(OT: Who?)
(AT: Das Phantom mit der Stahlmaske)
USA / Deutschland - 1974 (laut Credits - 1973 laut ofdb)
Regie: Jack Gold
Regieassistent: Sigi Rothemund
Kamera: Petrus Schloemp
Musik: John Cameron
Darsteller: Elliott Gould, Joseph Bova, Trevor Howard
„Ich habe Leute gesehen, deren Gesicht war total zerstört und man hat sie so wieder zusammengeflickt, dass einem nicht mehr schlecht wurde wenn man sie ansah. Vielleicht konnten sie nicht mehr lächeln, aber sie sahen aus wie Menschen und das tut er nicht.“
Inhalt:
Der geniale amerikanische Wissenschaftler Dr. Martino arbeitet im Regierungsauftrag an einem streng geheimen Projekt. Als er zu einem Kongress nach Braunschweig reist, verschwindet er. Unmittelbar an der Grenze zu Ostdeutschland wird sein Wagen ausgebrannt vorgefunden. Fahrer und Leibwächter liegen tot daneben. Von Dr. Martino fehlt jede Spur.
Kurz darauf meldet sich der sowjetische Geheimdienst bei den Amerikanern um ihnen mitzuteilen, der Doktor sei in einen Verkehrsunfall verwickelt worden und sie hätten ihn im letzten Augenblick bergen und in eine ihrer Kliniken bringen können. Wegen der Schwere der Verletzung sei ein Transport allerdings unmöglich. Sobald die Genesung weit genug vorangeschritten sei, werde eine Rückführung zugesichert.
Als sechs Monate später der Austausch vorgenommen wird, trauen die amerikanischen Agenten ihren Augen nicht. Statt des bekannten Anblicks begegnet ihnen ein Mann mit metallischem Antlitz und einem Körper der ebenfalls überwiegend aus Metall besteht. Wenngleich Dr. Martinos Rückkehr sehnlichst erwartet wird, stellt sich die Frage, ob es sich bei dem Mann tatsächlich um den Richtigen handelt, oder ob die sowjetischen Beteuerungen, dass dieser Eingriff die einzige Möglichkeit gewesen wäre Dr. Martino zu retten, womöglich eine List war um einen Spion in das Neptun-Projekt einzuschleusen.
Es liegt daher an Sean Rogers herauszufinden, ob der richtige Mann zurückgeschickt wurde. Infolge der wenigen menschlichen Bestandteile ist dies auf physischem Wege allerdings nahezu aussichtslos, doch die Regierung drängt auf schnellste Klärung.
Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit um einen Weg zu finden, die Identität zweifelsfrei überprüfen zu können, und der Frage nachzugehen, ob tatsächlich ein anderer Dr. Martinos Stelle eingenommen haben könnte.
„Ob es wohl abgesehen vom Aussehen bestimmte Merkmale gibt an denen man einen Menschen sicher erkennen kann?“
Bewertung:
Die Umsetzung eines Films, bei dem es um nichts anderes als die Klärung einer einzigen Frage geht, die nur mittels Verhör und Beobachtung beantwortet werden kann ist eine Aufgabe, die Regisseur und Drehbuchschreiber zwingt ihr volles Können unter Beweis zu stellen. Die Kunst nie so viel zu verraten, dass die Spannung verloren geht, aber stets genug, um den Zuschauer zu fesseln, eine so logische Geschichte zu spinnen , dass der Beobachter sich im Stande sieht mit zu fiebern, ohne sie jedoch verfrüht zu durchschauen, ist wohl eine der größten Herausforderungen des Film.
Jack Gold hat sich mit seinem Werk „Der Mann aus Metall“ (1974) genau dieser Aufgabe gestellt. Herausgekommen ist dabei ein unerwartet starker Film, wohl nicht zuletzt wegen seines Mutes, entgegen des Trends bei ähnlich gelagerten Filmen, eine vergleichsweise kurze Laufzeit von 88 Minuten zu wählen und diese dafür mit einer dichten Erzählung zu füllen.
Während des gesamten Filmes stellt sich lediglich nach ungefähr einem Drittel für wenige Minuten eine kurze Länge ein. Ansonsten gelingt es in „Der Mann aus Metall“, woran sonst viele Agenten-/Polit-Thriller kranken, ermüdende Längen zu vermeiden.
Jack Gold, der später für Filme wie „Der Schrecken der Medusa“ (1978) und „Der 10. Mann“ (1988), aber auch „Der Kleine Lord“ (1980) oder „Macbeth“ (1983) verantwortlich zeichnete, erhielt bei „Der Mann aus Metall“ Unterstützung durch Sigi „Siggi Götz“ Rothemund, der hier als Assistant Director, vermutlich besonders wegen der Dreharbeiten in Deutschland, hinzugezogen wurde. Der Hauptteil des Films wurde in Miami, Florida gedreht.
In die Rolle des unglückseligen Dr. Martino schlüpfte Joseph Bova, der in einer kleineren Rolle in „Der Engel mit der Mörderhand“ (1968) bereits Thriller-Luft schnupperte. Als Ermittler tritt Elliott Gould auf, der zuvor schon in „Getting Straight“ (1970) und Ingmar Bergmans „Berührungen“ (1971) zu sehen war, bevor es ihn in den folgenden Jahren in Filme wie „Der Tod kennt keine Wiederkehr“ (1973) und „Spur der Gewalt“ (1974) verschlug. Als sowjetischer Gegenspieler verkörpert Trevor Howard die Rolle des Oberst Azarin. Howard war in eine Vielzahl von Filmen, insbesondere in maritimen Abenteuerstreifen wie „Meuterei auf der Bounty“ (1962), aber auch in Filmen wie „Der Dritte Mann“ (1949), „Der Graf von Monte Christo“ (1975) oder auch „Craze - Dämon des Grauens“ (1974) zu sehen.
Alle Mimen verkörpern ihre Rolle sehr gut, wobei besonders Joseph Bova eine erstklassige Performance hinlegt, wenn er kühl und steif wie ein Roboter, aber doch auch eindeutig menschlich durch die Stadt läuft.
„Der Mann aus Metall“ ist nicht zuletzt wegen seines ungewöhnlichen Aufhängers, eines durch eine eiserne Maske Entstellten, ein interessanter Beitrag in der Vielzahl der Verfilmungen um Agenten und den kalten Krieg.
Die Maske als solches wirkt heute ein wenig zu phantastisch, so dass dem Film leicht Science-Fiction-Anleihen unterstellt werden. Letztlich wirkt der Stoff als solches aber immer noch zeitlos modern.
Die Ausgestaltung der Maske ist sowohl störend, als auch Gewinn. So lässt die zweischalige Konstruktion mit ihren Hamsterbacken den Film teilweise übertrieben futuristisch anmuten, führt aber auch dazu, dass der ansonsten ohne Mimik agierende Charakter stets in ein leicht diabolisches Lächeln gehüllt ist, was wie permanenter Hohn gegenüber den Kriminalisten wirkt.
Zusammenfassend ein sehr sehenswerter Agententhriller vor dem Hintergrund des kalten Krieges, der manchem womöglich zu phantastisch ist, dafür aber allgemein durchgängig spannend inszeniert ist.
In Punkten 8 / 10
In Deutschland wurde der Film neben VHS auch auf DVD ausgewertet. Die DVD-Veröffentlichung von e-m-s ist zwar keineswegs auf Referenzniveau, so scheint eine sichtlich bespielte Kopie als Ausgangsmaterial gedient zu haben, bietet aber ein durchaus solides Bild, das primär von einigen Verschmutzungen getrübt wird. Größtes Manko ist ein äußerst unangenehmes Bildflackern von einigen Minuten am Ende des Films, das allerdings durchaus zu verschmerzen ist. Berücksichtigt man den üblichen Preis von ca. 3,- € gibt es nichts zu meckern.
[Archivbeitrag - Original-Besprechung vom 07.03.2014]