Die Mühle der Jungfrauen (D)
Yellow: le cugine (IT)
Les cousines (F)
Yellow: The Cousins
IT 1969
R: Gianfranco Baldanello
D: Lisa Seagram, Maurizio Bonuglia, Caterina Barbero, Franco Ricci, Renato De Carmine, Attilio Dottesio, Luigi Ida, Enzo Mondino
Deutsche Erstaufführung: 13.03.1970
Synchronkartei
Italo-Cinema
Nischenkino
Schattenlichter
Drehortvergleich
Score: Lallo Gori
IMCDb
OFDb
"Leider verliert man heutzutage in steigendem Maße das Gefühl für den Wert, den ein rechter Familiensinn, Traditionsbewusstsein und ein konservativer Geist haben. Diese Elemente bildeten jedoch immer das Fundament eines ehrenwerten und und moralisch integren Lebens. In dem Wunsch meinen geliebten Enkelinnen zu helfen, diesen Prinzipien zu folgen, denen ich mein ganzes Leben treu geblieben bin, verfüge ich, dass der gesamte Besitz von Ville Alba meeiner Enkelin Valentina Rosetti Garbini gehören soll. Die Nutznießung des Besitzes soll alleine meiner Enkelin Marta Luisa Garbini-Scotese vorbehalten bleiben."
Anlässlich der Beerdigung ihres Großvaters treffen die unterschiedlichen Cousinen Valentina (Caterina Barbero) und Marta (Lisa Seagram) aufeinander. Während Valentina sich gerne öffentlich mit ihrem Gatten Pierre (Maurizio Bonuglia) vergnügt, Drogen-und Sexparties feiert und mit Vorliebe Miniröcke trägt, gibt sich Marta äußerst steif und zugeknöpft, um nicht zu sagen: lustfeindlich. Dennoch scheint Pierre von der prüden Cousine fasziniert zu sein und testet seine Verführungskünste an ihr. Dies bleibt Valentina nicht verborgen und es kommt zum Streit zwischen den Eheleuten. Am nächsten Tag wird Valentinas Leiche auf dem Familiengut gefunden… [Quelle: Illusions Ultd.]
DIE MÜHLE DER JUNGRAUEN mag zwar ein wenig vor sich hindümpeln als auch eine recht dünne Story bieten, aber dennoch finde ich diesen seltenen Früh-Giallo, der im Jahr 2015 erstmals von dem österreichischen Filmlabel in digitaler Form veröffentlicht wurde, auf seine Art und Weise dann doch irgendwie gelungen. Zumindest schaue ich mir den Film immer mal wieder gerne an.
"Hip Hip Hurra, alles Nutten in der Familie."
Eröffnet wird der Film mit einer Beerdigungsszene, bei der sogleich das temperamentvolle Energiebündel Valentina mit ihrem frisch gebackenen Ehemann Pierre auf den letzten Drücker zur Bestattungsfeier anrauscht. Dabei erhallt aus dem Autoradio ihres Wagens ein lautstarker Happy-Beatsound, der die anwesende Trauergemeinde ein wenig irritiert. Noch weitaus verstörender als die laute Beatmusik wirkt aber das Outfit der überschwänglichen Valentina, die sich für die Beerdigung ihres verstorbenen Großvater in ein geblümtes Minikleidchen gehüllt hat. Zudem stellt sich ziemlich heraus, dass sie weniger wegen der Beisetzung den zu ihrem Elternhaus als vielmehr das Erbe, welches sie in den nächsten einzustreichen erhofft, um es im Anschluss gemeinsam mit Pierre andernorts zu verprassen. Nachdem der herrische Großvater also unter die Erde gebracht wurde, führt sie ihr Weg aber zunächst gemeinsam mit ihrer ungleichen Cousine Martha zurück auf das schmucke Anwesen, das der verstorbene Patriarch seinen beiden ungleichen Nichten vermacht hat. Während Valentina einen lasziven Lebensstil führt, der ihrem alten Herrn zur Weißglut getrieben hätte, wirkt ihre hochgeknöpfte Cousine Marta eher streng und bieder wie eine graue Maus, die dank der Strenge ihres verstorbenen Großvaters ihr Leben immer noch als Jungfer fristet, denn während Valentina in der Gegend umherzog, um ausgelassen ihr Leben zu genießen, verweilte Marta weiterhin unter der Obhut des herrischen Patriarchen, der ihr in der Folge eine erhoffte Liason mit einem angestellten Stallburschen strengstens untersagte. Somit blickt Marta mit Argwohn auf ihre freizügige Cousine, die sich vor ihren Augen nicht nur ständig freiheraus mit ihrem Ehegatten vergnügt, sondern auch sogleich eine exzessive Party steigen lässt, zu der sie einige ihrer gleichfalls feierwütigen Freunde einlädt. Als dann auch noch Pierre damit beginnt, Marta anzügliche Avancen zu machen, kippt plötzlich die Stimmung in dem noblen Anwesen, denn stille Wasser können bekanntlich auch unheimlich tief sein...
Was mich bei diesem Film erstaunte, sind nicht nur die grundsoliden Bildkompositionen des Kameramanns Luciano Trasatti, sondern auch die ungezügelte Freizügigkeit, die insbesondere die Schauspielerin Caterina Barbero an den Tag legte. Zwar geht es hier keineswegs ans Eingemachte, aber die erotischen Szenen des Films waren für die damalige Zeit schon eine ganz eigene Hausnummer. Darüberhinaus hinaus merkt man Marta den gesamten Handlungsverlauf über an, wie sehr es in ihr prickelt, sobald sie den gebetsfreudigen Pierre erblickt. Hinzu gesellt sich ein überragendes Flair der Swinging-Sixties, das gerade in der exzessiven Partyszene seinen Höhepunkt findet. Dabei wird auf der Party nicht nur Whisky auf extravagante Art und Weise aus Kritallaschenbechern geschlürft, sondern sich auch völlig um den Verstand gekifft, während ein indischer Musiker mit seinem psychedelischen Sitar-Spiel die passende Begleitmusik für die ausufernde Rauschorgie liefert. Was die Auflösung des Mordplots betrifft, so ist dieser zwar bereits recht früh zu erahnen, hält aber für den Zuschauer am Ende trotzdem die ein oder andere Überraschung parat. Abschließend sei auch noch auf die Filmmusik von Lallo Gori hingewiesen, die für dessen Verhältnisse sogar äußerst gut klingt. Darüber hinaus zeichnete sich kein Geringerer, als Bruno Mattei für den Schnitt des Films aus. Wenn auch die frühen Intrigen-Gialli eines Umberto Lenzis weitaus qualitativ hochwertiger ausfielen, entpuppt sich DIE MÜHLE DER JUNGFRAUEN dennoch als ein kleines und feines Kleinod des Giallo all'italianas, das ich unter keinen Umständen missen möchte.
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