Michael Rennie Karin Dor Craig Hill in
● LOS MONSTRUOS DEL TERROR / DRACULA JAGT FRANKENSTEIN / OPERAZIONE TERRORE (E|D|I|1970)
mit Patty Shepard, Ángel del Pozo, Paul Naschy, Manuel de Blas, Gene Reyes, Diana Sorel, Peter Damon, Ferdinando Murolo und Ella Gessler
eine Produktion der Producciones Jaime Prades | Eichberg-Film | International Jaguar Cinematografica | im Verleih der Columbia-Bavaria
ein Film von Hugo Fregonese, Tulio Demicheli und Eberhard Meichsner
Verwundert nimmt man bei "Dracula jagt Frankenstein" zur Kenntnis, dass sich offenbar gleich drei Herren den Regiestuhl teilen mussten, was zunächst für einen recht konfusen Eindruck sorgen möchte. So wird der Produktion gerne vorgeworfen, dass man diese unterschiedlichen Herangehensweisen in aller Deutlichkeit zu spüren und zu sehen bekommt, was die teils puzzleartigen Handlungsstränge ungeniert belegen werden. Aber was wäre das einschlägig bekannte Film-Universum ohne derartige Experimente der eigenwilligeren Sorte, die einfach nur hemmungslos den Unterhaltungssektor bedienen und insgesamt einen besonders eigenwilligen Charme zu vermitteln wissen? Von Beginn an hört sich die Geschichte ungemein interessant an und es entsteht der Eindruck, dass man es mit einer Art Aufschlüsseln des Aberglaubens oder vielmehr dessen Anatomie zu tun bekommen wird. Dieses Interesse hält sich zugunsten nett anzusehender, reißerischer Veranschaulichungen deutlich in Grenzen und die Triple-Regie-Spitze konzentriert sich auf das Wesentliche, denn spätestens wenn man alle Warnoff'schen Monster und dessen mordlüsterne Exemplare aus dem Labor zu Gesicht bekommen hat, weiß man, wohin die Reise geht, beziehungsweise gehen muss. "Dracula jagt Frankenstein" wirkt in vielerlei Hinsicht faszinierend und sogar über weite Strecken überzeugend, wenngleich dies auch an den immer wieder gerne vermittelten Inhalten der überzogenen Sorte liegen mag. Kurzweilig ist diese Expertise hastigen Inszenierens aber allemal, und man wird quasi immer wieder gerne dazu verleitet, sich diesen gut bekömmlichen Beitrag aus dem Schreckenskabinett anzuschauen, denn bei allen Eindrücken ist eine angenehme Dosierung im Spektrum einer vollen, prallen, überspitzten Dosis betäubender Bilder und verzerrter Charaktere wahrzunehmen.
Karin Dor hat einen eigenartigen Einstieg in das Szenario, nämlich als Leiche, die für die Zwecke der fremden Macht pracktischerweise reanimiert wird. Gleich nach dem Vorspann ist sie schön wie eh und je zu sehen, wenngleich sie im Sinne der Geschichte etwas unterkühlt wirken muss. Man darf sich zurecht fragen, wie eine Schauspielerin von Karin Dors Format in einem derartigen Experiment gelandet sein mag, was sie sich zweifellos selbst gefragt haben wird, aber insbesondere ihre späten Rollen und Charaktere bieten einen besonderen Reiz, da sie ein deutlich alternativ angelegtes Repertoire anzubieten wusste. Zwar sind schauspielerische Exzesse hier bei Weitem kaum erforderlich, aber ihre Rolle wirkt alles andere als uninteressant, wenngleich auch nicht besonders schlüssig, was aber nicht weiter stört, denn schließlich kann man sie auf eher ungewohntem Terrain begleiten. Karin Dor reichert das düstere Geschehen mit viel Verve und diskreter Erotik an - man sieht sie sogar in zwei braven Liebes- und Bettszenen. Insgesamt zeigt die Deutsche eine gute Mischung im Wechsel von erforderlich sparsamen Emotionen und ungewollt temperamentvollen Zuständen, die ihre Ratlosigkeit und Unsicherheit gut herausarbeiten. In der Riege von Doktor Warnoffs gehorsamen Maschinen wird sie im Verlauf noch indirekt die gefährlichste von allen werden. Insgesamt mutet die Rolle der Maleva oberflächlich an, und dieser Eindruck entsteht hauptsächlich durch eine im Geschehen relativ ausgeprägte Screentime, die im Kontrast zu einer auffälligen Dialogarmut steht. Eine besonders starke Szene entsteht, als sie an Warnoffs skurrile Sequenz-Maschine angeschnallt wird, bis zum Wahnsinn herumschreit und in bizarrer Art und Weise die Augen verdreht. Letztlich erkennt man die wirklichen Fähigkeiten eines Künstlers vor allem in vermeintlich schwächeren Filmen oder alternativen Anforderungen, wenn trotz allem der Eindruck einer besonderen Leistung vermittelt wird.
Der Brite Michael Rennie als Dr. Warnoff überzeugt vor allem durch seine physische Erscheinung, denn darstellerisch hatte er gewiss andere Sternstunden erlebt, wie beispielsweise in dem Klassiker "Der Tag an dem die Erde stillstand". Sicher ist dies auch der Anlegung seiner Rolle geschuldet, denn man durfte sich schließlich keine Emotionen erlauben. So agiert er starr und größtenteils unempfindlich. Der unbeirrbare Wissenschaftler erscheint in vielen Großaufnahmen und spätestens beim Zoom auf seine leeren, kalten Augen weiß man, dass er einem seiner Monster wieder telepathische Befehle erteilt. Seiner Figur fehlt insgesamt leider ein bisschen der rote Faden und sie hätte deutlich rücksichtsloser dargestellt werden müssen, um für zusätzlichen Schrecken zu sorgen. Craig Hill als Inspektor Tobermann liefert eine sehr diffuse Ermittlungsarbeit und kann schließlich größere Erfolge bei den Damen feiern, die schöne Patty Sheppard erweist sich dabei als geeignetes Objekt der Begierde. Bei den besonderen Leistungen wären schließlich noch die Monster des Doktors zu erwähnen. Zunächst ist einmal zu betonen, dass die Maske in diesen vier Fällen bei einem Streifen geringeren Budgets ein ordentliches Ergebnis abliefern konnte. Abgesehen von zahlreichen Momenten, die zwischen Schrecken und Humor hin- und herspringen, was zwangsläufig von allen Exemplaren aus dem Schreckenskabinett Warnoffs ausgeht, sind sie im Endeffekt überzeugend hergerichtet und teils beunruhigend in Szene gesetzt. Insbesondere die vertrocknete Pharaonenmumie sorgt für sehr starke Momente, wenn sie ihre Opfer mit versteinertem Blick anvisiert und unbeirrbar Befehle ausführt. Paul Naschy als verantwortlicher Drehbuchautor und unberechenbarer Werwolf Waldemar Daninsky löst seine Aufgabe angemessen, wenn auch obligatorisch, und es macht letztlich Spaß, dieser Besetzung von A bis C zu folgen.
Insgesamt kommt dieses verlockende Spektakel schnell auf Touren und beschäftigt das Publikum über weite Strecken damit, wie die Monster ausfindig gemacht, reanimiert, zusammengebastelt und natürlich an geeigneten Objekten getestet werden. Warum, weshalb, wieso? Diese Frage beantwortet sich bei "Dracula jagt Frankenstein" entweder von selbst oder eben gar nicht. Leider wurde nach kurzer Zeit die Grundidee des Films rund um die die Absichten der außerirdischen Gefahr inach Nirgendwo verdrängt und es geht nur noch darum, das Versprechen des Filmtitels möglichst greifbar einzuhalten. Dass sich Frankensteins Monster und Co. gegenseitig ohne Ende hassen, kommt dabei wie gerufen und man darf Zeuge von einigen halsbrecherischen bis amüsanten Vorstellungen werden, die glücklicherweise nicht unnötig in die Länge gezogen wurden, sodass die Geschichte nicht gestreckt wirkt. Pionierarbeit im Bereich atmosphärischer Dichte leistet dabei die bemerkenswert anpassungsfähige Musik, die jeder erdenklichen Situation zahlreiche Gesichter verleiht. Ansonsten sind alle nötigen Zutaten vorhanden, die einen kurzweiligen Run ausmachen. Obskure Apparaturen vom anderen Stern und eine obligatorische Herz-OP werden zu Hinguckern, es wird laboriert und diesbezügliche Fragen werden einfach ignoriert, einige Folter-Kostproben und ein wahnwitziger Plan liefern Konturen, außerdem gibt es ein altes Schloss mit dunklen Gewölben, Särge werden geplündert und mit neuen Leichen ausstaffiert, kleine Kostproben von mörderischen Demonstrationen sollen den Zuschauer gruseln und bei Laune halten, und ein Bumerang-Effekt bahnt ein vorhersehbares Ende an. "Dracula jagt Frankenstein" ist und bleibt zu jeder Tages- und vor allem Nachtzeit gut bekömmlich und als Fazit lässt sich sagen, dass es alleine schon bemerkenswert, beziehungsweise noch schöner ist, dass Filme in dieser Fasson überhaupt existieren.