DAS WERDEN WIR JA SEHEN!? 2.0

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Prisma
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Re: DAS WERDEN WIR JA SEHEN!? 2.0

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● DREI MÄNNER IM SCHNEE (D|1973/74)
mit Klaus Schwarzkopf, Thomas Fritsch, Roberto Blanco, Lina Carstens, Grit Boettcher, Gisela Uhlen, Susanne Beck, Herbert Fleischmann
Elisabeth Volkmann, Ingrid Steeger, Fritz Tillmann, Klaus Grünberg, Franz Muxeneder, Rainer Basedow, Ulrich Beiger, Bruno W. Pantel, u.a.
nach dem gleichnamigen Roman von Erich Kästner
ein Roxy Film | im Constantin Filmverleih
ein Film von Alfred Vohrer

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»Rache muss man kalt genießen!«


Um seinem Alltag und den damit verbundenen Personen entfliehen zu können, kürt sich der Millionär Otto Tobler (Klaus Schwarzkopf) zum Gewinner des Preisausschreibens seines eigenen Unternehmens, um als normaler Gast in einem Ski-Hotel absteigen zu können. Tobler möchte somit einmal etwas anderes als die Sonnenseite des Lebens kennenlernen. Beim Hotelpersonal sickert allerdings durch, dass ein millionenschwerer Gast im Haus hofiert werden muss, doch Boris Dorfmeister (Thomas Fritsch) wird irrtümlich für diesen gehalten und Tobler von oben herab behandelt...

Erich Kästners Roman "Drei Männer im Schnee" wurde über die Jahre gesehen bereits mehrfach verfilmt, zumal sich der ergiebige Stoff blendend für ein gelungenes Filmvergnügen eignet, wobei die erste deutsche Verfilmung von Regisseur Kurt Hoffmann bereits fast 20 Jahre zurücklag, an dessen Adaption Erich Kästner sogar höchstpersönlich beteiligt war. Alfred Vohrers Version aus den 70er-Jahre wurde lediglich mit gemischten Gefühlen aufgenommen und kommt nicht an den Klassiker von 1955 heran, doch man sollte auch Vohrers Regie-Arbeit losgelöst von Vergleichen betrachten, da in mehreren elementaren Bereichen durchaus Aufwand betrieben wurde und Ideenreichtum zu entdecken ist. Zunächst ist zu betonen, dass sich hier das damalige Who's Who des damaligen deutschen Kinos versammelt hat, um sich vor allem ausgelassen zu präsentieren. Auch verfügt die Geschichte über besonders aussagekräftige Bilder, die erneut von Charly Steinberger spektakulär festgehalten sind; die zugrunde liegende Geschichte mit all ihren Stärken tut das Übrige dazu. Leider, so muss man sagen, fehlt dieser Produktion allerdings das gewisse Etwas beziehungsweise sie besitzt ein gewisses Etwas zu viel, nämlich den seinerzeit grassierenden und handelsüblichen Klamauk, der nichts mit subtilem Humor oder Originalität gemein hat. Diese Strategie setzt der Story hin und wieder schwer zu und wird unter Umständen zur Strapaze. Ob Klischeereiterei von Roberto Blanco oder beispielsweise Ingrid Steeger und Elisabeth Volkmann, es scheint, als würden temporär sämtliche Register gezogen, die in jedem zeitlichen Kontext mehr peinlich als hilfreich anmuten können. Nichtsdestotrotz bleibt unterm Strich ein netter Unterhaltungsfilm, dessen Ambition ein wenig durch die Tatsache abgegraben wird, dass ein erfolgreicher Klassiker zugrunde liegt, außerdem ein Regisseur, der bislang noch jeden Stoff, aus dem die Träume sind, ein Stück weit in einen solchen verwandeln konnte.

Schneekulissen verfügen vielleicht naturgemäß über ein besonderes Flair, das irgendwie dazu gemacht zu sein scheint, von allen erdenklichen Schwächen abzulenken, die sich hier durchaus finden lassen. Die Titelrollen sind mit Klaus Schwarzkopf, Thomas Fritsch und Roberto Blanco originell besetzt, auch wenn es vor allem Schwarzkopf bleibt, der hier den darstellerischen Ton angibt, um dabei etwas mehr als seine Kollegen auf Doppelbödigkeit zu verweisen. Fritsch und Blanco wirken in einem Radius aus nötigem Erscheinungsbild und Zeitgeist etwas zu sehr platziert, wenngleich sie als Trio doch irgendwie zu punkten wissen, da sich eine angenehme Eigendynamik einstellt. Besonders gute Darbietungen zeigen insbesondere Lina Carstens, Gisela Uhlen, Grit Boettcher und Elisabeth Volkmann als Männer-hungriges Duo oder Fritz Tillmann, die restlichen Parts sind bis in die Nebenrollen passend besetzt. Für Aufsehen sorgen einige inszenatorische beziehungsweise technische Ideen und Spielereien, die seinerzeit sicherlich modern gewirkt haben dürften. Die Musik von Peter Thomas erscheint in handelsüblicher Weise passend zur winterlichen Untermalung abgestimmt, das Script zeigt einen angemessenen Transfer in die 70er-Jahre, sodass beim Anschauen wenig schiefgehen kann. Dass die Geschichte spielend in Gang kommt, verdankt sie überwiegend Klaus Schwarzkopfs Talent, Anpassungsfähigkeit und trockenem Humor, sodass es aus der Alltagshölle eines Millionärs unmittelbar in ein winterliches Urlaubsparadies gehen kann, welches von dessen Identität keinen blassen Schimmer haben darf. Vor Ort bleibt die Geschichte durch etliche Kapriolen, Verwechslungen und schräge Typen ein Selbstläufer, muss sich den Vorwurf diverser Versatzstücke aus Klamauk-Produktionen jedoch gefallen lassen. Auf der anderen Seite hat man es mit "Drei Männer im Schnee" sicherlich mit einer der ungewöhnlichsten Inszenierungen von Regisseur Alfred Vohrer zu tun, was alleine schon Grund genug darstellt, sich diesen Film einmal anzuschauen.

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Prisma
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● DAS GEHEIMNIS DES GELBEN GRABES / L'ETRUSCO UCCIDE ANCORA (D|I|JUG|1972)
mit Alex Cord, Samantha Eggar, John Marley, Enzo Tarascio, Daniela Surina, Horst Frank, Calo de Mejo, Enzo Cerusico,
Christina von Blanc, Vladan Holec, Mario Maranzana, Wendy D’Olive, Pier Luigi D'Orazio, Carla Mancini und Nadja Tiller
eine Produktion der cCc Filmkunst | Inex Film | Mondial Televisione Film | im Verleih der Cinerama Filmgesellschaft
ein Film von Armando Crispino

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»Lieber schlafe ich mit einem Tier!«


Jason Porter (Alex Cord), Professor der Archäologie, erforscht in der Toskana Grabstätten und stößt dabei auf sehr gut erhaltene Wandmalereien, die den etruskischen Dämon Tuchulcha zeigen, als er gerade ein Liebespaar tötet. Kurz darauf wird in einer umliegenden Grabhöhle ein junges Paar ermordet aufgefunden und es scheint, dass die Szenen dieser Wandmalerei kopiert wurden. Die Opfer wurden schrecklich zugerichtet, allerdings finden sich einige Details, die komplett aus dem Zusammenhang fallen. Die junge Frau bekam von dem Mörder rote Ballettschuhe angezogen und es lief ein Tonband mit einer Verdi-Oper. Die Polizei tappt im Dunkeln und sucht verzweifelt nach einem Verdächtigen, den sie in Professor Porter gefunden zu haben scheint, zumal die Opfer mit einer von dessen Forschungssonden erschlagen wurden, jedoch finden sich im Umfeld von Jason noch einige andere Personen, die ein Tatmotiv haben könnten, wie beispielsweise der Dirigent Nikos Samarakis (John Marley). Die nächsten brutalen Morde lassen nicht auf sich warten und es scheint, als habe Tuchulcha wieder zugeschlagen...

Die Besonderheit bei Armando Crispinos "Das Geheimnis des gelben Grabes" lässt sich definitiv in den Bereichen Strategie und Struktur finden. Entstanden zu einer Zeit, in denen nahezu jeder Giallo versuchte noch gelber zu wirken, als viele der zahlreichen Konkurrenten, bewegt sich dieser Spielfilm eher in konventionellen Gefilden, was sicherlich wieder einmal der Tatsache geschuldet ist, dass man den Film in der Bundesrepublik unter dem Banner Bryan Edgar Wallace an den Start schickte. Dieses Gütesiegel wird immer wieder gerne zum Anlass für Kritik genommen, da auch dieser Beitrag als zu progressiver Fremdkörper in der langjährigen Reihe angesehen wird, doch auf der anderen Seite mutet er vielen Zuschauern paradoxerweise auch zu konventionell an. Betrachtet man den Film genau, so entfalten sich die besonderen Möglichkeiten dieses Schicht-Giallo, bei dem etliche Elemente präzise übereinander gelegt, und weitgehend einfallsreich miteinander verstrickt wirken. Der deutsche Arbeitstitel "Die Etrusker töten wieder" stellt sich letztlich als wesentlich prägnanter und vielversprechender als der tatsächliche Verleihtitel heraus, jedoch wurde so die Norm der Wallace-Filmtitel fortgeführt und publikumsfreundlich eingehalten. Neben der Intention, die Charaktere so präzise wie möglich erscheinen zu lassen, setzt Armando Crispino auch auf wohldosierte Schockmomente und eine minutiös geplante, und grausam wirkende Exposition, die in Verbindung mit dem regelrechten Aufbahren der Leichen, der dazu laufenden Musik und den Ballettschuhen für das jeweils weibliche Opfer frühe Rätsel aufgibt, aber einen interessanten Verlauf suggeriert. Hervorzuheben ist der malerische Ort des Geschehens, der in vollkommenen Kontrast zur wieder einmal unbehaglichen Prosa steht. Schönheit und Zerstörung bilden auch hier wie so oft eine denkwürdige Mischung, die dem Zuschauer langsam aber sicher an den Nerven zerren soll.

Archäologie, Kunst und gemeinsame eine Vergangenheit bringen die beteiligten Personen zusammen, es wird schnell ersichtlich, dass der Ort des Geschehens, also die Gegenwart, einem brodelnden Vulkan gleicht. Aggressionen und hohe Widerstände bestimmen den Umgang, folglich auch die Szenerie, so dass man sich auf ein ungewöhnlich dichtes und interessantes Roulette charakterlicher Kapriolen gefasst machen kann. Doch wie könnte ein derartig brutaler und offensichtlich wahnsinniger Mörder wohl aussehen und von welchem Motiv ist er getrieben? Die Darsteller liefern hierfür sehr markante Gesichter und es bietet sich ein erfreulich breiter Kreis an Verdächtigen an, in dem selbst die Protagonisten nicht immer über jeden Verdacht erhaben zu sein scheinen. Die Hauptrollen liegen hierbei absolut stilsicher in internationaler Hand. Der Amerikaner Alex Cord und die schöne Britin Samantha Eggar stellen sich als ganz großer Besetzungscoup dieser Produktion heraus, man bekommt wesentlich mehr Intensität, Temperament und Glaubwürdigkeit geboten, als es in vergleichbaren Produktionen der Fall ist. Dabei steht die hauptsächlich impulsiv handelnde und weitgehend ambivalent wirkende Figur des Professor Porter im Mittelpunkt dieses Geschehens, das sich aus Vergangenheit und Gegenwart zusammensetzt, dabei vielleicht sogar einen entscheidenden Blick in die Zukunft werfen wird. Alex Cord füllt seinen Part beeindruckend aus, man nimmt ihn gerne als Protagonisten an, gerade weil er gegensätzliche Empfindungen hervorruft. So bekommt man als Zuschauer angenehmerweise keinen zur Schablone zurecht geschnittenen Helden serviert, da Alex Cord hier ausgiebig an einem markanten Profil feilen darf, wenn sich das Karussell der Emotionen dreht. Außerdem passiert es wie so häufig, dass er auf eigene Faust Ermittlungen anstellen muss, um sich von einem Verdacht zu befreien, der abwechselnd manchmal begründet, meistens aber völlig absurd wirkt.

Samantha Eggar als Myra stellt in dieser Geschichte buchstäblich das Licht dar, um das die Motten herumschwirren. Zunächst ist ihre enorme Wandlungsfähigkeit anzumerken, die sich vor allem im optischen Bereich zeigt, ungewöhnlicherweise nimmt man trotz ihrer beherrschten Leistung eine sehr starke Intensität wahr, die sich auf alle Beteiligten überträgt, sogar auf den Zuschauer. So begleitet man Myra beim eigentlich ziellosen Begehen eines neuen Lebensabschnitts, der ihr nicht viel zu geben scheint, aber dennoch das, wonach sie gesucht hat, nämlich Sicherheit. Ihre Beziehung mit Jason liegt zwar schon einige Zeit zurück, doch sie wirkt so aktuell und präsent wie nie. Dem Zuschauer und allen Personen aus dem direkten Umfeld ist klar, dass Myra und Jay zusammen gehören, die Frage ist nur, ob widrige Umstände beseitigt werden können, zu denen auch Mord und Gewalt gehören. Die Britin überzeugt jedenfalls mit einer unterschwellig leidenschaftlichen Darbietung, die mit zum Besten gehört, was man im zeitgenössischen Film finden kann. Bleibt man wahlweise bei den Damen des Szenarios, so sollte die Italienerin Daniela Surina erwähnt sein, die die Selbstaufgabe und krankhafte Loyalität ihrer Person präzise auf den Punkt bringt, auch Christina von Blanc sorgt für aufregende bis spektakuläre Momente. Egal wie man zu Stargast Nadja Tiller stehen mag, das Warten auf ihr Erscheinen sorgt hier für eine gewisse Spannung. Die ehemalige Frau von Myras jetzigem Mann Nikos darf in ihren wenigen Sequenzen ihre beeindruckenden Register ziehen, nachdem sie sich dem Zuschauer und Jason als lebendes Meisterwerk vorgestellt hat. Nadja Tiller nutzt ihre üblichen Kapazitäten der Selbstinszenierung hier effizient, weil untergeordnet aus, ihre Schlüsselfigur bleibt in bestechender Erinnerung. Weitere wichtige, und ebenso überzeugende Charaktere offerieren vor allem John Marley, Horst Frank und Enzo Tarascio.

Wie so häufig in gleich gearteten Filmen ist die Arbeit der Polizei nicht gerade von bahnbrechendem Erfolg gekrönt, allerdings scheint es in diesem Szenario sogar so zu sein, dass es unter voller Absicht geschehen ist, da Inspektor Giuranna, alias Enzo Tarascio, seine Irrtümer und Holzwege gleich selbst einräumt. Dass die Hüter des Gesetzes eben auch nur Menschen sind, würzt den Verlauf sehr nachvollziehbar, besonders turbulent wird es, wenn Giuranna die Daumenschrauben anlegt, und sich dabei als giftiger Rhetoriker erweist, der zumindest einmal seine Schularbeiten gemacht hat. Gut, es mag an der überaus kruden Truppe liegen, die gleichzeitig auch den Kreis der Verdächtigen bildet, dass einfach kein Licht ins Dunkel zu bringen ist. Viele Personen rücken sich durch aggressive oder überspitzte Selbstinszenierungen in den Fokus, so zum Beispiel Horst Frank, vor allem aber ist es John Marley als Nikos Samarakis, der den Tanz auf dem Vulkan ganz offensichtlich inszeniert. Seine Star-Allüren sind berüchtigt, seine Wutausbrüche gefürchtet und die Präsenz, beziehungsweise die Kreation des Darstellers ist beeindruckend. Seine Untergebenen scheucht er herum und demütigt sie, falls sich die Möglichkeit bietet, es zeigt sich eine äußerst niedrige Hemmschwelle und der Weg zum Ausrasten ist geebnet, wahlweise wegen Kleinigkeiten und Belanglosigkeiten. Man hält also nach der ausgiebigen Selbstvorstellung einiger Personen so gut wie alles für möglich und im Bereich der Charakterzeichnungen ist der Verlauf unter Crispinos Führung sehr gelungen. Die Verbindungen untereinander werden sehr langsam, aber vollkommen deutlich geklärt, verschiedene Allianzen und Interessengemeinschaften aufgedeckt, und selbst Nebenfiguren wie Carlo de Mejo als verwöhnter Sohn des Majestro, oder Vladan Holec als kleiner Sadist bekommen die Chance ihre kleinen Rollen denkwürdig auszufüllen. Eine rundum überzeugende Besetzung!

Begleitet von Riz Ortolanis betörenden Klängen, ist es interessant mit anzusehen, wie ein Mosaik zusammengefügt wird, bei dem etliche Abgründe zur Schau gestellt werden. Hilfreich hierbei sind die immer wieder kurz integrierten Rückblenden, die beim Zuschauer und auch den Beteiligten des Szenarios für wichtiges Verständnis sorgen. Die hauptsächlich straffe Montage begünstigt den Erzählfluss und es sollte jeder selbst entscheiden, ob es im Verlauf Längen aufzuspüren gibt. "Das Geheimnis des gelben Grabes" bietet insgesamt eine interessante Geschichte, wieder einmal aus den dunklen Schluchten der menschlichen Psyche an, bei der die Integration eines womöglich übernatürlichen Elements für spannende Phasen sorgt, die teilweise sogar beängstigende Züge annehmen. Dass der Wahnsinn, oder wahlweise der Dämon Tuchulcha, hier hinter jedem Stein lauern könnte, wird ziemlich schnell klar, doch wie diese Grundvoraussetzungen geordnet werden, macht einen gelungenen Eindruck, zumal konventionelle und neuartige Elemente eine willkommene Allianz eingehen. Der eingeschlagene Weg wird durch die doch sehr unterschiedlichen Charaktere definiert und sie liefern stets genügend Zündstoff für Überraschungen, Kehrtwendungen, experimentelle Ansätze oder eben einfach nur reaktionäres Spektakel. Die eingearbeitete Brutalität stellt sich dabei tapfer gegen aufkommende Anflüge von längeren erklärenden Phasen, die hin und wieder zu sehr ausgereizt sind, allerdings bleibt der Weg zum Ziel unterm Strich sehr beeindruckend. Garniert mit einem spektakulären Finale tauchen hochwirkungsvolle Bilder auf, die in Verbindung mit Nahaufnahmen, Slomo und absoluter Stille für großartige Giallo-Momente sorgen werden. Armando Crispino hat schlussendlich einen Film geschaffen, der gut an unterschiedliche Märkten angepasst war und sich trotzdem den Luxus erlaubt, ganz gezielt eigene Wege einzuschlagen.

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Prisma
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● UND DER REGEN VERWISCHT JEDE SPUR (D|1972)
mit Anita Lochner, Alain Noury, Wolfgang Reichmann, Malte Thorsten, Eva Christian, Konrad Georg,
Herta Worell, Alf Marholm, Henry Vahl, Alexander Allerson, Hans Daniel und Ruth Maria Kubitschek
eine Luggi Waldleitner Produktion der Roxy Film | im Constantin Filmverleih
ein Film von Alfred Vohrer

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»Wer weiß, wofür es gut ist...«


Christine Luba (Anita Lochner) und der französische Student Alain (Alain Noury) erleben die erste große Liebe und eine unbekümmerte Zeit. Alles könnte so perfekt sein, wenn Christines Vater (Wolfgang Reichmann) ihren Freund akzeptieren würde, doch dieser scheint ihm nicht gut genug für seine Tochter zu sein. Es sieht so aus, als würde Luba versuchen, das Glück seiner Tochter mit allen Mitteln zu torpedieren. Doch die verwöhnte Tochter hat ein sehr unkritisches Bild von ihrem alten Herrn und kann nicht glauben, dass er zu derartigen Maßnahmen im Stande wäre. So trifft sie sich mit ihrer Mutter Irene (Ruth-Maria Kubitschek), die sie seit Monaten nicht mehr gesehen hat und mit der es seit der Scheidung der Eltern ohnehin nur noch sporadischen Kontakt gibt. Christine wird mit eindringlichen Warnungen vor der Eifersucht ihres Vaters konfrontiert und beschließt schon bald, mit Alain eine Weile nach Frankreich zu gehen. Doch er kommt nicht zum vereinbarten Treffpunkt und ist danach wie vom Erdboden verschluckt. Anschließend lernt sie Martin (Malte Thorsten) kennen, einen jungen Mann aus reichem Hause, in den sie sich auch verliebt. Doch auch dieses Glück wird nicht von langer Dauer sein...

Alfred Vohrers Beitrag ganz im Stil der Simmel-Verfilmungen stellt sich bereits nach wenigen Minuten als beachtliche Überraschung heraus und steht dieser von Vohrer selbst inszenierten Konkurrenz in keinerlei Hinsicht nach. Eher ist das genaue Gegenteil der Fall, denn "Und der Regen verwischt jede Spur" behauptet sich seinen Platz im Rahmen des komplexeren deutschen Unterhaltungskinos problemlos und absolut zielsicher, außerdem besitzt dieser Beitrag sogar mehrere Vorzüge, als einige Original-Simmel-Filme. Die Geschichte erscheint zunächst trügerisch einfach zu sein: Die Jungdarsteller Anita Lochner und Alain Noury überzeugen im Rahmen der Veranschaulichung der ersten Liebe und des großen Glücks. Eigentlich programmieren sie eine strahlende Zukunft absolut glaubhaft, wenn da nicht das Schicksal mit all seinen Helfershelfern wäre. Die anfängliche Einfachheit des Geschehens ist angenehm anzusehen, die Unbeschwertheit von Alain und Christine wird packend und greifbar dargestellt, doch beim Zuschauer kann trotz dieser Eindrücke ein Gefühl der Beunruhigung aufkommen, denn bereits der Vorspann gibt puzzleartigen Aufschluss darüber, dass eine Katastrophe in der Luft liegt. So besteht die Raffinesse der Inszenierung letztlich darin, dass sich die Atmosphäre schleichend zuspitzt und eine noch nicht zu definierende Verheißung über dem Gesamtgeschehen liegt, bis sich die Dramatik plötzlich und buchstäblich überschlägt, und sich Protagonisten und Zuschauer in einem Schraubstock wiederfinden. Das Leitmotiv Regen gibt dem Titel einen äußerst bitteren Beigeschmack und der Geschichte schlussendlich eine sehr perfide Note, da der Regen hier nicht nur jede Spur verwischen wird, sondern als Synonym für unzählige Tränen greift, die man im Regen aber erst gar nicht zu sehen bekommen wird. So handelt es sich in Einklang mit Alfred Vohrers Gespür und handwerklicher Raffinesse um Dramatik der intelligenteren, außerdem Unterhaltung der anspruchsvolleren Sorte.

Was angesichts der Hauptrollen schon fast wie ein Wagnis aussieht, erweist sich im Handumdrehen als absoluter Glücksgriff in Sachen Überzeugungskraft und Nachhaltigkeit. Die jungen Hauptdarsteller Alain Noury und Malte Thorsten, die beide bereits über Simmel-Erfahrung verfügten, sowie Anita Lochner, agieren leichtfüßig und glaubhaft, genau wie es bei der überwältigenden Performance von Wolfgang Reichmann der Fall ist. Das Ganze wird von dieser Vierer-Konstellation zwar beeindruckend und unausweichlich dominiert, aber mit den glänzend aufgelegten Damen Ruth-Maria Kubitschek und Eva Christian markant abgerundet, sodass die restlichen Rollen allesamt etwas weniger prominent in Erscheinung treten müssen und werden. Als man Christine das erste Mal sieht, ist sofort zu verstehen, dass sie den Jungs ihres Alters die Köpfe ganz natürlich verdreht. Sie wirkt natürlich, ist temperamentvoll und zeigt sich mit viel emotionaler Hingabe, auch wenn sie im Umgang mit ihrem Vater zwar herzlich und offen ist, aber über den Verdacht von blindem Vertrauen und einer ordentlichen Portion Naivität nicht hinwegkommt. Der alte Luba wirkt wie der Wolf, der ausgiebig Kreide gefressen hat. Er hält die Fäden an der Hand und an deren Ende finden sich unzählige Marionetten, die das tun, was er von ihnen verlangt. Im Bezug auf Männer darf es keine Götter neben ihm geben, seine Absolution erteilt er nur, wenn sich ihm dadurch ein Vorteil in Aussicht stellt. So ist der oppositionell wirkende Alain in seinen Augen nur ein Habe- und Taugenichts, bei dem es gilt, ihn schnellstens gegen eine gewinnbringendere Variante auszutauschen, immerhin hat er die Zukunft seiner Tochter gedanklich durchchoreografiert. Martin stellt in diesem Kontext das kleinere Übel dar, da er aus gut situierten Verhältnissen stammt und Luba daher sofort eine geschäftliche Allianz wittert, immerhin ist er wirtschaftlich gesehen in Schieflage geraten.

Überhaupt spielt die Regie im Charaktere-Roulette überwiegend mit deutlichen Kontrasten. Martin und Alain könnten nicht unterschiedlicher sein und haben schließlich nur eines gemeinsam, denn sie können der aufregend wirkenden Christine nicht widerstehen. Alain agiert in dieser Beziehung offensiv und direkt, Martin eher verschlossen und weitgehend verhalten bis reserviert. Neben Christine hat Luba allerdings noch andere Frauen in seiner Schraubzwinge: seine Schwester Karin, die als demütige Bittstellerin in sein Haus gezogen ist, um ihrem kleinen, unehelichen Jungen etwas bieten zu können, muss dafür einen hohen Preis zahlen. Demütigungen und Maßregelungen sind an der Tagesordnung, jede Eigenmächtigkeit wird im Keim erstickt und bestraft. Dass ihr der Mann weggelaufen ist, sei ohnehin vorprogrammiert gewesen. Die in diesem Vakuum stehende Frau wird hervorragend von Eva Christian dargestellt und ihre unterdrückten Emotionen und Bedürfnisse werden von ihrem versteinerten Gesicht in etlichen Situationen exakt widerspiegelt. Eine andere Dame, die sich ebenfalls im Würgegriff von Luba befindet, ist Christines Mutter. Die großartige Ruth-Maria Kubitschek demonstriert in ihrem weniger als fünf Minuten dauernden Auftritt, wie man eine derartige Rolle perfekt lösen kann. Ihre Irene sitzt in einem goldenen Käfig. Sie darf sich zwar ein unbeschwertes Leben erlauben, hat sich dafür aber dem Willen ihres Ex-Mannes zu beugen - jederzeit. Es soll daher keinen schädlichen Kontakt zu Christine geben, außerdem dürfen keinerlei Forderungen oder Ansprüche geltend gemacht werden. Irene soll nur noch wie eine verblasste Erinnerung wirken. Bei aller Oberflächlichkeit, die so exzellent von der Kubitschek dargestellt wird, ist sie dennoch eine der wenigen Personen, von der man ehrliche oder besser gesagt direkte Worte hören wird. Ihre Warnungen wirken verheißungsvoll und deuten die Katastrophe bereits nach kurzer Spieldauer an.

Mit den meisten Simmel-Adaptionen und auch mit "Und der Regen verwischt jede Spur" sind in den 70er Jahren Filme entstanden, die in der deutschen Kino-Landschaft tatsächlich nach ihresgleichen suchen dürfen. Die Mischung aus Unterhaltung und Anspruch ist hier sehr gut dosiert, und entstanden ist schließlich Film, dessen Thema in unmissverständlicher Art und Weise deutliche Berührungspunkte preisgibt, die das Potenzial haben, das Publikum zu packen. Dramatik, Sentimentalität und Theatralik werden in einer gesunden, um nicht zu sagen intelligenten Dosierung abgehandelt, sodass Alfred Vohrers Arbeit mit Leichtigkeit über die nicht ganz so simple Ziellinie gehen kann. "Und der Regen verwischt jede Spur" ist ein angenehm stiller Vertreter seiner Gattung geworden, der nahezu unverblümt mit einer gewissen Realitätsnähe zu spielen versucht, dabei aber vornehmlich in ernsten und nachdenklichen Sphären bleibt. Die anfängliche Idylle wirkt überaus angenehm aber dennoch trügerisch, die unbeschwerte Zweisamkeit ist zwar herrlich mit anzusehen, aber man spürt die Kühle des Schattens, der sich über die Geschichte zu legen versucht. Vor allem aber wirkt die nicht thematisierte Prognose in Richtung der jungen Protagonistin sehr ernüchternd, weil das Schicksal ihrem Vater geholfen hat und sie vermutlich für immer an ihn gekettet hat. Inszenatorisch gesehen hat die Regie sämtliche Register gezogen: viele Ortswechsel, eine satte Ausstattung, aufwendige Settings und kleinere pyrotechnische Spektakel, die den Film hochwertig erscheinen lassen. Die Musik von Erich Ferstl zwingt dem Geschehen Melancholie auf, um aber in den brisanten Sequenzen Paukenschläge zu versetzen. Außerdem fügen sich einige angenehm an den Nerven kitzelnde Rückblenden nahtlos in den klaren Aufbau der Geschichte ein, und insgesamt kann das eindeutige Fazit nur folgendermaßen lauten: "Und der Regen verwischt jede Spur" ist ein Volltreffer, den man bestimmt einmal gesehen haben sollte.

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Prisma
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Re: DAS WERDEN WIR JA SEHEN!? 2.0

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Lorenzo Lamas

SNAKE EATER


● SNAKE EATER (CA|1988)
mit Josie Bell, Robert Scott, Ronnie Hawkins, Cheryl Jeans, Larry Csonka, Mowava Pryor, Sandra Brown, Ron Palillo, u.a.
eine Produktion der Cinemars Eight and Company Limited Partnership | Carota | Cinépix
ein Film von George Erschbamer

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»Was für ein Tier glaubst du bin ich?«


Jack Kelly (Lorenzo Lamas) wird aufgrund seiner Zeit bei der berüchtigten Elite-Einheit "Snake Eater" von allen nur Soldier genannt. Als der ehemalige Soldat erfährt, dass seine Familie einer Bande brutaler Killer in die Hände gefallen ist, macht er sich auf den Weg, um Rache an den Verantwortlichen zu nehmen und die harte Schule der Marine-Einheit wird ihm bei seiner gefährlichen Mission noch von Vorteil sein. Dass seine Eltern ums Leben gekommen sind, stellt sich als traurige Gewissheit heraus, allerdings fehlt von seiner Schwester Jenny (Cheryl Jeans) jede Spur. Soldier geht davon aus, dass sie von den Killern verschleppt wurde und er setzt alles daran, sie aus der Gewalt der wahnsinnigen Peiniger zu befreien...

»Jack Kelly, ehemaliger Marine-Infanterist und Geheimagent, wurde heute tot aufgefunden. Die Todesursache ist eine exzessive Masturbation aufgrund extremer Langeweile, während er auf einen Drogendealer wartete.« Während Soldier, der ganz offensichtlich als V-Mann für die Polizei arbeitet, diese nicht ganz ernst gemeinten Worte über sich selbst sagt, können es die Kollegen, die die Situation abhören und überwachen, kaum fassen, auf was und vor allem wen sie sich eingelassen haben. Bereits der Einstieg lässt keine Zweifel darüber entstehen, dass man es hier mit einer geballten Ladung aus Action und teils grobschlächtigem Humor zu tun bekommt, der die passenden Antennen ganz ungeniert ansprechen wird. Die Märkte wurden seinerzeit haufenweise mit derartigen B-Actionfreuden überflutet und die jeweils passenden Gesichter oder Titelhelden konnten mal mehr, mal weniger überzeugen. Soldier alias Lorenzo Lamas gehört zweifellos zu der Auslese derartiger Protagonisten, und auch wenn überdeutlich klar wird, dass er für seine temporären Kollegen und viele andere eine Art Schleudersitz darstellt, kann Lamas seine Fans mit Leichtigkeit mobilisieren. Soldier ging seinerzeit durch die harte Schule einer Elite-Einheit der Marine und wird die entsprechenden Fähigkeiten und Tricks noch unter Beweis stellen, was einen enormen Spaß garantiert, denn egal wie schwer die Jungs und Mädels auch sein werden, die sich ihm entschlossen oder aggressiv gegenüber stellen; er bleibt immer wachsam, schlagfertig und cool. Nachdem die Drogen-Dealerin, ihr Freund und gleichzeitig Zuhälter sowie sein Beschützer gleich zu Beginn schnell und überaus originell abgefertigt werden, kommt es zu einer interessanten Wendung, die Soldiers Humor für lange Zeit einfrieren wird, denn seine Eltern wurden offenbar ermordet, seine Schwester entführt. Um an den Ort des Geschehens zu gelangen, bricht Lorenzo Lamas in "Renegade"-Manier auf und noch ahnt er nicht, mit welchem Gesocks er es zu tun bekommen wird. Der Zuschauer konnte das Rudel völlig gestörter Irrer bereits ungläubig begutachten und es baut sich viel Abscheu und Gerechtigkeitsempfinden auf, denn Junior und Konsorten, die in der Abgeschiedenheit des Waldes wie Höhlenmenschen hausen, haben ganz offensichtlich eines gemeinsam, denn ihre Eltern waren vermutlich Verwandte ersten Grades.

Ihre Motivation, ahnungslose Menschen in ihrem Territorium aufzuspüren, zu quälen und hinzurichten, wird zwar nicht transparent geschildert, aber vermutlich haben sie einfach einen perversen Spaß an derartigen Aktionen. Bevor das Rache-Spektakel so richtig losgehen kann, wird Soldier erst einmal von ihnen ausgeknockt, was für die Geschichte jedoch wie eine Notwendigkeit erscheint, denn so lernt er seine hilfsbereiten Mitstreiter kennen, von denen er die richtige Starthilfe bekommt. In der Zwischenzeit hofft man als Zuschauer, das Junior und seine Clique nicht nur die gerechte Strafe bekommen, sondern dass Soldier ihnen eine möglichst qualvolle Spezialbehandlung zukommen lassen wird, denn so viel menschlichen Abschaum auf einem Haufen hat man sicherlich nicht alle Tage gesehen. Mit hinterhältigen Tricks aus der "Snake Eater"-Kiste dezimiert sich der Kreis der Gestörten zusehends, doch auch Soldier und seine Gehilfen geraten in lebensbedrohliche Situationen. Regisseur George Erschbamer, der die Filmwelt zunächst im Bereich der Spezialeffekte bediente, lässt seine Erfahrung in viele reißerische und spannende Szenen einfließen, sodass es zu den richtigen Zeitpunkten auch ziemlich brutal und blutrünstig zugehen darf. Eine derartige gestrickte Geschichte, die überhaupt nichts anderes sein möchte als actionlastige, gewaltbereite und umgangssprachlich gefärbte B-Unterhaltung, lebt hauptsächlich oder bestenfalls von einer starken Titelfigur, die mit Lorenzo Lamas auch hundertprozentig gefunden ist, auch wenn dem US-Amerikaner oft nicht die besten Zeugnisse bezüglich seiner darstellerischen Fähigkeiten ausgestellt werden. Aber wen scherts? Das hier angebotene Gesamtpaket stellt einfach einen "Snake Eater" dar, und zwar so, wie man ihn sich bereits im Vorfeld vorgestellt hat: Ob cool, gewitzt, knallhart oder noch härter - Lamas ist hier einfach nur Top! So kann der erste Teil der Trilogie in jeder Beziehung punkten und doch einiges hermachen, die Erwartungshaltung nach actionreicher Unterhaltung außerdem im wahrsten Sinne des Wortes befeuern, vorausgesetzt man hat als Zuschauer ein Faible für derartige Flicks, denen es glücklicherweise absolut egal ist, sich politisch korrekt präsentieren zu müssen. "Snake Eater" ist und bleibt ein charakteristisches Aushängeschild des Action-Kinos dieser Zeit und auch wenn er mittlerweile schon ein paar Jährchen alt ist, überzeugt er nach wie vor.

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Prisma
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DO YOU WANNA KNOW A SECRET?


● DO YOU WANNA KNOW A SECRET? / DARK SUMMER (US|2001)
mit Joseph Lawrence, Chad Allen, Thomas Anthony Jones, Dorie Barton, Leonora Scelfo, Elsie Escobar, Jeff Conaway,
Jack MacGee, Angela Taylor, Michael Sarysz, Sara Premisler, Robert Crooks, Greg Cipes, Sterling Rice, Del Tenney, u.a.
eine Produktion der The Left Shoes Films
Ein Film von Ty Bradford

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»Saufereien und Orgien. Es ist die Hölle und ich habs satt!«


Ein Jahr nach dem brutalen Mord eines ihrer Mitstudenten, verbringt eine Clique von College-Studenten ihre Ferien in einem Ferienhaus in Florida, denn Sommer, Sone und Party sollen einiges vergessen machen. Hank (Joseph Lawrence), Beth (Dorie Barton), Brad (Chad Allen), Tina (Leonora Scelfo), Nellie (Elsie Escobar) und Oz (Thomas Anthony Jones) versuchen einen unbeschwerten Urlaub zu verbringen, wonach es zunächst auch aussieht, doch es kommt völlig anders, da die rätselhaften Morde weitergehen. Es scheint, dass jeder von ihnen auf einer Todesliste zu finden ist. Wer ist der maskierte Killer?

In und nach der Hochkonjunktur einschlägig bekannter Teenie-Slasher kam es zu zahlreichen Ablegern, die teils mit spannenden Plots aufwarten können und als gelungen zu bezeichnen sind, allerdings kamen auf der anderen Seite mindestens genauso viele erfolglose Versuche dabei heraus, das Rad neu zu erfinden. "Do You Wanna Know a Secret?" zählt zu den Vertretern, die den besten Nicht-Release-Zeitpunkt hierzulande bereits verpasst hatten, außerdem ist die Geschichte kein großer Schocker geworden, was definitiv an der entsprechenden Strategie liegt, denn die meisten Morde spielen sich im Off ab, sodass man nur die aufgeschlitzten Ergebnisse erst anschließend präsentiert bekommt. Auch hier trägt der Killer eine beunruhigende, gar widerliche Maske, sein Motiv wird geheimnisvoll mit der stets aufkommenden Frage garniert, ob man ein Geheimnis wissen möchte. Ob in Zettelform oder etwa in eingeritzten Lettern auf geschundener Haut, man ist interessiert an den unklaren Hintergründen für die Mordserie an einer College-Clique, falls der Verlauf nicht zu viel Vorhersehbarkeit ausspuckt. Die Schauplätze im sonnigen Florida stellen einen herben Kontrast zu dem dar, was die jungen Leute, die sich doch immerhin von einem bestialischen Mord eines Freundes erholen müssen, noch erwarten wird, aber die Ausgelassenheit oder alkoholische und sexuelle Sinnesfreuden lassen sie unvorsichtig werden. Der Gesamteindruck wird definitiv durch die Tatsache getrübt, dass es im Rahmen von Brutalität und Exposition zu wenig zu sehen gibt, denn vergleichbare Pionierarbeiten und sogar Plagiate hatten es schließlich eindrücklich vorgemacht, und eine regelrechte Erfolgswelle ausgelöst. Hier kommt es insgesamt zu den richtigen Zutaten, doch unter Ty Bradfords Regie nicht zur richtigen Würzmischung, wenngleich der Verlauf streckenweise vielleicht nicht komplett uninteressant für Fans des Genres verlaufen dürfte. Der Kenner derartiger Storys wittert ein in der Luft liegendes Rachemotiv, sodass in diesem Zusammenhang einige Verdächtige präsentiert werden. Doch auf abgegrasten Weiden kann es schließlich keine wirklichen Überraschungen mehr geben, so die unbequeme Gewissheit.

In den Hauptrollen ist das Ganze weitgehend mit bekannten Gesichtern der Peripherie besetzt, wenngleich man hier insgesamt und vor allem vergleichsweise Abstriche machen muss. Joey Lawrence, hierzulande hauptsächlich bekannt aus Sitcoms und Serien, hat erhebliche Mühe zu überzeugen, da ihm sein vermarktetes Image im Weg steht. Er und Partnerin Dorie Barton wirken einfach zu prüde für ihre auswendig gelernten und mit Sex aufgeladenen Dialoge der Teenie-Anzüglichkeiten, was sich bei den übrigen Mitgliedern der Clique glücklicherweise nicht so gravierend beobachten lässt. Die Dialoge wirken insgesamt schlecht getrimmt, am Geschehen vorbeiirrend und strapaziös, peitschen die Handlug daher immer wieder in die unteren Schubladen der Filmkunst. Der Verlauf baut auf Situationen des Erschreckens, also solche, in denen noch nichts passiert, schwächelt jedoch beim tatsächlichen Schock beziehungsweise Exitus. Akustisch zwar markant untermalt, hier und da sogar beunruhigend festgehalten, passiert zu wenig, das einen in Atemlosigkeit versetzen könnte. Der Verlauf entpuppt sich als geschwätzig und verliert sich mit ins Peinliche abdriftenden Dialogen, die unterm Strich gehaltlos bleiben. Ob Langeweile aufkommt oder nicht, stellt sich im Rahmen persönlicher Präferenzen und der Ausdauer heraus, doch hier bekommt man sicherlich keine Offenbarungen oder gar Überraschungen mehr offeriert. Wie in ähnlichen Vertretern auch, liegt das Hauptaugenmerk nicht primär auf der Wahrscheinlichkeit, die hier im Gegensatz zur Vorhersehbarkeit allerdings noch weiter entfernt zu sein scheint als sonst. Bei "Do You Wanna Know a Secret" handelt es sich insgesamt um Plagiat und Abklatsch im Quadrat, dessen wenige neue Impulse und bemühten Gegenentwürfe leider völlig nach hinten losgegangen sind, daher nur schwer für Interesse sorgen können. Die teils recht guten visuellen und akustischen Effekte spielen sich leider zu sehr im Off ab und der Kardinalfehler der Veranstaltung bleibt, dass man unter den Hauptpersonen keinen einzigen Sympathieträger findet, mit dem man in irgend einer Weise mitfiebert. Folglich ist es am Ende leider so gut wie egal, wen es hier erwischt.

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Re: DAS WERDEN WIR JA SEHEN!? 2.0

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TÖDLICHE GERÜCHTE


● GOSSIP / TÖDLICHE GERÜCHTE (US|2000)
mit James Marsden, Lena Headey, Norman Reedus, Joshua Jackson, Marisa Coughlan, Eric Bogosian, Sharon Lawrence, Edward James Olmos und Kate Hudson
eine Produktion der Outlaw Productions | NPV Entertainment | Village Roadshow Pictures | im Verleih der Warner Bros.
Ein Film von Davis Guggenheim

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»Ich verstehe nicht, warum manche Frauen Angst vor Sex haben!«


Das Seminarthema "Nachrichten contra Gerüchte" fasziniert die drei Studenten Cathy (Lena Herdey), Derrick (James Marsden) und Travis (Norman Reedus) so sehr, dass sie für ihre Semesterarbeit ein kompromittierendes Gerücht über eine Mitstudentin in die Welt setzen, das sich auf dem Campus wie ein Lauffeuer verbreitet. Um zu beweisen, dass Gerüchte stärker sind, als die Wahrheit, wird per Flurfunk verbreitet, dass die schöne und stets ihre Unschuld beteuernde Naomi (Kate Hudson) nach einer Party mit ihrem Freund Beau (Joshua Jackson) geschlafen hat. Schnell gerät das Experiment außer Kontrolle, zumal es plötzlich um Einzelheiten geht, für die sich auch die Polizei interessiert...

Davis Guggenheims "Tödliche Gerüchte" wartet mit einer sehr interessant klingenden Geschichte auf, die mit den Themen Unberechenbarkeit, Eigendynamik und Kontrollverlust kokettiert. Offenbar entstanden auf der Hit-Welle von "Eiskalte Engel", lassen sich diverse thematische und inszenatorische Similaritäten feststellen, die diesem im Jahr 2000 entstandenen und wenig beachteten Film noch schwer zusetzen werden. Doch zunächst sollte einmal betont werden, mit welch aufmerksamem und in weiten Teilen kühn fotografierten Film man es hier zu tun bekommt, der sich der nicht uninteressanten Strategie des style over substance hingibt. Die Ausstattung und entsprechenden Schauplätze sind eine Simultan-Angelegenheit, bestehend aus beeindruckenden Hinguckern und Klischees aus dem Bilderbuch. Eine Clique, die quasi eine eigene Blase neben der des Campus bildet, visiert ein ambitioniertes Projekt an, welches schon bald außer Kontrolle gerät und eine unkalkulierbare, zerstörerische Kraft entwickelt. Dieses typische Teenie-Angebot, das zu dieser Zeit häufig zu finden war, nimmt zunächst einen interessanten Weg, zumal dem Publikum suggeriert wird, dass man es mit alternativen Ansätzen zu tun bekommen wird. Doch leider kippt der Verlauf schnell um, und man nimmt ein einförmiges Angebot wahr, das sichtliche Mühe hat, gegen die aufkommende Vorhersehbarkeit anzukommen. Wesentlich schlimmer wirken die sozusagen (k)eindimensionalen Charaktere der Geschichte, die lediglich wie aus der Welt des Copy/Paste wirken. Zwar begleitet der Interessent hier Interpreten, die seinerzeit ziemlich angesagt waren, allerdings fehlt es an Überzeugungskraft und Abgrenzungstaktiken, was insgesamt tatsächlich nötig gewesen wäre. Ein Gerücht macht die Runde, das plötzlich Existenzen bedroht, und diejenigen, die es gestreut haben, sind sich angeblich nicht über die drohenden Konsequenzen bewusst. Die Kamera spielt mit reizvollen Details und nett anzusehenden Gesichtern, während das Script langsam aber sicher in einer einzigen Katastrophe gipfelt, deren Kern Unwahrscheinlichkeit, die Silhouette Augenwischerei ist.

Interessiert man sich prinzipiell für diese Art Filme, fühlt man sich nicht unbedingt schlecht bedient, allerdings kann die hohe Erwartungshaltung, die doch so systematisch geschürt wird, nicht im Entferntesten eingehalten werden. Das Hauptrollen-Trio ist ein Gemisch aus Protagonisten und Antagonisten in einem; eine Uneindeutigkeit, die jedoch in Wirklichkeit keine ist, da man die Kehrtwendungen, Kniffe und Bluffs schnell durchschaut. Regisseur Guggenheim ist förmlich anzumerken, dass er unter dem Druck stand, einen Hit landen zu wollen oder müssen, dabei jedoch viele Trümpfe aus der Hand gibt, die in diesem Szenario durchaus vorhanden gewesen wären. Zu viele eindeutige Hinweise nehmen die Spannung und den Drive aus der Chose, die sich immer wieder erfolgreich bemüht, visuelle Akzente zu setzen. Ausstaffiert mit Schauspielern wie James Marsden, Joshua Jackson oder Norman Reedus, kann das Interesse durch derartige Lockvögel pauschal gesteigert werden, was ebenso und insbesondere für Kate Hudson oder Lena Headey gilt, wobei auch diese Geschichte Jahrzehnte später von einer spürbaren Verjährungsfrist berichtet. Mit fortlaufender Zeit werden die Karten von den Hauptpersonen schließlich auf den Tisch gelegt, wenngleich das Poker-Spiel merklich schwächelt, was für einen derartigen Verlauf leider unbefriedigend bleibt. Die Thematik der experimentellen Ansätze beziehungsweise derer, die den vollmundigen Titel hätten unterstreichen sollen, werden zu stiefmütterlich abgehandelt, sodass der Verlauf in einem Ego-Trip gipfelt, der einen faden Beigeschmack entwickelt, da sich einige Personen in noch tiefere Gefilde begeben, als der Repräsentant der untersten Schublade, was sich mit dem blenderischen Stil der Inszenierung beißt. Obwohl das Finale versucht, sämtliche Register zu ziehen, verpufft der Effekt im Nichts, da so gut wie alles vorauszusehen war. Unterm Strich verläuft "Tödliche Gerüchte" somit leider enttäuschend, da die Produktion zu viele Seelen hat, nur keine eigene. Komplett schlecht oder uninteressant ist Davis Guggenheims Film allerdings auch nicht ausgefallen, da er doch irgendwie fast schon in den Radius der Nostalgie fällt.

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WARUM SIND SIE GEGEN UNS?


● WARUM SIND SIE GEGEN UNS? (D|1958)
mit Ingrid Resch, Thomas Braut, Anja Böckmann, Tilly Braun, Wolfgang Reichmann,Dieter Henkel,
Karl-Heinz Martell, Helmka Sagebiel, Paul Gogel, Hansgünther Heyme, Annemarie Schradiek, u.a.
ein Akzent Film | im Auftrag des FWU
ein Film von Bernhard Wicki

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»Ist es nun Freundschaft oder Liebe?«


Wenn der 20-jährige und ungelernte Gießereiarbeiter Günter (Thomas Braut) nicht am Arbeiten ist, verbringt er die meiste Zeit mit seiner Motorrad-Clique, die landläufig "Die Sanften" genannt wird. Obwohl er das Leben in vollen Zügen mit Tanzen, Trinken und moderner Musik genießt, trägt er zu Hause Generationenkonflikte mit seinen Eltern aus. Eines Tages lernt er die etwa gleichaltrige Gisela (Ingrid Resch) kennen, Tochter aus gut situiertem Hause, doch die Standesunterschiede sind für die beiden Verliebten kein Problem, bis Giselas Vater seiner Tochter den nicht standesgemäßen Umgang mit dem jungen Mann aus dem Proletariat verbietet. Die Verbindung droht an gesellschaftlichen Konventionen zu zerbrechen...

Mit dem 1958 entstandenen und vielfach ausgezeichneten "Warum sind sie gegen uns?" prägte Regisseur Bernhard Wicki den Begriff des Spiel-Dokumentarfilms, eine seinerzeit noch neue Form des Angebots mit Bildungsauftrag. Ursprünglich für die Vorführung an Schulen gedacht, lässt Wicki die trockenen und oft bieder wirkenden Doku-Artgenossen mit seinem Regie-Debüt alleine schon visuell im Regen stehen und man merkt dieser Produktion ausreichende Fördergelder an. »Wicki war ein Mensch, der hinter die Dinge kriechen wollte.«, so Hauptdarstellerin Ingrid Resch in einem Interview, und verweist damit auf den gestochen scharfen Blick eines aufsteigenden Regisseurs, der stets bevorzugt die andere Seite der Medaille beleuchten wollte. Dies gelingt in dieser Schwarzweiß-Produktion herausragend, da die sogenannten Halbstarken nicht nur über die ältere Generation in monotoner und undifferenzierter Art und Weise skizziert werden, sondern der Blick in die Köpfe der jungen Hauptakteure wirkt überaus nachdenklich, gleichzeitig aber auch erfrischend, durch Bernhard Wickis feines Gespür sensibel und wegen der oft unbekannten beziehungsweise unverbrauchten Charaktere authentischer als üblich. Zwei junge Menschen treffen sich per Zufall, sie verlieben sich ineinander und unterschätzen die gesellschaftlichen Konventionen und Fallstricke der Standesunterschiede; ein furchtbares Wort mit Fallhöhe auf Ansage. Der Verlauf zeigt die beiden im Glück, das sie selbst in alltäglichen oder völlig banalen Situationen finden. Die unterschiedlichen Elternhäuser üben einen simultanen Druck aus, und auch wenn sich dieser kaum gleicht, ist zu befürchten, dass das Ergebnis dasselbe sein wird. Bernhard Wicki, der sich selbst als optischen Menschen beschrieb, sucht die Schönheit des Moments im Tagesgeschäft und ebenfalls in völlig unscheinbaren bis gewöhnlichen sowie intimen Dingen. Sein Gespür für die durchschlagende Kraft von Momenten, Bildern, Worten, Situationen oder Ambientes ist wirklich frappierend, seine Aussagen klar und verständlich. Die Kamera bringt alles auf den Punkt, indem sie Bildern einfängt, die den Tag bestimmen. Arbeit. Plaisir. Probleme.

Bernhard Wicki zeichnet das zumindest einmal Interessieren auf den ersten Blick zweier junger Menschen, deren Welten nicht aufeinandertreffen sollten, zumindest nach gesellschaftlichen Gesetzen. Sie treffen sich, kommen sich näher, sprechen, lachen, tanzen. Probleme des Alltags rücken in weite Ferne, bis sich die eigene Haustüre wieder von innen schließt, oder besser gesagt die des jeweiligen Vaters, der ebenso auf seine Stellung pochen wird. Insbesondere der von Gisela, denn Günters Alter ist offenbar die meiste Zeit besoffen. Eine derartige Verbindung ist nicht vorgesehen, existiert aber doch. Noch. Hat bei Gisela die Erziehung versagt? Haben ihre Eltern nicht das Möglichste getan? Immerhin lässt sie sich von einem jungen Mann aus dem Proletariat hofieren, dazu noch als ungelernter Hilfsarbeiter. Giselas Vater verliert schon bald sie Geduld und verbietet ihr den Umgang. Sie habe etwas Besseres verdient, einen wie ihren Vater, damit sie so wie ihre Mutter werden kann. Demütig, dem Ehemann dienend. »Diese jungen Leute. Ist doch alles ohne Sinn und Verstand!« Bernhard Wicki skizziert einen hier nahezu befürchteten Konflikt, der alle so wunderschön eingefangenen Situationen vergessen machen wird, was auf das Publikum sehr tragisch wirkt, da sich beide Seiten stringent und selbstverständlich aufeinander zubewegt hatten. Hauptdarstellerin Ingrid Resch ist hier in ihrem beeindruckenden Debüt zu sehen, die laut ihren eigenen Angaben von Bernhard Wicki engagiert wurde, weil ihm ihr Profil so gefiel. Aber es schien mehr gewesen zu sein, da sich der Regisseur alles nach seinen Vorstellungen bereits im Vorfeld ausbuchstabiert hatte. Resch spielt unbekümmert, scheu aber nicht bieder auf, und verweist mit ihrer Gisela auf vorhandene charakterliche Ressourcen, die von der Vorgänger-Generation vor die Säue geworfen werden sollen. Ihr Partner Thomas Braut spielt behutsam auf; Günter ist bereit sein komplettes Leben für die junge Frau umzukrempeln. Hochpräzise und mitreißende Performances. Es bleibt also abzuwarten, was der Verlauf oder das Schicksal in "Warum sind sie gegen uns?" zutage bringen wird, doch entstanden ist eine hochinteressante Alternative zu handelsüblichen Angeboten.

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Re: DAS WERDEN WIR JA SEHEN!? 2.0

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● DAS RÄTSEL DER ROTEN ORCHIDEE (D|1961-62)
mit Marisa Mell, Adrian Hoven, Eddi Arent, Klaus Kinski, Pinkas Braun, Christiane Nielsen, Eric Pohlmann, Fritz Rasp,
Wolfgang Büttner, Herbert A. E. Böhme, Sigrid von Richthofen, Günther Jerschke, Hans Paetsch und Christopher Lee
ein Rialto Film Preben Philipsen | im Constantin Filmverleih
ein Film von Helmuth Ashley

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»Wenn Gott will, muss ich morgen abkratzen!«


Zwei amerikanische Ganster-Organisationen tyrannisieren die Londoner High-Society mit hohen Geldforderungen, um im Gegenzug für deren Schutz zu garantieren. Da etliche Klienten nicht zahlen wollten hat die Polizei sie ermordet aufgefunden, sodass die Zusammenarbeit mit Scotland Yard immer rückläufiger wird. Um erfolgreich gegen die Gangster vorgehen zu können, wird Inspector Weston (Adrian Hoven) der FBI-Captain Allerman (Christopher Lee) zur Seite gestellt, der die Drahtzieher und deren Geschäftspraktiken genau kennt. In gemeinschaftlicher Arbeit können beide Teilerfolge erzielen, doch die Forderungen der Kriminellen nehmen immer wieder neue Dimensionen an...

In der laufenden Reihe markiert "Das Rätsel der roten Orchidee" in vielerlei Hinsicht einen Stilbruch mit der Tradition des Formats, denn es kommt zu zahlreichen Modifikationen und Neuerungen, die bislang noch keine Verwendung gefunden hatten. Beim Kino-Publikum kam diese Strategie des Gast-Regisseurs Helmuth Ashley nicht besonders gut an, falls man die Zahlen der Vorgänger im Vergleich betrachtet, sodass 1,5 Millionen Zuschauer das bislang das schwächste Wallace-Ergebnis darstellten. Der Film kann als eine Art Persiflage interpretiert werden und stellt neben Jürgen Rolands "Der grüne Bogenschütze" vielleicht das zweite Experiment dieser Art dar. Entstanden nach der Romanvorlage "Gangster in London", wirkt die finale Titelfindung einfallslos und nichtssagend, da den besagten Orchideen - die in der Blumensprache ein Symbol für Schönheit, Liebe und Jugend darstellen, außerdem Leidenschaft und Hingabe - nur eine stiefmütterliche Behandlung zuteil wird. Es muss allerdings auch erwähnt werden, dass es sich nach all den vorhandenen Brüchen auch um eine bereits etablierte Wallace-Tradition handelt, dass Farben in bestimmten Titeln eine prominente Rolle spielen oder spielen sollten. Helmuth Ashley inszeniert streckenweise nicht uninteressant und schafft es, eine mörderische Atmosphäre im Szenario zu etablieren. Leider ist es aber auch so, dass der Verlauf nur wenige Möglichkeiten bietet, sich aufregend genug zu konservieren, da sich das gegenseitige Liquidieren und Erpressen irgendwann ausschöpft. Die Polizei kennt die Verantwortlichen und deren Würgegriffe, kann aber dennoch nicht intervenieren. Dies reiht sich in eine Liste dramaturgischer Ungereimtheiten ein, außerdem ist die Story reichlich vorhersehbar. Der österreichische Regisseur setzt vornehmlich auf seine Landsleute bei den Hauptrollen und ein internationales Zugpferd namens Christopher Lee, das hier jedoch stark unter Wert verkauft wird, da seine Rolle nicht dynamisch und ausladend genug wirkt.

Seine Funktion als alter Fuchs des Geschäfts, der die amerikanischen Gangster-Methoden zu Genüge kennt, wird nur unzureichend definiert. Was bleibt ist der Eindruck ungenutzter Möglichkeiten bei dieser Figur, von der man etwas mehr als Mutmaßungen erwartet. Gleiches gilt für seinen Partner Adrian Hoven, dessen spröder Stil gestelzt wirkt, außerdem kann er im direkten Vergleich zu bisherigen Ermittler-Entwürfen keinen wirklichen Mehrwert bieten. Einzig die Wahl von Marisa Mell für die weibliche Hauptrolle erweist sich als Teil-Erfolg und Premieren-Glücksgriff für die Produktion, deren Nimbus von vorne herein reichlich schief zu hängen scheint. Die junge Österreicherin - Coup und Wagnis zugleich - bietet eine neue Variation der bedrohten Schönheit an, deren Modifikationen weniger aus der Anlegung resultieren, sondern ihrem eigenen Wesen zugrunde liegen. Selbstbewusstsein, ein offensiver Umgang mit dem anderen Geschlecht, Besonnenheit, sowie ein spitzer sarkastischer Humor, und fertig ist die neue Wallace-Hauptrolle, die sich in dieser Produktion leider nicht im erhofften Ausmaß bewähren kann, das so gut wie alle Anlagen der Charaktere mit einer eigenartigen Gefälligkeit oder unernsten Note behaftet sind. Eddi Arents britische Humor-Offensive - die allzu deutsch ausgefallen ist - scheitert mit dem Versuch, den Film maßgeblich zu beherrschen. Drückt man sämtliche Augen zu, fallen einem gewiss schlimmere Auftritte von seiner Seite auf. In die Riege der Humoristen reihen sich Eric Pohlmann und Christiane Nielsen als Ehepaar Minelli ein, bei denen die Trefferquote etwas höher ausgefallen ist, da ihre Pointen häufiger sitzen.Von Pohlmann selbst geht leider nicht die zu erwartende Brutalität aus, auch wenn er mit seinen Kontrahenten keine Gefangenen macht. Wiedersehensfreude gibt es mit Pinkas Braun, Sigrid von Richthofen oder einem exzellent aufspielenden Fritz Rasp, und auch Klaus Kinski überrascht mit einer nahezu dandyhaften Darbietung.

Das Ensemble funktioniert unterm Strich recht gut zusammen, obwohl man sich bei den Rollen der hinteren Kategorien vielleicht den ein oder anderen bekannteren Namen gewünscht hätte. Im Endeffekt kann man den Schauspielern nur des persönlichen Gustos wegen Vorwürfe oder Komplimente machen, denn alle beugen sich minutiös einer dramaturgischen Wunschvorstellung, die seinerzeit vielleicht als potenzieller Überraschungs-Coup angesehen wurde, doch unter Helmuth Ashleys spröder und wenig auf Atmosphäre bedachter Regie keine Chance auf ein Überfliegertum hatte. "Das Rätsel der roten Orchidee" ist in Windeseile dechiffriert, zumal es viel zu eindeutige Hinweise im Sinne von eklatanten Patzern bezüglich des großen Unbekannten zu finden gibt, was den obligatorischen Whodunit-Effekt unnötig verwässert. Da es von Gangstern nur so wimmelt, hätte es gerne zu einem wesentlich höheren Realitätstransfer kommen dürfen, auch zu brutalen Spitzen, doch hier wird der aufdringliche Humor zum Killer, dessen unnatürliche Betonung mehr als auffällig ist und die eigentliche zugunsten einer künstlich aufgeblasenen Atmosphäre unterwandert. Die Schwarzweiß-Fotografie setzt überwiegend spürbare Akzente, doch das Set ist im Allgemeinen unspektakulär, auch wenn viele Ortswechsel für Abwechslung sorgen. Glücklicherweise versehen mit einer Musik im Easy-Listening-Stil von Peter Thomas - der zum Virtuosen der Reihe avancieren sollte - entstehen gut begleitete und blendend unterstützte Phasen, vor allem, wenn es einmal actionreicher zugeht, da das Titelthema doch eine überaus heitere Note zu vermitteln versucht. Insgesamt gesehen bleibt "Das Rätsel der roten Orchidee" ein Friedhof der Gäste, da man vermutlich aufgrund des mangelnden Erfolgs von weiteren Verpflichtungen abgesehen hat, und so charakterisiert dieser neunte Rialto Film das Scheitern einer Idee wie kein anderer, wenngleich noch ähnliche Exemplare dieser Kategorie folgen sollten.

Auch die internationale Note will keinen entscheidenden Bonus verschaffen, aber Christopher Lees bester Wallace-Einsatz ist auch andernorts - wie etwa in "Das Geheimnis der gelben Narzissen" - zu finden. Am Ende bleibt ein kurzweiliges Krimi-Vergnügen, das eben eher auf das Vergnügen als auf nüchterne Kriminal-Inhalte zu setzen scheint, was sich in diesem speziellen Fall als halbwegs fatal herausstellen wird. Bei Wallace kommt es stets darauf an, was man vordergründig sehen möchte - wobei das sicherlich für die meisten Filme und Genres gilt - aber von daher besitzt eben jeder einzelne Vertreter auch das Potenzial, ein Top-Beitrag im persönlichen Wallace-Orbit werden zu können. "Das Rätsel der roten Orchidee" kann sich auf eine treue Anhängerschar verlassen, da die erkennbaren Ausreißmanöver als unkonventionell angesehen werden und eine humorige Note als geistreich eingestuft wird. Der Vergleich zu unmittelbaren Vorgängern führt zwar eine deutliche Abwechslung vor Augen, aber ebenso eine weich persiflierte Geschichte ohne besondere Finessen im Narrativ, was letztlich die nötige Ernsthaftigkeit vermissen lässt. In Teilen zeigt sich außerdem überdeutlich, dass Regisseur Ashley das Unternehmen rote Orchidee nicht immer fest im Griff hat, ansonsten wäre es nicht zu derartig eklatanten Patzern und unvorbereiteten Stilbrüchen gekommen. Vielleicht kann der Film die Kritik besser verschmerzen, als man denkt, und es bleibt eine Variation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, irgendwie gegen den Strom schwimmen zu wollen - wenn auch nur im vorhandenen Fahrwasser. Am Ende bleiben vor allem einige sehr ansprechende Interpreten in Erinnerung, die zwischen Gastspiel, Ausstand und Stammbesetzung agieren, und dem Verlauf die Nuancen und Impulse verleihen, die von der Regie nicht etabliert werden konnten. Was bleibt ist ein durchschnittlicher Kriminalfilm, der allerdings eine wesentlich längere Halbwertzeit besitzt, als zunächst angenommen.

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Re: DAS WERDEN WIR JA SEHEN!? 2.0

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Margaret Rutherford   Lionel Jeffries   in

MÖRDER AHOI!


● MURDER AHOY! / MÖRDER AHOI! (GB|1964)
mit Charles Tingwell, Stringer Davis, William Mervyn, Joan Benham, Nicholas Parsons, Francis Matthews, Derek Nimmo, Miles Malleson, u.a.
eine Produktion der Metro-Goldwyn-Mayer | Lawrence P. Bachmann | im Verleih der Metro-Goldwyn-Mayer
nach Motiven von Agatha Christie
ein Film von George Pollock

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»Da reden sie über den alten Klabautermann, die ist ja noch viel schlimmer als er!«


Bei der jährlichen Kuratoriumssitzung der "Stiftung zur Besserung der Jugend" wird Miss Marple (Margaret Rutherford) Zeugin, wie eines der Gremiumsmitglieder, Cecil Ffolly-Hardwicke (Henry Longhurst), tot vor aller Augen zusammenbricht. Da er kurz vor seinem Ableben noch eine dringende Mitteilung machen wollte, geht Miss Marple im Gegensatz zur Polizei von einem Verbrechen aus. Sie beschließt auf eigene Faust zu ermitteln und das Schulschiff der Stiftung, die "Battledore" zu besuchen, von dem der Ermordete grade von einem Inspektionsbesuch zurückgekommen war. Miss Marple ist sich sicher, dass der Mörder nur an Bord zu finden sein kann...

George Pollocks "Mörder Ahoi!" markiert bereits das Ende der erfolgreichen Miss Marple-Reihe und stellt die einzige der vier Verfilmungen dar, die nicht auf einer Romanvorlage der britischen Autorin Agatha Christie basiert. Dem Fan der aufmerksamen Hobby-Detektivin soll es egal sein, denn auch hier wird eine amüsante Krimi-Unterhaltung angeboten, die genau wie die Vorgänger einen hohen Unterhaltungswert und vielleicht noch ein bisschen mehr Humor anbietet, als die Vorgänger. Wie üblich wird das Publikum mit einem frühen Todesfall konfrontiert, den die Polizei wieder einmal en passant zu den Akten legen möchte, wenn hier nicht Miss Marple wäre, die einige Ungereimtheiten aufspüren kann. Pollock inszeniert klassisch und kann das Maximum aus der zugegeben etwas vorhersehbaren Geschichte herausholen. Diese tut dem Spaß hier keinen Abbruch, denn man bekommt es mit einer überaus gut aufgelegten schauspielerischen Entourage zu tun, die sich in jeder Szene gegenseitig zu übertrumpfen versucht. Miss Marple untersucht den rätselhaften Todesfall ihres Kuratoriumsmitglieds anhand von Resten des Schnupftabak, welcher - wie sich durch eine chemische Untersuchung herausstellt - mit Strychnin verfeinert war. Die alte Dame beschließt also umgehend, sich an den Ort des letzten Besuchs von Ffolly-Hardwicke zu begeben und landet auf der "Battledore". Der Empfang ist herrlich verkrampft, die Komplimente gestelzt und die Besatzung des Schiffes von der ersten Sekunde an genervt ohne Ende, da die verschlafene Routine durchgewirbelt wird. Es ist anzunehmen, dass Kapitän Sidney de Courcy Rhumstone jeden noch so schweren Sturm besser weggesteckt hätte, als die alte Schnüffelnase um sich herum ertragen zu müssen, die ihn austrickst, um somit an Bord bleiben zu können. Vor Ort laufen die heimlichen Erhebungen auf Hochtouren und der Zuschauer ahnt bereits, dass ein neuer Mord in der Luft liegen dürfte, da sich immer Mitwisser ausfindig machen lassen, die ihre Fähigkeiten als Erpresser überschätzt haben. Der Mörder macht kurzen Prozess mit dem nächsten Opfer, um eine regelrechte Demonstration für die anderen daraus zu machen.

Margaret Rutherford kommt zügig auf Betriebstemperatur und vereinnahmt das Vakuum Segelschiff komplett für sich. Ihr Darbietungsstil macht wieder einmal riesigen Spaß, denn sie beherrscht die gehobene Schauspielkunst in Perfektion. Ihr Gegenspieler alias Lionel Jeffries spielt den Kapitän, dessen Nerven an einem seidenen Faden hängen, ebenfalls sehr gut, und es ist amüsant, dabei zuzusehen, wie ihm seine aufgesetzten Höflichkeiten zum Verhängnis werden. Die meisten Besatzungsmitglieder wirken unscheinbar bis desinteressiert, jeder erscheint betont unverdächtig zu sein, bis das in Krimis beliebte und essentielle Dezimierungsprinzip in Gang kommt. Unterlegt mit der bekannten Musik von Ron Goodwin, der hier einige Variationen anbietet, kann es zu spannenden Höhepunkten kommen, die immer wieder interessante Wechsel mit amüsanten Intervallen eingehen. Ein besonderer Leckerbissen kommt zustande, als Miss Marple plötzlich zu "Rule, Britannia!" einstimmt, und man die globale Strapaze der Besatzung wahrnehmen kann. Hier zeigen sich Nervenbündel, Zyniker, Mitläufer und designierte Mordopfer. Die Polizei wird erneut von Charles Tingwell als Oberinspektor Craddock in einer Weise repräsentiert, die einem Nachhilfeschüler von Miss Marple gleichkommt. Craddock verbittet sich, dass seine Kompetenz untergraben wird, doch die alte Dame glänzt mit Durchblick, Weitsicht und Kombinationsgabe; sie ist quasi jedem lästig, außer dem interessierten Zuschauer. Insgesamt verfügt die Geschichte nicht mehr über die Konstrukt-Raffinesse einiger Vorgänger, auch die Dialogarbeit wird durch Slapstick aufgeweicht, sodass gesagt werden kann, dass "Mörder ahoi!" mit einigen Schwächen zu kämpfen hat, die jedoch nicht wirklich schwer aber vor allem vergleichsweise ins Gewicht fallen. Sehenswert ist hier insbesondere die Allianz Margaret Rutherford und Stringer Davis, die beide etwas mehr Raum zur Verfügung gestellt bekommen und somit für zahlreiche gute Momente sorgen können. Am Ende bleibt ein routiniert aufgezogenes und mit feinen darstellerischen Nuancen durchzogenes Krimi-Vergnügen, das seine Fan-Gemeinde zweifellos zufriedenstellen wird.

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Jean-Guy Fechner   Gérard Filipelli   Gérard Rinaldi   Jean Sarrus   als

DIE TOLLEN CHARLOTS - DIE TROTTEL VON DER 3. KOMPANIE


● LES BIDASSES S'EN VONT EN GUERRE / 5 MATTI VANNO IN GUERRA / DIE TOLLEN CHARLOTS - DIE TROTTEL VON DER 3. KOMPANIE (F|D|I|1974)
mit Heidy Bohlen, Marisa Merlini, Paolo Stoppa, Myriam Boyer, Brigitte Stein, Pierre Gualdi, Alain Peysson, Georges Douking und Jacques Seiler
eine Produktion der F.C.F. | Les Films Christian Fechner | Renn Productions | Terra Filmkunst | Simar Films | im Constantin Filmverleih
ein Film von Claude Zidi

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»La psychothérapie existe!«


Sergeant Bellec (Jacques Seiler) will nicht akzeptieren, dass er es bei den Rekruten Jean-Guy (Jean-Guy Fechner), Phil (Gérard Filipelli), Jean (Jean Sarrus) und Gérard (Gérard Rinaldi) mit absolut hoffnungslosen Fällen zu tun hat. Die vier Männer stellen jedoch immer wieder unter Beweis, dass sie für den Militärdienst ungeeignet sind. Auch bei den einfachsten Testverfahren der Armee-Psychologin (Heidy Bohlen) fallen sie krachend durch, doch Bellec bleibt unerbittlich. So kommt es stets zu dem gleichen Ergebnis, da die vier Soldaten immer und immer wieder in der Arrestzelle landen. Die letzte Hoffnung stellt schließlich ein Bauernhof dar, der sich wie eine uneinnehmbare Festung auf einem Manöver-Gelände der Armee befindet und von einer Witwe namens Brugnon (Marisa Merlini) verteidigt wird. Jean-Guy, Gérard, Jean und Phil sollen dafür sorgen, dass der Widerstand gebrochen wird, allerdings hat man die Rechnung ohne die fünf heiratswütigen Töchter von Madame Brugnon gemacht...

Die Gruppe "Les Charlots", bestehend aus französischen Musikern und Schauspielern, trat bereits Ende der Sechziger in Kino und Fernsehen in Erscheinung. Die Combo mit ihrem parodistischen Stil avancierte in den 70er Jahren mit zu den größten Stars in Frankreich. In "Die Trottel von der 3. Kompanie" sind die Titelhelden bereits in vollster Routine zu sehen und bewegen sich sehr stilsicher auf dem weit verzweigten komödiantischen Parkett. Bei derartigen Komödien bietet es sich förmlich an, sich selbst zu irgend einer der Zielgruppen zählen zu können, denn sonst ist derartiger Klamauk schnell durchgefallen und sorgt somit für weniger Amüsement. So ist es hier mehr als interessant zu beobachten, dass positive Eindrücke erst gar nicht wie die Nadel im Heuhaufen gesucht werden müssen, denn Regisseur Claude Zidi führt seine Entourage sehr gut und nicht auf zu viele Irrwege. Außerdem lässt sich ein gutes Händchen bei der Dosierung der Gag-Dichte erkennen, was sich insgesamt recht positiv auf das Gesamtbild auswirkt. Anders als in vielen deutschen oder auch italienischen Komödien dieser und vor allem späterer Zeit ist eine andere Dynamik festzustellen, aber auch eine alternative Gewichtung gewisser Facetten derartiger Genre-Filme, was eindeutig der löwenanteiligen französischen Beteiligung zu verdanken ist. Wie dem auch sei, dieser Beitrag aus dem Jahr 1974 kann sich über weite Strecken sehen lassen, auch wenn manche Gags deutlich über ihr Ziel hinaus schießen. Schöne Settings veredeln die handwerkliche Seite dieser Veranstaltung in einem begrüßenswerten Maß, genau wie das wache Auge der Kamera, das stets an ausgefallenen Einstellungen und charismatischen Aufnahmen interessiert ist.

Die Charlots kann man dem Titel des Films entsprechend toll finden, oder dies in diversen Abstufungen oder eben gar nicht tun. Fakt ist, dass man es mit einer eingespielten Mannschaft zu tun hat, die es im Großen und Ganzen versteht, flexibel und situationsgerecht zu agieren und für Reminder zu sorgen. Ob sie sogar eine Art Wiedererkennungswert oder gar Identifikationscharakter kreieren können, liegt ausschließlich im Auge des Betrachters. Wie unter derartigen Voraussetzungen üblich, brauchen die quirligen Herren zahlreiche Stichwortgeber und Zielscheiben, die einen Schuss nach dem anderen abbekommen. Auserkoren dafür ist die militärische Obrigkeit, die es mitunter auf sehr verzerrte Anstriche und dementsprechend wenig Sympathien bringt. Ab der ersten Szene wird dem Publikum klar, dass "Die Charlots" völlig ungeeignet für den Militärdienst, geschweige denn irgendwelche Kompetenzübertragungen sind. Die jungen Männer schlagen am liebsten die Zeit tot und nehmen das ohnehin erschwerte Dasein kaum ernst, dazu gehörige Personen inklusive. Jacques Seiler als Sergeant Bellec, beziehungsweise die übergeordnete Stelle der Rekruten, steuert langsam aber sicher in den Wahnsinn, da er seine begriffsstutzigen Zöglinge nicht in den Griff bekommt. Unbekümmert und manchmal ebenso genüsslich lassen sie den Sergeant auflaufen und stellen sich wahlweise dumm, wobei die Herren eher als tollpatschig angesehen werden können. Nichts soll unversucht bleiben, um "Die tollen Charlots" zur Räson zu bringen, bis sie schließlich bei einer Armee-Psychologin vorstellig werden müssen. Originellerweise wird diese Dame in einer Déesse vorgefahren, die man bei Affinität wahlweise mit der hier gewählten Interpretin gleichsetzen kann.

Die schöne Heidy Bohlen ist in "Die Trottel von der 3. Kompanie" bereits in ihrem letzten Film zu sehen, was nach persönlichem Ermessen einen unverzeihlichen Verlust für die Filmwelt darstellt. Hier präsentiert sich die Deutsche in ihrer kurzen Rolle als waschechte Komödiantin und es macht großen Spaß, ihre wenigen aber gezielten Pointen miterleben zu können. Regisseur Claude Zidis Film wirkt auffällig gut strukturiert, darüber hinaus bemerkenswert gut choreografiert, sowohl dramaturgisch als auch hinsichtlich des Gag-Fließbands. Interpreten wie Paolo Stoppa, Jacques Seiler oder Marisa Merlini unterstützen die heiter bis wolkige Konstruktion nach Leibeskräften, fallen hierbei insbesondere durch mehrere Initialzündungen in den Bereichen Gestik und Mimik auf. Die verschiedenen Etappen sorgen für eine überaus turbulente Spielzeit, die tatsächlich mit einigen Lachern gespickt ist, zumal hier nicht mit dem Holzhammer agiert wird. In Sachen geistreicher Dialogarbeit und amüsanten Wortgefechten wird Übliches angeboten, sodass die Zeit wie im Flug vergeht, beziehungsweise vergehen kann. Im letzten Drittel des Films zeigt sich die Mobilität dieser Geschichte am deutlichsten und es entsteht ein teils halsbrecherischer Drive, der sogar in Erinnerung bleibt. Im Großen und Ganzen ist es schon erwähnenswert, dass hier wesentlich mehr richtig als nicht richtig gemacht wurde, und es sich deswegen um einen nicht uninteressanten Vertreter des Genres handelt, welches im Lauf der Jahre doch so viel Uniformes und Stumpfsinniges hervorgebracht hat. "Die tollen Charlots - Die Trottel der 3. Kompanie" ist glücklicherweise nicht in dieser Schublade wiederzufinden und kann sich aufgrund seiner Unaufdringlichkeit und einiger willkommener Finessen durchaus sehen lassen.

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Re: DAS WERDEN WIR JA SEHEN!? 2.0

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VAMPYROS LESBOS - DIE ERBIN DES DRACULA


● VAMPYROS LESBOS - DIE ERBIN DES DRACULA / LAS VAMPIRAS (D|E|1971)
mit Susann Korda, Ewa Strömberg, Heidrun Kussin, Andrea Montchal, Paul Muller, Michael Berling, Beni Cardoso und Dennis Price
eine Produktion der Tele-Cine| Fénix Films | im Verleih der Cinerama Filmgesellschaft
ein Film von Jess Franco

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»Meine Abscheu vor den Männern ist geblieben; ich hasse sie alle!«


Seit Wochen wird Linda Westinghouse (Ewa Strömberg) von erotischen Träumen heimgesucht, in denen eine schöne Unbekannte die Hauptrolle spielt, die sie in ungeahnte sexuelle Sphären bringt. Als es die Anwältin beruflich auf eine kleine Mittelmeerinsel verschlägt und sie ihre Mandantin, Gräfin Nadine Carody (Susann Korda), kennenlernt, ist die Verwirrung groß, da es sich bei eben dieser um die Frau aus ihren ausufernden Träumen handelt. Mit ihr lernt Linda einen Wettlauf gegen Ängste und sexuelle Wünsche kennen, bis sie schließlich ohne Erinnerung in einem Sanatorium aufwacht. Sie ahnt noch nicht, dass die Gräfin immer noch Teil ihres Lebens ist...

Filmische Verewigungen nach dem Roman von Bram Stockers "Dracula" sind über die Jahrzehnte häufig und in unterschiedlichsten Auslegungen entstanden; Jess Franco selbst inszenierte mit "Nachts, wenn Dracula erwacht" bereits eine von ihnen, die seinerzeit als originalgetreue Adaption entstand - so zumindest die Aussagen des Regisseurs und der Verleih-Werbung. Der spanische Exzentriker kann hier schließlich auf seine Erfahrung bauen und kombiniert sie mit seinem individuellen Begriff, Filme herzustellen, was global gesehen für Aufsehen sorgen wird. Sein surreal angehauchtes Märchen von der Erbin des Dracula erfährt mit ihm als Dirigenten schöner Körper eine Total-Wendung, wenngleich der grobe Handlungsaufbau sowie die beteiligten Charaktere stets an das Vorbild erinnern werden. Seine effizientesten Werkzeuge bekommt das Publikum hier in Form von Susann Korda alias Soledad Miranda und Ewa Strömberg zu sehen; zwei Interpretinnen, die seinen persönlichen Kosmos seit geraumer Zeit diktieren beziehungsweise eine große Rolle spielen sollten. Vielleicht kann gesagt werden, dass Jess Franco wieder einmal bestehende Filmgesetze umkehrt, indem er sie zu seinen eigenen macht, was nicht unbedingt als großer Fauxpas angesehen werden sollte, sondern als aufregendes Angebot, in eine Welt der Träume einzutauchen, die oft nicht von Alpträumen zu unterscheiden sind, da sie mit prickelnder Erotik gefüllt sind und es permanent zu Eruptionen kommt. Als Zuschauer darf man daher wohlwollend anerkennen, dass es sich im Gros um ein Filmangebot handelt, von dem nur zu profitieren ist, auch wenn man ein paar Haare in der Suppe finden wird, was bei Franco erfahrungsgemäß nicht ausbleiben kann. Der Flick spielt vor sommerlicher Urlaubskulisse, die laszive Vampirtochter muss sich tagsüber schließlich erst gar nicht in eine dunkle Gruft zurückziehen, um bei Nacht auf die Jagd nach geeigneten Opfern zu gehen. "Vampyros Lesbos - Die Erbin des Dracula" wirft insgesamt viele interessante Fragen und Gedankenspiel auf und eines von ihnen - und nach persönlichem Ermessen vielleicht das wichtigste - ist, was dieser Film ohne Susann Korda und Ewa Strömberg geworden und was von der sinnlich-gefährlichen Aura übrig wäre?

Natürlich sind derartige Fragespielchen über das ¿Hätte-Wäre-Wenn? Bei einem fertigen Film völlig irrelevant, da sich sowieso nichts ändern lässt, aber dennoch immer wieder gerne durchgespielt. Jess Franco benutzt seine beiden Hauptdarstellerinnen wie ein Lebenselixier für das, was er dem interessierten Publikum näherbringen möchte. Es kommt zu markanten Kopplungen zwischen Liebe und Libido, Verlangen und Abscheu, Leidenschaft und Angst, sodass man sich möglicherweise nur einseitig auf diese zwei weiblichen Fixpunkte konzentrieren wird. Franco schaltet eine Reihe von Sinn- und Trugbildern, metaphorischen Andeutungen und Schlafwandel bei vollem Bewusstsein, sodass überaus ansehnliche Intervalle entstehen, die weniger zu entschlüsseln sind, als dass sie animieren, in welcher Form auch immer. Susann Korda, in voller Prägnanz synchronisiert von der unverwechselbaren Beate Hasenau, entfaltet ihre volle Aura mithilfe der aufmerksamen Augen von Regie und Kamera, Ewa Strömberg erfährt dem Empfinden nach wie üblich eine leichte Abstufung durch den Spanier selbst, wenngleich sie die eigentliche Hauptrolle spielt, die von der Intensität her jedoch nicht an die Titelrolle heranreichen kann. Wie dem auch sei, dieses darstellerische Ensemble überrascht, überzeugt, verführt, animiert und gleicht auftretende Ungereimtheiten selbstbewusst aus. Francos Stammbesetzung mit Adrea Montchal, Beni Cardoso, Paul Muller oder Dennis Price sorgt für sicheres Terrain, außerdem kann sich die Deutsche Heidrun Kussin als Agra im Gedächtnis verankern. "Vampyros Lesbos - Die Erbin des Dracula" stellt in seiner eigenen Filmografie vielleicht insofern eine Sternstunde dessen dar, alle skizzierten Gedanken und Wünsche auf Zelluloid gebracht zu haben. Das Thema reizt, Franco provoziert, die Interpretinnen Strömberg und Korda sind auf dem absoluten Höhepunkt ihrer Franco-Karrieren zu sehen - was will man mehr? Verfeinert mit der bemerkenswerten Musik von Siegfried Schwab und Manfred Hübler, vermischen sich intensive Bilder zu einem Franco'schen Traum, der sogar für Zuschauer aller Erwartungen gemacht sein könnte, vorausgesetzt man findet seine eigenen Fixpunkte, die man nicht wieder vergessen will.

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Re: DAS WERDEN WIR JA SEHEN!? 2.0

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DAS GEHEIMNIS DER JUNGEN WITWE


● DAS GEHEIMNIS DER JUNGEN WITWE / LA MORTE NON HA SESSO (D|I|1968)
mit John Mills, Luciana Paluzzi, Robert Hoffmann, Tullio Altamura, Carlo Hinterman, Enzo Fiermonte, Jimmy il Fenomeno,
Paola Natale, Mirella Pamphili, Bernardino Solitari, Robert Van Daalen, Giuseppe Terranova, Hela Gruel und Renate Kasché
ein Top Film | PAN Film | Films Cinematografica | im Nora Verleih
ein Film von Massimo Dallamano

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»Herr Kommissar, ich bin ein Kavalier. Sie können doch von mir keine Einzelheiten erwarten!«


Kriminalkommissar Franz Bulov (John Mills) ermittelt in einer Mordserie, bei der er bislang keinerlei Erfolge vorzuweisen hat, was nicht primär an der zu lösenden Aufgabe liegt, sondern an seiner privaten Situation. Gedanklich ist er daher viel zu oft bei seiner schönen und wesentlich jüngeren Frau Lisa (Luciana Paluzzi), von der er glaubt, dass sie ihn betrügt, was ihn fahrig und abwesend erscheinen lässt. Endlich kann er einen Erfolg vorweisen, als er den Auftragskiller Max Lindt (Robert Hoffmann) mit den Morden in Verbindung bringen kann, doch der Fall nimmt eine Wendung, da es zu einem völlig unerwarteten Angebot kommt...

Der drittgrößte deutsche Filmverleih Nora hatte bereits in der Saison 1968 mit einigen programmatischen Misserfolgen zu kämpfen und Probleme, wieder einmal einen nötigen Erfolgsfilm zu platzieren, sodass der Konkurs ein Jahr später nicht mehr abzuwenden war, zumal sich auch wichtige Anteilseigner aus dem Geschäft zurückzogen. Massimo Dallamanos "Das Geheimnis der jungen Witwe" reihte sich mit einem anteilig überwiegend deutschen Produktionsbudget in die Liste der Nora-Flops ein, denn der fertige Film kostete rund 2,3 Millionen D-Mark. Offenbar primär orientiert an französischen Vorbildern, kann dieser Thriller seine Stärken unter der sorgsamen Regie klassisch ausspielen und das Publikum mit einer Geschichte konfrontieren, deren Ausgang normalerweise ungewiss wäre, wenn nicht bereits in der Prätitel-Sequenz massive Hinweise auf den weiteren Verlauf zu erkennen wären, wobei der ungünstig gewählte deutsche Titel noch enorme Schützenhilfe leistet. Eine sich immer mehr herauskristallisierende Ménage-à-trois - oder vielleicht sogar Ménage-à-quatre - hätte hier völlig ausgereicht, um einen brauchbaren Spannungsbogen zu gestalten, allerdings geht der Konstruktion schnell die Luft aus, falls im Vorfeld klar wird, dass man sich im Grunde genommen nur auf zwei dieser drei Personen zu konzentrieren hat, die noch wie bunte Hunde in das Szenario integriert werden. Eine Witwe weint am Grab, doch es ist nicht gesagt, dass die Tränen dem Toten im Sarg gelten. Da unter Massimo Dallamanos Regie eins + eins erfahrungsgemäß so selten nur zwei ergeben hat, ist es hier sehr schade, dass der Plot nicht ausgeklügelter wirkt, zumal es sich um Szenen handelt, die der Film erst gar nicht nötig gehabt hätte. Wie dem auch sei, all das macht immer noch keinen uninteressanten Film aus "Das Geheimnis der jungen Witwe", der mit Luciana Paluzzi schon einmal aussagekräftig und spektakulär genug besetzt ist, um in Ansätzen daran zu arbeiten, das Publikum und entsprechende Beteiligte des Szenarios hinters Licht zu führen. Oder wird sie dieses unbequeme Schicksal selbst ereilen? Diese Frage wäre leichter in ein nebulöses Gewand zu stecken gewesen, wenn der Film gleich zu Beginn auf andere beziehungsweise nebulösere Schienen gelegt worden wäre.

In der Zwischenzeit glaubt man zahlreiche Versatzstücke des deutschen, bis dato jüngeren Kriminalfilms wahrzunehmen, was sich weniger inszenatorisch als in Nuancen abbildet, unter Dallamano jedoch nie die Oberfläche durchbrechen wird, denn dafür beweist er eine andere Auffassung von Filmemachen. Sein Gespür für Flair ist auch hier besonders stark wahrzunehmen, welches sich jedoch nicht nur auf Schauplätze oder Ambientes beschränkt, sondern seine gut geführten Charaktere mit all ihren Emotionen, Spleens, Geheimnissen sowie Ecken und Kanten mit einschließt. Leider ist das Plot-Fragment der Eifersucht des Kriminalkommissars Bulov zu kopflastig angelegt und prominent thematisiert, gibt daher frühe Aufschlüsse über die bevorstehende Marschrichtung preis, die im Gros aber nicht mit schwerwiegenden Aussetzern zu kämpfen hat. John Mills stellt sich als gute und glaubhafte Wahl für den routinierten Polizeimann heraus, der in der permanenten Panik lebt, seine schöne Frau nicht halten zu können. Diese Angst scheint viel größer zu sein, als vor Kriminellen und Verbrechern aller Couleur oder davor, dass ihm selbst etwas zustoßen könnte. Ob er seine Frau und sich selbst in die bevorstehende Situation manövriert, die es ohne seine wahnhaften Gedanken nie gegeben hätte, ist eine interessante Überlegung wert. Mit Luciana Paluzzi und Robert Hoffmann stehen ihm hoch konzentrierte Kontrahenten gegenüber, die nicht besser hätten ausgewählt werden können. Abgerundet mit einem Auftritt der immer schönen Renate Kasché und vielen bekannten Gesichtern des italienischen Kinos, funktioniert der Film auf darstellerischer Ebene hervorragend. Mit Suspense oder Action angereicherte Intervalle kommen nur immer wieder sporadisch auf. Sehr interessant wird es, wenn die Gedankenwelt des Kommissars transparent und kurz in Bildern präsentiert wird, und insgesamt kommt das Geschehen problemlos aber gleichzeitig unter seinen Möglichkeiten zum anvisierten Ziel. "Das Geheimnis der jungen Witwe" präsentiert sich visuell oft ambitioniert bis kühn, thematisch gesehen eher auf Sicherheit bedacht und insgesamt als Beitrag, der sicherlich noch unterhaltsamer wäre, wenn er seine Karten nicht zu früh ausspielen würde. Dennoch bleibt ein kurzweiliges Erlebnis mit zahlreichen Angeboten, auf die man im Vorfeld gewiss auch aus war.

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Re: DAS WERDEN WIR JA SEHEN!? 2.0

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DAS NACHTLOKAL ZUM SILBERMOND


● DAS NACHTLOKAL ZUM SILBERMOND (D|1959)
mit Marina Petrowa, Marisa Mell, Pero Alexander, Jürg Holl, Loni von Friedl, Erica Schramm, Aina Capell und Rolf Olsen
es singen Angèle Durand, Camillo und die Nielsen Brothers
eine Produktion der Rex-Film | im Verleih der Union-Film
ein Film von Wolfgang Glück

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»Wenn du nicht parierst... Ich sag dir, du verschwindest spurlos!«


Fünf junge Mädchen träumen vom großen Glück. Über eine Agentur werden sie als Tänzerinnen für das sich im vorderen Orient befindende "Nachtlokal zum Silbermond" engagiert, doch es zeigt sich schnell, um welches Etablissement es sich dabei eigentlich handelt. Als sich herausstellt, dass einige der jungen Damen als Tänzerinnen ungeeignet sind, möchte Inhaberin Magalie (Marina Petrowa) sie sofort wieder zurück nach Europa schicken. Ohne Geld, Ausstattung und festsitzend Knebelverträgen, wissen die Mädchen nicht mehr ein noch aus. Hinzu kommt, dass ihre Pässe in Gewahrsam genommen wurden. So kommt es, wie es kommen muss und ihnen wird angeboten, die entstandenen Schulden auf eine andere Art und Weise beglichen zu können. Nach anfänglichem Sträuben enden sie also in Striptease-Nummern und als Tischdamen für reifere Herren. Träume zerplatzen. Die Polizei hat das Lokal, die zwielichtige Magalie und ihren Partner Jussuf (Pero Alexander) längst allerdings im Visier. Es ist bekannt, dass das Lokal ein Umschlagplatz für Juwelenhandel sein muss, doch in diesem Zusammenhang konnte bislang nie etwas nachgewiesen werden. In der Zwischenzeit geraten die Mädchen immer mehr in Bedrängnis. Werden sie wieder unbeschadet aus diesem Alptraum heraus kommen?

Mit "Das Nachtlokal zum Silbermond" inszenierte Regisseur Wolfgang Glück einen mit eher mäßigem Tempo ausgestatteten Schlager-Krimi, dem man allerdings eine ganz gelungene Atmosphäre bescheinigen darf. Die Handlung wirkt aufgrund der Kulissen und der Ausstattung über weite Strecken recht einfach und beinahe isoliert, dennoch nimmt die Geschichte im letzten Drittel des Verlaufs noch an Fahrt auf und die insgesamt verlangsamte Erzählstruktur wirkt weniger gravierend. Aus heutiger Sicht erscheint Vieles ziemlich bieder und altbacken, bedenkt man aber das Produktionsjahr, so wirken etliche Veranschaulichungen schon wieder fast gewagt, wie etwa die aufreizenden Striptease- und Tanz-Darbietungen oder angedeutete Affären und hautnaher Körpereinsatz. Da sich Strecken der Handlung im Lokal selbst abspielen, wurde das Szenario mit einigen Interpreten angereichert, unter denen die belgische Sängerin Angèle Durand mit ihrem Titellied "Im Nachtlokal zum Silbermond" noch die beste Figur machen kann. Überhaupt hat man es bei diesem Chanson mit einem charakteristischen Aufhänger zu tun, der einen merklichen Ohrwurm-Charakter besitzt. Das Nachtleben mit all seinen Freuden, Komplikationen und Auftritten streckt die Handlung erheblich, sodass der eigentliche Kriminalfall hinten anstehen muss und lediglich durch einige der Hauptpersonen am Leben gehalten wird. Spannend ist die Geschichte rund um die Nötigung von jungen Mädchen und geheimem Juwelenhandel jedenfalls kaum ausgefallen, es sei denn, die Regie setzt explizit auf Tempo, leichte Action und geschliffene Dialoge, um für eine angemessene Stimmung zu sorgen. Die Besetzung unterstützt das Geschehen überdurchschnittlich gut, führt aber unterm Strich auch zu dem Problem, dass der Film komplett in Vergessenheit geraten ist, da er weitgehend ohne zugkräftige Namen in den Hauptrollen auszukommen hat. In diesem Zusammenhang blieb vielleicht schon zur Kino-Auswertung auch der große Erfolg aus. Rückblickend ist dieses zeitgenössische Experiment aber insofern anerkennenswert, als es durchgehend überzeugende Leistungen der Interpreten zu sehen gibt und sich dieses Wagnis effektiv in den Leistungsprofilen der Beteiligten widerspiegelt, und sich somit für die Geschichte positiv auszahlt.

Die jugoslawische Schauspielerin Marina Petrowa überzeugt als unerbittliche Inhaberin des dubiosen Nachtlokals - und das auf ganzer Linie. Magalie hätte zwar ruhig noch skrupelloser vorgehen dürfen, aber sie hinterlässt mit ihrer durchtriebenen Vehemenz auch so einen beachtlichen Eindruck. Im Umgang mit ihren Mädchen wirkt sie boshaft und zynisch, man sieht eine Frau die von eisiger Kälte umgeben ist. Richtig überzeugend wird sie, wenn es um ihre zweifelhaften Geschäfte geht. Es ist durchaus anzuerkennen, dass Marina Petrowa hier eindeutig unter Beweis stellt, dass sie auch für klassische Hauptrollen geeignet war, die sie jedoch nur selten zu spielen hatte. Ihr Geschäftspartner und Liebhaber Jussuf, der von dem eher unbekannten Pero Alexander gespielt wird, agiert ebenfalls nicht zimperlich, verliebt sich aber in eines der Mädchen, bis die vorprogrammierte Katastrophe ihren Lauf nehmen kann. Als Vertreter der Polizei sieht man keinen Geringeren als Rolf Olsen, doch leider bewegt sich die Rolle der Polizei in etwas stiefmütterlichen Sphären, sodass man auf bahnbrechende Interventionen fast vergeblich warten kann. Nach abgeschlossener Schauspiel-Ausbildung ist Marisa Mell in dieser Produktion in ihrer ersten großen Rolle zu sehen, die voller Tatendrang und Temperament ist. Innerhalb der Mädchengruppe kristallisiert sich schnell heraus, dass sie eine Art Sprachrohr oder Anführerin werden wird. Liliane steht den schwächsten und hilflosesten Mädchen mit Rat und Tat zur Seite und legt sich immer wieder mit der Geschäftsführerin Magali an. Hier entstehen sehr unterhaltsame Dialoge, die das Katz-und-Maus-Spiel forcieren, bis es sogar zu ungefährlicheren Handgreiflichkeiten kommt. Marisa Mell sind gleich mehrere Großaufnahmen der insgesamt zu starr wirkenden Kamera zugedacht und überhaupt bekommt der Film seinen Charme und etwas Chic durch die weiblichen Darbietungen, die größtenteils anmutig wirken. Erwähnenswert ist, dass Marisa Mell hier gleich zu Beginn ihres Schaffens ihre erste Strip-Nummer zu absolvieren hat, die zwar noch reichlich zugeknöpft wirkt und bleibt, aber insofern recht interessant ist, da man im Verlauf ihrer Karriere viele weitere dieser künstlerisch sehr wertvollen Darbietungen miterleben durfte.

Der Grundstein ihrer Typisierung wurde also bereits in diesem Film gelegt. Ihre Domäne sollten fortan und beinahe ausschließlich selbstbewusste Frauen werden, die sich nicht mehr retten oder bevormunden lassen wollten, um ihr Glück und Schicksal selbst in die Hände zu nehmen. Hier sieht man sie mit den anderen Leidensgenossinnen in der Tanzeinlage namens »Die Geburt der Venus in der Hexenküche«, was in ihrer gezügelten Form und für heutige Begriffe eher zum Schmunzeln verleitet. Der Film wartet mit einigen Krimi-Zutaten auf. Angedeuteter Mädchenhandel, ein Umschlagplatz für undifferenzierte kriminelle Aktivitäten, zwielichtige Personen, ein Inspektor, der den Gaunern bereits auf der Spur ist, dunkle Kanäle und eine Fälscher-Werkstatt, in der erbeutete Juwelen umgearbeitet werden. Vielleicht kommt es sogar zu Mord? Diese Inhalte sind recht logisch und eingängig ineinander verstrickt worden, doch es fehlt erheblich an Spannung und Tempo. So kämpft die Produktion mit immer wieder auftauchendem Leerlauf, sodass auch das Finale in einer behäbigen Happy End-Auflösung gipfelt muss und daher eine gewaltige Portion Naivität transportiert. Dieses Stichwort lastet übrigens auf der Rolle der Frau im Allgemeinen, auch wenn versucht wird, die Mädchen charakterlich so unterschiedlich wie möglich darzustellen. Der Zuschauer und Liebhaber derartig kurzweiliger Filme verzeiht diese Blauäugigkeiten jedoch gerne, weil Wolfgang Glücks Film insgesamt gut zu unterhalten weiß. Musikalisch gibt es neben den Schlagern und Chansons recht eingängige Melodien, die ein orientalisches Flair zu verbreiten versuchen, jedoch beim Thema Spannungsaufbau nicht gerade dienlich wirken. Die Geschichte an sich bleibt insgesamt etwas zu diffus und vorhersehbar, diverse Schauwerte versuchen von möglichen Ungereimtheiten abzulenken, was schließlich auch mit Abstrichen gelingt. Leider muss aber dennoch betont werden, dass hier nur Mittelmaß fabriziert worden ist, das zwar hochinteressant für Film-Nostalgiker wirkt, für Anhänger der ausgekochten Kriminal-Unterhaltung allerdings nichts Besonderes darstellt. Insgesamt stellt "Das Nachtlokal zum Silbermond" definitiv kein Highlight seiner Gattung dar, ist aber mit seinen ambitionierten Tendenzen immer einmal wieder gerne gesehen.

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Prisma
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Re: DAS WERDEN WIR JA SEHEN!? 2.0

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● DAS VERRÄTERTOR / THE TRAITOR'S GATE (D|GB|1964)
mit Albert Lieven, Margot Trooger, Catherine von Schell, Eddi Arent, Klaus Kinski, Edward Underdown und Gary Raymond
ein Rialto Film Preben Philipsen | Summit Film | im Constantin Filmverleih
ein Film von Freddie Francis

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»Wie ist das Leben in Südamerika?«


Einem Strafgefangenen namens Graham (Gary Raymond) gelingt die Flucht aus dem Zuchthaus Dartmoor, doch es handelt sich um keinen zufälligen Ausbruch. Alles wurde bis ins Detail organisiert und zwar von dem erfolgreichen Geschäftsmann Trayne (Albert Lieven), der sich einen absolut raffinierten Plan ausgedacht hat, für den er Graham unbedingt braucht. Er will die Kronjuwelen aus dem Tower stehlen. Da Graham dem Tower-Wärter Carnaby verblüffend ähnlich sieht, und Traynes Sekretärin Hope (Catherine von Schell) seine Verlobte ist, sind alle Voraussetzungen für den Coup gegeben. Der Drahtzieher hat allerdings die Interessen seiner eigenen Komplizin Dinah Pawling (Margot Trooger) unterschätzt, die sich ab einem gewissen Zeitpunkt selbstständig zu machen versucht. Es scheint alles glatt zu laufen, doch plötzlich stört eine kleine Komplikation die gesamte Operation, und zwar Mord...

Bei "Das Verrätertor" handelt es sich nach Ákos von Ráthonyis "Das Geheimnis der gelben Narzissen" aus dem Jahr 1961 erst um die zweite deutsch-britische Co-Produktion der Rialto Film, obwohl es sich hierbei doch um eine überaus logische Länder-Allianz handelt, die naturgemäß noch mehr klassische Elemente mit sich zu bringen scheint. In der persönlichen Rangliste ist dieser Beitrag von 1964 bei jenen Wallace-Filmen anzusiedeln, die zunächst geringere Beachtung fanden und dementsprechend am wenigsten geschaut wurden, was sicherlich an dem nicht vorhandenen Whodunit liegen mag, aber eben auch an der überaus klassischen Inszenierung, die hier beinahe kühl wirkt. "Das Verrätertor" gehört letztlich zu den Produktionen der Reihe, die eine neue Marschrichtung vorgeben, sich von gewohnten Schablonen abheben können und einen grundverschiedenen Tenor vorgeben. Auch der unwirsche Umbau der Besetzungsliste ist sicherlich mit dafür verantwortlich, dass Francis' Beitrag seinerzeit nicht die üblichen Besucherzahlen an der Kinokasse einfahren konnte. Dass ein Wallace eigentlich kaum typischer inszeniert sein kann, bleibt gleichzeitig eine Art Hemmschuh, und so kann es recht lange dauern, bis man "Das Verrätertor" zu schätzen lernt. Mehrere positive Eindrücke können die negativen ja oftmals merklich überlagern, und genau dies kann aufgrund der schnörkellosen Inszenierung auch hier wahrgenommen werden. Falls man sich auf den Film einlassen kann, bekommt man ein sehr ansprechendes und atmosphärisch dicht inszeniertes Stück Wallace zu sehen, sodass die sich langsam entfaltende Überzeugungskraft gleichzusetzen ist mit vorhandenem Potential und einem nachhaltigen Unterhaltungswert.

Die Liste der Darsteller muss hier beinahe ohne die üblichen Zugpferde und Steigbügelhalter auskommen, was auf den ersten Blick irritierend wirkt, sich beim anschauen des Films aber komplett legt, da ein sehr überzeugendes Ensemble am Werk ist. Albert Lieven, hier ungewöhnlicherweise in der Hauptrolle zu sehen, konnte bereits auf Wallace-Erfahrung zurückblicken und er stellt sich im Handumdrehen als der richtige Mann für die Verkörperung des undurchsichtigen Geschäftsmannes Trayne heraus, der das Selbstbewusstsein besitzt, einen der größten Coups der englischen Kriminalgeschichte zu planen und durchzuziehen. Gefährlich an ihm ist unbestreitbar seine Intelligenz, die in Verbindung mit seinem kriminellen Potential nicht zu unterschätzen ist. Mit seiner weltmännischen, charmanten und sachlichen Art ist er geradezu prädestiniert dafür, dass ihn seine Kontrahenten aber auch Komplizen leicht unterschätzen. Sein Kopf befiehlt allerdings über fremde Hände, die er sich im buchstäblichen Sinn selbst nicht aktiv schmutzig machen möchte. Daher scheint sein Plan lückenlos zu sein, genau wie die Auswahl seiner Helfershelfer. Albert Lieven überzeugt mit einem Präzisionsauftritt in einer maßgeschneiderten Paraderolle. In diesem Bereich steht ihm Margot Trooger in nichts nach, die zu dieser Zeit gerade durch Alfred Vohrers Großerfolg "Der Hexer" in lebhafter Erinnerung war. Dinah Pawling strahlt förmlich vor Eleganz und Selbstsicherheit; wer konnte Damen mit dem Hang zum Kriminellen, mit Vergangenheit oder mit nur angedeuteten inneren Abgründen bemerkenswerter interpretieren als Margot Trooger? Sie beweist hier, wie es möglich sein kann, beinahe ausschließlich über die Körpersprache große Momente entstehen zu lassen.

Für die neuen Gesichter stehen die attraktive, aus Ungarn stammende Catherine von Schell und der Brite Gary Raymond. Hope Taylor ist eine bildschöne und als Sekretärin des Geschäftsmannes Trayne zwar sehr bodenständige junge Frau, doch im Sinne des Prinzips des unschuldigen Opfers kann sich Catherine von Schell nicht merklich hervortun. So bliebt eine recht angenehme, wenn auch ziemlich willkürliche Besetzung, und dieser Eindruck hat sich in all den Jahren kaum verändern können. Auch der Vergleich mit Margot Trooger festigt dieses Empfinden natürlich, spielt sie die aparte Neubesetzung doch klassisch aus. Gary Raymond verkörpert in "Das Verrätertor" sozusagen einen bemerkenswerten darstellerischen Geheimtipp. Es wird glaubhaft geschildert, wie er sich im Verlauf selbstständig macht. Dabei entpuppt er sich als ein ebenbürtiger Partner für beide Hauptdarstellerinnen. Klaus Kinski schlägt einmal mehr das Optimum aus dieser obligatorischen Rolle heraus und der geringe Umfang seiner zu interpretierenden Szenen wird sehr überzeugend ausgefüllt. Eddi Arent - wohl in einer Rolle zu sehen, die für ihn genau so üblich war - offeriert eigentlich wie immer Licht- und Schattenseiten, wobei zu betonen bleibt, dass er hier eine sehr wohldosierte Leistung zum Besten gibt. Mal sitzt der Gag, mal schießt er mit Ankündigung über das Ziel hinaus. Die Idee, dass er die Polizei als Tourist auf die heiße Spur bringen wird, erscheint dabei alles andere als uninteressant und treibt verspielte Blüten. Die restlichen Schauspieler von überwiegend englischer Seite runden das Gesamtgeschehen sehr gut ab, und Freddie Francis hat letztlich eine hervorragende Alternativ-Entourage zur Verfügung, die den Film sehr positiv prägt.

Die Handlung des Films wird ebenso ruhig wie geradlinig und logisch erzählt und die besondere Atmosphäre steuern vor allem die vielen Originalschauplätze bei. Absolut beeindruckend sind die Szenen mit dem Helikopter und die damit verbundenen Luftaufnahmen wirken spektakulär. Auch der Ausbruch aus dem Zuchthaus Dartmoor gehört zu den atmosphärischsten Veranschaulichungen innerhalb der gesamten Reihe. Die Musik von Peter Thomas wirkt eingängig, unterstreicht stellenweise aber ein viel zu behäbiges Tempo. Die Integration der verschiedenen Charaktere geschieht schlüssig, deren Durchleuchten ist aussagekräftig, wenngleich die Rolle der Polizei doch ein wenig zu kurz kommt. Der Coup, beziehungsweise dessen Planung, ist wesentlich eingängiger als zum Beispiel in "Zimmer 13" umgesetzt, wo der zu lange vor sich hinplätschernde Verlauf in Langeweile umschlägt. Auch hier tauchen phasenweise hartnäckige Anflüge von Leerlauf aus dem Londoner Nebel auf, was die sichere Handhabe der Regie aber gut zu retuschieren weiß. Innerhalb der langjährigen Wallace-Reihe ist mit "Das Verrätertor" bei Weitem kein Klassiker entstanden, allerdings hat man es mit einem mutigen Ausreißer zu tun, was hoch genug anzurechnen ist. Wo sich Spektakel und Grundgehalt in anderen Filmen schon längst wiederholt und überholt hatten, war es an der Zeit, ein paar neue Impulse in die Serie einzuspeisen. Das Ergebnis hinterlässt vielleicht zwiespältig gestimmte Zuschauer, aber letztlich überwiegen die Vorzüge von Freddie Francis' Beitrag. Klassische Elemente machen ihn als Film der Reihe sehr glaubwürdig, dessen Schauspieler ihm helfen, dass auftauchende Längen gar nicht so offensichtlich erscheinen, außerdem ist der Verlauf hervorragend fotografiert worden. Edel-Mittelmaß.

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Re: DAS WERDEN WIR JA SEHEN!? 2.0

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TAMARA


● TAMARA (D|1967)
mit Petrus Schloemp, Hansi Linder, Wolfgang Preiss, Barbara Rütting, Hans Peter Hallwachs, Rolf Zacher, Willi Rose,
Klaus Hentschel, Willi Ress, Hansjörg Martin, Johannes Schauer, Frerich Hokema, Judith Topf sowie Claudia Bremer
ein Modern Art Film | im Eckelkamp Verleih
ein Film von Hansjürgen Pohland

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»Der Krieg unserer Väter war scheinbar harmloser!«


Der Werbefachmann Hans Obuch (Petrus Schloemp) hatte beruflich in der Stadt Norden zu tun. Auf seiner Rückreise nach Hamburg findet er eine Tote in einem Zugabteil. Wie sich herausstellt, starb die junge Frau namens Tamara (Judith Topf) an einer Vergiftung. Ob es sich hierbei um Mord oder Suizid handelt, ist noch unklar. Obuch beschießt, den Fall von hinten aufzurollen und besucht erneut Norden, um etwas über Tamara herauszufinden. Nach kurzer Zeit stellt sich heraus, dass jemand etwas gegen seine Recherchen zu haben scheint und ihm werden zahlreiche Steine in den Weg gelegt. Wenig später taucht erneut eine Leiche auf...

Der Regisseur und Produzent Hansürgen Pohland galt insgesamt als großes Talent und konnte nach einer Schar ab 1956 entstandener Kurzfilme auch einige Achtungserfolge im Spielfilmbereich verzeichnen, jedoch nie den großen Durchbruch erzielen, denn dafür war die Überzahl seiner Regie-Arbeiten rückblickend gesehen zu wenig massentauglich. Zum Radius seiner hochinteressanten Werkschau zählt auch der unkonventionell erzählte Kriminalfilm "Tamara", der mit teil-dokumentarischen Elementen aufwartet und nach dem Roman "Kein Schnaps für Tamara" von Hansjörg Martin adaptiert wurde. Der Zufall will es, dass der Protagonist eine Tote in einem Zugabteil findet, die ihn wieder unmittelbar zurück an den Ort bringt, den er gerade relativ enttäuscht verlassen hat. Für ihn war die Angelegenheit erledigt, denn das anvisierte Geschäft ist geplatzt. Hansjürgen Pohland inszeniert bei allem, was diesen Krimi auszeichnen wird, unaufgeregt, dem empfinden nach fast teilnahmslos und dennoch tückisch, was den Eindruck verstärkt, dass man sich zunächst einmal von dem breiten Krimi-Angebot der BRD abzugrenzen versucht. Diese Mission kann durchaus als gelungen bezeichnet werden, den es handelt sich um einen Bild-sprachlichen Film, der seine Stärken in langen Phasen der Ruhe und vermeintlichen Idylle auszuspielen versucht. Das Angebot ist alles andere als geschwätzig, Puzzle-Teilchen werden schnörkellos, um nicht zu sagen, unspektakulär zusammengefügt, sodass beinahe der Eindruck entsteht, die Auflösung solle nicht zum eigentlichen Highlight dieses Films werden. Robert van Ackerens Kamera schmiegt sich vorsichtig an die hier auftauchenden Personen an, wobei es sich größtenteils um keine Liebeserklärungen handeln soll, sondern Entlarvungen der Hauptpersonen. Im Fokus steht allerdings auch die herrliche Umgebung von Norden, Norddeich und Norderney mit all ihren stillen Attraktionen, die über die maßen prominent in Szene gesetzt werden, und Dialoge, Handlungen und den Mordfall an sich oft in die zweite Reihe rücken, aus der sich das Gesamtbild klammheimlich zusammenfügen kann. Das brisante Thema steht völlig konträr zur empfundenen Idylle, welche von einem Externen aus den Angeln gehoben werden soll.

Diejenigen, die ihre althergebrachten Strukturen beibehalten wollen, werden alles daran setzen, den Eindringling zu bekämpfen und mundtot zu machen. Gelegenheitsschauspieler Petrus Schloemp liefert eine solide und vor allem griffige Performance, die ihm in jeder Hinsicht abzunehmen ist. Ihm entgegen stellen sich die Drahtzieher, Emporkömmlinge und lebende Tote einer Schnaps-Dynastie, die eine ganze Stadt und deren Umgebung offenbar seit Generationen dominiert. Exzellent dargestellt von Wolfgang Preiss, bekommt die Abscheu des Zuschauers eine geeignete Projektionsfläche. Barbara Rütting als seine Frau hat zu funktionieren und ab besten den Mund zu halten, schließlich kann sie sich glücklich schätzen, einen solchen Macher an ihrer Seite zu haben. Ihre Darstellung ist überaus interessant, denn Rütting wurde vor allem bekannt durch starke, emanzipierte Frauenrollen, die hier jedoch nur als schreckhafte Stichwortgeberin fungiert. Ihre Söhne sind je nach Betrachtungsweise gescheiterte Existenzen mit einem Porsche unterm Hintern, falls sie den spuren. Anmutige und für die Klärung des Falls hilfreiche Auftritte liefern die schöne Hansi Linder und die ebenso attraktive Claudia Bremer. Lange Zeit findet man sich irgendwie damit ab, dass vielleicht nichts Außergewöhnliches mehr passieren wird, da sich der Eindruck etabliert, dass die Geschichte nichts Weiteres als die hier einwandfreie Präsentation nötig hat, doch es kommt noch zu faustdicken Überraschungen und spektakulären Szenen, die hervorragend dirigiert wirken. Am Ende staunt man über die Geschehnisse im Rahmen von Kaltschnäuzigkeit und die minimalistische Strategie, die den Film in konsequenter Weise zum Erfolg führt. Das Bloßstellen kleinbürgerlicher Verhältnisse in Verbindung mit Großgrundbesitzer-Allüren und offenkundiger aber dezenter Sozialkritik steht diesem vor allem visuellen Kriminalfilm ausgesprochen gut und es kommt zu einem Gesamtergebnis, das in dieser Fasson vielleicht nicht zu erwarten gewesen wäre. Leider ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, dass diese alternativ angelegte Strategie auch zum Hemmschuh der Produktion werden kann, die seinerzeit wenig Beachtung fand. Also steht und fällt "Tamara" zwischen den Zeilen, die subtil gefüllt sind, um am Ende überdeutlich zu werden.

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NACHTS, WENN DRACULA ERWACHT


● NACHTS, WENN DRACULA ERWACHT / EL CONDE DRÁCULA / IL CONTE DRACULA (D|E|I|1970)
mit Christopher Lee, Fred Williams, Herbert Lom, Maria Rohm, Soledad Miranda, Jack Taylor, Paul Muller, Teresa Gimpera,
Franco Castellani, Emma Cohen, Jesús Puente, Colette Jack, Moisés Augusto Rocha, José Martínez Blanco und Klaus Kinski
eine Corona Produktion | Fénix Films | Filmar | im Gloria Verleih
ein Film von Jess Franco

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»Seine Küsse reichen für uns alle!«


Der angehende Londoner Rechtsanwalt Jonathan Harker (Fred Williams) soll den berüchtigten Grafen Dracula (Christopher Lee) aufsuchen, um mit ihm geschäftliche Modalitäten zu klären. Auf seiner Reise wird Harker immer wieder mit Warnungen vor dem Grafen konfrontiert. Auf dem Schloss angekommen, wird der Gast von schlimmen Alpträumen geplagt, in denen Dracula und einige Vampirfrauen über ihn herfallen. Jonathan ergreift die Flucht und wacht ohne Erinnerung in dem Sanatorium von Professor Van Helsing auf, welcher sich mit Vampiren gut auskennt. Noch ahnt niemand, dass sich Graf Dracula bereits in deren Nähe befindet...

Über die Jahre gesehen beschäftigte sich Jess Franco immer wieder mit Vampir-Themen in seinen Filmen, wobei man unter seiner Regie eher von Variationen sprechen sollte. Bei "Nachts, wenn Dracula erwacht" hingegen, handelt es sich um eine weitgehend originalgetreue beziehungsweise die angeblich originalgetreueste Verfilmung der Romanvorlage von Bram Stocker, was seinerzeit vollmundig von Produzent Harry Alan Towers beworben wurde. Die Produktion verfügt über den großen Vorteil, Christopher Lee in der Titelrolle zur Verfügung zu haben, der den blutdürstigen Grafen bereits über zehn Jahre zuvor gespielt hatte und immer wieder in dieser Paraderolle zu sehen war. Über ihn kann ein Großteil der Atmosphäre und Aura aufgebaut werden, die dem Verlauf das nötige Flair verleiht. Leider lassen sich hier und da immer wieder für Franco typische Patzer ausfindig machen, die bei genauerer Bearbeitung nicht aufgetreten wären und das Gesamtbild am Ende positiver beeinflusst hätten. Dennoch soll gesagt sein, dass man es mit einem insgesamt gelungenen Film zu tun bekommt, der seinen Auftrag, dem Publikum das Gruseln beizubringen, ernst nimmt. Jess Franco inszeniert überaus klassisch, dies vor allem für seine eigenen Verhältnisse, hält sich kaum in der irrelevanten Peripherie auf, kommt sozusagen schneller als üblich zum Punkt, was einen klar formulierten Aufbau erkennen lässt. Christopher Lee wirkt aristokratisch und in Verbindung mit den Original-Passagen der Romanvorlage kommt beinahe Bühnen-Flair auf. Franco inszeniert Lee beunruhigend und omnipräsent, er selbst vereinnahmt das Szenario ganz selbstverständlich mit seiner finsteren Ausstrahlung. Diese Szenen kommen insbesondere mit Partnerin Soledad Miranda zur Geltung, die sich dem Fürsten der Finsternis in voller Schönheit und Bereitwilligkeit hingibt. Laut Jess Franco soll Christopher Lee seiner spanischen Partnerin vorab angeblich skeptisch gegenüber gestanden haben, was sich jedoch schnell in Luft aufgelöst haben soll, da Mirandas Präsenz wie geschaffen für einen solchen Film zu sein scheint, was der Regisseur für zahlreiche seiner weiteren Filme ebenfalls erkannte.

Obwohl ihre Rolle beinahe wortlos vonstattengeht, bleibt sie eher als ihre Partnerin Maria Rohm im Gedächtnis, deren Attraktivität ebenfalls nicht zu leugnen ist. Die Österreicherin und Gattin von Produzent Harry Alan Towers passt sich wie viele andere Interpreten des Szenarios gut an die eigentümliche und eigenartig sterile Atmosphäre an, sodass hier viel Positives zusammenkommt. Jess Franco inszeniert linear, weitgehend an Details orientiert und mit künstlerischem Anspruch. Die Besetzung fügt sich blendend in dieses Gesamtbild ein, was von Klaus Kinski nicht behauptet werden kann, da sich ihm alles um sich herum beugt und er seinem wortlosen Auftritt zu epischen Szenen verhilft. Zumindest dem Empfinden nach. Zahlreiche Mythen verfolgen diese Performance, denn so soll Kinski in seiner Zelle beispielsweise echte Fliegen verspeist haben, oder bis zum Dreh nicht gewusst haben, dass es sich um eine Dracula-Thematik handele. Herbert Lom und Fred Williams machen insgesamt das Beste aus ihren nicht unwichtigen Parts, Jack Taylor oder Paul Muller reihen sich in dieses Konzept ein. "Nachts, wenn Dracula erwacht" verfügt insgesamt über eine Entourage vor und hinter der Kamera, die sehr gut zusammen funktioniert, Schauplätze, Settings, Requisiten und Musik runden dieses Bild passgenau und auf die zu vermittelnde Stimmung bezogen geschickt ab. Der Verlauf lebt insgesamt von seinen gezielt gesetzten Pointen und Gruseleffekten, die in Francos artifiziell erscheinendem Dunkel und zeitweiser technischer Ungenauigkeit aufgehen. Da viele Zuschauer die Geschichte rund um den Grafen bereits im Vorfeld gekannt haben dürften, potenziert sich eine gewisse Vorhersehbarkeit, die man dem Gesamtpaket jedoch nicht anlasten sollte, da es sich um einen unterhaltsamen und vor allem kurzweiligen Film handelt, was insbesondere für Francos eigene Werkschau gilt. Am Ende gruselt "Nachts, wenn Dracula erwacht" mehr als er durch und durch schocken würde, denn dafür ist die Erzählstruktur oft zu gepflegt, wenngleich es deutliche Hinweise auf Kindsmord und mehrere Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die man nicht für möglich halten möchte. Sehenswert.

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Marisa Mell

DIE SCHAMLOSEN


● LES BELLES AU BOIS DORMANTES / LES LIBERTINES / LAS BELLAS DEL BOSQUE / L'INTRECCIO / DIE SCHAMLOSEN (F|I|E|1970)
mit Robert Hossein, Alberto Dalbés, Ettore Manni, Perla Cristal, Krista Nell, Ellen Bahl, Robert Dalban, Sabine Sun und Lili Muráti
eine Produktion der Lira Films | Ascot | Cineraid | Balcázar Producciones Cinematográficas
ein Film von Pierre Chenal

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»Ich möchte fliehen aus diesem furchtbaren Haus!«


Ein kleines Schloss wurde zu einem feudalen Sanatorium umfunktioniert, in dem die Klientel ausschließlich aus der besseren Gesellschaft stammt. Da die Herrschaften mit allerlei psychischen Störungen, Spleens und Neurosen zu kämpfen haben, widmet man sich dort mit möglichst einfachen Methoden zur Genesung der angeschlagenen Seele. Isabelle (Marisa Mell), die schöne Direktrice der Anstalt, wird von den Männern umschwärmt, aber von den Klientinnen und dem Personal mit einem Sicherheitsabstand konfrontiert. Dies ist auch angebracht, denn inmitten von all dem Luxus kommt sie auf die Idee, sich das Leben auch versüßen zu wollen. Außerdem steckt ihr krimineller Liebhaber Serge (Robert Hossein) in der Klemme. So arbeitet sie den Plan aus, sich das wertvolle Diamanten-Collier einer herzkranken Patientin (Lili Muráti) anzueignen, welches sie aus Dankbarkeit eigentlich einer anderen Mitarbeiterin zugedacht hatte. Doch der Plan geht nicht so leicht auf, wie es sich Isabelle gedacht hat...

Der bekannte Regisseur und Drehbuchautor Pierre Chenal inszenierte diesen in Vergessenheit geratenen Spielfilm unter seinem Pseudonym Dave Young, der sich über weite Strecken nur schwer in ein bestimmtes Genre einordnen lassen will. Die Umschreibung Erotik-Krimi passt unterm Strich vielleicht am besten und der Verlauf zeigt sich zusätzlich angereichert mit dramatischen Anteilen, etwas Action und vagen psychologischen Erklärungsversuchen. Das Setting und die eigenartigen Gestalten rund um das Luxus-Sanatorium erinnern vom Prinzip her recht häufig an "Das Schloss der blauen Vögel", doch die hier vorhandenen und streng dosierten Giallo-Fragmente der Geschichte zeigen sich nur selten in Reinkultur, außerdem fehlen explizite Gewalt- und Erotik-Darstellungen, die hier offen gestanden Wunder gewirkt hätten. Bei Betrachtung der Gesamtkomposition ist es letztlich unbegreiflich, dass unter derartig guten Voraussetzungen jegliches Potenzial systematisch ignoriert und bereitwillig verschenkt wurde. Die Story um das Gangster-Pärchen und den Juwelenraub ist ungelenk und wirkt wenig ausgefeilt und der komplette Verlauf ist mit nicht immer nachvollziehbarem und überzeichnetem Handeln seiner Protagonisten gestreckt, was schon wieder zum guten Ton derartiger Beiträge zu zählen ist. Zu erwähnen bleibt, dass der Film trotz aller bemerkbaren Schwächen einen geradezu eigenartigen Reiz ausübt, denn seine Ruhe wirkt überraschend und das Geschehen wird von einer mysteriösen Note geradezu dominiert. So macht sich eine subtile Spannung breit und "Die Schamlosen" zehrt im besonderen Maße von seiner ansprechenden und frischen Bildsprache, verbreitet dabei eine Art fantasievoller Langeweile. Durch die eleganten Kompositionen von Armando Sessian kommt eine besondere Atmosphäre auf, die swingenden und klassischen Arrangements vertreiben die Zeit sehr angenehm und verleiten dazu, das Gezeigte schließlich überzubewerten. So ist es nicht die Geschichte selbst, die für Verwirrung beim Zuschauer sorgt, sondern es ist die Tatsache, dass man hier im übertragenen oder eher relativen Sinne noch Stroh zu Gold machen konnte. Daher sollte Chenals Projekt eher wohlwollend betrachtet werden, denn Beiträge dieser Art, die bei aller Belanglosigkeit doch irgendwie überzeugend - um nicht zu sagen - faszinierend wirken, vermitteln unterm Strich eine diskrete Raffinesse.

Im Kreise der Besetzung empfehlen sich einige gute alte Bekannte, die dem Szenario Glanz und Gloria zu verleihen wissen. Marisa Mell hatte zu jener Zeit im optischen Sinne ihre Blütezeit erreicht und sie wirkt einmal mehr schön, verführerisch und stolz. Ihre Isabelle gibt ganz dem Charakter des Films entsprechend nur verhältnismäßig viel her, obwohl sie nahezu pausenlos zu sehen ist. Tagsüber erscheint sie als attraktive Direktrice des Sanatoriums, in dem sie mit harten Prinzipien vorgeht, um ihre angeschlagenen Gäste zu kurieren. Sie delegiert, ermahnt, wirkt bestimmend, gebieterisch und entscheidet darüber, was das Beste für alle Insassinnen sein soll. Es ist ihre Vision, das Sanatorium zu dem angesehensten und exklusivsten weit und breit zu machen, doch wie sich herausstellt, will sie wesentlich mehr. Ihre zwei Gesichter zeigen sich insbesondere beim Zusammensein mit ihrem kriminellen Freund Serge, dem sie unterwürfig gegenübertritt und scheinbar eine unterschwellige Angst hat, ihm aber genau so verfallen zu sein scheint. Dieses angedeutete Abhängigkeitsverhältnis wird jedoch nicht weiter ausbuchstabiert. Alle weiteren Herren schwirren um sie herum und hofieren sie, wo sie nur können. Dabei treibt sie ihr gut choreografiertes Spiel zwischen Abweisung und aufgesetztem Interesse, um ihre höheren Ziele zu verwirklichen. Bei Nacht huscht Marisa Mell im Nachthemd bekleidet wie ein Gespenst durch das Gemäuer, bewegt sich leise und geschmeidig wie eine Katze, horcht an Türen, geht auf Zehenspitzen und verschwindet wieder leise im Nichts. Im Endeffekt wurde doch noch recht viel aus dieser eigentlich eintönig angelegten Rolle heraus geschlagen, aber es handelt sich definitiv nicht um eines ihrer Karriere-Highlights. Zu ihrem Partner Robert Hossein mag sie dem Empfinden nach nicht restlos passen, da die Interaktion oberflächlich und die Verbindung unglaubwürdig wirkt. Überhaupt ist die männliche Hauptrolle sehr sparsam in Sachen Darstellung und Screentime angelegt und Hossein, der normalerweise immer eine solide Figur macht, bleibt hier leider uninteressant und beliebig austauschbar. Die interessante Frage, wer bei diesem doppelten Spiel gewinnen oder verlieren wird, hält sich bis kurz vor Ende aufrecht, da alle beteiligten Personen über die Maßen für sich alleine spielen und sich keine wirklichen Allianzen eingehen oder sich ehrliche Zuneigungen herauskristallisieren. Falls es so gewollt war, wirkt diese Strategie sehr effektiv in das empfunden diffuse Gerüst dieses Beitrages hinein.

Die Geschichte an sich bleibt wie erwähnt alles andere als außergewöhnlich und arbeitet wirre Tendenzen immer wieder demonstrativ heraus. Dass sich diese nicht von den Personen herleiten, sondern sich komischerweise auf diese übertragen, wirkt im Umkehrschluss fast schon wieder geistreich. Der Erotik-Faktor schaut hier hin und wieder über den Tellerrand, trägt aber nicht sonderlich zu nachhaltiger Erinnerung bei. Viele Plot-Inhalte wirken bestenfalls ambitioniert, wie beispielsweise die kleine Show einer nymphomanischen Patientin, die nicht müde wird bei einem Stallburschen landen zu wollen, oder die Anreicherung durch schlüpfrige Dialoge und lesbische Einlagen, die für Aufmerksamkeit sorgen möchten, bis hin zu einer Orgie, bei der die Korsetts jedoch kaum abgelegt werden. Im Großen und Ganzen erscheinen die Charaktere kaum bei der Sache zu sein und es schleicht sich eine merkwürdige Lethargie ein. Vollkommen zugeknöpft gibt sich wider Erwarten auch Hauptdarstellerin Marisa Mell, was vielleicht ein vermehrtes Interesse bezüglich eines ernstzunehmenden Charakters bekundet, aber dennoch ungewöhnlich bleibt - gerade für dieses Zeitfenster. Pierre Chenal, der hier auch am Drehbuch beteiligt war, wusste offensichtlich nur bedingt, wie er diesen in Fragmenten zugegebenermaßen interessanten Stoff anpacken sollte, und kreierte nüchtern gesehen einen Flop mit überschaubarem Unterhaltungswert. Die Kriminal-Anteile und Giallo-Elemente finden ihre Erfüllung mit einigen Toten; jedoch muss die Geschichte ohne Whodunit auskommen. Die Rolle der Polizei bleibt auffällig irrelevant und die meiste Konzentration liegt nur auf dem lange dahin gezogenen Plot und dem Diebstahl des wertvollen Colliers, das genau so viel oder wenig interessant wie die Nebenhandlungen wirkt. Eine allgemeine Unentschlossenheit überträgt sich schließlich auf den Zuschauer und es ist verständlich, wenn man diese verpatzte Chance als belanglos und ziemlich langweilig abqualifiziert. Aus persönlicher Sicht gewinnt "Die Schamlosen" bei jeder erneuten Ansicht immer mehr hinzu, da die Courage dieses Konglomerats aus nichts Ganzem und nichts Halbem irgendwie anerkennenswert ist. Außerdem ist das vollkommen abrupte, aber genauso überraschende Finale ein absolutes Juwel in Sachen inszenatorischer Verzweiflung, da sich eine Person vorbehält, den Film mit einem irren Lachen zu beenden, um ihn damit gleichzeitig zu charakterisieren. Im günstigsten Fall ruft Chenals Film mit dem herrlich verspielt wirkenden französischen Originaltitel "Les belles au bois dormantes" ein Happening der Umkehrreaktionen hervor, wenn aus Langeweile plötzlich Faszination wird und Ratlosigkeit in Überzeugung umschlägt.

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● UNDISPUTED II: LAST MAN STANDING / UNDISPUTED 2 (US|2006)
mit Michael Jai White, Scott Adkins, Ben Cross, Eli Danker, Mark Ivanir, Ken Lerner, Daisy Lang, Silvio Simac, Ivaylo Geraskov,
Walentin Ganev, Atanas Srebrev, Michail Elenov, Nikolai Sotirov, Dian Hristov, George Zlatarev, Nikolai Sotirov, Maria Ilieva, u.a.
eine Produktion der Millennium Films | Nu Image
ein Film von Isaac Florentine

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»Geht nach Hause und fickt euch selbst!«


Der ehemalige Boxweltmeister im Schwergewicht, George "Iceman" Chambers (Michael Jai White), macht eine Promotion-Tour durch Russland und wird aufgrund eines miesen Komplotts in ein berüchtigtes Gefängnis geworfen. Alles wurde von einem Mann namens Gorga (Mark Ivanir) arrangiert, der sein Geld unter anderem mit illegalen Knastkämpfen verdient, da die Fights unter hohen Wetteinsätzen live übertragen werden. Man will Chambers dazu zwingen, gegen die unerbittliche Kampfmaschine Uri Boyka (Scott Adkins) anzutreten, für den ein Kampf erst mit dem Tod des Gegners beendet ist. Der unschuldig verurteilte George weigert sich vehement und muss zunächst die Willkür des Gefängnisdirektors Markov (Walentin Ganev) und seiner Helfershelfer kennenlernen...

Bei "Undisputed 2" handelt es sich um ein Sequel des im Jahr 2002 herausgekommenen "Undisputed - Sieg ohne Ruhm" mit Ving Rhames in einer der Hauptrollen, der für diese Fortsetzung durch Michael Jai White ersetzt wurde. In der Bundesrepublik als Straight-to-DVD veröffentlicht, bekommt man eine hochunterhaltsame Geschichte serviert, die sich natürlich vieler Versatzstücke aus ähnlichen Produktionen bedient, jedoch im Rahmen der Kämpfe und Choreografien für Aufsehen sorgen kann. Unterlegt mit Brutalität von allen Seiten, wird es dem Protagonisten nicht gerade leicht gemacht, sich wieder aus dieser russischen Knasthölle zu befreien, denn zunächst steht das Brechen seines Willens auf der Agenda. Dies gestaltet sich als nicht gerade leicht, denn Chambers gibt sich überaus renitent und kompromisslos. Seine Hauptaussage dabei bleibt, dass sich alle ficken sollen, bis er die unmenschlichen Spezialbehandlungen der Maschinerie kennenlernen muss. Zuvor unterwegs auf Promotion-Tour mit seinem Manager, der eher einem prallen und gierigen Geldsack gleicht, schiebt man ihm eine Menge Stoff unter, da er der richtige Mann für einen illegalen Knastkampf zu sein scheint. Problematisch hierbei ist, dass er wegen einer ähnlichen Sache in den frühen 90er-Jahren vorbelastet ist. Das Publikum weiß schon vorher, dass er gut zu gebrauchen sein wird, denn schließlich konnte sich Michael Jai White dutzendfach in sozusagen körperlichen Filmen über seine beeindruckende Physis und Wendigkeit profilieren. Im Rahmen der oft limitierten Gebefreudigkeit eines klassischen B-Movies bekommt man in "Undisputed 2" erstaunlich viel auf hohem beziehungsweise niedrigem Niveau geboten, denn die Geschichte ist von vorne bis fast hinten interessant, der Aufwand anerkennenswert, das Ambiente reichlich verschissen und die Dialoge wagen sich ungern über die Gürtellinie. So kommt kein signifikanter Aussetzer zum Vorschein, obwohl der erste Fight mit dem Protagonisten ziemlich lange auf sich warten lässt. In der Zwischenzeit darf sich Scott Adkins alias Boyka ordentlich austoben, der seine Gegner im Rahmen spektakulärer Martial-Art-Choreografien plattmacht.

Für ihn ist alles ein Spiel, da er sich für unbezwingbar hält, vielleicht sogar für den Kampfgott himself. Die Szenen im Ring sind spektakulär gefilmt, die Kamera begibt sich in kühne Winkel und hyperdynamische Einstellungen, das Blut spritzt in Slowmotion, Adkins kann dem Empfinden nach fliegen. Währenddessen soll Chambers in der verstopften Kanalisation des Knastes Pisse und Scheiße schippen; nur eine Facette der potenziellen Willensbeugung. Er und Boyka geraten im frühen Verlauf immer wieder aneinander, Provokationen und ein paar Kloppereien sind an der Tagesordnung, werden jedoch von den Wärtern immer wieder unterdrückt. Im Gefängnis scheint es nur Boyka-Fans zu geben - eine Ausgeburt der Angst und des Terrors - allerdings zeigt sich auch Solidarität für den Amerikaner, der obligatorisch noch für den Helden-Mythos oder eine Glorifizierung herhalten soll. Aber was solls? Der Zuschauer ist ohnehin auf Chambers Seite, die meisten Kriminellen scheinen sich offenbar ohnehin auf freiem Fuß zu befinden. Regisseur Isaac Florentine legt sein Augenmerk auf blanke Brutalität, unmenschliche Machenschaften und willkürliche Liquidierungen, was insgesamt gesehen aber nicht streckend wirkt, immerhin verfügt der Verlauf über genügend Substanz in der Peripherie, Nebenstränge und dezente Zwischentöne. Ätzende Intrigen, derbe Quälereien und primitive Foltermethoden ebnen den Weg zum Kampf, wobei der erste nur eine Art manipuliertes Horsd’œuvre darstellt, bis der finale Fight alle Erwartungen übertreffen kann. Mit den austrainiert wirkenden Hauptdarstellern Michael Jai White und Scott Adkins kommt es zu Action, Kampfkunst und Dynamik, was als Aushängeschild zurückbleiben wird, wobei man es wohlgemerkt mit keinem der unzähligen Pain & Gain-Teile zu tun hat, die - falls man Glück hat - nicht nur in diesem Bereich punkten können. Das Ende bleibt der einzige kleine Kritikpunkt dieser spektakulären Veranstaltung, denn alles wirkt ein wenig zu vorkonstruiert. Wie dem auch sei, "Undisputed 2" gibt sich insgesamt als hart und brutal und unter den Interpreten entpuppt sich so mancher als wahrer Künstler bei dem, was er am besten kann. Ein Topscorer!

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