DER DIAMANTENBAUM - Tommaso Dazzi
- Demetrio Cultrera
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DER DIAMANTENBAUM - Tommaso Dazzi
Der Diamantenbaum (D)
L'albero dei diamanti (IT)
O Esconderijo Dos Diamantes (BRA)
IT 1983
Regie: Tommaso Dazzi
Drehbuch: Enzo Monteleone, Gianfranco Calligarich, Tommaso Dazzi, Carlo Mazzacurati
Musik: Guido & Maurizio De Angelis
Darsteller: Philippe Leroy, Gianni Cavina, Walter Piretti, Cecilia Dazzi, Gustavo Moris u.a
Italienische Kinopremiere: 31.12.1983
Deutsche TV-Premiere: 21.12.1984 (ARD)
IMDb
OFDb
Score
Professor Sterling, dessen Spezialgebiet die indigenen Stämme ist, findet einen halbtoten Indio im Urwald. Dieser übergibt dem Professor mit seinen letzten Worten eine Karte und einen Diamanten. Beides versteckt der Professor sicher im Auto, bevor die Schergen des skrupellosen Diamantenunternehmens D.A.C Sterling in die Mangel nehmen. Während der Professor für tot erklärt wird, zweifelt Walter, sein Sohn, an den Aussagen der Polizei. Gemeinsam mit seiner Schwester Cecilia macht er sich auf den Weg, um seinen Vater zu finden. Nachdem er bemerkt, dass die örtliche Polizei mehr weiß, als sie zugeben will, schnappen die Geschwister kurzerhand Gianni, einen sympathischen Landstreicher, um ihren Vater zu suchen.
Zusammen mit Giannis Freund Felipe geht es mit dem Boot weiter, um das Wrack des Fahrzeugs zu finden und Hinweise auf den Professor zu sammeln. Nachdem sie das Wrack im Meer entdeckt haben, gelangen die vier in den Besitz der Karte und des Diamanten. Als die Schergen des D.A.C davon Wind bekommen, heften sie sich an die Fersen der Truppe. Dabei schrecken sie auch nicht vor Mord zurück, wie Felipe schmerzlich erfahren muss…
Diese unbekannte italienische Produktion aus dem Jahr 1983 zeigt bereits, dass Regisseur Tommaso Dazzi eine große Leidenschaft für den südamerikanischen Regenwald hegt. Diese Liebe setzte er gnadenlos in den deutlich bekannteren Filmen „Das Geheimnis des schwarzen Tankers“ und „Entscheidung in Cartagena“ fort. Während diese Filme mit Franco Nero besetzt wurden, müssen wir uns hier mit dem in Deutschland weniger bekannten Gianni Cavina begnügen. Cavina ist Genrefans aus Das Haus der lachenden Fenster oder Neun Leichen hat die Woche bekannt. Als Professor Sterling agiert der uns wesentlich vertrautere Philippe Leroy. Der Franzose verkörpert den nicht immer sympathisch wirkenden Vater des Geschwisterpaares, dessen Rollentypus an Francisco Rabal in „Das Geheimnis des schwarzen Tankers“ erinnert. Ich denke, dass Dazzi sich dort bewusst inspirieren vom Diamantenbaum ließ, denn die Parallelen sind unverkennbar.
Walter, der Sohn, wird von Walter Piretti gespielt, der insgesamt nur in sechs Filmen mitwirkte. Anders verhält es sich bei Cecilia Dazzi, die bis heute als Schauspielerin aktiv ist. Die Tochter von Regisseur Tommaso Dazzi spielt die weibliche Hauptrolle des Films und überzeugt besonders im dramatischen Finale. Für die Musik zeichnen sich die Brüder Guido und Maurizio De Angelis verantwortlich, die mit dem Titelthema „Gabbiano“ den Nagel auf den Kopf getroffen haben. Die Brüder, die vor allem als Oliver Onions bekannt sind, bedienten sich einmal mehr aus ihrem Archiv, sodass zwischendurch auch „Valzerinho e Fuego“ aus Dschungel Django zu hören ist. Das Titelthema „Gabbiano“ wurde in Deutschland, anders als der Film, als Single veröffentlicht.
Im Großen und Ganzen sieht es bei Dazzis Spielfilmdebüt eher mau aus. Ein italienisches Locandina ist das einzige Überbleibsel des vermutlich nur regionalen Kinostarts. In Deutschland lief der Film erstmals im Dezember 1984 im Fernsehen, bevor er Ende der 1980er mindestens noch einmal gezeigt wurde. Da die RAI ihre Finger im Spiel hatte, ist davon auszugehen, dass der Film in den 1980er Jahren auch in Italien im Fernsehen lief. Leider sieht es mittlerweile selbst in Italien ziemlich schlecht aus, den Film zu sehen, aber zum Glück gibt es die Brasilianer: Dort wurde der Film immerhin auf VHS veröffentlicht. Damit sind die Südamrikaner die einzigen, die diesen Film offiziell veröffentlicht haben.
Dass es sich hierbei, wie im Internet zu lesen ist, um einen Kinder- und Jugendfilm handelt, ist grundsätzlich richtig. Allerdings sind die Krimielemente nicht von der Hand zu weisen. Es gibt einige Tote, und das Diamantenunternehmen ist keineswegs ein Sympathieträger. Im Laufe des Films ist die Truppe zunehmend auf der Flucht vor dem D.A.C., sodass die Spannung steigt. Die Suche nach dem Vater bleibt das tragende Element, doch durch den Besitz der Karte, die das Diamantenversteck zeigt, wird die Luft für das Geschwisterpaar und ihren Freund Gianni zunehmend dünner. Zu einem Kinder- und Jugendfilm wird der Film neben einigen humoristischen Einlagen – meist durch Cavina – vor allem durch die jugendlichen Hauptdarsteller Piretti und Dazzi.
Etwas Verwirrung stiftet das Internet, da dort häufig zu lesen ist, der Film sei eine deutsche Co-Produktion. Im Vor- und Abspann der italienischen Version ist jedoch nichts dergleichen zu sehen, und auch keine deutsche Mitwirkung vor oder hinter der Kamera lässt sich nachweisen. Daher gehe ich von einer reinen italienischen Produktion aus. Erwähnenswert ist zudem der erfahrene Kameramann Silvano Tessicini, der mit schönen Naturaufnahmen punktet. Für die Unterwasseraufnahmen war Giancarlo Formichi verantwortlich, der diese Aufgabe bereits in Das Todesriff und Die Rache der Killerfische bravourös meisterte.
Fazit: Ein gelungenes Spielfilmdebüt von Tommaso Dazzi, das etwas zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist. Der Film ist gut gefilmt, die Handlung weitgehend schlüssig (mein Italienisch ist eher rudimentär, dennoch konnte ich problemlos folgen) und die Darsteller überzeugen durchweg. Die Musik von Guido und Maurizio De Angelis rundet den Film perfekt ab und bleibt noch Stunden später im Gedächtnis.
- Richie Pistilli
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Re: DER DIAMANTENBAUM - Tommaso Dazzi
Vielen Dank für die Vorstellung dieses mir unbekannten Films
Klingt äußerst vielversprechend. Kenne von Tommaso Dazzi bis dato nur DAS GEHEIMNIS DES SCHWARZEN TANKERS aka DER SCHREI DES PELIKANS, der mir recht gut gefiel.
Klingt äußerst vielversprechend. Kenne von Tommaso Dazzi bis dato nur DAS GEHEIMNIS DES SCHWARZEN TANKERS aka DER SCHREI DES PELIKANS, der mir recht gut gefiel.
- Demetrio Cultrera
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Re: DER DIAMANTENBAUM - Tommaso Dazzi
Wenn dir der Pelikan gefallen hat, dann wird dieser dir sicher auch gefallen. Die Parallelen liegen auf der Hand:Richie Pistilli hat geschrieben: ↑Di., 28.10.2025 20:31Vielen Dank für die Vorstellung dieses mir unbekannten Films![]()
Klingt äußerst vielversprechend. Kenne von Tommaso Dazzi bis dato nur DAS GEHEIMNIS DES SCHWARZEN TANKERS aka DER SCHREI DES PELIKANS, der mir recht gut gefiel.
- Der Film spielt ebenfalls in Südamerika
- Auch hier geht es um eine verschwundene Person
- Das Kind ist abenteuerlustig
- Ein älterer Raufbold schließt Freundschaft
- Krimielemente sind ebenfalls zu finden
Ich würde den Diamantenbaum aber noch eine Spur ernster einordnen.
- Richie Pistilli
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Re: DER DIAMANTENBAUM - Tommaso Dazzi
Klingt gut! 