DAS ERBE DER GULDENBURGS

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Prisma
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DAS ERBE DER GULDENBURGS

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DAS ERBE DER GULDENBURGS






● DAS ERBE DER GULDENBURGS (D|1987-1990)
in den Hauptrollen: Christiane Hörbiger, Brigitte Horney, Ruth Maria Kubitschek, Wilfried Baasner, Iris Berben, Katharina Böhm,
Sigmar Solbach, Susanne Uhlen, Wolf Roth, Jürgen Goslar, Jochen Horst, Monika Peitsch, Alexander Wussow und Sydne Rome
hergestellt durch die Neue Deutsche Filmgesellschaft | im Auftrag des ZDF
eine Serie von Gero Eckhardt und Jürgen Goslar



Martin Graf von Guldenburg (Karl-Heinz Vosgerau) kommt nach seinem 60. Geburtstag bei einem Autounfall ums Leben und der schleswig-holsteinischen Adelsfamilie wird durch sein plötzliches Ableben der Boden unter den Füßen weggezogen. Da Graf Guldenburg die Geschäfte selbst leitete, zu denen die Verwaltung des Stammsitzes, das dazu gehörige Gestüt mit Pferdezucht und eine private Bierbrauerei, sowie Mehrheitsanteile an einer Privatbank gehören, muss nun ein Nachfolger gefunden werden. Seine Frau, Christine Gräfin von Guldenburg (Christiane Hörbiger), will sich der schweren Aufgabe annehmen, doch als sie sich einen Überblick über die Geschäftslage verschafft, stellt sich heraus, dass man kurz vor dem Ruin steht und ihr Mann zu allem Überfluss eine Geliebte hatte. Die Familie, bestehend aus Gräfin Herta (Brigitte Horney), der Mutter des Verstorbenen, Thomas (Wolf Roth) und Evelyn (Iris Berben), den Kindern aus erster Ehe, und Alexander (Jochen Horst) und Susanne (Katharina Böhm), den gemeinsamen Kindern mit Chtistine, muss nun zusammenhalten und nach Lösungen suchen. Die Sanierung des Geschäfts stellt sich jedoch als sehr schwierig heraus, zumal die Konkurrenz nicht schläft und bereits ihre gierigen Krallen nach dem Hab und Gut der Familie Guldenburg ausstreckt. Die sogenannte Hamburger Bierkönigin, Margot Balbeck (Ruth Maria Kubitschek), will ihren Konzern durch die Guldenburg'sche Brauerei erweitern, außerdem zusätzlich Schlossherrin des Stammsitzes werden. Ein erbitterter Machtkampf entfacht sich und droht zu eskalieren, sodass alles auf eine Katastrophe hinausläuft...

Die von 1986 bis 1989 gedrehte Familiensaga "Das Erbe der Guldenburgs" gilt als letzter deutsch produzierter Straßenfeger, der zu seinen Glanzzeiten einen Marktanteil bis zu fast 50% vorzuweisen hatte und vor 30 Jahren, am 29. Januar 1987, erstmalig im ZDF ausgestrahlt wurde. Wo sich andere Serien beispielsweise mit Öl oder Wein beschäftigten, waren die Dreh- und Angelpunkte für Intrigen sowie unsaubere Geschäfte hier fiktive, norddeutsche Bierbrauereien. Interessant ist die Fußnote, dass Jever aufgrund des Serienerfolgs tatsächlich ein Bier unter dem Namen "Guldenburg Premium" auf den Markt brachte und die Bavaria-St. Pauli-Brauerei, die als Kulisse für die Firma Balbeck diente, nahm geistreicherweise die Marke "Balbeck Pilsener" in ihr Sortiment auf. Die große Stärke der 38-teiligen Serie in drei Staffeln waren eindeutig die schillernden Charaktere, die den verschiedenen Handlungssträngen Feuer, Dramatik und eine breite Palette an Emotionen mitzugeben wussten. In diesem Zusammenhang ist ebenfalls zu erwähnen, dass sich bei "Das Erbe der Guldenburgs" das Who's Who deutscher Interpreten versammelte, die im Rahmen neuer Rollen immer wieder tatkräftige Unterstützung von hochkarätigen, teils internationalen Gästen bekamen. Die Karriere von UFA-Star Brigitte Horney endete übrigens hier, da sie wenige Tage vor Beendigung der zweiten Staffel verstarb. Der persönliche Rückblick stattet die Serie mit einer guten Portion Nostalgie und lebhaften Erinnerungen aus, die genau wie andere erfolgreiche Serien regelmäßig im Kreise der Familie geschaut wurde und in der Tat handelt es sich hierbei sicherlich um eine der besseren deutschen Serien.

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Prisma
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Re: DAS ERBE DER GULDENBURGS

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DIE GOLDENE KETTE


● DAS ERBE DER GULDENBURGS - DIE GOLDENE KETTE (D|1987) [PILOTFILM]
mit Brigitte Horney, Karl Heinz Vosgerau, Christiane Hörbiger, Jochen Horst, Katharina Böhm, Wolf Roth, Jürgen Goslar,
Wilfried Baasner, Iris Berben, Ruth Maria Kubitschek, Sigmar Solbach, Susanne Uhlen, Monika Peitsch und Sydne Rome
hergestellt durch die Neue Deutsche Filmgesellschaft | im Auftrag des ZDF
ein Fernsehfilm von Jürgen Goslar

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»Wo die Geier kreisen, sind die Schakale nicht weit...«


Martin Graf von Guldenburg (Karl Heinz Vosgerau) lädt zu seinem 60. Geburtstag auf seinem Anwesen ein. Kurz darauf verunglückt der Graf tödlich mit seinem Wagen, und auf seine zweite Frau Christine (Christiane Hörbiger) kommt eine schwere Zeit zu. Da ihr Mann sich um alle Geschäfte gekümmert hat, steht sie vor einer schier unlösbaren Aufgabe, da sie sich bislang nie für derartige Belange zu interessieren brauchte. Kurz nach der Testamentseröffnung muss sie auch noch erfahren, dass das Gut kurz vor dem Ruin steht. Doch nicht genug damit: Graf Martin hatte nicht nur eine Geliebte, sondern aus dieser Verbindung ist auch noch ein uneheliches Kind entstanden. Wie soll es unter diesen Umständen mit der Dynastie Guldenburg weitergehen..?

Der Pilotfilm "Die goldene Kette" legt den Grundstein für den außerordentlichen Erfolg der Familiensaga "Das Erbe der Guldenburgs", die es zu Spitzenquoten bis nahezu 18 Millionen Zuschauern brachte. Seinerzeit wurde das Format von der Kritik weitgehend negativ reflektiert, doch in der Retrospektive lässt sich sagen, dass es sich um eine der hochwertigsten und spektakulärsten deutschen Serien handelt. Ein breitgefächertes Konglomerat aus Intrigen, Tradition und Leidenschaft bildet die Traumwelt, in die der interessierte Zuschauer auch heute noch gerne abtauchen möchte. Die Hauptakteure liefern im Großen und Ganzen nicht nur teils atemberaubende Leistungen, sondern repräsentieren auch die Elite der deutschen TV-Stars, die immer wieder durch internationale Erweiterungen aufgefrischt wurde. Regisseur Jürgen Goslar, der selbst eine tragende Rolle in der ersten Staffel übernahm, gestaltet den Einstieg sehr klassisch, denn die Hauptfiguren und deren Charaktereigenschaften werden präzise vorgestellt. Hierbei zeichnet sich ein schnelles Bild über Gut und Böse, Agonisten und Antagonisten, folglich Sympathien und Antipathien. Die Konstellationen gleichen zunächst keinem Roulette und Erklärungen werden im Verlauf oftmals über die Vergangenheit geliefert, bis sich das Mosaik langsam zusammenfügt.

Graf Martin feiert seinen sechzigsten Geburtstag, was den Startschuss für das Zusammenkommen der Familie darstellt, sei es aus allen Himmelsrichtungen. Ob aus England, Ägypten oder per Helikopter vom Balbeck'schen Hochhaus; Gutgesinnte, Widersacher und Konkurrenten versammeln sich im idyllischen Schlosspark, der wenig später zur Arena wird. Diese Vorstellungsrunde bedient sich des einfachen Mittels, dass sich die Personen gegenseitig kommentieren und außerdem in Selbstinszenierungen charakterisieren. Gräfin Hertha, das Oberhaupt der Guldenburg-Dynastie, beobachtet das Geschehen hoheitsvoll, aber ebenso aufmerksam durch ein Opernglas, um alle Gäste, aber vor allem die Etikette genauestens im Auge zu haben. Obwohl sie Noblesse und Contenance beweist, lässt sie sich dennoch zu kritischen Seitenhieben hinreißen, insbesondere in Richtung der Hamburger Bierkönigin Margot Balbeck, samt Gefolgschaft. Kurz und knapp werden sie als »ordinär« tituliert und beim Blick auf Ruth Maria Kubitschek im goldenen Kleid stellt sich ein Kopfnicken ein, schließlich hat man es mit dem Inbegriff einer Neureichen zu tun, die einst ganz unten war. Die Konkurrenz der Guldenburgs spricht unmittelbar nach der Landung im Park für sich selbst, als Frau Balbeck voller Genugtuung erwähnt, dass sie auf diesen Augenblick 36 Jahre gewartet habe.

Es ist mehr als auffällig, dass das Szenario von starken und selbstbewussten Frauen dominiert wird, was sich als entscheidender Unterschied zu ähnlichen Serienformaten herausstellt. Zwar hatte Graf Guldenburg die Fäden in der Hand, allerdings sieht er seinem plötzlichen Ende entgegen, nicht zuletzt, um den Titel der Serie zu rechtfertigen. Übrig bleiben Damen und solche die es gerne wären oder nie waren, doch eines haben sie gemeinsam: den Willen, sich durchzusetzen. "Das Erbe der Guldenburgs" lebt vom ersten Moment an von seiner hochwertigen Ausstattung, den barrierefreien Ortswechseln und der Ausnahmeleistungen der deutschen TV-Prominenz, die sich hier von Anfang bis Ende die Klinke in die Hand gibt. In Fraktionen wird eine alte Familienfehde zwischen den adeligen Guldenburgs und neureichen Balbecks ausgetragen, die in unmittelbarer Konkurrenz stehen, da sie jeweils Brauereien besitzen. Wo die einen auf Tradition und Qualität achten, ist es bei den anderen die Masse, die nicht nur zu Geld, sondern vor allem auch zu Macht verhilft. Margot Balbeck ist eine der einflussreichsten Personen in Hamburg und hat es seit Urzeiten auf den Besitz der Guldenburgs abgesehen. Da der Graf seine geschäftliche Verbindung mit ihr eingehen will, weil er aus Liquiditätsgründen muss, ist der Grundstein für das teils spektakuläre Tauziehen gelegt.

Neben dieser Basis finden viele Nebenhandlungen einen überzeugenden Einsatz, die sich mit Leidenschaft, Hass, Überlebenskunst und Intrigen beschäftigen, sodass der Serie eigentlich nie die Luft ausgehen sollte, wenn nicht das Gesetz der Serie wäre. Da alle Personen ausgiebig vorgestellt sind und die Konstellationen sich geordnet haben, findet man als Zuschauer sehr schnell seine eigene Position. Klassische Sympathieträger sind zwar auch hier genügend vorhanden, doch es ist überaus bemerkenswert, dass so gut wie jede Person Ecken und Kanten sowie unbequeme Seiten, wenn nicht sogar Leichen im Keller hat. Diese leichte Abkehr vom typischen Schwarzweißdenken und Heldentum zahlreicher Serien verleiht den "Guldenburgs" ein bemerkenswertes Profil. Der Pilotfilm besitzt daher Spielfilmformat und deutet ausgiebig an, wohin die Reise mit Adel und Pöbel noch gehen wird. Das Ende des Grafen ist urplötzlich gekommen und es trifft das ein, was bereits an seiner Geburtstagsparty erwähnt wurde: Geier kreisen und Schakale kommen aus ihren Löchern. Wer zu welcher Fraktion gehören wird, klärt sich nur andeutungsweise in diesem Startballon und insgesamt bleibt zu betonen, dass sich die Serie den Luxus erlauben wird, die Handlungsstränge behutsam aufzubauen, außerdem flexibel auf das Unerwartete zu reagieren.

Grandiose Darbietungen zeigen sich quasi von der ersten Minute an und in diesem Zusammenhang sind gleich mehrere von vielen Interpretationen zu nennen, die für Aufsehen sorgen. Allen voran steht Brigitte Horney als Gräfin Hertha, der Tradition und Etikette über alles geht. Christiane Hörbiger wirkt kultiviert und stolz, aber nicht glücklich im goldenen Käfig und bei Ruth Maria Kubitschek zeichnet sich ein Kabinettstückchen ab, das tatsächlich über die komplette Distanz der Serie gehen wird. Wilfried Baasner als "Mephisto" der Szenerie schrieb deutsche TV-Geschichte, genau wie seine bessere, beziehungsweise manchmal schlechtere Hälfte Iris Berben, deren Leistung nach ihresgleichen suchen muss. Sigmar Solbach und Susanne Uhlen reihen sich in diese hochwertigen Performances ein, und es lässt sich von A bis Z ein präzise agierender Stab beobachten, welcher der Serie Verve, Dramatik, Charisma und Verworfenheit verleiht. In diesem ersten Teil der Reihe werden die Weichen von Regisseur Jürgen Goslar sehr geschickt gestellt - es gibt Konkurrenzkämpfe, Machtgier, heimliche Liebschaften, ein uneheliches Kind, Geldsorgen und etliche Personen, deren Probleme nur noch größer werden dürften. Inszenatorisch gesehen schimmert "Die goldene Kette" in einem hochwertigen Glanz, der andernorts nicht immer auf diesem üppigen Niveau wahrzunehmen war.

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