Heute ist nicht sein Tag: Eigentlich wollte der Kunsthändler George das Wochenende am Meer verbringen. Aber zuerst fährt diese Frau, Edna, sein Motorrad zusammen, und dann überredet sie ihn, sie zu ihrer Schwester aufs Land zu fahren. Dort entdeckt er ein Gerät, das Insekten und Schädlinge im Umkreis von über einer Meile vernichtet, indem es die Nervensysteme niederer Formen mit Radioaktivität angreift (oder so). Was George als Naturschützer schon mächtig aufregt. Als nächstes wird Edna von einem mysteriösen Mann angegriffen, und Ednas Schwager wird ermordet. Edna und George sind für den unausstehlichen Inspektor natürlich die Hauptverdächtigen, sind sie doch jung und langhaarig. Als dann zu allem Überdruss auch noch die Toten wiederauferstehen und die Lebenden töten, dreht vor allem der Inspektor richtig am Rad: Das kann nur das Werk drogenabhängiger Teufelsanbeter sein!!
Zur der Zeit, zu der ich diesen Film gesehen habe, las ich gerade Herbert Gruhls Klassiker Ein Planet wird geplündert aus dem Jahr 1974, in dem sehr ernsthaft und glaubhaft postuliert wird, dass die Ressourcen unseres Planeten erschöpft sind. Ebenfalls aus dem Jahr 1974 ist DAS LEICHENHAUS DER LEBENDEN TOTEN, in dem ebenfalls sehr ernsthaft dargestellt wird, dass das technisierte Töten von Insekten unsere Lebensgrundlagen auf den Kopf stellt. Ein Zufall? Sicher, aber der Zusammenhang ist bemerkenswert …
Fakt ist, dass sich der Film tatsächlich vollkommen humorlos Gedanken macht um den Zusammenhang zwischen einem Übermaß an Technik, vorsätzlicher Vernichtung der Natur, und den unkontrollierbaren Nebeneffekten. Und das in Form eines stimmungsvollen Genrefilms – Was ist das Kino im Jahr 2019 im Vergleich doch auf den Hund gekommen …
LEICHENHAUS ist atmosphärisch, ist stimmungsvoll, ist spannend, und hat eine Aussage. Zudem ist er wahrscheinlich recht preisgünstig produziert worden, was man ihm aber in keinster Weise anmerkt. Im Gegenteil, die Stimmung im Dorf erinnert schwer an Fulcis DIE SCHWARZE KATZE (ist es das gleiche Dorf? Oder nicht? Ich kann es nicht sagen …), die Szenen in der Gruft sind finster und sehr packend, und einige Metzeleien sind alles andere als harmlos.
Dazu die erstklassigen Darsteller: Ray Lovelock, dem ich bislang noch nie viel abgewinnen konnte, begeistert mich hier rückhaltlos. In einer selbstverständlich coolen und selbstbewussten Haltung schwebt er durch den Film als würde er sich einfach nur selbst darstellen. Der Bart und die langen Haare stehen ihm auch ausgesprochen gut. Aber der heimliche Hauptdarsteller ist natürlich Arthur Kennedy als stockreaktionärer Inspektor, der, wenn man ihn nur ließe, das ganze langhaarige Drogenpack und Satansanbetergeschmeiß eigenhändig erschießen würde. Ein Typ Mensch, der in der damaligen Zeit gar nicht so selten war, heute aber gottseidank wenn schon auch nicht ausgestorben, so doch zumindest seltener geworden ist. Widerlich, aber eine erstklassige Performance von Kennedy!
Spannendes und gruselig-metzeliges Horrorkino mit bitterer und erschreckend aktueller Aussage! Große Empfehlung!! Aber das muss ich hier wohl niemandem sagen ...