Romy Schneider
DIE ZWEI GESICHTER EINER FRAU
● FANTASMA D'AMORE / DIE ZWEI GESICHTER EINER FRAU / FANTÔME D'AMOUR (I|D|F|1981)
mit Marcello Mastroianni, Eva Maria Meineke, Wolfgang Preiss, Michael Kroecher, Paolo Baroni, Raf Baldassarre, u.a.
eine Produktion der Dean Film | Roxy-Film | BR | Cam Production | AMLF | im Verleih der Tobis Filmkunst
ein Film von Dino Risi
»Der Naive misstraut auch sehr schnell, aber der Schlaue glaubt alles was man ihm sagt!«
Eine Begegnung mit der Vergangenheit wird für den erfolgreichen Rechtsanwalt Nino Monti (Marcello Mastroianni) zur Zerreißprobe. Während einer Busfahrt leiht er einer heruntergekommenen und krank aussehenden Frau 100 Lire für die Fahrkarte, bis ein anschließender Anruf der seltsamen Frau ihm Klarheit verschafft. Es handelt sich um seine große Liebe Anna (Romy Schneider), mit der er vor zwanzig Jahren sogar verlobt war. Die Erinnerung holt den in langweiliger Ehe und oberflächlichen Gesellschaftskreisen lebenden Nino unabwendbar ein. Er möchte sich mit Anna treffen. Rückblenden führen ihm immer wieder die Zweisamkeit vor Augen und er sieht sich in ausgelassenen und glücklichen Situationen. Wie einem inneren Ruf folgend, sucht er die Straße auf, in der Anna einst gelebt hat. Plötzlich taucht sie wieder auf, und es ist die gleiche Frau, die er bereits im Bus gesehen hat. Anschließend überkommt ihn Ekel und er beginnt, an sich zu zweifeln. Am gleichen Abend geschieht an der Stelle des Zusammentreffens ein brutaler Mord und wenig später findet Nino 100 Lire auf seinem Schreibtisch. Ein befreundeter Arzt klärt ihn in der Zwischenzeit darüber auf, dass seine ehemalige Verlobte bereits vor einigen Jahren verstorben sei, woran kein Zweifel bestehe. Als er sie schließlich findet und aufsucht, sieht er zu seiner Verwunderung eine im blühenden Leben stehende Frau, die wunderschön und anmutig wie damals aussieht und ihn leidenschaftlich empfängt...
In Romy Schneiders Filmografie handelt es sich bei "Die zwei Gesichter einer Frau" um einen ihrer weniger bekannten Filme, der von dem italienischen Regisseur Dino Risi realisiert wurde. Entstanden ist ein Film, der sich nur schwer und nicht ausschließlich einem bestimmten Genre zuordnen lassen will, da er in mehrere Etappen und verwirrende Intervalle eingeteilt ist. Die jeweiligen Übergänge wirken hierbei strikt voneinander getrennt und scheinen teilweise nicht genügend miteinander verknüpft zu sein, was sich stellenweise beinahe negativ auf den Erzählfluss auswirkt, aber als essentielles Stilmittel angesehen werden muss. Die Dreharbeiten waren Überlieferungen zufolge von der schlechten physischen und psychischen Konstitution der Hauptdarstellerin Romy Schneider überschattet, die ihre Figur der Anna nur noch mehr überzeugend aussehen und wirken lassen sollte. Am Set wirkte Romy Schneider in sich gekehrt und zurückgezogen, mied Kontakte und litt unter erheblichen Konzentrationsproblemen. Andererseits waren Wutausbrüche und Allüren an der Tagesordnung, sodass die Dreharbeiten immer wieder unterbrochen werden mussten, obwohl der Regisseur sich intensiv um seine Hauptdarstellerin gekümmert haben soll. Nach zwei Zusammenbrüchen schien das Schicksal besiegelt zu sein, dass der Film nicht zu Ende gebracht werden könnte, doch Romy Schneider hielt die Dreharbeiten irgendwie durch und sollte zur verblüffenden Lichtgestalt des Films werden. Während der Dreharbeiten lernte sie übrigens ihren letzten Lebensgefährten Laurent Pétin kennen. Das Grundgerüst der Geschichte wird immer wieder durch gewisse Unklarheiten gestört, der Liebesgeschichte folgt ein Kriminalfall, bis man schließlich in eine Art parapsychologische Studie abdriftet. "Die zwei Gesichter einer Frau" ist durchaus ambitioniert abgehandelt und raffiniert aufgebaut, trotzdem reagierte das Publikum ziemlich verhalten auf die Produktion, obwohl die intelligenten Variationen der Geschichte bemerkenswert sind.
Kritik kann dieser besondere Film jedoch gut wegstecken, vor allem weil eine im Wechsel bezaubernde und abstoßende Romy Schneider das Szenario übermächtig dominiert. Es scheint, als konnte sich Romy Schneider in jede noch so abstrakte Rolle hineinfühlen, hineinspielen, hineinsteigern. Ihre zu interpretierende Anna ist als Doppelrolle angelegt, und selten setzte sie optisch derartige Kontraste. Die eine Frau ist vom Leben gezeichnet, ausgebrannt und verkommen, die andere wirkt durch die Ausleuchtung und die Bildgestaltung wie ein leuchtender Traum, sie ist schön, begehrenswert und elegant. Bemerkenswert ist die hohe Distanz bezüglich beider Figuren, die sich nicht in greifbaren Sphären bewegt. So entsteht unweigerlich der Eindruck, dass sie unnahbar ist und eigentlich möchte man ihr nicht zu nahe kommen. Merkwürdigerweise fühlt man sich Anna emotional trotzdem sehr zugeneigt, was ausschließlich auf die Aura von Romy Schneider zurückgeführt werden kann. Anna zwingt das Publikum in die Welt der Unberechenbarkeit, sie schreckt ab und zieht gleichzeitig an, sie fasziniert und beunruhigt, sie ist real und doch ein Phantom. Erneut interpretiert Romy Schneider eine sehr anspruchsvolle Rolle, wie sie es dem Vernehmen nach schätzte, und arbeitet die Gegensätzlichkeit ihrer Personen sicher und eindrucksvoll heraus. Ihre legendären Gefühlsausbrüche lassen sozusagen sämtliche Rezeptoren warm laufen, und angenehm hierbei ist und bleibt, dass sie sich wie meistens üblich selbst und Deutsche synchronisierte. Weiß leuchtende und hell schimmernde Rückblenden zeigen Anna ausgelassen, glücklich, unbeschwert, und lebendig, welche in dem ansonsten so morbiden, nebligen und schwerfälligen Szenario herausstechen. Es bleibt eine großartige Leistung in einer teils gewollt verwirrenden, wenn auch keineswegs uninteressanten Handlung.
Der italienische Schauspieler Marcello Mastroianni interpretiert einen unglücklich verheirateten Mann, der nur in seiner eigenen und oft verklärten Erinnerung, vor allem aber neben Anna aufblühen wird. In seinem Alltag vermittel er Resignation, in seinem Wesen Schwäche und Verletzbarkeit. Um dem Publikum die Geschehnisse näher zu bringen, wird Ninos nachdenkliche Seite in aller Transparenz geschildert und man hört seine Gedanken und Überlegungen als Off-Kommentar. Der beruflich erfüllte Rechtsanwalt wirkt irritiert, hin und her gerissen zwischen alten und neuen Gefühlen, die jedoch zu einem gemeinsamen Punkt zulaufen werden. Genau wie das Publikum, kann er die Geschehnisse nicht deuten, sie nicht entschlüsseln. Eva Maria Meineke spielt wie üblich der Anforderung nach verlässlich und stellt Ninos Frau Teresa dar, eine oberflächliche Person, unter deren Deckmantel sich Kleinbürgertum befindet und nur noch Diskussionen über das Wetter mit ihrem Ehemann auf dem Papier führt. Ihre Erscheinung bildet einen deutlichen Kontrast zu der begehrenswerten Anna, Meineke scheint prädestiniert für die Rolle der betrogenen Ehefrau zu sein. Insgesamt gibt es kaum einen positiven Protagonisten, Misstrauen überlagert beinahe jeden Ansatz von Sympathie oder Verständnis. Zu diesem Zweck wurden auch allerhand weitere zwielichtige Personen in die Handlung integriert, wie beispielsweise der unheimlich abschreckend und dubios erscheinende Michael Kroecher als Don Gaspare, oder ein sehr in die Jahre gekommener Wolfgang Preiss als Annas Witwer Conte Zighi. Die Leistungen der Schauspieler sind als überdurchschnittlich zu benennen und es scheint wie so oft Tatsache zu sein, dass es an der brillanten Darstellung von Romy Schneider liegt, dass jeder der Beteiligten noch ein bisschen mehr Potential abrufen kann.
"Die zwei Gesichter einer Frau" ist einer von Romy Schneiders letzten drei Filmen vor ihrem plötzlichen Tod gewesen und stellt alleine auf den Bekanntheitsgrad dieses Films bezogen vielleicht keinen ausgesprochenen Meilenstein in ihrer Karriere dar. Dennoch ist es vor dem Hintergrund ihrer damals angeschlagenen Verfassung mehr als erstaunlich, welche Routine, Begeisterungsfähigkeit und Sicherheit sie vermitteln und welche Überzeugungskraft sie entwickeln konnte. Diese Mischung aus Disziplin, Intuition und Talent wirkt wie immer mitreißend und begeisternd. Man stellt sich einmal mehr die Frage, wen man eigentlich gerade zu sehen bekommt: Ist es nun Romy Schneider, oder ist es vielleicht sogar gerade Anna? Genau diese nicht zu beantwortende Frage ist bei ihr irgendwie stets der springende Punkt. Keine andere Schauspielerin verleitet in dieser hemmungslosen Form dazu, keinen großen Unterschied mehr zwischen Darbietung und Person zu machen oder in irgend einer Form zu trennen, was vielleicht oft sogar überinterpretiert ist, aber scheinbar dennoch nahe liegend. Der Film hat trotz einiger erstklassig dargestellter Liebesszenen aus der Vergangenheit eine überaus pessimistische und bedrückende Grundhaltung. Im Verlauf ist weniger die Kombinationsgabe, als die Fantasie und die Achtsamkeit des Zuschauers gefragt und es wird schnell deutlich, dass alles Dargestellte keinen normalen Verlauf nehmen kann. Leider wirken einige Charaktere oft eigenartig deplatziert, was einerseits an ihrer schwachen Integration innerhalb der Handlung, andererseits am Epizentrum der Verwirrung Anna liegen mag, um schlussendlich wahrnehmbare Gegenpole zu kreieren. Aus diesem Verlauf kann sich also keine histoire simple entwickeln, was als eines der Aushängeschilder des Films angesehen werden darf.
Was insgesamt sehr positiv auffällt, sind die hochwertigen Dialoge, die zusätzlich Zweifel und Ratlosigkeit schüren: Für den Zuschauer gibt es nahezu keine Möglichkeit, aus dem Grübeln herauszukommen, rationale oder logische Schlüsse zu ziehen, eindeutig zwischen Realität und Traum, vielleicht sogar Wahn zu unterscheiden. Dennoch hätten hier und dort einige vereinfachende Erklärungen gut getan, um zum Verständnis und zu einem restlos runden Ergebnis beizutragen. Ein großes Highlight hingegen ist die teils melancholische Musik von Riz Ortolani, die Spannung und Emotion erzeugen wird. Das überraschende Finale dieser Geschichte enthüllt nicht nur unvorbereitet die Wahrheit, sondern entlarvt den Zuschauer geradezu als Komplizen - von Vorhersehbarkeit kann man also keineswegs sprechen. Dass sich Regisseur Risi mit seinem Beitrag viel vorgenommen hatte, wird immer wider deutlich, allerdings auch, dass er die komplexe Mehrfachhandlung nicht in aller Konsequenz verbinden konnte oder möglicherweise wollte. Über seinen Film sagte Dino Risi: »Dieser Stoff reizte mich besonders, weil parapsychische Phänomene mich beschäftigen, seit ich meine Ausbildung zum Psychiater machte.« Insgesamt gesehen, leitet "Die zwei Gesichter einer Frau" auf Irrwege, genau wie es schließlich der Titel tut, und setzt sich mit Wünschen, Ängsten, Abgründen und Abwegigkeiten auseinander. Romy Schneider und Marcello Mastroianni demonstrieren überdies, wie dies kompetent und packend auf der Leinwand auszusehen hat. Das eigenartige Konzept und das Verwirrspiel der Regie geht daher mit nur wenigen Abstrichen vollkommen auf. Überraschende Wendungen, skurrile Personen, Unwahrscheinlichkeiten sowie die subtile Anspannung, machen einen passablen und sehenswerten Film aus, aber vor allem Romy Schneiders vertiginöses Schauspiel versetzt in stille Begeisterung.
In Romy Schneiders Filmografie handelt es sich bei "Die zwei Gesichter einer Frau" um einen ihrer weniger bekannten Filme, der von dem italienischen Regisseur Dino Risi realisiert wurde. Entstanden ist ein Film, der sich nur schwer und nicht ausschließlich einem bestimmten Genre zuordnen lassen will, da er in mehrere Etappen und verwirrende Intervalle eingeteilt ist. Die jeweiligen Übergänge wirken hierbei strikt voneinander getrennt und scheinen teilweise nicht genügend miteinander verknüpft zu sein, was sich stellenweise beinahe negativ auf den Erzählfluss auswirkt, aber als essentielles Stilmittel angesehen werden muss. Die Dreharbeiten waren Überlieferungen zufolge von der schlechten physischen und psychischen Konstitution der Hauptdarstellerin Romy Schneider überschattet, die ihre Figur der Anna nur noch mehr überzeugend aussehen und wirken lassen sollte. Am Set wirkte Romy Schneider in sich gekehrt und zurückgezogen, mied Kontakte und litt unter erheblichen Konzentrationsproblemen. Andererseits waren Wutausbrüche und Allüren an der Tagesordnung, sodass die Dreharbeiten immer wieder unterbrochen werden mussten, obwohl der Regisseur sich intensiv um seine Hauptdarstellerin gekümmert haben soll. Nach zwei Zusammenbrüchen schien das Schicksal besiegelt zu sein, dass der Film nicht zu Ende gebracht werden könnte, doch Romy Schneider hielt die Dreharbeiten irgendwie durch und sollte zur verblüffenden Lichtgestalt des Films werden. Während der Dreharbeiten lernte sie übrigens ihren letzten Lebensgefährten Laurent Pétin kennen. Das Grundgerüst der Geschichte wird immer wieder durch gewisse Unklarheiten gestört, der Liebesgeschichte folgt ein Kriminalfall, bis man schließlich in eine Art parapsychologische Studie abdriftet. "Die zwei Gesichter einer Frau" ist durchaus ambitioniert abgehandelt und raffiniert aufgebaut, trotzdem reagierte das Publikum ziemlich verhalten auf die Produktion, obwohl die intelligenten Variationen der Geschichte bemerkenswert sind.
Kritik kann dieser besondere Film jedoch gut wegstecken, vor allem weil eine im Wechsel bezaubernde und abstoßende Romy Schneider das Szenario übermächtig dominiert. Es scheint, als konnte sich Romy Schneider in jede noch so abstrakte Rolle hineinfühlen, hineinspielen, hineinsteigern. Ihre zu interpretierende Anna ist als Doppelrolle angelegt, und selten setzte sie optisch derartige Kontraste. Die eine Frau ist vom Leben gezeichnet, ausgebrannt und verkommen, die andere wirkt durch die Ausleuchtung und die Bildgestaltung wie ein leuchtender Traum, sie ist schön, begehrenswert und elegant. Bemerkenswert ist die hohe Distanz bezüglich beider Figuren, die sich nicht in greifbaren Sphären bewegt. So entsteht unweigerlich der Eindruck, dass sie unnahbar ist und eigentlich möchte man ihr nicht zu nahe kommen. Merkwürdigerweise fühlt man sich Anna emotional trotzdem sehr zugeneigt, was ausschließlich auf die Aura von Romy Schneider zurückgeführt werden kann. Anna zwingt das Publikum in die Welt der Unberechenbarkeit, sie schreckt ab und zieht gleichzeitig an, sie fasziniert und beunruhigt, sie ist real und doch ein Phantom. Erneut interpretiert Romy Schneider eine sehr anspruchsvolle Rolle, wie sie es dem Vernehmen nach schätzte, und arbeitet die Gegensätzlichkeit ihrer Personen sicher und eindrucksvoll heraus. Ihre legendären Gefühlsausbrüche lassen sozusagen sämtliche Rezeptoren warm laufen, und angenehm hierbei ist und bleibt, dass sie sich wie meistens üblich selbst und Deutsche synchronisierte. Weiß leuchtende und hell schimmernde Rückblenden zeigen Anna ausgelassen, glücklich, unbeschwert, und lebendig, welche in dem ansonsten so morbiden, nebligen und schwerfälligen Szenario herausstechen. Es bleibt eine großartige Leistung in einer teils gewollt verwirrenden, wenn auch keineswegs uninteressanten Handlung.
Der italienische Schauspieler Marcello Mastroianni interpretiert einen unglücklich verheirateten Mann, der nur in seiner eigenen und oft verklärten Erinnerung, vor allem aber neben Anna aufblühen wird. In seinem Alltag vermittel er Resignation, in seinem Wesen Schwäche und Verletzbarkeit. Um dem Publikum die Geschehnisse näher zu bringen, wird Ninos nachdenkliche Seite in aller Transparenz geschildert und man hört seine Gedanken und Überlegungen als Off-Kommentar. Der beruflich erfüllte Rechtsanwalt wirkt irritiert, hin und her gerissen zwischen alten und neuen Gefühlen, die jedoch zu einem gemeinsamen Punkt zulaufen werden. Genau wie das Publikum, kann er die Geschehnisse nicht deuten, sie nicht entschlüsseln. Eva Maria Meineke spielt wie üblich der Anforderung nach verlässlich und stellt Ninos Frau Teresa dar, eine oberflächliche Person, unter deren Deckmantel sich Kleinbürgertum befindet und nur noch Diskussionen über das Wetter mit ihrem Ehemann auf dem Papier führt. Ihre Erscheinung bildet einen deutlichen Kontrast zu der begehrenswerten Anna, Meineke scheint prädestiniert für die Rolle der betrogenen Ehefrau zu sein. Insgesamt gibt es kaum einen positiven Protagonisten, Misstrauen überlagert beinahe jeden Ansatz von Sympathie oder Verständnis. Zu diesem Zweck wurden auch allerhand weitere zwielichtige Personen in die Handlung integriert, wie beispielsweise der unheimlich abschreckend und dubios erscheinende Michael Kroecher als Don Gaspare, oder ein sehr in die Jahre gekommener Wolfgang Preiss als Annas Witwer Conte Zighi. Die Leistungen der Schauspieler sind als überdurchschnittlich zu benennen und es scheint wie so oft Tatsache zu sein, dass es an der brillanten Darstellung von Romy Schneider liegt, dass jeder der Beteiligten noch ein bisschen mehr Potential abrufen kann.
"Die zwei Gesichter einer Frau" ist einer von Romy Schneiders letzten drei Filmen vor ihrem plötzlichen Tod gewesen und stellt alleine auf den Bekanntheitsgrad dieses Films bezogen vielleicht keinen ausgesprochenen Meilenstein in ihrer Karriere dar. Dennoch ist es vor dem Hintergrund ihrer damals angeschlagenen Verfassung mehr als erstaunlich, welche Routine, Begeisterungsfähigkeit und Sicherheit sie vermitteln und welche Überzeugungskraft sie entwickeln konnte. Diese Mischung aus Disziplin, Intuition und Talent wirkt wie immer mitreißend und begeisternd. Man stellt sich einmal mehr die Frage, wen man eigentlich gerade zu sehen bekommt: Ist es nun Romy Schneider, oder ist es vielleicht sogar gerade Anna? Genau diese nicht zu beantwortende Frage ist bei ihr irgendwie stets der springende Punkt. Keine andere Schauspielerin verleitet in dieser hemmungslosen Form dazu, keinen großen Unterschied mehr zwischen Darbietung und Person zu machen oder in irgend einer Form zu trennen, was vielleicht oft sogar überinterpretiert ist, aber scheinbar dennoch nahe liegend. Der Film hat trotz einiger erstklassig dargestellter Liebesszenen aus der Vergangenheit eine überaus pessimistische und bedrückende Grundhaltung. Im Verlauf ist weniger die Kombinationsgabe, als die Fantasie und die Achtsamkeit des Zuschauers gefragt und es wird schnell deutlich, dass alles Dargestellte keinen normalen Verlauf nehmen kann. Leider wirken einige Charaktere oft eigenartig deplatziert, was einerseits an ihrer schwachen Integration innerhalb der Handlung, andererseits am Epizentrum der Verwirrung Anna liegen mag, um schlussendlich wahrnehmbare Gegenpole zu kreieren. Aus diesem Verlauf kann sich also keine histoire simple entwickeln, was als eines der Aushängeschilder des Films angesehen werden darf.
Was insgesamt sehr positiv auffällt, sind die hochwertigen Dialoge, die zusätzlich Zweifel und Ratlosigkeit schüren: Für den Zuschauer gibt es nahezu keine Möglichkeit, aus dem Grübeln herauszukommen, rationale oder logische Schlüsse zu ziehen, eindeutig zwischen Realität und Traum, vielleicht sogar Wahn zu unterscheiden. Dennoch hätten hier und dort einige vereinfachende Erklärungen gut getan, um zum Verständnis und zu einem restlos runden Ergebnis beizutragen. Ein großes Highlight hingegen ist die teils melancholische Musik von Riz Ortolani, die Spannung und Emotion erzeugen wird. Das überraschende Finale dieser Geschichte enthüllt nicht nur unvorbereitet die Wahrheit, sondern entlarvt den Zuschauer geradezu als Komplizen - von Vorhersehbarkeit kann man also keineswegs sprechen. Dass sich Regisseur Risi mit seinem Beitrag viel vorgenommen hatte, wird immer wider deutlich, allerdings auch, dass er die komplexe Mehrfachhandlung nicht in aller Konsequenz verbinden konnte oder möglicherweise wollte. Über seinen Film sagte Dino Risi: »Dieser Stoff reizte mich besonders, weil parapsychische Phänomene mich beschäftigen, seit ich meine Ausbildung zum Psychiater machte.« Insgesamt gesehen, leitet "Die zwei Gesichter einer Frau" auf Irrwege, genau wie es schließlich der Titel tut, und setzt sich mit Wünschen, Ängsten, Abgründen und Abwegigkeiten auseinander. Romy Schneider und Marcello Mastroianni demonstrieren überdies, wie dies kompetent und packend auf der Leinwand auszusehen hat. Das eigenartige Konzept und das Verwirrspiel der Regie geht daher mit nur wenigen Abstrichen vollkommen auf. Überraschende Wendungen, skurrile Personen, Unwahrscheinlichkeiten sowie die subtile Anspannung, machen einen passablen und sehenswerten Film aus, aber vor allem Romy Schneiders vertiginöses Schauspiel versetzt in stille Begeisterung.