DIE LETZTE KUGEL TRAF DEN BESTEN - Joaquín Luis Romero Marchent

Staubige Dörfer, schweigsame Pistoleros und glühende Colts.
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Prisma
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DIE LETZTE KUGEL TRAF DEN BESTEN - Joaquín Luis Romero Marchent

Beitrag von Prisma »



DIE LETZTE KUGEL TRAF DEN BESTEN


● AVENTURAS DEL OESTE / DIE LETZTE KUGEL TRAF DEN BESTEN / SETTE ORE DI FUOCO (E|D|I|1964)
mit Rik Van Nutter, Helga Sommerfeld, Kurt Großkurth, Raf Baldassarre, Francisco Sanz, Gloria Milland,
Carlos Romero Marchent, Mariano Vidal Molina, Alejandra Nilo, Antonio Molino Rojo und Adrian Hoven
eine Produktion der Centauro Films | Constantin Film | PEA | im Constantin Filmverleih
ein Film von Joaquín Luis Romero Marchent

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»Gott will, dass jeder sein Leben verteidigt!«


Buffalo Bill (Rik Van Nutter) führt einen Siedlertreck durch unruhiges Gebiet im Westen. Während er und seine Mitreisenden unter ständiger Gefahr leben müssen, erfährt er zu seiner großen Beunruhigung, dass der Waffenschmuggel in dieser Region wieder floriert, wovon einige angriffslustige Indianerstämme profitieren sollen. Umschlagplatz soll die berüchtigte Stadt Custer sein, Schlupfwinkel für zahlreiche Gangster und deren skrupellose Bosse. Buffalo Bill und sein Kumpan Wild Bill Hickock (Adrian Hoven) finden in nicht ungefährlicher Arbeit heraus, dass gegen Custer ein unmittelbarer Angriff bevorsteht. Werden sie noch rechtzeitig handeln können..?

Die Frage, ob es überwiegend Fluch oder Segen ist, das Filme des Western-Genres temporär über zu viel deutsches Klimpergeld und somit über die entsprechende Seele, beziehungsweise Handhabe verfügten, beantworten Produktionen wie "Die letzte Kugel traf den Besten" erstaunlich präzise und unverblümt. Unabhängig von der angebotenen Story stellt sich aufgrund gewisser Stilmittel und Versatzstücke leider in Windeseile heraus, dass der Film zu kippen droht, oder gar nicht erst in die Gänge kommen will. Adrian Hoven als Schauspieler und gleichzeitig Erzähler vorgesetzt zu bekommen kann sich nämlich unter gewissen Umständen zur besonderen Zerreißprobe herauskristallisieren, vor allem, wenn er nicht bereit ist, den selbst glorifizierenden Nimbus aus Heimatfilm-Tagen abzulegen. So wirkt seine Figur, die eine der Hauptcharaktere darstellt, schnell strapaziös und besonders aufdringlich, sodass man ihm den schnellsten Schützen in town und dazu den berüchtigtsten Schluckspecht weit und breit ungern abnimmt. Als nahezu ikonisiert auftretenden Helden der Geschichte sieht man den US-Amerikaner Rik Van Nutter, der in den deutschen Credits wie die meisten Schauspieler einen anderen Namen verpasst bekam. Van Nutter, hier als Clyde Rogers geführt, kann zwar mit Leichtigkeit als Sympathieträger des Verlaufs identifiziert werden, außerdem als zuverlässiger Verfechter von Tugenden und Moral, auch wenn ihm die Vertreter der Todsünden das Leben schwer machen, aber ihm macht sein Kumpan zu schaffen. Leider wirkt die Figur des Wild Bill Hickock hier wie die völlig unsichere Komponente, obwohl er dem Vernehmen und allen Demonstrationen nach sogar volltrunken ins Schwarze treffen könnte. Derartige Märchen verwässern den äußerst plumpen und uninspiriert wirkenden Verlauf in einer Art und Weise, die wenig Hoffnung aufkommen lässt, dass der Film in seiner um 15 Minuten längeren Originalfassung besser funktionieren würde, wenngleich es sicherlich interessant zu sehen gewesen wäre, ob es am Ende irgendetwas ausgemacht hätte.

Das komplette Geschehen fällt schließlich der Langeweile zum Opfer und tut es dem Zuschauer gleich, sodass selbst zielsichere und schnelle Colts sowie latente Gefahren für die Protagonisten nichts mehr ausrichten können. Eine eigenwillige und unpassend anmutende Note des unterschwelligen Humors stört die mühsam in die Wege geleitete Stringenz und nimmt ernsten Szenen oft ihren Sinn, bis sich schließlich langsam aber sicher mehr Schwachstellen zeigen, als gelungene Intervalle. So wird die Überzeugungskraft dieses Streifens lediglich zu einem Hauch im Wind. Die Hauptdarsteller können wenig bis gar nichts gegen den grassierenden Leerlauf ausrichten. Rik Van Nutters Helden-Qualitäten bleiben überschaubar und es fehlt ein grundlegender Sympathiebonus, ganz anders als bei Adrian Hoven, der hier phasenweise glorifiziert wird, aber unterm Strich keinen neuen Entwurf, sondern eine eher gängige Schablone von einst im Mai anbietet. Hin und wieder wirkt es so, als habe er sich in die falsche Kulisse verirrt. Ein nettes Wiedersehen gibt es mit der aparten Helga Sommereld, die sicherlich eine der erfreulichsten Erscheinungen am Set darstellt. Traditionell untergeordnet, bietet sie sich sachdienlich als Projektionsfläche für Spannung und Nervenkitzel an, was größtenteils auch funktioniert, beispielsweise wenn sie am Marterpfahl der hier dämonisierten Indianer landet. In diesem Zusammenhang wird die Regie noch sehr eindimensional durchdachte Strecken anbieten. Treffsichere Colts werden es schon richten, so verspricht s zumindest die Erfahrung, doch leider hat Joaquín Luis Romero Marchent seine herkömmliche Story weder technisch noch inszenatorisch im Griff. Ein recht vorhersehbares Finale macht die Sache am Ende nicht besser, sodass "Die letzte Kugel traf den Besten" in der hinteren Riege der schnell, billig und wenig sorgfältig hergestellten Produktionen einen sicheren Platz für sich reklamieren kann. Fans des Streifens, der ganz offenkundig versuchen wollte, auf der an Fahrt aufgenommenen Erfolgswelle des Genres mitzuschwimmen, dürfte es daher vermutlich nicht gerade viele geben.



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Sid Vicious
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Re: DIE LETZTE KUGEL TRAF DEN BESTEN - Joaquín Luis Romero Marchent

Beitrag von Sid Vicious »

Prisma hat geschrieben:
So., 13.08.2023 22:14

Das komplette Geschehen fällt schließlich der Langeweile zum Opfer und tut es dem Zuschauer gleich, sodass selbst zielsichere und schnelle Colts sowie latente Gefahren für die Protagonisten nichts mehr ausrichten können.
Der Todesstoß für einen italienischen Western. ich hatte den Filmvor Urzeiten auf VHS geschaut. Kann mich allerdings an nichts mehr erinnern.

Ungeachtet dessen klingt der Cast eigentlich sehr interessant.
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Prisma
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Re: DIE LETZTE KUGEL TRAF DEN BESTEN - Joaquín Luis Romero Marchent

Beitrag von Prisma »

Sid Vicious hat geschrieben:
Mo., 14.08.2023 15:14
Kann mich allerdings an nichts mehr erinnern.

Das ging mir die Tage ganz genauso. Die Besprechung hatte ich schon vor Monaten geschrieben, und die Tage wollte ich noch die Zusammenfassung verfassen. Mir fiel nichts mehr zum Film ein, weil ich kaum mehr wusste, worum es eigentlich ging und was wichtig war. Ich weiß nicht genau, ob es an der langen Spanne gelegen hat, oder an der dünnen Story. Der Film hat ein paar gute Momente, gerade im visuellen Bereich, aber ansonsten ist der schon ziemlich langweilig geraten. Schade.

Sid Vicious hat geschrieben:
Mo., 14.08.2023 15:14
Ungeachtet dessen klingt der Cast eigentlich sehr interessant.

Ja, das finde ich auch. Obwohl mich Adrian Hoven hier schon genervt hat, sorgen Rik Van Nutter, Raf Baldassarre, Gloria Milland aber vor allem Helga Sommerfeld für ein paar gute Momente. Letztere sehe ich ja besonders gerne, egal wo.

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