Hintergrundgeplänkel
Flash Gordon und die Heimvideoauswertung
Leider scheinen die frühen Flash Gordon Serials bislang in Deutschland nur im Rahmen einer Sammel-Kollektion von e-m-s/Best-Buy-Movie veröffentlicht worden zu sein. Im Rahmen dieser Veröffentlichung wurden mehrere Serials zusammen veröffentlicht, ohne kenntlich zu machen, welche Folge ursprünglich zu welchem Serial gehörte. Alle Folgen wurden zudem mit einem einheitlichen Vorspann versehen. Da Besprechungen zu allen Serials recht rar gesät sind und auch hier noch kein Thread zu den frühen Flash Gordon Serials zu finden war, soll trotz dieser semioptimalen Ausgangslage versucht werden jedem einzelnen Serial den verdienten Beitrag zu widmen.
Flash Gordon zwischen 1934 und 1940
Zunächst stellt sich allerdings die Frage, wie viele und welche Produktionen sich in obig erwähnter Veröffentlichung finden bzw. überhaupt existieren. Es ist anzunehmen, dass zwischen 1934 und 1940 mindestens drei eigenständige Serials gedreht wurden. Das wären „Flash Gordon“ (1936), „Flash Gordon's Trip to Mars” (1938) und “Flash Gordon Conquers the Universe” (1940). Die imdb unterscheidet zudem „Flash Gordon“ (1936) in „Flash Gordon I“ und „Flash Gordon II“. Im Bonusmaterial der e-m-s/Best-Buy-Movie-Kollektion findet sich in den Biografien eine Unterscheidung zwischen „Flash Gordon Rocketship“ (1936) und „Flash Gordon: Space Soldiers“ (1936). Im Intro findet sich ein Hinweis „Copyright King Features Syndicate Inc. 1934“.
Es ist daher anzunehmen, dass 1934 die Comicvorlage entstand, aus welcher 1936 zwei direkt aufeinander folgende Serials entstanden sind, welche in den folgenden Jahren um zwei weitere Abenteuer erweitert wurden.
Flash Gordon US vs. DE
Vergleicht man die US-DVD-Veröffentlichung (von „Image Entertainment“ - ebenfalls eine Sammlung mehrerer Serials) und die deutsche Veröffentlichung von e-m-s/Best-Buy-Movie fallen einige Unterschiede auf. Die deutsche Fassung beinhaltet 28 Folgen bei einer Gesamtlaufzeit von 655min. Die US-Fassung wird mit 13 Episoden/245min für „Flash Gordon: Space Soldiers“, 15 Episoden/299min für „Flash Gordon's Trip to Mars” und 12 Episoden/234min für “Flash Gordon Conquers the Universe” angegeben. Damit läuft die US-DVD bei einem Unterschied von 12 Episoden 123min länger (was vermutlich nicht allein auf die zusätzlichen und unterschiedlichen Vorspann-Sequenzen zurück zu führen ist).
Es liegt daher die Annahme nahe, dass die US-Fassung vollständiger als die deutsche Veröffentlichung ist.
Flash Gordon in den 80ern
Allerdings stellt sich die Frage, ob e-m-s/Best-Buy-Movie für die Änderungen verantwortlich ist, oder ob Deutschland seit jeher eine andere Schnittfassung hat. Die Synchronstimme des Dr. Zarkov erinnert stark an Willie Tanner aus der 80er Serie „Alf“. Ein Blick in die Synchronkartei bestätigt die Vermutung, dass beide Figuren vom gleichen Sprecher (Niels Clausnitzer) synchronisiert wurden. Da dieser 1936 gerade mal 6 Jahre alt war (und die Stimme auch dem Alter nach sehr nahe an jener aus „Alf“ liegt), ist anzunehmen, dass Flash Gordon seine Deutschlandpremiere erst wesentlich später hatte. Auffallend ist, dass die Stimmen in den ersten 20 Folgen der deutschen Fassung gleich besetzt sind, obwohl mit Sicherheit mindestens zwei Serials darin stecken dürften. Wenn man der ofdb glauben darf, wurde Flash Gordon 1981 vom BR ausgestrahlt. Es stellt sich daher die Frage, ob evtl. im Zuge dessen bereits mehrere der 30er Jahre Serials für eine Deutschlandauswertung zusammengeschnitten wurden.
Flash Gordon und DirtyPictures
Um nun trotz dieser vielen Fragezeichen sinnvolle Beiträge erstellen zu können, wurde für diese, wie auch die beiden Reviews zu „Flash Gordon“ und „Flash Gordon Conquers the Universe“ angenommen, dass es eben diese drei Serials zu unterscheiden gilt. Dabei wurden die Folgen 1-9 der deutschen Veröffentlichung als „Flash Gordon“ (1936), die Folgen 10-20 als „Flash Gordon's Trip to Mars” (1938) und die Folgen 21-28 als “Flash Gordon Conquers the Universe” (1940) angenommen.
Der Verlauf der Geschichte, wie auch evtl. Rückblenden, Wechsel von Locations, Synchronstimmen und Kostümen legten diese Entscheidung nahe.
Da allerdings schwer abschätzbar ist, in wie weit die Serials auch übergreifend miteinander verschnitten wurden, kann nicht garantiert werden, dass diese Trennung stets richtig ist.
Ich hoffe trotzdem, dass die folgende Besprechung ein wenig dazu beiträgt, die frühen Verfilmungen um Flash Gordon bekannter zu machen bzw. die allgemeine Aufmerksamkeit zu steigern.
Vielleicht findet sich ja jemand, der auf Basis der US-Version noch ein paar Ergänzungen oder Berichtigungen beisteuert oder gar ein „Veteran“, der weiter zurückreichendes Wissen aus erster Hand hat.

(Diesen Teil kopiere ich unverändert vor alle drei Besprechungen)
Filmbesprechung
Flash Gordon's Trip to Mars [Serial]
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1938
Regie (laut ofdb): Ford Beebe, Robert F. Hill, Frederick Stephani
Darsteller: Buster Crabbe, Jean Rogers, Charles Middleton, Frank Shannon
Inhalt:
Gerade aus ihrem Kampf gegen Ming den Unbarmherzigen zur Erde zurückgekehrt, sehen sich Flash Gordon und Dr. Zarkov bereits mit der nächsten tödlichen Bedrohung konfrontiert. Ein starker Lichtstrahl trifft aus dem All auf die Erdatmosphäre und droht diese zu zerstören. Die Folge wäre die Vernichtung der gesamten Menschheit. Dr. Zarkov beschließt daher, sich erneut aufzumachen, die Gefahr im All zu finden. Seine Kumpane Flash und Dale erklären sich augenblicklich bereit ihn zu begleiten. Ohne ihr Wissen schleicht sich noch der Reporter „Happy“, welcher eigentlich ein Interview mit Flash über seinen Kampf gegen Ming erhaschen wollte unbemerkt an Bord der Rakete. Schließlich liegt bereits die nächste Sensation in der Luft.
Im Weltraum angekommen müssen die Helden allerdings erkennen, dass die tödlichen Strahlen keineswegs von Mings Reich „Mongo“, sondern von einem anderen Planeten stammen – dem Mars.
Kaum dort angekommen, offenbart sich Ihnen, dass Ming lebt und sich zum Mars geflüchtet hat um dort in einem Bündnis mit der Herrscherin des Mars, Königin Azura, die Eroberung des Universums vorzubereiten. Ming hat eine Nitronlampe entwickelt, welche es ermöglicht Nitron aus der Erdatmosphäre abzusaugen. Mithilfe des so gewonnen Nitrons ist es ihm möglich Bomben ungeahnter Zerstörungskraft herzustellen um damit das gesamte Universum zu versklaven.
Die einzige Rettung ist die Zerstörung der Nitronlampe. Dank Azuras Armee und fantastischen Zauberkräften ist jedoch kein Durchkommen möglich. Auf der Flucht geraten Flash und seine Freunde in die Hände der tönernen Menschen. Diese waren einst die Herrscher des Mars, bevor die Hexe Azura sie in Ton verwandelt und zu einem Leben im Dunkeln verdammt hat.
Trotz des gemeinsamen Feindes ist der König der tönernen Menschen nicht bereit, seine Anhänger gegen Azura in die Schlacht zu schicken. Stattdessen nimmt er Dale gefangen um Flash zu erpressen, Königin Azura in seine Gewalt zu bringen um sie gegen Dale auszutauschen. Er erhofft sich Azura, wenn sie sich erst mal in seiner Gewalt befindet, zwingen zu können den Fluch aufzuheben.
Flash begibt sich daher auf eine gefährliche Reise zur Rettung von Dale und der Erde.
Bewertung:
Klingt der Plot im ersten Augenblick noch weit phantastischer als im Vorgänger „Flash Gordon“ (1936), täuscht dies doch ein wenig. Flashs zweites Leinwandabenteuer bringt zwar erneut sehr kreative Ideen mit, leidet dabei aber bedauerlicher Weise unter spürbar schlechteren Umsetzungsbedingungen. Entweder musste das zweite Serial wesentlich schneller abgedreht werden oder das Budget fiel deutlich geringer aus. So kämpft sich Flash Gordon durch vielfach verwendete Kulissen, kehrt mehrfach zu den gleichen Orten zurück und scheint in machen Folgen geradezu ziellos unterwegs zu sein. Auch die Opulenz der Kulissen des ersten Teils wurde selten erreicht. Vielmehr erinnern einige Szenen den Zuschauer doch stark daran, dass man nur einen Studiofilm verfolgt. So besteht das Reich der Waldmenschen lediglich aus einigen toten Baumkronen – kein Blatt weit und breit. Die tönernen Menschen leben in einer schlichten Höhle und sehen selbst wie Wichtel in Skiunterwäsche aus.
Doch gleichen die kreativen Einfälle einiges wieder aus. So können die tönernen Menschen beispielsweise in Wänden verschwinden bzw. mit ihnen verschmelzen – was mit Kopiertricks sehr schön umgesetzt wird. Auch der unbeschadete Sprung aus einem Flugzeug dank eines Batman-ähnlichen Capes zaubert ein wohliges Schmunzeln ins Gesicht des Zuschauers. Dr. Zarkov darf in Gefangenschaft wieder fleißig in bestens ausgestatteten Laboren forschen, was er kurzerhand nutzt um einen Maschine zu entwickeln mit der man sich für einige Zeit unsichtbar machen kann. Ming brutzelt seine Feinde in der Dematerialisierungskammer und Azura entflieht der Gefangenschaft mittels eines magischen Amuletts – tolle Ideen, spaßig umgesetzt – was will man mehr.
Zusammenfassend ein für sich genommen sehr unterhaltsames Serial, das aber im Vergleich zur extrem starken Vorlage nicht ganz überzeugen kann. Nichts desto trotz für SciFi-Fans mit Herz für Trash sicher ein Vergnügen und auch sonst eine ganz nette Unterhaltung.
In Punkten eine 7/10
[Archivbeitrag - Original-Besprechung vom 12.10.2013]