HITLER'S DAUGHTER - James A. Contner

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Prisma
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HITLER'S DAUGHTER - James A. Contner

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HITLER'S DAUGHTER

● HITLER'S DAUGHTER (US|1990) [TV]
mit Patrick Cassidy, Melody Anderson, Veronica Cartwright, Kay Lenz, Carolyn Dunn, George R. Robertson, Lindsay Merrithew, u.a.
eine Wilshire Court Produktion | für USA Network
ein Film von James A. Contner

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»I have evidence that Hitler had a daughter!«


Im Jahr 1990 stehen in Washington D.C. die nächsten Präsidentschaftswahlen an. Noch ahnt niemand, dass dieser Wahlkampf ungeahnt prekäre Dimensionen annehmen wird. Während die verschiedenen Interessengemeinschaften wie üblich versuchen, dem politischen Gegner durch das Waschen schmutziger Wäsche zu schaden, kommt es zu einer Reihe von brutalen Auftragsmorden im direkten Umfeld der Kandidaten. Ted Scott (Patrick Cassidy), Pressechef des Fize-Präsidenten Elliot Benedict (George R. Robertson), bekommt ein geheimes Dossier zugespielt, das seinen Ursprung im Jahr 1945 hat und seine unglaubliche Geschichte mit Fakten unterfüttert: Sein Informant behauptet demnach beweisen zu können, dass Hitler eine Tochter hatte, die sich heute unbehelligt in höchsten politischen Kreisen bewegt, um nach und nach ihre Vision eines Vierten Reichs zu verwirklichen...

In der einschlägig bekannten Filmwelt ist es bestimmt als keine Seltenheit zu bezeichnen, dass gewisse Filmtitel bereits im Vorfeld für Neugierde und aufgerissene Augen sorgen können, und bei diesem US-amerikanischen Fernsehfilm handelt es sich definitiv um ein solches Exemplar. Die fiktive Geschichte liegt dem gleichnamigen Sensationsroman von Timothy B. Benford zugrunde und wurde seinerzeit offenbar kollektiv von Fernsehsendern deutschsprachiger Länder boykottiert, sodass es bislang zu keinerlei Ausstrahlungen gekommen ist. Dies ist vielleicht weniger einem vermeintlich brisanten oder gar sensiblen Thema als der Tatsache geschuldet, dass man es mit einer stilistisch und inszenatorisch absolut verworrenen Machart zu tun hat, die sich hoffnungslos im eigens geschaffenen Labyrinth der Klischee-Anwandlungen und zu hoch angesetzten Ambitionen verliert. Zunächst klingt "Hitler's Daughter" potentiell spannend und interessant genug für eine Chance und es ist nicht von der Hand zu weisen, dass der auf reißerische Mittel setzende Verlauf recht gute Akzente setzen kann, was sich jedoch eher auf das erste Drittel des Film bezieht. Eine Frau bringt ihr Baby unter widrigen Umständen zur Welt, doch das Glück besteht nur aus wenigen Sekunden, da die Schusswaffen die Geschichte unmittelbar nach der Entbindung weiter erzählen werden. In diesem Zusammenhang wirken die Schauwerte überaus unbarmherzig und brutal, sodass sogar ein ungemütlich bedrückender Tenor aufkommen möchte, der jedoch schnell durch die plumpe Aneinanderreihung viel zu kompliziert wirkender Handlungsstränge unterminiert wird, die eine solche Wirkung übrigens nur entfalten, da es an flüssigen Übergängen und wichtigen Erklärungen fehlt. So jagt ein Auftragsmord den nächsten und ein Toter den anderen, was immerhin für ein spürbares Up-Tempo sorgen kann.

Die Personen der Geschichte werden von Regisseur James A. Contner sehr schnell und recht unliebsam in die Waagschale geworfen, hinterlassen dabei meist durchschnittliche bis hölzerne Eindrücke, da sie in der chaotischen Struktur auch nur Dementsprechendes liefern können. Aufgrund des Titels ist von Anfang an klar, dass die Hexenjagd einer der beteiligten Damen gebühren muss, die sich in ihren Schlüsselszenen auch zu positionieren wissen. Leider bleibt der Eindruck mangelhafter Nuancierungen zurück, was die phantomartige Titelfigur bereits abschwächt, bevor man ihre unliebsame Bekanntschaft gemacht hat. So handelt der Verlauf genüsslich eine Liquidierung nach der anderen ab und es wimmelt buchstäblich von Alt- und Neo-Nazis, politischem Bodensatz und einer Handvoll Sympathieträger, die dem Wettlauf gegen die Zeit jedoch nicht gewachsen sind, zumal die Story kein Geheimnis daraus macht, keine Gefangenen machen zu wollen. Interessant ist, dass für die Verhältnisse einer TV-Produktion teils ziemlich derb auf die Tube gedrückt wird und dementsprechend wie ein viel zu heißes Eisen wirkt, aber im Gesamteindruck für gemischte Gefühle sorgt. Unterm Strich konnte "Hitler's Daughter" trotz zwingender Hebel und harter Plot-Fragmente zwar nicht überzeugen, denn dafür wirkt er einfach zu grobschlächtig, allerdings verfügt dieses in der Versenkung verschwundene TV-Vehikel auch über seine Momente. In dieser Hinsicht sind vor allem die drastischen Sequenzen zu nennen, aber auch ein fassungslos stimmendes Finale, das viel Schwarzmalerei betreibt und Verschwörungstheorien anfeuert. James A. Contner ist ein eigenartig unstimmiger Beitrag gelungen, bei dem es viel zu offensichtlich ist, dass man sich ausschließlich auf den publikumswirksamen Titel und überaus reißerische Strecken verlassen wollte, was am bitteren Ende einfach nicht ausgereicht hat. Bei Interesse ist diese Schauermär dennoch anschaubar.

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