Auch in diesem Jahr stellte sich der Besuch des
ITALO-CINEMA-Festivals als eine ganz hervorragende Wahl heraus. Nicht nur, dass das Wetter vier Tage lang mitspielte, sondern auch das hochkarätige Filmprogramm konnte auf der ganzen Linie überzeugen. Hinzu gesellten sich ein äußerst angenehmes Publikum -welches sich vornehmlich aus altbekannten Stammgästen, aber auch aus neuen Gesichtern zusammensetzte-sowie tägliche Restaurantbesuche , bei denen dem leiblichen Wohl gefrönt wurde. Ferner verlief die An- und Abreise mit der deutschen Bahn überraschenderweise problemlos, denn die beiden ICEs kamen absolut pünktlich an den jeweiligen Zielbahnhöfen an.
Nach dem obligatorischen Streifzug durch die Nürnberger Schallplattenläden folgte am Donnerstag Abend die halboffizielle Eröffnung mit zwei digitalen Vorführungen („
Eine giftige Schlange in Rom“ befand sich in einem „satanischen Blutrausch“). Gezeigt wurden zwei italienische Genrefilmklassiker, die bis dato im Rahmen der deutschsprachigen Veröffentlichungen noch nie in einer solch ausgezeichneten Bild- und Tonqualität bestaunt werden konnten.
Zur offiziellen Eröffnung stand am Freitag Mittag
DER VAMPIR VON NOTRE-DAME auf dem Programm, der alleine schon aufgrund seiner herausragenden Bildgestaltung beeindruckte. Mit
DER BOSS STIRBT NOCH VOR ZWÖLF folgte daraufhin ein sehr seltener Eurospy-Vertreter, der trotz seiner teils wirren Story unter den Gästen besten Anklang fand. Nach einem ausgiebigen Mahl, bei dem auch ordentlich gefachsimpelt wurde, folgte mit
CINEMA PARADISO der wohl untypischste Beitrag für ein Genrefilmfestival. Zwar bestanden bei mir zunächst Zweifel, ob ein solch anspruchsvoller Film in das Festivalprogramm passen würde, wobei sich diese bereits nach kürzester Zeit in Wohlgefallen auflösten, denn
CINEMA PARADISO stellte sich letztlich als ein hervorragendes sowie ergreifendes Filmerlebnis heraus, welches mich den gesamten Handlungsverlauf in seinem Bann hielt. Konnte deshalb auch im Nachhinein nicht nachvollziehen, warum ich mir diesen überragenden Film nicht schon früher zu Gemüte geführt habe. Obendrein entwickelte sich die Vorführung zu einem quasi Live-Event, denn kurz nachdem im Film die Szene mit dem Brand im Vorführraum vorüber war, gab es plötzlich im Komm-Kino einen realen Feueralarm, infolgedessen die Besucher für 10 Minuten das Gebäude verlassen mussten. Der Grund für den Alarm, bei dem auch die Feuerwehr in ordentlicher Truppenstärke anrückte, war eine wohl etwas zu stark qualmende Nebelmaschine, die im Nachbartrakt des Gebäudes im Rahmen einer Discoveranstaltung zum Einsatz kam. Als Abschlussfilm folgte danach noch
DAS schmierselige
GASTHAUS ZUR WOLLUST, bei dem ich aber persönlich vorzeitig das Kino verließ. Zum einen entsprach der Sexfilm nicht meinem Ästhetikempfinden und zum anderen war es zu diesem Zeitpunkt auch schon sehr spät gewesen.
Der Samstag wurde bereits um 11:00 mit dem erheiternden Lenzi-Kostümfilm
DIE RACHE DES SCHWARZEN REBELLEN eröffnet, bevor um 15:00 mit
HERR DOKTOR, DIE LEICHE LEBT der wohl außergewöhnlichste Film des Festivals folgte. Obwohl ich dieses herausragende Werk bereits zwei Jahre zuvor auf dem TERZA-VISIONE bestaunen durfte, begeisterte mich der Film auch ein weiteres Mal vollends. Als Nächstes folgte mit
ICH HABE SIE GUT GEKANNT ein weiterer S/W-Film, dessen Brillanz auf der großen Leinwand erst so richtig zur Geltung kam. Mit
DIE HÖLLE DER LEBENDEN TOTEN stand daraufhin ein echter Kulturschock ins Haus. Obwohl ich Matteis Zombie-Schlocker zuhause schon unzählige Male gesehen habe, blies mich die Kinovorführung des Films vollständig weg. Dies mag auch an dem traumhaften Stereo-Sound gelegen haben, die den Film in einer noch nie da gewesenen Soundqualität präsentierte. Zum Abschluss stand dann noch Joe D'Amatos
FOLTERGARTEN DER SINNLICHKEIT auf dem Programm, wobei es sich bei der gezeigten Fassung um eine niederländische 35mm-Kopie mit deutscher Tonspur handelte, die die ungeschnittene Version der deutschen Kinofassung enthielt. Und wie so oft bei deutschen Kinofassungen der damaligen Zeit wurden auch hier von Erwin C. Dietrich gefühlt zwanzig Minuten Filmmaterial aus der italienischen Originalfassung entfernt und durch nachgedrehte Sex- und Nacktszenen ersetzt. Was blieb, war eine äußerst dubiose Fassung, die dennoch unterhielt.
Am letzten Tag stand um 13:00 Stefano Vanzinas überragender Poliziottesco
DAS SYNDIKAT auf dem Programm, der auf der großen Leinwand ebenfalls mächtig Eindruck hinterließ. Mit
WENN DU KREPIERST, LEBE ICH folgte daraufhin ein exploitatives Drama, in dem Franco Nero einen absoluten Mistkerl verkörperte. Als krönender Abschluss wurde mit Sergio Sollimas
VON ANGESICHT ZU ANGESICHT einer meiner allerliebsten Italo-Western vorgeführt. Obwohl ich die 35mm-Kopie bereits viele Jahre zuvor schon einmal im Komm-Kino bestaunen durfte, löste der Film bei mir erneut eine nimmer enden wollende Gänsehaut aus. Die grandiose Filmmusik von Ennio Morricone hängt mir übrigens heute noch im Ohr...
Mein Dank gilt den Festivalmachern sowie den ehremamtlichen Filmvorführern, die letztlich für ein denkwürdiges Wochenende sorgten. Ebenso möchte ich mich bei unserem lieb gewonnen Moderator bedanken als auch bei den edlen Spendern der 35mm-Trailern, die ebenfalls vor einigen Filmen vorgeführt wurden. Was bleibt, ist das lange Warten auf den nächsten Herbst, wenn es dann hoffentlich wieder heißt:
ITALO-CINEMA presents...
Danksagung von
ITALO-CINEMA
