Der gelbe Teppich (D)
La casa del tappeto giallo (IT)
A Casa do Tapete Amarelo (BRA)
La casa de la alfombra amarilla (ARG)
Demencia (MEX)
The house of the yellow carpet
IT 1982
R: Carlo Lizzani
D: Erland Josephson, Béatrice Romand, Vittorio Mezzogiorno, Milena Vukotic und Corinne Cléry
Deutsche Erstaufführung: 27.05.1985 (TV-Premiere)
Italo-Cinema
Score: Stelvio Cipriani
IMCDb
OFDb
"Gelber Teppich, persischer Löwe, vier mal acht Meter wegen Platzmangels zu verkaufen. Anrufe nur vormittags."
Franca (Béatrice Romand) und Antonio (Vittorio Mezzogiorno) sind in einen riesigen Wohnblock gezogen. Dort haben sie für den großen gelben Teppich, der ein Geschenk von Francas Stiefvater war, keinen Platz mehr. Das Pärchen beschließt, das Stück zu verkaufen. Als Antonio fort ist, meldet sich ein mysteriöser Interessent dafür. Franca lässt ihn in die Wohnung und stürzt sich damit in einen Albtraum. Der Mann nennt sich Achille Cimatti (Erland Josephson) und erklärt, dass er auf dem gelben Teppich seine Frau aus Eifersucht ermordet hat. Achille scheint ein Psychopath zu sein. In der kleinen, dunklen Wohnung kommt es zu einem schrecklichen Duell, das fatal endet ... [Quelle: Pidax]
"Sie sind voreingenommen, geben sie es zu. Sie haben bisher nur noch keine Möglichkeit sich mit einem Mörder unterhalten. Als sie dann erfahren haben, dass ich ein Verbrechen begangen habe, haben sie den Kopf verloren. Das ist Rassismus! Wir sind alle gleich, glauben sie mir. Jeder kann ein Verbrechen begehen, wenn er nur die Gelegenheit dazu hat. Ihr Mann, die Portiersfrau und sie.... "
Basierend auf dem Theaterstück „Teatro adominio“ von Aldo Selleri inszenierte Carlo Lizzano einen hervorragenden Film, der den italienischen Giallo-Thriller gewissermaßen ad absurdum führt. Letztlich handelt es sich bei DER GELBE TEPPICH um ein perfides Kammerspiel mit nur vier Schauspielern, dass sich fast ausschließlich in den heimischen vier Wänden eines jungen Ehepaares abspielt. Aufgeteilt in mehrere Akte beginnt der Film zunächst mit einem boshaften Psychospiel, dem die arme Franca hilflos ausgeliefert ist. Alles beginnt mit einem gelben Teppich, den das Ehepaar von Francas Stiefvater geerbt hatte. Da dieser aber aufgrund seiner enormen Größe nicht so richtig in die neue Wohnung passt, entschließen sich die beide den Verkauf des Teppichs in einer Zeitung zu annoncieren. Doch just in dem Moment, als der erste Kaufinteressent vor der Haustür steht, muss Antonio kurzfristig die gemeinsame Wohnung verlassen, um einem Strafzettel für sein falsch geparktes Auto zu entgehen. Somit nimmt Franca den Kaufinteressen alleine in Empfang, der bereits nach wenigen Minuten immer komischer zu ihr wird. Kurz darauf offenbart er der bereits eingeschüchterten Wohnungsbesitzerin, dass er auf diesem Teppich seine Ex-Frau ermordet habe. Während Franca eindringlich hofft, dass Antonio endlich wieder zurückkehrt, beginnt der Fremde mit ihr ein arglistiges Psychospiel, das sie allmählich in den Wahnsinn treibt. Was folgt, ist die totale Eskalation, an deren Ende es einen Toten gibt. Soweit der Handlungsverlauf der ersten Filmhälfte. Bis zu diesem Punkt war ich fest der Meinung, dass die Auflösung des Films vermeintlich vorhersehbar war. Doch mit Beginn der zweiten Filmhälfte, in der immer mehr Abgründe von Franca ins Tageslicht rücken, überschlagen sich nicht nur plötzlich die Ereignisse, sondern es kommt auch zu zahlreichen Wendungen, mit denen ich zu Beginn des Streifens nie und nimmer gerechnet hätte - geschweige denn, mit dem bitterbösen Ausgang, der mich rückblickend unweigerlich an einige schwarze Krimikomödien aus den 90er Jahren erinnerte. Mehr möchte ich auch über die Handlung nicht verraten, denn alles was über die Inhaltsangabe der Pidax-DVD hinausgeht, birgt eine enorme Spoilergefahr.
Seine Premiere feierte der Film im bei den Filmfestspielen in Cannes, bevor er im Juli 1983 beim MystFest in Cattolica aufgeführt wurde, wo er in der Kategorie als bester Film nominiert wurde. Ab dem 9. September 1983 wurde DER GELBE TEPPICH dann regulär in den italienischen Kinos aufgeführt. In Deutschland feierte der Film seine Premiere im Rahmen einer TV-Ausstrahlung des WDRs, die am 27.05.1985 vonstattenging. Und genau auf dieser TV-Ausstrahlung beruht dann auch die Fassung der Pidax-DVD, die unter der Leitung von Günther Sauer in den Bavaria-Synchron-Studios deutsch vertont wurde. Optisch wirkt der in ruhigen Fahrwassern bewegende Film zwar etwas steril und spröde, was wiederum mit dem kostengünstigen Produktionsrahmen zusammenhängen könnte, der den Film letztlich wie eine niedrigbudgetierte TV-Produktion wirken lässt. Da aber Lizzanos Film nicht von der Optik lebt, sondern vielmehr von der Handlung in Verbindung mit den überzeugenden Leistungen der beteiligten vier Schauspieler und Schauspielerinnen, fällt dieses Manko nicht so sehr ins Gewicht. Was bleibt, ist ein außergewöhnlicher Genrefilm, der nicht nur mit seinen zahlreichen Wendungen in der zweiten Filmhälfte überrascht, sondern auch noch einen bitterbösen Ausgang parat hält, der mir ein schelmisches Grinsen ins Gesicht zauberte. Zudem kann sich niemand sicher sein, ob es sich bei den Ereignissen um die grausame Realität oder nur um einen bösen Traum handelt - oder vielleicht auch beides, denn es kommen in dem Film auch seelische Fleckenentferner zum Einsatz, die die toxischen Rückstände aus dem Gedächtnis tilgen sollen.
Keine Ahnung, warum der Film größtenteils negative Kritiken verliehen bekam? Vielleicht lag das an der italienischen bzw. englischsprachrachigen Synchronfassung, die ebenfalls im allgemeinen nicht besonders gut wegkommen. An der deutschen Synchronfassung gibt es meiner Meinung nach absolut nichts auszusetzen. Daher wäre es auch interessant zu wissen, ob der Film denjenigen, die ihn zuvor bereits in einer ausländischen Fassung gesehen haben, in der deutschen Synchronfassung besser mundete?
Filmplakate:
► Text zeigen
Titelabspann:
► Text zeigen
Trailer:
► Text zeigen
Score: