Die Viper (D)
Roma a mano armata (IT)
Brigade spéciale (F)
Roma a mano armada (ES)
Assault with a Deadly Weapon
The Tough Ones
Brutal Justice
IT 1976
R: Umberto Lenzi
D: Maurizio Merli, Tomas Milian, Arthur Kennedy, Giampiero Albertini, Ivan Rassimov, Biagio Pelligra, Luciano Catenacci, Luciano Pigozzi, Claudio Nicastro, Gabriella Lepori, Maria Rosaria Riuzzi u.a.
Deutsche Erstaufführung: März 1985 (VHS-Premiere)
Schnittbericht: US-Fassung vs. Italienische Fassung
Synchronkartei
Italo-Cinema.de
Score: Franco Micalizzi
IMCDb
OFDb
"Hören Sie zu und unterbrechen mich nicht: Verständigen Sie Kommissar Ferro. Sagen Sie ihm, dass der Hund um Sieben jaulen wird, und zwar wie gehabt. Ich wiederhole: Der Hund wird heute um Sieben jaulen - und zwar wie gehabt."
Nachdem Kommissar Ferro (Maurizio Merli) bei der Jagd nach dem eiskalten Gangsterboss Farenda bisher nur Mißerfolge vorweisen kann, erhält er plötzlich völlig unerwartet von einem Kleinganoven einen vielversprechenden Tipp: Die Marseiller Connection eröffnet an diesem Abend in Rom nicht nur eine neue Spielhalle, wobei der polizeilich gesuchte Farenda mit einem seiner äußerst raren Gastauftritten dort gleichfalls glänzen soll. Nach der Erstürmung der Spielhalle durch einen Trupp römischer Polizisten stellt sich aber sehr schnell heraus, dass es Farender wieder einmal geschafft hat, sich dem polizeilichen Zugriff zu entziehen. Doch glücklicherweise läuft dem wutentbrannten Ferro der ebenfalls zur Fahndung ausgeschriebene Savelli (Biagio Pelligra) über den Weg, den er großes herumfackeln mit zum Verhör auf die nächstgelegene Polizeidienststelle mitnimmt. Doch während des Verhörs scheitert Ferro an den unerbittlichen §§ der Gesetzesbücher, denn diese sprechen Savelli nicht nur frei sprechen, sondern wenden sich letztlich aufgrund der unsanften Verhörmethoden Ferros sogar gegen den Ermittler selbst. ("Das interessiert mich soviel wie ein Nonnenfurz"). Dies lässt seine sowieso bereits hochtourig pumpenden Halsschlagadern um ein Weiteres anschwellen. Zwischenzeitlich fordert Ferro von seinem Chef, dem stellvertretenden Polizeipräsidenten Ruini (Arthur Kennedy), eine neue Einheit, "die mit der Bewilligung und Unterstützung der Justizbehörde die Unterwelt von Rom gnadenlos bekämpfen kann". Ruini lehnt den Vorschlag jedoch aufgrund des hohen Drucks der Öffentlichkeit sowie der zu erwartenden Schlagzeilen in der Presselandschaft kurzerhand ab. Nach dem Verlassen des Reviers setzt Kommissar Ferro zunächst mal zwei fünfzehnjährige Handtaschendiebe fest, die aber schon kurz darauf aufgrund einer psychologischen Stellungnahme der Jugendgerichtshilfe umgehend wieder auf freien Fuß gesetzt werden. Zu allem Überfluss handelt es sich bei der für das Gutachten verantwortlichen Psychologin um seine Lebensgefährtin Anna (Maria Rosaria Omaggio), der Ferro wiederum Gefühlsduselei als Grund für die in seinen Augen fahrlässige Entscheidung vorwirft. Kurz darauf wird Ferro zum Tatort eines schweren Verkehrsunfalls bestellt, bei dem zwei Jugendliche über den Jordan gingen. Dabei handelt es sich ausgerechnet um die beiden Handtaschendiebe, die nach ihrer Freilassung durch das fürsprechende Gutachten von Anna gleich den nächsten Handtaschenraub begangen und daraufhin im Rahmen ihrer Flucht tödlich mit einem LKW kollidierten. Die pulsierenden Halsschlagadern von Ferro stehen mittlerweile schon kurz vor dem Durchbruch.
Als nächste Amtshandlung versucht Ferro den buckligen Ganoven Vincenzo Moretto (Tomas Milian) festsetzen und schiebt diesem gemeinsam mit seinem Kollegen Caputo (Giampiero Albertini) einen Beutel Koks als Rechtfertigungsgrund für eine Verhaftung unter. Nach einem äußerst schmerzhaften Verhör, schneidet sich Moretto während eines unbegleiteten Toilettengangs völlig unerwartet seine Pulsadern auf und wird daraufhin zunächst einmal "freien Fußes" in das nächstgelegene Krankenhaus verlegt. Aus Wut über die barbarischen Verhörmethoden seines untergebenen Kommissars versetzt Polizeipräsident Ruini den wutenbrannten Ferro in den Innendienst, wo er fortan als Schreibtischtäter agieren soll. Doch einen zähnefletschenden Kommissar Ferro kann man nicht so einfach durch die Anbindung an einen Schreibtischjob bändigen, denn sobald dieser das Revier verlässt, setzt er sein Plantschen im kriminellen Pool der römischen Unterwelt munter fort. Dies hat wiederum zur Folge, dass sich die unbraven Jungs auf die Füße getreten fühlen, woraufhin sie Anna einen Denzettel verpassen, indem sie diese in einer nahegelegenen Schrottpresse psychisch tollschocken. Spätestens jetzt brechen bei Kommissar Ferro alle Dämme und das Ultraweiß seiner chronisch gefletschten Zähne kann von da an durchgehend bis zum Ende des Films bewundert werden. Ferro dreht jetzt erst richtig auf und setzt die Fahndung nach Farenda, Savelli und Morretto in seiner unnachahmlichen Art und Weise fort. Dabei kommt es im weiteren Verlauf beispielsweise zu einem brutalen Banküberfall mit dreißig Geißeln, Herr Ferro liefert sich mit dem kaltblütigen Drogendealer Parenzo (Ivan Rassimov) eine halsbrecherische Verfolgungsjagd über die Dächer Roms, bevor einen jugendlichen Vergewaltiger stellt (oder besser gesagt, beseitigt) und rein zufällig in den Entführungsfall des stadtbekannten Juweliers Marcusu rutscht. Alles in allem zeigt sich das schwerkriminelle Rom als die optimale Spielwiese fürden nimmersatten sowie chronisch-wütenden Kommissar der Herzen.
"Wenn ich etwas auf den Tod nicht vertrage, dann ist das eine gewisse Art von Zynismus."
"Die Viper nach der Wurmkur"
Maurizio Merli haut in der Rolle des allseits beliebten Kommissars Eisen sogar noch um einiges exzessiver auf den Putz, als er es sonst schon tut und zieht dabei auch vollmundig vom Leder. Eigentlich handelt es sich in der italienischen Ursprungsfassung um Kommissar Tanzi, der dann auch nach dem hinterlassenen Trümmerhaufen in DIE GEWALT BIN ICH seine Fortsetzung feiert, aber für die deutsche Synchronfassung von DIE VIPER wurde er kurzerhand in Ferro umbenannt. Der politische Unkorrektheitsgrad erklimmt bei der vorliegenden Polizeifilm-Sause ungeahnte Höhen, denn Maurizio Merli fährt nicht nur im Allgemeinen eine knallharte Linie, sondern lässt in seiner Rolle des bisswütigen Ermittlers der verächtlichen Selbstjustiz sowie seinen fragwürdigen Ermittlungsmethoden freien Lauf. Ganz Macho wie man ihn kennt, versucht er seiner Lebenspartnerin Anna die Welt zu erklären, woraufhin diese ihn verlässt. Darstellertechnisch wird in DIE VIPER so einiges geboten, denn neben einigen großen Namen tummeln sich auch zahlreiche bekannte und markante Nebendarsteller auf der Besetzungsliste. Während Ivan Rassimov einen schonungslosen Dealer zum Besten gibt, der einem in die Sucht getriebenen Opfer sogar höchstpersönlich den golden Schuss versetzt, mimt Tomas Milian in seiner Rolle den buckligen Gauners Vincenzo Moretto, der Kommissar Ferro nicht nur zur Weißglut treibt, sondern auch kurz darauf erneut in Umberto Lenzis DIE KRÖTE in Erscheinung tritt. Eine sagenhafte Darbietung, die Tomas Milian in der Rolle des Buckligen, der obendrein ständig der Polizei die Krätze an den Hals wünscht, aufs Parkett legt. Darüber hinaus sind auch noch die immer wieder gern gesehenen Schauspieler Luciano Catenacci, Biagio Pelligra, Arthur Kennedy, Giampiero Albertini, Claudio Nicastro, Fulvio Mingozzi, Tom Felleghy sowie Ottaviano Dell'Acqua mit von der Partie.
Umberto Lenzi inszenierte seinen actionreichen Polizeifilmreisser recht episodenhaft, was dem Ganzen eine angenehme Kurzweiligkeit verleiht. Eigentlich besteht DIE VIPER fast ausschließlich aus zahlreichen Set-Pieces, die vom Regisseur in Zusammenarbeit mit seinem Cutter gekonnt aneinandergereiht wurden, so dass am Ende ein durchweg flowender Polizeifilm entstand, der zu keinem Zeitpunkt auch nur annähernd einen Durchhänger verzeichnet. Hinzu gesellt sich eine gewohnt professionelle Kamerarbeit und toll abfotografierte Bilder. Einzig die abstoßende Mißhandlungsszene, bei der auch der Ast eines Baumes zum Einsatz kommt, war für mich etwas too much. Was die deutsche Synchronfassung betrifft, so entpuppt sich diese nicht nur als absolut erstklassig, sondern lässt auch ein Sprüchegewitter der Sonderklasse seinen freien Lauf. Abgerundet wird das Spektakel mit einer hervorragenden Filmmusik von Franco Micalizzi. Ein vortrefflicher Streifen, bei dem ein hoher Grad an poitischer Unkorrektheit vorherrscht.
Fazit: "Ich mag höfliche Schweinehunde."
Italienischer Titelvorspann:
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Score:
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Trailer:
Filmplakate und ein Bildvergleich zwischen den DVDs von NEW und Retro Gold 63 werden aus zeitlichen Gründen erst Morgen nachgereicht.