Das schwarze Reptil
The Reptile
Grossbritannien 1966
Regie: John Gilling
Noel William, Jennifer Daniel, Ray Barrett, Jacqueline Pearce, Michael Ripper
Charles Spalding (David Baron) stirbt unter mysteriösen Umständen. Sein Bruder Harry George (Ray Barrett) und dessen Frau Valerie (Jennifer Daniel) sind die Erben des bescheidenen Vermächtnisses, zu welchem auch das Haus Larkrise in Clagmoor Heath in Cornwall gehört. Die beiden machen sich dorthin auf um das Erbe anzutreten und sich im Dorf niederzulassen. Kaum dort angekommen warnt sie der Kneipenwirt Tom Bailey (Michael Ripper). Die beiden sollen das Haus verkaufen und verschwinden. Es ist im Dorf zu vielen ungeklärten Todesfällen gekommen, welche durch den Leichenbeschauer jeweils als „Herzversagen“ deklariert wurden. Bailey aber meint, die Leute seien am schwarzen Tod gestorben. Das Dorf-Original Mad Peter (John Laurie) ist das nächste Opfer, noch bevor er Harry und Valerie die Wahrheit über die Todesfälle erzählen kann. Harry will unbedingt herausfinden, woran sein Bruder und die anderen Dorfbewohner gestorben sind. Zusammen mit Tom exhumiert er die Leichen von Mad Peter und seinem Bruder Charles. Beide weisen Bissmale am Hals und eine schwarze Hautverfärbung auf. Harry, Berufsoffizier bei den königlichen Grenadieren und Tom, ehemaliger Matrose in der Handelsmarine, sind viel in der Welt rumgekommen. Beide haben solche Wunden und Symptome schon mal gesehen. Sie erinnern stark an den Biss einer Königskobra. Aber wie ist dies möglich hier in England? Die Spur führt zum Anwesen des geheimnisvollen Dr. Franklyn (Noel William) und dessen Tochter Anna (Jacqueline Pearce). Franklyn ist Doktor der Theologie und hat im fernen Osten die Riten verschiedener Geheimbünde studiert. Als Charles in das Haus von Dr. Franklyn eindringt wird er von einem schlangenähnlichen Monster angegriffen und gebissen. Er überlebt, aber in der Zwischenzeit hat sich Valerie ebenfalls aufgemacht zum Haus von Dr. Franklyn. Dort erfährt sie die schreckliche Wahrheit und gerät gleichzeitig in eine tödliche Falle….
Regiemeister John Gilling drehte diesen Streifen praktisch zeitgleich mit seinem „Nächte des Grauens“. Beide Filme wurden auch in den mehr oder weniger identischen Kulissen gedreht. Eine effektive Methode um Geld zu sparen, welche von Hammer Films relativ oft angewendet wurde. Doch nicht nur die Kulissen sondern auch andere Elemente erinnern sehr stark an „Nächte des Grauens“: das kleine Dorf, dessen Bewohner durch eine rätselhafte Seuche oder Fluch dahingerafft werden, ein undurchsichtiger, zurückgezogen lebender Aristokrat, die unterschwellige Kritik an der Kolonialmacht England und die Exhumierungsszenen gibt’s auch dort alle zu sehen. Trotz dieser Parallelen präsentiert uns Gilling einen klassischen, eigenständigen Grusler, welcher weniger auf Schockeffekte denn auf Atmosphäre setzt. Die Story ist nicht unbedingt dazu geeignet, extreme Spannung aufzubauen, denn das Ende ist früh und leicht vorauszuahnen. Nach dem Intro, welches den Tod von Charles in schauerlichen Bildern zeigt, passiert erstmal nicht mehr viel, die Geschichte entwickelt sich eher gemächlich und führt uns routiniert und gekonnt auf die finale Wahrheitsfindung zu, wo dann das Tempo und die Dramatik wieder deutlich angezogen werden. Kameramann Arthur Grant macht einen tollen Job. Er liefert uns wunderschöne und stilvolle Bilder des viktorianischen England und der liebevoll gestalteten Sets in satten Farben. Die sehr gute Musik von Don Banks rundet den gelungenen Gesamteindruck zusätzlich ab.
Bei den Schauspielern sind dieses Mal nicht viele bekannten „Hammer“-Gesichter zu sehen. Noel William, ein irischer Charakterdarsteller, glänzt in seiner Rolle als Dr. Franklyn. Ray Barrett war ein australischer TV-Star, welcher hier als Harry George Spalding seinen einzigen, gekonnten Auftritt für Hammer hat. Jacqueline Pearce hingegen ist auch in „Nächte des Grauens“ zu sehen. Hier spielt sie die Rolle der Anna Franklyn sehr überzeugend. Doch der wahre Star ist Michael Ripper. Er, der Hofschauspieler der Hammer Films, der in über 30 Produktionen in teilweise kleinsten Mini-Rollen mitgewirkt hatte, bekommt hier für einmal genügend Screentime um sein Talent zu beweisen und die Figur des Tom Bailey zum sympathischen Leistungsträger zu machen.
Fazit: Atmosphärischer, stilvoll inszenierter Grusler mit einem äusserst originellen Film-Monster. So lieben wir Hammer! 7/10
DAS SCHWARZE REPTIL - John Gilling
- Richie Pistilli
- Beiträge: 4978
- Registriert: Sa., 31.10.2020 17:25
- Wohnort: Provinzmetropole an Rhein und Mosel
- Kontaktdaten:
Re: DAS SCHWARZE REPTIL - John Gilling
Danke für die Filmbesprechung(en).
Beide Filme haben mir auf Anhieb sehr gut gefallen.
Müsste ich mir demnächst auch mal wieder ansehen.