WINNETOU UND SHATTERHAND IM TAL DER TOTEN - Harald Reinl

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Prisma
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WINNETOU UND SHATTERHAND IM TAL DER TOTEN - Harald Reinl

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● WINNETOU UND SHATTERHAND IM TAL DER TOTEN / VINETU U DOLINI SMRTI / L'UOMO DAL LUNGO FUCILE (D|JUG|I|1967/68)
mit Lex Barker, Pierre Brice, Karin Dor, Rik Battaglia, Clarke Reynolds, Ralf Wolter, Vojislav Govedarica, Kurt Waitzmann,
Heinz Welzel, Vida Jerman, Vladimir Medar, Branko Spoljar, Valent Borovic, Sima Janicijevic, Mirko Kraljev und Eddi Arent
eine Produktion der cCc Filmkunst | Jadran Film | Super International Pictures | im Constantin Filmverleih
frei nach Motiven von Karl May
ein Film von Harald Reinl

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»Ich lasse mir nichts befehlen von einem Zivilisten!«


Major Kingsley (Sima Janicijevic) soll in dessen Abwesenheit von einem Militärgericht verurteilt werden. Ihm wird vorgeworfen, mit der Kriegskasse des US-Forts Dawson nach Mexiko durchgebrannt zu sein. Die Verteidigung (Kurt Waitzman) kann einen Aufschub bewirken, da Kingsleys Tochter Mabel (Karin Dor) in wenigen Tagen erwartet wird, die mit einem Brief ihres Vaters Licht ins Dunkel bringen und seine Unschuld beweisen könnte. Für den Verbleib des Goldes interessiert sich jedoch nicht nur das Gericht, sondern auch die Gefolgschaft des Gangsters Murdock (Rik Battaglia), mit welcher Winnetou (Pierre Brice) und Old Shatterhand (Lex Barker) noch alle Hände voll zu tun haben werden...

Nach der Ankündigung des Produzenten Horst Wendlandt, die Karl-May-Reihe sei nach beinahe zehn Rialto-Beiträgen beendet, war es wie so häufig sein Berliner Kollege Artur Brauner, der hier nach zwei Jahren Pause noch einmal versuchte, einen Überraschungscoup zu landen. Auch er konnte mit den Jahren Erfahrung in der weiten und simulierten Steppe der May-Beiträge sammeln und steht im Vergleich zur Ur-Reihe gar nicht einmal so schlecht dar, schließlich wurden diese Produktionen unter Besinnung auf althergebrachte Inhalte mit unterschiedlichen Ansätzen und Herangehensweisen gewürzt, die nicht selten als hochinteressante Alternativen in Erinnerung geblieben sind. In "Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten" war es quasi so, dass Brauner seinen Film vollkommen konkurrenzlos aufziehen konnte, was sich im Stab zeigt, bei dem offensichtlich alle verfügbaren Rosinen herausgepickt wurden. Dies fängt mit der Verpflichtung des Regisseurs Harald Reinl an, der seine komplette Erfahrung von Anfang bis Ende ausspielen kann. Die im Jahr 1962 entstandene Produktion "Der Schatz im Silbersee" zog sage und schreibe 16 weitere Verfilmungen nach Karl May nach sich, und daher ist es überaus erstaunlich, dass der letzte Beitrag dieser Phase als durchweg sehenswertes Ergebnis ohne größere Abnutzungserscheinungen in Erinnerung bleibt. Zwar ist die Geschichte im Grunde genommen recht substanzlos, erinnert nicht selten an das prominente Erstlingswerk, welches sich am imaginären Silbersee abspielt, allerdings bleibt "Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten" überaus kurzweilig, unterhaltsam und in seinen besten Phasen sogar spannend. Harald Reinl sorgt für Panoramafahrten durch malerische kroatische Landschaften, inszeniert dabei große Momente, kann bei seinem Handwert am Ende ordentlich klappern. Die Produktion vereint noch einmal alles, was bei Karl May Rang und Namen hatte und den Zuschauern über die Jahre ans Herz wachsen konnte. So sind in den Hauptrollen wieder einmal Lex Barker, Pierre Brice, Ralf Wolter, Eddi Arent oder Karin Dor zu sehen, außerdem ist erneut die träumerische Musik von Martin Böttcher zu hören.

So grotesk es klingt, war der damals neuste Coup dieser Reihe bereits als reiner Nostalgie-Beitrag zu betrachten, der die Fangemeinde noch einmal mit einem Rundumschlag durch alles Liebgewonnene und Gerngesehene führen sollte. Dass die Inszenierung als einwandfrei zu bezeichnen ist, war die günstige Grundvoraussetzung. Die großen Ikonen Lex Barker und Pierre Brice schmeicheln der Fangemeinde mit Agilität und Routine, Karin Dor kann als angenehm selbstbewusst empfunden werden und rundet diesen Beitrag mit einer starken Frauenrolle ab. Ralf Wolter und Eddi Arent halten sich mit ihren Humor-Einlagen angenehm zurück, sodass der ernste und auch brutale Anteil dieser Geschichte immer wieder Oberhand gewinnen kann. Unterm Strich passiert nicht mehr und nicht weniger, als dass man sich auf die Reise ins sogenannte Tal der Toten begibt, aber es sind viele Zwischentöne zu finden, die durchaus überzeugen können. Erwähnenswerte Darbietungen liefern des Weiteren Rik Battaglia als ausgemachter und glaubhafter Bösewicht dieser Story, und Clarke Reynolds der zwar für Recht und Ordnung steht, seine Impulsivität und Hitzköpfigkeit jedoch noch im Griff zu haben scheint. Die schöne Karin Dor wird Abhilfe schaffen, selbst wenn die Situation noch so ausweglos erscheint. Als Gegenspieler ist dieses Mal nicht nur eine Gangsterbande zu finden, sondern auch ein Indianerstamm, der gerade das Kriegsbeil ausgegraben hat. Insgesamt gibt es einfach noch einmal viel zu entdecken in dieser Geschichte, die sich trotz einer gewissen Vorhersehbarkeit nicht so einfach in die Karten schauen lässt. Ob man schließlich auch diesen späteren Vertreter in die persönliche hall of fame der einschlägigen Karl-May-Verfilmungen aufnehmen will, liegt vielleicht an einer Art natürlicher Bedingungslosigkeit, er Anerkennung eines soliden Beitrags oder der besonders eingängigen Herangehensweise Harald Reinls, der im Gros des Genres sicherlich als einer der besten Regisseure in Erinnerung geblieben sein dürfte. Alles in allem ist "Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten" ein überzeugender Genre-Beitrag geworden, der im übertragenen Sinn vielleicht Stroh zu Gold machen kann.

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Sid Vicious
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Re: WINNETOU UND SHATTERHAND IM TAL DER TOTEN - Harald Reinl

Beitrag von Sid Vicious »

Wenn ich von der Musik und dem Bilderbuch-Apache mal absehe, dann steckt hier eine ganze Menge Italo-Western drin. Ich hatte den Film auch mal als VHS und zwar zu einer Zeit als meine Regale mit Italo-Western-VHSsen mächtig gefüllt waren. Meine Toppic-VHS war ungeprüft und WINNETOU UND SHATTERHAND IM TAL DER TOTEN hat auch - wenn ich es richtig in Erinnernung behalten habe, natürlich immer mit Blick auf die Rialtos, so manche Härte im Gepäck.
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Italo
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Re: WINNETOU UND SHATTERHAND IM TAL DER TOTEN - Harald Reinl

Beitrag von Italo »

Sid Vicious hat geschrieben:
Di., 16.04.2024 10:21
Wenn ich von der Musik und dem Bilderbuch-Apache mal absehe, dann steckt hier eine ganze Menge Italo-Western drin. Ich hatte den Film auch mal als VHS und zwar zu einer Zeit als meine Regale mit Italo-Western-VHSsen mächtig gefüllt waren. Meine Toppic-VHS war ungeprüft und WINNETOU UND SHATTERHAND IM TAL DER TOTEN hat auch - wenn ich es richtig in Erinnernung behalten habe, natürlich immer mit Blick auf die Rialtos, so manche Härte im Gepäck.
Sicherlich der brutalste Winnetou Film.
Der Film ist grandiios. Wunderbar episch, einer der schönsten Böttcher Soundtracks, Karin Dor schöner den je, ziemlich hart, tolle Grand Canyon Titelsequenz und Rik Battaglia gibt seinen besten Bösewicht überhaupt ab.

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Prisma
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Re: WINNETOU UND SHATTERHAND IM TAL DER TOTEN - Harald Reinl

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Sid Vicious hat geschrieben:
Di., 16.04.2024 10:21
Meine Toppic-VHS war ungeprüft und WINNETOU UND SHATTERHAND IM TAL DER TOTEN hat auch - wenn ich es richtig in Erinnernung behalten habe, natürlich immer mit Blick auf die Rialtos, so manche Härte im Gepäck.

Das kam mir auch so vor, aber nach langen Filmjahren muss dem Publikum schließlich auch noch etwas geboten werden. Für mich war "Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten" einer der letzten Beiträge, die ich gesehen habe und der lief jetzt trotz positiver Eindrücke auch nicht häufiger als andere Filme. Aber ich finde ihn wie gesagt ganz gut. Am wenigsten, also nur zwei Mal, habe ich "Winnetou und das Halbblut Apanatschi" gesehen, den ich einfach nicht sonderlich mag.

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Prisma
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Re: WINNETOU UND SHATTERHAND IM TAL DER TOTEN - Harald Reinl

Beitrag von Prisma »



Der Trailer zum interessanten Abschlussfilm, in dem Rainer Brandt für den Schwanengesang zuständig ist:


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Sid Vicious
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Re: WINNETOU UND SHATTERHAND IM TAL DER TOTEN - Harald Reinl

Beitrag von Sid Vicious »

Prisma hat geschrieben:
Sa., 20.04.2024 12:48
Sid Vicious hat geschrieben:
Di., 16.04.2024 10:21
Meine Toppic-VHS war ungeprüft und WINNETOU UND SHATTERHAND IM TAL DER TOTEN hat auch - wenn ich es richtig in Erinnernung behalten habe, natürlich immer mit Blick auf die Rialtos, so manche Härte im Gepäck.
Das kam mir auch so vor, aber nach langen Filmjahren muss dem Publikum schließlich auch noch etwas geboten werden. Für mich war "Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten" einer der letzten Beiträge, die ich gesehen habe und der lief jetzt trotz positiver Eindrücke auch nicht häufiger als andere Filme. Aber ich finde ihn wie gesagt ganz gut. Am wenigsten, also nur zwei Mal, habe ich "Winnetou und das Halbblut Apanatschi" gesehen, den ich einfach nicht sonderlich mag.
APANATSCHI ist schwierig zu ertragen, die Darstellerin liefert aber auch einen immensen Beitrag dazu. Aber wenn ich die arrogante und saublöde Kuh ausklammere, dann finde ich APANATSCHI deutlich besser als WINNETOU UND SEIN FREUND OLD FIREHAND. Den habe ich mir kürzlich zum dritten Mal gegeben und ich finde ich weiterhin durch und durch mies.
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Prisma
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Re: WINNETOU UND SHATTERHAND IM TAL DER TOTEN - Harald Reinl

Beitrag von Prisma »

Sid Vicious hat geschrieben:
So., 21.04.2024 10:58
APANATSCHI ist schwierig zu ertragen, die Darstellerin liefert aber auch einen immensen Beitrag dazu.

Ich fand ja die Auswahl der Haupt- und Nebendarstellerinnen bei Karl May immer besonders gut gelungen und hochinteressant, doch hier komme ich auch nicht gut mit der Wahl klar. Das gilt leider auch generell für Marie Versini. Uschi Glas hatte seinerzeit einen steilen Aufstieg, ich denke, dass ihre Verpflichtung alleine aus diesem Grund vollkommen logisch war. An "Winnetou und sein Freund Old Firehand" hatte ich schon gar nicht mehr gedacht, aber den finde ich aus der Erinnerung heraus auch alles andere als gelungen. Ich sehe schon, ich muss mir die Dinger nochmal anschauen.

Italo
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Re: WINNETOU UND SHATTERHAND IM TAL DER TOTEN - Harald Reinl

Beitrag von Italo »

Apanatschi ist der einzige Winnetou Film, den ich nicht wirklich mag. Der Anfang ist noch ganz nett aber irgendwie wird er in der zweiten Hälfte völlig belanglos. Es gibt da auch keinen richtigen Bösewicht.

Dafür bietet "Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten" Rik Battglia in seiner stärksten Bösewicht Rolle. Unglaublich intensiv.
Auch Winnetou ist cool wie selten und hat auch noch die richtige Synchronstimme.
... und Karin Dor ist in dem Film schöner den je!

Winnetou und sien Freund Old Firehand werde ich wohl immer lieben. Ein stranger Winnetou Film aber trotzdem stark und mit Harald Leipnitz hat er einen klasse Bösewicht.
Übrigens ist eine der großen Stärken von "Der Ölprinz", Harald Leipnitz intensive Darstellung des Schurken

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Prisma
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Re: WINNETOU UND SHATTERHAND IM TAL DER TOTEN - Harald Reinl

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Italo hat geschrieben:
So., 21.04.2024 17:46
Dafür bietet "Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten" Rik Battglia in seiner stärksten Bösewicht Rolle.

Rik Battaglia ist eine echte Bereicherung bei seinen zahlreichen Auftritten in unterschiedlichen Karl-May-Verfilmungen und er prägt das Geschehen hier sehr nachhaltig. Für ihn hätte man keine bessere Alternative platzieren können. Mir persönlich gefällt seine Darbietung als Capitán Verdoja in "Der Schatz der Azteken" und vor allem "Die Pyramide des Sonnengottes" am besten, wo er sich mit den miesesten Aktionen selbst übertrifft. Karin Dor hat hier vielleicht sogar ihren besten May-Auftritt insgesamt. Interessant finde ich, dass sich mit ihr und Reinl der Kreis schließt, was doch ein sehr versöhnliches Ende darstellt.

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