HEIDY BOHLEN

Leinwandsternchen und verkannte Stars im Blickpunkt
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Prisma
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HEIDY BOHLEN

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HEIDY BOHLEN

[* 06. September 1945 ]

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Prisma hat geschrieben:
Aus der im Jahr 1964 ursprünglich für das Theater entdeckten Schauspielerin Heidy Bohlen wurde schnell eine Expertin für Leinwand-Freizügigkeit und später sogar Progressiv-Erotik, wobei die attraktive Dunkelhaarige, die vor ihrem Schauspielunterricht als Fotomodell tätig war, nicht nur auf derartige Einsätze zu reduzieren ist. Es ist nicht davon auszugehen, dass es sich bei Heidy Bohlen nicht um einen nom de plume handelt, auch wenn sich der Markenname ziemlich schnell zu einem nom de plumeau entwickelte, aber heute ist die Interpretin mit der übersichtlichen Filmografie leider in Vergessenheit geraten, die ihre Karriere nach nur acht Jahren und zwölf Filmen völlig abrupt beendete. Heidy Bohlen bleibt neben ihren gerne präsentierten Schauwerten vor allem als eine der schönsten und imposantesten Erscheinungen ihrer Zeit in Erinnerung, auch wenn ihre Reichweite aufgrund der Seltenheit ihrer Auftritte und der einseitig bedienten Genres nicht besonders groß gewesen ist. Was bleibt, ist die besondere Faszination um eine Darstellerin, über die nach so vielen Jahren der Abstinenz kaum noch etwas in Erfahrung zu bringen ist.


Bei so überaus attraktiven Erscheinungen wie Heidy Bohlen erscheint es unter der Grundvoraussetzung schauspielerischer Ambitionen vollkommen logisch zu sein, dass der Film irgendwann auf sie aufmerksam geworden ist und nach seiner Fasson genutzt hat. Nach Theater-Engagements, wie beispielsweise Fritz Genschows "Schneewittchen" oder Rolf Kutscheras "Das lila Kleid der Valentine", kam es im Jahr 1966 zu Bohlens Filmdebüt in dem Abenteuer-Krimi "Die Hölle von Macao", in welchem es bereits zu wegweisenden Andeutungen kommt, die später ihr Image festlegten. Nach einer längeren Pause von beinahe drei Jahren, wurde sie zum Jerry-Cotton-Girl im Abschlussfilm der Reihe gekürt, und ihre Karriere konnte in publikumswirksamen Formaten an Fahrt aufnehmen, bis sie schnell in Erotik-Komödien oder Sexfilmen zu finden war, wenngleich nicht ausschließlich, da das deutsche Fernsehen temporär auf die attraktive Interpretin aufmerksam wurde. Betrachtet man die Filme, die in einem Zeitraum von 1966 bis 1974 zustande kamen, bekommt der aufmerksame Betrachter eine sehr unterschiedliche aber ebenso hochinteressante Auswahl angeboten, bei der etliche Produktionen leider vollkommen in der Versenkung verschwunden sind. In Erinnerung ist Heidy Bohlen vielleicht hauptsächlich wegen ihrer freizügigen Auftritte geblieben, die für damalige Verhältnisse nicht selten sehr gewagt waren, da sie etwas mehr - oder wenn man so will - weniger an Textilien anbot, als viele ihrer einschlägig bekannten Kolleginnen. Allerdings lässt sich sie sich an der Konkurrenz nur sehr schwer messen. Der schnelle Wechsel in den oft inflationären Erotik-Sektor verspricht bei so außergewöhnlich schönen Erscheinungen wie ihr zwar genügend Einsätze, stellt sich auf der anderen Seite aber auch entschieden gegen eine sozusagen saubere, daher erfolgreiche Karriere. Dem Vernehmen nach legte sich die ohnehin gute Partie Heidy Bohlen eine finanziell gesehen noch bessere Partie zu, und zog sich abrupt aus dem Filmgeschäft zurück, das sie insbesondere in den letzten Jahre ihres Schaffens zu einseitig forderte, vielleicht sogar unterforderte.

Sicherlich sind in ihrer kurzen Filmografie beachtenswerte Perlen und Produktionen mit großer Publikumsreichweite zu finden, allerdings reichen ein Dutzend Auftritte meistens nicht für nachhaltige Eindrücke aus. Film- und Fernsehproduktionen mit Heidy Bohlen sind alleine aufgrund der Seltenheit ihrer Auftritte etwas ganz Besonderes, von ihrer vereinnahmenden Ausstrahlung ganz zu schweigen, was in diesem Zusammenhang wie ein Stichwort wirkt. Heidy Bohlen lebt in großem Maß von ihrer auffällig unnahbar wirkenden Ausstrahlung, die so konträr zu ihren dramaturgischen Einladungen in Richtung des Publikums steht. Konstruiert über eine tiefgründige aber kaum zu entschlüsselnde Sprache ihrer Augen, eine sparsam angelegte Mimik und Gestik, aber ein ebenso, wenn auch nur unterschwellig aufblitzendes, heiteres Wesen, kann sie die Zuschauer schnell kassieren und sich in deren Gedanken und Erinnerung etablieren. Über ihre außergewöhnliche Schönheit müssen gar keine zusätzlichen Worte verloren werden, denn sie und ihre Kolleginnen hatten dieses besondere "Laster" fast alle gemein. Unterm Strich bleiben die unterschiedlichen Auftritte der Interpretin also in spezieller Erinnerung, wenngleich es sich oft um Filme handelt, die keine hohen Ansprüche erheben. Ob Heidy Bohlen letztlich einen anderen Anspruch an sich und ihre Karriere hatte, bleibt nur eine Ahnung aufgrund des schnellen Ausscheidens aus dem Business, das schnell lockt aber ebenso schnell verheizen kann. So bleiben vermutlich hauptsächlich ihre Rollen in Erinnerung, in denen sie nicht gerade sparsam mit ihren üppig vorhandenen Reizen umgegangen ist, was keine Abwertung sein soll, sondern eher ein Hinweis, dass das Erfreuen des Auges auch eine Kunst für sich ist. Ihr völlig natürlicher Umgang mit den schönsten Nebensächlichkeiten der Welt können bestimmt eine disqualifizierende Wirkung in einer Zeit und einem dementsprechenden Filmmarkt haben, der noch mit anderen Moralvorstellungen jonglierte. Heidy Bohlen gehört definitiv zu den aufregendsten Geschöpfen ihrer Zeit, und es ist am Ende doch schön, sie im vollen Dutzend erleben zu können, falls ihre Werke aus der Versenkung hervor kommen.

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Dschallogucker
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Re: HEIDY BOHLEN

Beitrag von Dschallogucker »

00 | Take Off Your Clothes and Live (GB 1963)

gibt es wohl nur in schlechter Bildqualität. Meine Version geht fast genau 1 Stunde. Viele Nackedeis, aber wer davon ist Heidy :?

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Prisma
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Re: HEIDY BOHLEN

Beitrag von Prisma »

Dschallogucker hat geschrieben:
Fr., 01.10.2021 21:21
00 | Take Off Your Clothes and Live (GB 1963)

Ja, den habe ich in der Filmografie extra ausgelassen, da ich mittlerweile davon überzeugt bin, dass Heidy Bohlen hier nicht mit von der Partie ist. Ich hatte mir das Teil mal zugelegt und mehrmals genau Ausschau gehalten, ob sie hier zu finden ist. Es gibt zwar eine Dame, die vom Körperbau und aufgrund mancher Ahnungen ähnlich wirkt, aber dann doch nicht so sehr vom Gesicht her, allerdings lässt sich ja auch nicht gerade viel erkennen bei der mangelhaften Qualität des Materials. Im Netz findet man dazu sogar ein paar Sequenzen, die allerdings völlig nichtssagend bleiben, obwohl man damit lockt, dass Heidy Bohlen dort angeblich nackt zu sehen sei. Einige Seiten gaben Heidy Bohlen in diesem Zusammenhang früher als Hedy Borland (als Heidi) an, aber das hat sich bei den meisten Quellenangaben erübrigt. Vermutlich durch "Stille Post" entstanden, würde ich sagen. Es lässt sich schlussendlich nicht genau sagen, ob sie hier ihr zu sehen ist, aber es bleibt einfach wahrscheinlicher, dass Heidy Bohlen ihr in dieser englischen Produktion nicht ihr Debüt hatte. Schade, dass man am Ende nur so wenig erkennen kann.

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Prisma
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Re: HEIDY BOHLEN

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● HEIDY BOHLEN als MARILYN in
DAS GROẞE PROJEKT (D|1971)



Die attraktive Marilyn sitzt in einem Café und wartet auf ihren Verlobten, einen Medizinstudenten. Die junge Frau berichtet davon, einen guten Job zu haben, der so viel abwirft, dass sie ihren Freund durchbringen und ihren eigenen Vater aushalten kann, zumindest immer dann, wenn es nötig ist. Dies gilt vor allem für ihren alten Herrn, der aus der Baubranche stammt und wieder einmal ein großes Projekt im Kopf hat. Schnell kristallisiert sich heraus, dass Heidy Bohlen in dieser TV-Produktion eine größere Rolle inne hat, schließlich handelt es sich um die Tochter des Hauses Manx; eine ziemlich normale Familie, deren Probleme sich langsam aber sicher aufbäumen werden. Zunächst erscheint es einmal etwas exotisch zu sein, die Interpretin in ihrer einzigen Schwarzweiß-Produktion zu sehen, außerdem handelt es sich hierbei um die zweite und letzte TV-Produktion ihrer Karriere. Marilyn ist es gewöhnt, ihrem Vater in immer wiederkehrenden Abständen ein paar Dollar zuzustecken, allerdings scheint sie es gerne zu tun, da sie verständnisvoll und nachsichtig wirkt. Ein unmittelbar nach diesem Treffen stattfindender Heiratsantrag ändert die finanzielle Lage, da das eigene Geld nun anders verplant werden muss. Marilyn nutzt ihr gutes Recht, auch einmal an sich zu denken und ahnt nicht, dass die Rechnerei zu Hause bei ihren Eltern losgeht, mit denen sie noch zusammen wohnt. Wird man sich die Miete noch leisten können, oder das Leben? Die ersten Szenen mit Heidy Bohlen wirken in dieser TV-Produktion wie eine Offenbarung dessen, was eigentlich immer auf der Hand gelegen hat: Talent. So kommt man in den Genuss einer dynamischen Interpretationsgabe, die fernab von Frondiensten für den zeitgenössischen Film vonstatten gehen darf, wenngleich man vielleicht von einer seichten Anlegung der Rolle und des Verlaufs insgesamt sprechen kann. Wahrzunehmen ist eine eigenartige Nervosität, die jedoch nicht der Situation zuzuordnen ist, da sie sich auf absolut sicherem Terrain befindet. Vielleicht handelt es sich auch nur um die typischen Vorboten einer Situation, die eine junge Frau schon bald unter die Haube bringen wird, immerhin wartet sie auf ihren Verlobten, dem sie noch eine konkrete Antwort abringen wird.

Im häuslichen Rahmen sieht man Marilyn gelöst und heiter, ihre Meinung und ihre Wortmeldungen haben Gewicht im Familienbund. Es ist schön zu sehen, dass die leichtfüßige Leistung der Schauspielerin eine besondere Art der Agilität und Frische im Szenario etablieren kann, außerdem kommt man in den Genuss ihrer eigenen Stimme, die der Film in den meisten Fällen wegzusynchronisieren pflegte. Gerade in dieser TV-Produktion wird man förmlich mit Heidy Bohlens auffälliger Schönheit konfrontiert, die in Verbindung mit dieser seriösen Rolle für eine gepflegte Vorabendunterhaltung die ungenutzten Kapazitäten offenbart, und mehrere Engagements nach sich hätten ziehen können, oder eher noch müssen. Leider verlief die Karriere in einseitigen Bahnen weiter, was vermutlich für das frühe Aus verantwortlich war. Regisseur Günter Gräwerts "Das große Projekt" legt Bohlens natürliche Kapazitäten offen, sich den jeweiligen filmischen Situationen anzupassen. Diese Tatsache erscheint gerade nach diesem Auftritt so erwähnenswert zu sein, da die Interpretin die hier verfügbaren Angebote klassisch wahrnimmt und sich somit in den Fokus ihrer jeweiligen Szenen spielen kann, ohne zu obligatorischen Mitteln zu greifen. Zu sehen ist unterm Strich eine Interpretation, die ernstzunehmen ist, da sie auf die zahlreich vorhandenen, individuellen Stärken hinweist, die auch abgerufen werden. Mit der Figur der Marilyn wird es letztlich keine falschen Untertöne geben, da vielmehr Tugenden zu sehen sind, die immer mehr Seltenheitscharakter bekommen. Sicherlich kann man der schönen Frau auch etwas Naivität unterstellen, immerhin fällt sie bei ihrem Vater auf das immer wieder gleiche Muster herein, doch dennoch passiert dies alles in der vollen Gewissheit, dass sie am Ende etwas bewirken kann, auch wenn es manchmal nicht so aussehen will. Gräwert setzt Bohlen hier wie ein Trumpf-Ass ein, welches sich nur zu einem solchen entwickeln kann, da Ausdauer und Vertrauen vorhanden sind. Hinzu kommt, dass der Regisseur eine der wohl aufregendsten Geschöpfe dieser Zeit in einem eher unscheinbaren Film etablieren kann, der durch Heidy Bohlen ungemein aufgewertet wird, weil man sie außerhalb ihrer Schublade bestaunen darf.

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● HEIDY BOHLEN als CINDY HOLDEN in
TODESSCHÜSSE AM BROADWAY (D|1968/69)



Die langjährige Jerry-Cotton-Reihe zeichnete sich stets durch progressive weibliche Besetzungen aus, was für den einen das Salz in der Suppe darstellen kann, für andere jedoch zu unspektakulär wirken mag, da die ganz große Prominenz fehlt. Heidy Bohlen spielte Ende der 60er Jahre die Rolle der Cindy Holden und es handelt sich hierbei um ihre erste große Hauptrolle in ihrem erst zweiten Kinofilm, wobei es sich gleichzeitig um den Abschluss der Reihe handelte, obwohl ein weiterer Teil angekündigt war. Normalerweise stellen solche exponierten Rollen in derartigen Formaten mit einem größeren Zuschauer-Radius Karriere-Sprungbretter dar, doch Heidy Bohlen konnte dieses Momentum leider nicht nutzen und verlor sich zunächst in der Rush Hour des einschlägig bekannten Erotikfilms, später in der Peripherie deutscher TV-Produktionen, bis es wesentlich eindeutiger für sie zur Sache gehen sollte. In "Todesschüsse am Broadway" bekommt der Zuschauer ein noch nahezu unbeschriebenes Blatt zu Gesicht, was der bei Cotton traditionell vollkommen untergeordneten Rolle vollumfänglich gerecht wird. Vor ihrem Auftreten weist lediglich eine Fotografie auf die außergewöhnlich schöne Cindy Holden hin, und Gespräche weisen auf die bevorstehende Gefahr für die bislang nicht aufzutreibende Frau hin, die eine Art Schlüsselfigur innerhalb eines wahnwitzigen Goldraubs werden soll. Als Jerry Cotton die junge Frau endlich ausfindig machen kann, sieht man sie zwar nachdenklich und bestürzt, aber auch entschlossen, da ihr Freund zuvor unsentimental liquidiert wurde. Ihr Mut, der Wille zur Aufklärung dieses Verbrechens und ihr Wunsch nach Gerechtigkeit lässt sie zum Lockvogel werden, und sie singt wieder in einem Club, sodass sie für niemanden zu übersehen ist. Ihr Song "Ask me later, Alligator" weist dabei augenzwinkernd auf ihre bevorstehende Situation hin, schließlich werden zwei verschiedene subversive Interessengemeinschaften versuchen, sie zwischen die Zähne zu bekommen, immerhin könnte sie Mitwisserin um das Verschwinden der verschwundenen Goldbarren sein. Heidy Bohlen wird hier hart angepackt - härter als jedes andere Cotton-Girl zuvor.

Dieser etwas Zwischenmenschliches suggerierende Begriff besaß in dieser Reihe allerdings nie irgend eine Relevanz, da Cotton sich in erster Linie für seine Berufung interessiert, sich somit auf keine liaison dangereuse mit den aparten Damen einlässt, obwohl sie ihn zahlreich anschmachten, was allerdings nicht für Heidy Bohlen gilt, da sie zunächst auffällig melancholisch mit der verschlüsselten Vergangenheit beschäftigt ist. Es ist nicht immer leicht mit anzusehen, was vor allem die Gehaltsempfänger der Gangsterbande mit Cindy Holden veranstalten, denn sie begnügen sich nicht nur mit leeren Drohungen und Einschüchterungen, sondern quälen sie offensichtlich mit Genuss, degradieren sie außerdem zum bloßen Objekt. Abwertende und verhöhnende Kommentare diktieren diese Szenen, allerdings fängt die Kamera nicht nur die Angst in Cindys Gesicht ein, sondern auch die Geilheit und Destruktivität der Männer. Gefesselt, mit zerrissener Bluse, weist Bohlen bereits hier unmissverständlich darauf hin, wohin ihre schöpferische Reise noch gehen sollte. Das Auge der Kamera bleibt stets interessiert, aber beim Abtasten von Heidy Bohlen nicht immer galant, sodass die Interpretin Gefahr läuft, dass ihre durchaus ansprechende Leistung zugunsten einer Zurschaustellung erschüttert wird. Kaum aus den Fängen der Gangsterbande entkommen, geht der Alptraum wieder weiter, da sie gleich dem nächsten aggressiven Verbrecher in die Hände fällt, der sie mit vorgehaltener Maschinenpistole malträtiert. Es ist hochinteressant und bemerkenswert zugleich, dass Regisseur Harald Reinl kaum nennenswerte Rücksichten auf seine attraktive Hauptdarstellerin nimmt und ihre Makellosigkeit mit dem Ausdrücken brennender Zigaretten und dem subkutanen Einpflanzen eines Peilsenders aufs Spiel setzt, da die Zerstörung dieser Schönheit in die Waagschale geworfen wird. Was Heidy Bohlen betrifft, passt sie sich jeder Anforderung sehr gut an und überzeugt mit Leichtigkeit als Projektionsfläche für Spannung, Atemlosigkeit, Erotik und Sinnlichkeit. Leider sollte diese zu einem sehr frühen Karriere-Zeitpunkt entstandene Produktion ihre bekannteste bleiben, da keine großen Würfe mehr folgten.

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● HEIDY BOHLEN als PSYCHOLOGIN in
DIE TOLLEN CHARLOTS - DIE TROTTEL VON DER 3. KOMPANIE (F|D|I|1974)



Betrachtet man Heidy Bohlens Karriere, so fällt sie anhand der zu Buche stehenden Parts insgesamt doch recht einheitlich, wenn in Teilen auch sehr spektakulär aus. So bleibt die Interpretin heute vor allem wegen ihrer Schauwerte und Zeigefreudigkeit in Erinnerung, obwohl es auch Rollen wie diese gibt, die andere Maßstäbe zu setzen versuchen. In "Die tollen Charlots - Die Trottel von der 3. Kompanie" gelingt es Heidy Bohlen innerhalb festgelegter Erfordernisse in raffinierter Art und Weise, eine überraschende Kopplung aus - für ihre Verhältnisse - Diskret-Erotik und Humor anzubieten; eine Marschrichtung, die ein Einzelfall bleiben sollte, immerhin war ihre Filmkarriere mit dieser Komödie bereits leider schon beendet. Insbesondere im deutschen Film lassen sich zahlreiche Produktionen ausfindig machen, die sie mit ihrer Präsenz hätte bereichern können, vor allem in Robert van Ackerens "Harlis" bekommt das Publikum die tatsächlichen Kapazitäten der Schauspielerin zu sehen, doch es bleibt unklar, wieso dieser abrupte Ausstieg aus der Branche erfolgte, der immerhin viele Gründe haben kann, die sich auch fernab des Films finden lassen. Fakt ist, dass der deutsche Film eines seiner schönsten und aufregendsten Gesichter verlor. In Claude Zidis wirklich origineller Komödie bleibt Bohlens auftritt denkbar kurz, denn sie bereichert das Geschehen nur zu Beginn, dies jedoch in Aufsehen erregender Art und Weise. Was wahrzunehmen ist, ist zunächst einmal der Variantenreichtum des Humors, der vom deutschen Film nur sehr selten aufgegriffen wurde. Mit Klamauk hat dieser Auftritt daher glücklicherweise nicht viel zu tun, auch wenn die Deutsche ihr meist übliches Einsatzgebiet hier ebenso in Nuancen zu bedienen hat. Heidy Bohlen muss sexy sein, denn die war es in jedem ihrer Filme, mit oder ohne Hauptaugenmerk darauf. Eingezwängt in eine fast zu enge Uniform, die sie beispielsweise durch Windstöße nicht immer im Griff hat, soll sie ihre weiblichen Attribute so gut es geht verstecken, was natürlich völlig nach hinten losgeht, denn die beteiligten Titelhelden und andere versuchen mehr zu ergattern, als sie freiwillig preisgibt.

So kommt man ihr wesentlich näher als nötig, um einen Blick in ihren üppigen Ausschnitt werfen zu können, oder ein Gegenstand wird extra über den Schreibtischrand hinuntergeschoben, damit man ihr unterm Tisch auf die Beine glotzen kann, die vermutlich in weiser Voraussicht verschränkt sind. Mit ihr und ihren prominenten Partnern entstehen somit sehr amüsante Momente, selbst als es um die eigentliche Arbeit als Stabs-Psychologin geht. Sie nimmt ihren Job ernst und scheint nicht zu merken, dass es andere keineswegs tun. Ihre Tests werden ins Lächerliche gezogen. Heidy Bohlen und Situationskomik, das passt erstaunlich gut zusammen. Klischeehaft auf Psychologin getrimmt, sieht man ihre ungläubigen Blicke durch ihre viel zu große Brille, als sie von den Charlots an die Grenzen ihres Handwerks gebracht wird. Als schließlich noch Tinte auf ihren weißen Kittel geschüttet wird, und einer der Herren vergebens versucht, diese auf ihren ausnahmsweise einmal nicht entblößten Brüsten abzuwischen, stößt selbst sie an die äußersten Grenzen ihres Schaffens, denn diese Dame soll ganz im Sinne des Verlaufs keinerlei Humor besitzen, diesen jedoch beim Zuschauer verbreiten. Am schnellen Ende dauert die Rolle der attraktiven Psychologin kaum fünf Minuten und läutet den letzten Vorhang einer Karriere ein, die man gerne weiter verfolgt hätte. Dennoch ist auch hier die natürliche Bereitschaft zu sehen, die Marke Heidy Bohlen anzubieten, immerhin wurde über die Jahre beinahe nichts anderes vermarktet. Zwar handelt es sich bei "Die tollen Charlots - Die Trottel von der 3. Kompanie" um keinen Erotikfilm oder einen mit derartigem Einschlag, allerdings wird das Image der Interpretin hier ein wenig auf die Schippe genommen, da ihr Einsatz ziemlich konträr zu den vielen bereitwilligen und aufreizenden Rollen-Charakteren etabliert wird, was als Clou ihrer letzten Veranstaltung angesehen werden kann. So bleibt eine nette Rolle mit Kontrastprogramm, denn die Vollblut-Wissenschaftlerin ist sich nicht im Klaren darüber, was für ein erotisches Gesamtpaket sich unter ihren Uniformen verbirgt. Den Protagonisten und dem Publikum wird es jedenfalls nicht entgehen.

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Re: HEIDY BOHLEN

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● HEIDY BOHLEN als LILIANE BERNDORF in
FLUCHTWEG ST. PAULI - GROẞALARM FÜR DIE DAVIDSWACHE (D|1971)



»Vergessen Sie nicht, meinen Mann zu wecken, Katharina!« Die Verwunderung ist groß, als man diese Anweisung von Liliane Berndorf vernimmt, da sie sich nicht zu Hause, sondern zu nachtschlafender Zeit in einem Taxi befindet. Der Vorspann zu "Fluchtweg St. Pauli - Großalarm für die Davidswache" gehört ohne jeden Zweifel Heidy Bohlen, die sich auf dem Rücksitz des Wagens bis auf ihren schmuck nach und nach völlig entkleidet. Ihre Bewegungen sind dabei statisch, da ihr Körper auf die Unebenheiten der Straße reagiert, es scheint, als habe sie sich bis kurz vor die Besinnungslosigkeit betrunken, aber wie man unmittelbar auf dem Polizeirevier erfährt, ist es nicht die erste Nacht in der Ausnüchterungszelle - das Schlafzimmer mit Alster-Blick - und dass sie von den einschlägig bekannten Nutten "Glitzer-Lilly" genannt wird, da die Dame nie ohne ihre wertvollen Juwelen auszugehen pflegt. Bei ihren Eskapaden ist sie dem Vernehmen nach zügellos und bereit, einen Großteil der mehreren Tausend D-Mark in ihrer Handtasche in ordentliche Drinks und das Nachtleben anzulegen. Es ist davon auszugehen, dass sie auch Liebhaber hat, immerhin ist eine Frau ihres Kalibers kaum abzuweisen, jedoch ist es auch wahrscheinlich, dass es sich nur um eine völlig gelangweilte Alkoholikerin handelt, die bevorzugt Nachts aus ihrem goldenen Käfig flüchtet. Ihr Mann ist das, was man eine gute Partie nennt. Die beinahe dreißig Jahre Altersunterschied gehen an beiden logischerweise nicht spurlos vorbei. Heidy Bohlens Einstieg in Wolfgang Staudtes Kiez-Krimi ist unmissverständlich und besonders originell inszeniert, jedoch in die Dunkelheit des Taxi-Rücksitzes gehüllt. Das Publikum kann hierbei mehr erahnen, als tatsächlich sehen, doch es handelt sich schon ein beispielloses Spektakel, dieser völlig betrunkenen und daher willen- und bald schon hüllenlosen Frau zuzusehen. »Ist ja kriminell, was die Dame da treibt!«, hört man von einem Beamten auf dem Polizeirevier, doch er weiß genau, dass es sich bei der Berndorf um einen immer wiederkehrenden Dauergast handeln dürfte, da sie zu viel Zeit und zu viel Geld zur Verfügung hat.

Genau hier scheint das Problem dieser jungen Dame zu liegen, denn sie langweilt sich in einer trockenen Ehe ohne besondere aufgaben mit ihrem väterlichen Ehemann, der herrlich maßregelnd und unsentimental von Ulrich Beiger dargestellt wird. »Aber vorher möchte ich dich davon in Kenntnis setzen, dass du dich dieses Mal selbst übertroffen hast! Dein Freund und Helfer, die Polizei, musste dich nach Hause bringen. Das ist leider noch nicht alles! Die beiden Ordnungshüterinnen ließen mich nicht darüber im Unklaren, in welcher Verfassung du in ihren Besitz geraten bist. Nackt, meine Liebe, völlig nackt!« Sicherlich gab es einmal Zeiten, in denen Doktor Berndorf alleine beim Gedanken an den nackten Körper seiner Frau in Wallung geraten sein dürfte, doch hierbei handelt es sich ganz offensichtlich nur noch um vage Erinnerungen, da er die Spleens seiner besseren Hälfte verabscheut. Ihr Bitten, das unangenehme Gespräch doch auf den nächsten Tag verschieben zu wollen, da sie sich verständlicherweise nicht gut fühle, perlen an ihm ab. Das Herumgejammere wird vermutlich wie üblich ignoriert. Als die Rede beendet ist, bekommt man von "Glitzer-Lilly" nicht unbedingt den Eindruck vermittelt, dass ihr diese Aktion, nackt in einem Taxi, ausgezogen vor den Augen eines Wildfremden, Ausnüchterungszelle und kompromittierendes Gerede, peinlich ist, da sie unmittelbar nach ihrem Schmuck fragt, der ihr offenbar am wichtigsten ist. Die Reputation ihres Mannes schert sie nicht im Geringsten, zumal der Eindruck entsteht, dass sie für die nächste Sause bereits in den Startlöchern steht. Obwohl Heidy Bohlens Rolle in dieser kurzweiligen Veranstaltung sehr kurz und beinahe ohne Dialog ausgefallen ist, besitzt dieser Part eine nicht zu unterschätzende Durchschlagskraft, zumal sie sehr originelle und erinnerungswürdige Szenen zu bieten hat. Zu Hause langweilt sie sich zu Tode, ihr Alter ist ihr völlig gleich, solange sie in Ruhe gelassen wird. In ihren eigenen Gemächern bereitet sie sich nur auf die nächste Tour durch das Hamburger Nachtleben vor, ob es peinlich wird, schert sie einen Dreck.

Bohlen sitzt vor dem Spiegel und schmückt sich mit ihren Juwelen, nachdem sie Vorbereitungen für den nächsten Drink getroffen hat, fängt sie an zu Tanzen, wie sie es offensichtlich aus ihren Clubs gewöhnt ist, doch leider findet diese Anwandlung ein jähes Ende. Heidy Bohlen stellt aus mehreren Gründen die optimale Besetzung für die Rolle der Liliane Berndorf dar, was sich zunächst auf ihre atemberaubende Optik und das durchaus bestehende Image bezieht. Wahrscheinlich hätte es nicht allzu viele Kolleginnen gegeben, die die Rolle mit diesem hüllenlosen Intro angenommen hätten, obwohl Regisseur Staudte eine interessante Melange aus Diskretion und Fantasie anbietet. Die Erfahrung zeigt, dass die Schauspielerin in anderen Produktionen zu weitaus mehr bereit war; ein Angebot, das bei einer derartig schönen Interpretin auch nur schwer auszuschlagen ist. Bohlens Liliane Berndorf wirkt teilnahmslos, dementsprechend gut abgestimmt auf das artifiziell wirkende Ambiente, in dem sie nur wie kostbare Staffage wirkt, auf die ihr Gatte größten Wert legt. Doch Parieren scheint ein Fremdwort zu sein. Sie stellt sich provokant gegen die Konventionen der besseren Gesellschaft, in die sie eingeheiratet hat. Auch wenn der Part der Doktoren-Gattin mit Doppelleben im Endeffekt nicht nach der größten oder schwierigsten darstellerischen Herausforderung aussieht, hinterlässt diese Performance reichhaltige Eindrücke, die man nach Ansicht des Films nie wieder vergessen dürfte. Heidy Bohlen passt sich in diesem Zusammenhang gewinnbringend an und wirkt bei allem, was sie zu tun hat, sehr überzeugend. Leider wird dem Publikum die "Glitzer-Lilly" des Nachtlebens auf St. Pauli vorenthalten, was sicherlich für zusätzliche Schärfe gesorgt hätte. So bleibt der Einstieg, der sogar die Titelcredits in die zweite Reihe rückt, da man der Performance genauso entgeistert zuschaut, wie Heinz Reincke hinter dem Steuer seines Taxis. Nach "Fluchtweg St. Pauli - Großalarm für die Davidswache" sollten leider nicht mehr viele Auftritte der umwerfenden Interpretin folgen, die dem deutschen Genre-Film sicherlich noch einiges an Feuer und Schauwerten zu bieten gehabt hätte.

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Re: HEIDY BOHLEN

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● HEIDY BOHLEN als BRUNHILD in
SIEGFRIED UND DAS SAGENHAFTE LIEBESLEBEN DER NIBELUNGEN (D|1971)



»Ein neuer Bewerber … Meine Garde hat bisher elf von Euch beerdigt! Wie Ihr es wünscht. Wenn Ihr nicht um Euer Leben fürchtet, so beweist Euch doch! An mir soll es nicht liegen. Aber eins noch: keiner hat bis heute meine Bedingungen zur Zufriedenheit erfüllt. Drei Nächte, während dieser muss er mich in die Knie zwingen. Ha! Wie könnt Ihr hoffen? Der Mann ist nicht geboren der mich befriedigt, dem ich mich unterwerfen würde!« Als Königin Brunhild von Island das Szenario hoch zu Ross das erste Mal nach etwa 40 Minuten vereinnahmt und zumindest die ungeduldigen Zuschauer zufriedenstellt, sind von der schönen, amazonenartigen Frau große Worte zu vernehmen, die mit verhöhnenden Untertönen drapiert sind. Die Erfahrung sagt ihr, dass die vielen Anwärter, die bislang aus allen möglichen Himmelsrichtungen zu ihr eilten, keine ernstzunehmenden Bewerber gewesen sind, denn bei ihr wird die Schlacht im Lotterbett ausgetragen. Die in höchstem Maße attraktive Brünette macht dabei überhaupt keinen Hehl aus ihrem unstillbaren Sexhunger, der sie offenbar Tag und Nacht definiert. In dieser hinter den Hauptrollen schwach besetzten Produktion wirkt Heidy Bohlens Engagement wie eine logische Konsequenz von dem, was man hier in atemberaubender Manier geboten bekommt, denn die Interpretin geniert sich nicht, zum sexuellen Rundumschlag auszuholen. Die Regie und die explorative Kamera legen ihr Augenmerk in Windeseile auf den schönen und so makellosen Körper von Königin Brunhild, die bei dieser Gelegenheit auch eindeutige Signale, Lektionen und Einladungen in Richtung des (männlichen) Publikums sendet. Wer sich mit der einschlägigen Nibelungen-Materie auskennt, weiß bereits vor ihren selbstbewussten Ankündigungen, dass König Gunther sie nicht zufriedenstellen wird, da es ohnehin noch niemand geschafft hat. Eine List mit der Tarnkappe ermöglicht es dem Verlauf jedoch, sich in den Bohlen'schen Intervallen vollkommen austoben zu können, was die Schauspielerin durch ihren intensiven Körpereinsatz untermalt. Man kann es beinahe schon als bizarre Veranstaltung werten, was hier geboten wird.

Man nehme: ein Bett, eine Kamera und Heidy Bohlens Expertise. Man lasse aus: Textilien und einen sichtbaren Liebhaber. Wie dies funktioniert zeigt Bohlen in sozusagen akrobatischen Zuständen und man kann die Verausgabung der sexbesessenen Königin beinahe spüren. Sie simuliert die Unsichtbarkeit Siegfrieds erstaunlich gut, lässt sich dabei in alle möglichen Stellungen und ekstatischen Zustände bringen und zwingen, die man sich vielleicht im Vorfeld noch nicht hätte träumen lassen. Zumindest dürfte es nicht viel vergleichbares Material auf dem Filmmarkt geben, so viel ist sicher. Blickt man auf Heidy Bohlen, so stellt sich die Frage, ob ihr der Dreh Spaß gemacht haben dürfte, oder ob es tatsächlich eine Strapaze war. Am Ende lässt sich diese Frage nicht ohne die leider spurlos verschwundene Darstellerin beantworten, aber man bleibt auch damit beschäftigt, die visuellen und akustischen Eindrücke zu ordnen. Es entsteht in der Tat unfreiwillige Komik, wenn auch erotische Spannung, als Brunhild wild hin und her gewirbelt wird und schließlich um Gnade fleht, da sie diesen für sie ungewohnt intensiven Beischlaf nicht gewöhnt ist, geschweige denn aushält. Sie nimmt König Gunther schließlich zum Mann und muss in Worms feststellen, dass es einen Sex-Flop nach dem anderen gibt. Wild fluchend und schreiend peitscht sie ihren Ehegatten aus und beschimpft ihn als Schlappschwanz. Dabei entwickelt sich wieder die natürliche Dominanz, die von Brunhild auszugehen hat und die nur von Siegfried weggestoßen werden konnte. Interessant sind einige von Heidy Bohlens Kostümen, die sich eindeutig auf ihre Attribute konzentrieren. Auffällig ist der Kontrast zu ihrer Kollegin Sybil Danning, von der man im Gegenzug nur Blümchensex geboten bekommt. Leider wird die Arena nicht oft genug zugunsten der beiden völlig konträren Königinnen freigeräumt, was sicherlich für zusätzlichen Zunder gesorgt hätte. Es ist angenehm, sich hier seine persönliche Favoritin herauszusuchen, doch es ist schwer bis unmöglich, an der buchstäblichen Naturgewalt Heidy Bohlen vorbeizukommen, die zweifellos im körperlichsten ihrer wenigen Filme zu sehen ist.

Überhaupt kann der Film als besonderes Spektakel in der guten Gesellschaft der Sexwellen-Beiträge bezeichnet werden, da er auf seine Art und Weise zu unterhalten weiß. Heidy Bohlens Performance wirkt dem Szenario erstaunlich gut angepasst, was sich ohnehin immer über ihre Leistungen sagen lässt. Mithilfe ihrer besonderen Ausstrahlung wird Brunhild nicht zu einer bloßen Sexbesessenen degradiert, sondern sie modelliert auch wichtige andere Komponenten, die diese Frau so interessant erscheinen lassen. Die Königin wirkt gebieterisch und stolz, in einer fundamentalen Art und Weise hochmütig und entschlossen. Männer sind in ihrem Amazonen-Zirkel kaum zu dulden, was gute Gründe hat. Die bislang unbefriedigte Dame wartet auf den richtigen Freier, der sie in die Schranken verweisen kann. Dabei wirkt die Frau, die eine Mischung aus unbezwingbar wirkender Kraft und nicht zu erreichender Anmut darstellt, nicht gerade verzweifelt, sondern überaus selbstbewusst, immerhin ist davon auszugehen, dass sie sich im Schloss feminineren Sinnesfreuden hinzugeben pflegt. Siegfried wäre zwar der richtige Mann für sie, aber dieses Dilemma geben "Die Nibelungen" eben her. Heidy Bohlens Rolle erscheint zugunsten ihrer Kollegin Sybil Danning untergeordnet zu sein, wenngleich sie die wesentlich denkwürdigere und individuell anziehendere Show bietet. Am Ende wirkt diese Performance der Interpretin minutiös abgestimmt, überraschend freizügig und in den ausgewählten Intervallen sehr gut platziert. Vielleicht handelt es sich bei "Siegfried und das sagenhafte Liebesleben der Nibelungen" nicht um den besten Beitrag in Heidy Bohlens Filmografie, aber ohne jeden Zweifel um einen der Aufsehen erregendsten. Ähnliches bekommt das interessierte Auge in abgeschwächter Fasson wohl nur noch in "Fluchtweg St. Pauli - Großalarm für die Davidswache" geboten, in dem es kurzzeitig ebenso lasziv, hemmungslos und einfach nur extravagant zugeht. Ihre am meisten ernstzunehmende Rolle findet sich übrigens am Karriere-Ende der Schauspielerin. Was schlussendlich bleibt, sind Eindrücke, die keiner mehr vergessen dürfte.

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Dschallogucker
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Re: HEIDY BOHLEN

Beitrag von Dschallogucker »

In 5 Tagen wird sie 80, falls sie noch lebt (was ich schwer hoffe)
In die Tagesschau wird sie es trotzdem nicht schaffen :(

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