INSPEKTION LAUENSTADT

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Percy Lister
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INSPEKTION LAUENSTADT

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Die Bavaria produzierte im Jahr 1976 die dreizehnteilige Kriminalserie "Inspektion Lauenstadt" mit Folgen á 50 Minuten für die ARD, welche in Franken in einem fiktiven Städtchen spielte und die Polizeiarbeit in der Provinz in den Mittelpunkt des Interesses rückte. In der Hauptrolle als Kriminalamtsrat Zapf agiert Joachim Wichmann, gemeinsam mit Michael Schwarzmaier, Maxl Graf und Bernd Ander klärt er verschiedene Delikte für das regionale Vorabendprogramm. Die Ausstrahlung der Episoden erfolgte von Anfang Juni bis Ende August 1976. In Gastrollen sieht man u.a. Louise Martini, Herbert Tiede, Andrea L'Arronge, Helmut Fischer, Anita Höfer, Bernd Herzsprung, Heidi Stroh, Franz Rudnick, Hela Gruel, Helmut Oeser, Maria Singer.


"Ein Herr aus Hamburg" (Folge 1)
mit: Joachim Wichmann, Maxl Graf, Bernd Ander, Heidi Stroh, Louise Martini, Norbert Gastell, Liselotte Quilling, Margit Herschmann u.a. | Drehbuch: Theodor Schübel | Regie: Georg Tressler

Bild Bild Bild
Der Vertreter Bruno Schindler wird in seinem Zimmer im Landgasthof "Zur Linde" in einer bayerischen Kleinstadt tot aufgefunden. Die Todesursache: Vergiftung durch Blausäure. Die Wirtin will nichts von dem Geld wissen, das angeblich aus seiner Brieftasche verschwunden ist. Inspektor Zapf verhört sie und ihre Kellnerin intensiv, doch der unauffällige Mann scheint ein unbeschriebenes Blatt zu sein, bis die Meldung aus Hamburg eintrifft: Schindler war mehrfach vorbestraft. Ist hier das Mordmotiv zu finden?

".... und wenn ein Mann nicht hören will, dann muss er eben sterben!" Die abgestandene Luft des Fremdenzimmers dringt über die schmale Treppe bis in die Gaststube und von dort zum Zuschauer, der sich an ähnliche Schenken erinnert, denen er im Laufe der Zeit auf dem Bildschirm begegnet ist. Geschwätzige Kellnerinnen, verschlossene Wirte und karge Bierstuben verliehen schon so mancher Kriminalfolge ein trostloses, aber fruchtbringendes Flair. Louise Martini weckt Assoziationen zu Ida Krottendorf, die in "Der Kommissar: Parkplatz-Hyänen" (1970) ebenfalls eine osteuropäische Wirtin spielte, deren Kaffee so manchen resignierten Halbtoten zu neuem Leben erweckte. Joachim Wichmann als Inspektor lässt sich jedoch nicht beirren und vermutet zwar eine Liaison zwischen Gast und Gastgeberin, achtet dabei allerdings auf weitere Elemente, die das gewaltsame Ende des Mannes im Obergeschoss begründen. Liselotte Quilling ergänzt die trübe Atmosphäre durch sittenstrenge Anschauungen und sparsame Lebensplanung. Eine Überführung der Leiche nach Hamburg? Viel zu teuer! Dann ruht der selige Gatte eben in bayerischer Erde. Der moderne Lichtblick der Episode ist die wasserstoffblonde Heidi Stroh, die so gar nicht in das Umfeld des Mordes zu passen scheint. Ihre Gelassenheit, das gefasste Auftreten und ihre städtische Herkunft grenzen sie von der Kleinbürgerlichkeit des Gasthofes und seiner Besucher ab. Die sparsam gestreuten Indizien gegen den Mörder werden am Ende zu einem festen Strick geknüpft, doch die Ermittler bleiben enttäuscht zurück. Ein Erfolgserlebnis sieht anders aus und ein Beamter ist kein Superheld, sondern ein Angestellter des Staates. Da bleibt das Plakat mit dem Aufruf "Vorbeugung!" an der Tür des Büros ein schwacher Trost.

FAZIT: So durchschnittlich wie die Kriminalbeamten gestaltet sich auch die erste Folge der Serie, die mit dem ruhigen Joachim Wichmann einen fleißigen Beamten aufweist, der vom Kontakt der Gastdarsteller profitiert und mit ihnen steht oder fällt.

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