Ekstase - Der Prozeß gegen die Satansmädchen (D)
Ekstase - Horrortrip der Satans-Sekte (D)
Extasis (ES)
D 1979
R: Rolf Olsen
D: Ann Forward, Joana John, Sharon Peters, Renate Hess, Sylvia Engelmann, Hedy Bader, Ilse Peternell, Hans Schellbach, Walter Ullrich, Claus Fuchs, Mathias Eysen, Sonja Jeannine u.a.
Deutsche Erstaufführung: 14.04.1979
Filmportal
Score: Sonoton
OFDb
"Rätselhafte, dämonische, fantastische Welt. Magie, Zauber, Glaube, Teufelsaustreibungen und die Überzeugung von der Macht des Bösen finden wir in allen Jahrhunderten - selbst in unserer so rationalen und technischen Zeit. Als Ausdruck mysteriöser, psychischer Zwänge des Menschen, die ihn zu unheimlichen, diabolischen Verhaltensweisen 'aufheizen' (?). In München findet zur Zeit ein seltsamer Prozess statt, der uns jene gespenstige Dimension zu erschließen scheint, aus welcher infernale Kräfte immer wieder unser Dasein durchdringen und zu beherrschen versuchen. Die Macht des Bösen! Gibt es sie?"
Angeklagt wegen des durch Gewalteinwirkung herbeigeführten Todes des Oberschülers Kurt Skinner, sowie wegen Mordversuch mit schwerer Körperverletzung an dem Lehrling Wolfgang Traut, müssen sich die vier minderjährigen Satansmädchen Mandy Loockwood, Rosemary Jefferson, Dagmar Richard und Lotte Senkiewicz fortan für ihre grausame Taten vor einem Münchner Strafgericht verantworten. Kennengelernt hatten sich die vier Mitglieder einer selbstgegründeten Satanskult-Sekte, deren Zusammenkünfte laut dem leitenden Staatsanwalt ausschließlich okkulten Zwecken gedient haben soll, in einem Feriencamp, das im Rahmen der amerikanisch-deutschen Jugendwochen veranstaltet wurde. Aufgrund ihrer gemeinsamen Obsession, dem unverdrossenem Hang zum Okkulten, lag es quasi auf der Hand, früher oder später satanische Zeremonien abzuhalten, bei denen es dann laut Anklageschrift auch zu dem gewaltsamen Mord an dem ahnungslosen Oberschüler kam. Aber war es wirklich Mord? Und wenn ja, was waren die Gründe?
"Ein Horrortrip der Gegenwart - Dieser Film, den das Fernsehen nie zeigen darf, wurde nach authentischen Berichten über das Unwesen und die gefährlichen Folgen des Treibens der Satans-Sekten gedreht. Junge Menschen, die sich einem teuflischen Ritus verschreiben, die sich in Wahnvorstellungen steigern und das Grauen zur Religion machen, bis der Horror, den sie sich wünschten, sie selbst vernichtet." (Quelle: Toppic-VHS)
"Mit der Drogen- und Rauschgiftwelle begann die katastrophalste Bedrohung unserer Jugend seit dem Zweiten Weltkrieg, mit seinen entsetzlichen Gewalteinwirkungen. Wir meinen hier den Genuss von Suchtmitteln, der unweigerlich fast immer zur ausweglosen Drogenabhängigkeit führt. Dass man diesen Schritt ins Verderben auch noch öffentlich verharmlosen, ja sogar propagieren darf, wie das manche Zeitschriften und halbintellektuelle Gesellschaftskritiker tun, ist ein alarmierendes Zeichen, für jenen satanischen Selbstzerstörungsprozess, den die autoritären Diktaturen kommunistischer Prägung dem kapitalistischen Gesellschaftssystem prophezeien. "
Ein unfassbarer Flickenteppich, den Rolf Olsen aus unerklärlichen Gründen im Jahr 1978 so ganz nebenbei zusammenschusterte. Wenn ich mich recht entsinne, erzählte Olsen in einer Dokumentation, die ich vor vielen Jahren mal auf dem 'Besonders Wertlos-Festival' in Köln gesehen habe, dass es sich bei EKSTASE - DER PROZEß GEGEN DIE SATANSMÄDCHEN um ein reines Abschreibungsprojekt gehandelt haben soll, was dann auch wiederum die krude Inszienierungsweise erklären würde, die der Regisseur bei diesem Streifen an den Tag legte. Anstatt einen aufrichtigen Prozessreportfilm zu drehen, der thematisch die zum damaligen Zeitpunkt explodierende Okkultwelle ausbeutet, ging Olsen vielmehr dazu über, das Ganze über weiten Strecken mit Dokumentarfilmmaterial anzureichern, wozu dann auch kurze Szenen aus MONDO CANE oder AFRICA ADDIO zählen. Als roter Faden des Films dient der Strafprozess, der unter Einbezug von zahlreichen Experten und Sachverständigen an einem Münchner Strafgericht stattfindet. Was den Prozessverlauf betrifft, der immer wieder durch Rückblenden oder Mondo-Film-Einschübe jäh unterbrochen wird, so gestaltet sich dieser nicht nur äußerst turbulent, sondern offenbart auch herrliche Dialoge, die sowohl von Seiten der Angeklagten als auch von den prozessbeteiligten Juristen losgelassen werden. Während die Experten die Gründe für das grausame Tatgeschehen zu erklären versuchen, pöbeln die Satansgören so lange enthemmt im spartanisch eingerichteten Gerichtssal herum, bis schließlich der Geist Aleister Crowleys von Rosemarys Körper Besitz ergreift. Was folgt, sind nicht nur wirre Reden mit der tiefen Stimme Aleister Crowleys, sondern auch ein längerfristiger Aufenthalt in einer nahe gelegenen Nervenheilanstalt bei freier Kost und Logis. Gedreht wurde das Ganze im Winter 1977/78 in und um München, sowie in Indien, Benin, Tansania, Togo, Ghana, Uganda, Gabun und der Elfenbeinküste, bevor der Film am 14.04.1979 im Rex-Kino in Bremerhaven seine Weltpremiere feierte.
Was die Mono-Film-Einschübe betrifft, so sollen diese in den meisten Fällen mit 'pseudowissenschaftlichen Fakten' die Ursachen für den sittlichen und moralischen Verfall der Gesellschaft sowie den rituellen Extremismus erklären, wozu dann jegliche Übel aus der großen, weiten Welt herangezogen werden. Egal ob Hexenkult oder satanische Rituale, Drogen- oder Sexexzesse, menschliche Rachsucht oder Zerstörungswut, Rolf Olsen hat stets zu jedem Thema einen pseudoaufklärerischen Mondo-Filmschnipsel zur Hand. Weiterhin thematisiert der Film die Gefahren von Jugendreligionen, die unterschiedlichen Varianten von Teufelsaustreibungen sowie das Wunder von Lourdes. Darüber hinaus bringt der Handlungsverlauf auch noch Anton LaVey, Sharon Tate, die Manson-Bande, Carl Gustav Jung und Ingrid van Bergen mit ins Spiel.
Was mich ein wenig bedenklich stimmte, waren die reaktionären Sichtweisen, die bei den Kommentaren des Off-Sprechers mitschwangen. Am meisten verwunderte mich, dass diesen kläglichen Erklärungen, die oftmals so klingen, als ob sie direkt aus den Reihen der NPD oder AfD stammen würden, am Ende auf der argumentativen Ebene nichts Vernünftiges entgegengesetzt wurde. Dafür packt Rolf Olsen seine doppelläufige Moralkeule aus, indem er die verbal angeprangerten Sachverhalte zugleich auf der visuellen Ebene hemmungslos ausbeutet. Hierzu zählt das Zeigen von ungezügeltem Drogenkonsum, genauso wie von nackten Tatsachen in jeglich erdenklichen Formen sowie von expliziten Fotos aus Pornoheften, die die Grenze zum HC bereits dermaßen weit überschritten haben, dass bei deren Anblick sogar dem Leibhaftigen hören und sehen vergeht. Abgerundet wird das entfesselte Satans-Spektakel mit einer feierlichen Filmmusik, die aus den Archiven des Münchner Sonoton-Labels stammt. Das einzige was jetzt noch feht, ist eine infernale Veröffentlichung dieser einzigartigen Okkult-Show.
Zum Abschluss noch ein letzter reaktionärer Kommentar, der ohne Weiteres aus dem Munde des selbsternannten 'Reichsverwesers' und 'Anti-Porno-Apostels' Manfred Roeder hätte stammen können:
"Die totale Demontage unserer Moral hat tatsächlich unglaubliche Ausmaße erreicht. Das Sodom und Gomorra unserer Zeit, der Sittenverfall einer dekadenten Gesellschaft, deren materialistische Gier nach Lust und Wohlstand sich hinter pseudomodernen sowie dümmlichen Freiheitsparolen assozialer Revoluzzer versteckt, hat zu einer förmlichen Sexual-Idiotie geführt. Grenze zwischen guten und schlechtem Geschmack wurden mit Schund, Schmutz und Schamlosigkeit zugeschüttet. Ganze Industrien und unzählige Berufszweige schmarotzen an dieser Entwicklung, profitieren von ihr. "
Filmplakate:
Filmausschnitt der spanischen Fassung:
Filmausschnitt:
https://www.youtube.com/watch?v=IkVYeuUcM-0
[Privat]