AUTOPSIE - HOSPITAL DER LEBENDEN LEICHEN - Armando Crispino

Schwarze Handschuhe, undurchsichtige Typen, verführerische Damen und stylische Kills.
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Richie Pistilli
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AUTOPSIE - HOSPITAL DER LEBENDEN LEICHEN - Armando Crispino

Beitrag von Richie Pistilli »

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Autopsie - Hospital der lebenden Leichen (D)
Macchie solari (IT)
Frissons d'horreur (F)
¡Tensión! (ES)
Manchas Solares (BRA)
The Magician
The Victim
Autopsy


IT 1975

R: Armando Crispino
D: Mimsy Farmer, Barry Primus, Ray Lovelock, Massimo Serato, Carlo Cataneo, Ernesto Colli, Angela Goodwin, Leonardo Severini, Antonio Casale, Gaby Wagner, Margherita Horowitz u.a.



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Italienische Erstaufführung: 18.01.1975

Deutsche DVD Premiere: 2005

Italo-Cinema.de

Score: Ennio Morricone

IMCDb

OFDb



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"Es ist nur ein kleiner Schritt vom Sicherheitsgurt zur Zwangsjacke. Aber man sagt, niemand ist Gott näher als ein Verrückter."


Eine schreckliche Reihe von Selbstmorden beschäftigt die Polizei. Grausam entstellte Leichen treffen reihenweise zur Autopsie ins hiesige Hospital ein. Simona (Mimsy Farmer), eine angehende Ärztin, glaubt nicht daran, dass diese Menschen sich selbst verstümmelt haben. Gleichzeitig leidet sie an Visionen. Die Leichen im Hospital fangen vor ihren Augen an sich zu bewegen. Simona geht der Sache nach und gerät in Lebensgefahr. [Quelle: DVD X-Rated]




Keine Ahnung, wer hierzulande auf die völlig bescheuerte Idee kam, diesem exzellenten Giallo einen dermaßen bekloppten Titel zu verbraten, der vorne und hinten rein gar nichts mit dem Film gemein hat. Womöglich orientierten sich die Verantwortlichen an der Beteiligung Ray Lovelocks, der ein Jahr zuvor in dem erfolgreichen Horrorfilm DAS LEICHENHAUS DER LEBENDEN LEICHEN als Hauptdarsteller mitwirkte. Letztlich handelt es sich bei AUTOPSIE - HOSPITAL DER LEBENDEN TOTEN um einen außergewöhnlichen Genrevertreter, der sich weit neben den regulären Pfaden des Genres bewegt. Weder offenbart der Film einen maskierten Killer mit schwarzen Handschuhen, der mit blankpoliertem Schlitzwerkzeug seine Opfer ins Jenseits befördert, noch beinhaltet der Film die genretypischen Ego-Perspektiven des Mörders, die normalerweise von einem geschickten Kameramann entsprechend in Szene gesetzt werden. Dafür offenbart sich der zweite Giallo-Thriller Armando Crispinos, der zwei Jahre nach seinem eindrucksvollen Giallo-Debüt DAS GEHEIMNIS DES GELBEN GRABES entstand, als ein sowohl beklemmender als auch zugleich morbider Genrevertreter, der ähnlich wie Francesco Barillis DAS PARFÜM DER DAME IN SCHWARZ nach seinen ganz eigenen Regeln funktioniert.


Der Film beginnt mit Bildern einer heftigen Sonneneruption, in deren Folge sich nicht nur unzählige Menschen ihr Leben nehmen, sondern auch die bereits angeknackste Psyche der von Mimsy Farmer gespielten Hauptprotagonistin Simona Sanna (Mimsy Farmer) um ein Weiteres belastet. Sanna arbeitet als angehende Ärztin in der Pathologie eines römischen Krankenhauses, wo sie eine wissenschaftliche Studie zu den Unterschieden zwischen simulierten und authentischen Suiziden durchführt. Darüber hinaus leidet sie an Halluzinationen, die ihr in unregelmäßigen Abständen albtraumartige Bilder von vermeintlich lebenden Leichen in ihre Wahrnehmung transferieren. Als eines Tages eine Leiche einer unbekannten Frau (Gaby Wagner) in die Pathologie eingeliefert wird, ist Simona fest davon überzeugt, dass diese Suizid begangen hat. Doch als kurz darauf der Bruder des Opfers auf den Plan tritt, beginnt Simona an ihrem Verstand zu zweifeln, denn nach der Auffassung von Pater Paul Lennox (Barry Primus), so der Name des Angehörigen, liegt dem Tod seiner Schwester zweifelsfrei ein Mord zugrunde. Was folgt, sind gemeinsame Ermittlungen, um schließlich den wahren Grund für den Tod der rothaarigen Frau in Erfahrung zu bringen. War es vielleicht ihr Vater Gianni (Massimo Serato), der zum Zeitpunkt des Todes mit dem Opfer liiert war? Simona Sanna kann und will dies letztendlich nicht glauben. Dafür ist Pater Lennox umso überzeugter davon, dass Simonas Vater den Tod seiner Schwester zu verantworten hat. Lennox ist ein wahnsinniger Priester, der zuvor sein Leben als Rennfahrer fristete. Nach einem tragischen Unfall, für den er sich verantwortlich zeigte und zwölf tote Zuschauer zur Folge hatte, wechselte er nach einem ausgiebigen Psychiatrieaufenthalt seine Profession, indem er sich zum katholischen Priester weihen ließ. Und obwohl Lennox auch heutzutage noch äußerst wahnhaft wirkt, schenkt ihm Simona nicht nur Glauben, sondern verliebt sich zu allem Überfluss auch noch in ihn. Als dann aber plötzlich ihr Vater ermordet wird, weiß Simona nicht mehr, an was sie überhaupt noch glauben kann, denn Pater Lennox war die letzte Person, die ihren Vater vor seinem mysteriösen Tod noch lebend angetroffen hatte. Obendrein kam es mir so vor, als ob Simona ihre sexuelle Frustration auf ihren Vater reflektiert hat, da dieser sich ständig mit neuen Liebschaften umgab. Dann wäre da auch noch der Berufsfotograf Riccardo (Ray Lovelock), mit dem Simona des öfteren eine lustvolle Zeit verbringt. Dumm nur, dass während des ausgelassenen Liebesspiels bei ihr vermehrt Halluzinationen auftreten, die letztlich das sexuelle Intermezzo vollständig zum Erliegen bringt. Hinzu gesellt sich ein inzestuöser Subtext, der in Richtung ihres sexuell umtriebigen Vaters gerichtet ist.


Alles in Allem handelt es sich bei dem teils verstörenden Film um einen erstklassigen Genreverteter, der aufgrund seiner ungwöhnlichen Machart erst einmal seines Gleichen sucht. Ein abgründiges sowie morbides Genrespektakel, das durchweg mit einem ruhigen Filmflow auftrumpft. Während die beteiligten Schauspieler und Schauspielerinnen legen solide Darbietungen aufs Parkett legen, entpuppen sich die Bildkompositionen als äußerst gelungen. Abgerundet wird das Ganze mit einer ebenso außergewöhnlichen Filmmusik von Maestro Morricone, bei der Atonalität sowie eine gewisse Disharmonie den Ton angeben. Lediglich das melancholische Titelstück sprengt mit seiner wunderschönen Melodie den ansonsten eher dissonant klingenden Soundteppich.


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Richie Pistilli
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Re: AUTOPSIE - HOSPITAL DER LEBENDEN LEICHEN - Armando Crispino

Beitrag von Richie Pistilli »

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Bildvergleich zwischen der DVD (X-Rated) und der HD-Fassung:


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Re: AUTOPSIE - HOSPITAL DER LEBENDEN LEICHEN - Armando Crispino

Beitrag von Italo »

Ich bin da ziemlich überzeugt, dass der von X-Rated in HD kommen wird.

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Richie Pistilli
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Re: AUTOPSIE - HOSPITAL DER LEBENDEN LEICHEN - Armando Crispino

Beitrag von Richie Pistilli »

Italo hat geschrieben:
Fr., 14.07.2023 20:41
Ich bin da ziemlich überzeugt, dass der von X-Rated in HD kommen wird.

Bin eigentlich auch davon ausgegangen, dass Andreas gerade die Giallo-Thriller selbst veröffentlicht, die unter seiner Federführung (erst-)synchronisiert wurden.
Aber mit MY DEAR KILLER wurden wir schon eines Besseren belehrt, denn dieser vorzügliche Giallo wird wohl leider von Mediacs als BD veröffentlicht.
Dennoch gehe ich ebenfalls fest davon aus, dass in ferner Zukunft AUTOPSIE auch hierzulande ein HD-Release zugesprochen bekommt.

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