske fallen lässt und sich als ein französischer Geheimagent zu erkennen gibt, der stets den vollen Durchblick hat. Gemeinsam mit seinem getreuen Gehilfen Trochu (Jacques Marin) versucht er fortan den untergetauchten Kriegsverbrecher Görmann aufzuspüren. Offensichtlich wohlgesonnen scheint ihm gegenüber die deutsche Spionin Martha zu sein, wobei stellenweise aber auch unklar bleibt, welche Interessen die von Elga Andersen gespielte Agentin am Ende tatsächlich vertritt. Dann wäre da auch noch der russische Top-Spion Mathias (Lutz Gabor), der wiederum mit der reizenden Bénédicte de Villemaur (Marie Dubois), der Tochter des unbelehrbaren Schlosseigentümers, liiert ist. Weitere Protagonisten im Sumpf der Altnazi-Verschwörung sind der arglos scheinende Konservator Mérignac (Albert Rémy) und der scharfzüngige Kommissar Tournmire, der von keinem Geringeren als dem französischen Urgestein Bernard Blier verkörpert wird. Abgerundet wird das Ganze mit Wagner, Telefonie und High Fidelity.
Letztlich begeistert DAS SCHWARZE MONOKEL aufgrund des besonders sorgfältigen Inszenierungsstils sowie der tadellosen Schauspielleistungen, die die Hauptprotagonisten und -protagonistinnen allesamt an den Tag legen. Was die Geschichte des Films wiederum betrifft, so offenbart sich diese als unausgegoren und leicht zerfahren. Nichtsdestotrotz entpuppt sich Georges Lautners vierte Regiearbeit als ein unterhaltsamer Streifen, der mir im Großen und Ganzen sehr gut gefallen hat. Zwar habe ich die beiden Fortsetzungen PARTY MIT ZWÖLF PISTOLEN (1962) und MONOKEL LACHT GELB (1964) noch nicht gesehen, aber wenn ich den Rezensionen im Netz glauben schenken darf, dann sollen diese im Vergleich zum SCHWARZEN MONOKEL weitaus humoriger ausgefallen sein.
Fazit: "Entweder der Feind geht über unsere Leichen oder wir gehen über seine."
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