Die Weibchen (D)
Femmine carnivore (IT)
Les mantes religieuses (F)
Mujeres carnívoras (ES)
The Females
Little Women
D / IT / F 1970
R: Zbyněk Brynych
D: Uschi Glas, Irina Demick, Françoise Fabian, George Ardisson, Anne-Marie Kuster, Judy Winter, Pascale Petit, Alain Noury, Tanja Gruber, Ruth Eder, Gisela Fischer, Brigitte Graf u.a.
Deutscher Kinostart: 22.12.1970
Filmportal
Italo-Cinema.de
Schnittbericht #1: Kinofassung vs Ur-Fassung
Schnittbericht #2: Kinofassung (BD) vs Kinofassung (span. VHS)
Score: Peter Thomas Sound Orchestra
OFDb
"War ein schöner Tag heute..."
Etwas ist faul in Bad Marein! Eigentlich will sich die junge Eve (Uschi Glas) nur etwas im Sanatorium von Dr. Barbara (Gisela Fischer) erholen, doch schon auf der Zugfahrt begegnen ihr seltsame Leute. Das ändert sich auch nicht, als sie die anderen Damen kennenlernt, die sich in der Kurklinik tummeln. Überhaupt scheint in Bad Marein ziemlicher Frauenüberschuss zu herrschen. Außer einem daueralkoholisierten Kommissar (Hans Korte) und dem äußerst haarigen Gärtner (Fred Coplan) hat das Nest in dieser Hinsicht recht wenig zu bieten. Und die paar Männer, die sich sonst noch in den Kurort verirren, scheinen auch noch der Reihe nach recht schnell das Zeitliche zu segnen… (Quelle: Bildstörung)
Nach einer längeren Pause reiste ich kürzlich wieder mit der bereits nervlich angeschlagenen sowie völlig paranoid gwordenen Uschi per Eilzug zur Erholung nach Bad Marein, einem fiktiven Kurort, in dem es von männermordenden Psychopathinnen nur so wimmelt. Vom Bahnhof aus ging die Fahrt weiter mit einem Taxi zum Kurheim am Rande der Stadt, aus dem es dann für die nächsten sechs Wochen auch kein Entrinnen mehr gab. Die Leiterin dieser Neurosen-Burg hört auf den Namen Frau Dr. Barbara und ist ihres Zeichens nicht nur eine Koryphäe der willkürlichen Diagnostik, sondern zugleich auch das Oberhaupt der männerausmerzenden Gottesanbetrerinnensekte, die wiederum den Kurort vollständig in ihrer Gewalt hat. Außer dem daueralkoholisierten Polizeikommissar sowie dem Vollzeit-Freak Adam, der seines Zeichen als Gärtner im Sanatorium seinen Job erfüllt, hat bisher noch kein männliches Wesen den Aufenthalt im beschaulichen Kurort überlebt. Somit kommt es auch beim aktuellen Kuraufenhalt zu zahlreichen Morden am männlichen Geschlecht, wobei mir glücklicherweise die Mattscheibe meines Fernsehers ausreichend Schutz vor den dauerrotierenden Kreissägen bot. Zugedröhnt mit Dr. Barbaras hauseigener Psychopharmaka starten die Psychopathenweibchen sogleich ihren erfolgreichen Feldzug gegen die von ihr verhasste Männerwelt, aber erst nachdem sie sich mit diesen ausgiebig vergnügt hatten. Zudem tauchten während des freiwilligen Zwangsaufenthalts weitere Weibchen aus dem Nichts auf, lose Schlingen fingen an zu baumeln und edelstahlgehärtete Messer wurden fleißig gewetzt.
Normalerweise bin ich kein großer Freund von Uschi Glas, aber im vorliegenden Film muss man ihr zugute halten, dass sie den Umständen entsprechend eine sehr gute Figur abgibt und dabei auch noch eine ihrer abgedrehtesten als auch außergewöhnlichsten Darbietungen abliefert. Vermutlich inspirierte sie zudem der Hairstylist von Franco Nero, denn ihre Aufstehfrisur wies jeden Morgen einen ordentlichen Keoma-Spirit auf. Ein weiterer männlicher Gast war zu dieser Zeit George Ardisson, der gemeinsam mit seinen beiden Buddies in bester Kurschattenmanier die ortsansässigen Weibchen aufzureißen versuchte, was sich aber im weiteren Verlauf als ein fataler Fehler herausstellte. Als selbstbestimmte Automechanikerin trat zudem Anne Marie Kuster auf den Plan, die wiederum mit einem nicht entflammbaren Zigarettenstummel im Mundwinkel für ordentlich Wirbel sorgte. Und als wäre das noch nicht genug, gab es obendrein auch noch männerhassende Pfarrerinnen, Polizistinnen, Taxifahrerinnen, Museumswächterinnen sowie Judy Winter und Françoise Fabian zu bestaunen.
Zbyněk Brynych inszenierte mit DIE WEIBCHEN ein feministisches Manifest, in dessen halluzinatorischer Bildgewalt sich der Zuschauer von der ersten Minute an nicht nur hilflos gefangen fühlt, sondern auch bis zur letzten Minute durchweg seine Sinne eingenebelt bekommt. Außerdem gelang es ihm die volle Ladung ekstatischen Wahnsinns auf die die Leinwand zu knallen. Ein wahrer Alptraum für jeden Incel, Männerbündler und Patriarchatskrieger.
Als Krönung wurde dem bildgewaltigen Spektakel fantastische Beat-Kompositionen verpasst, die unüberhörbar aus der Soundschmiede von Peter Thomas entstammten. Glücklicherweise wurde die Filmmusik gemeinsam mit den einschlägigen Kompositionen aus den Brynych-Filmen ENGEL, DIE IHRE FLÜGEL VERBRENNEN und OH HAPPY DAY auf CD veröffentlicht, die seit dem Erwerb regelmäßig in meinem heimischen Abspielgerät rotiert. Obendrein wurde der Film zwischenzeitlich von BILDSTÖRUNG auf BD veröffentlicht, die neben der bekannten Kino- und TV-Fassung auch die bis dato unveröffentlichte Urfassung enthält: "Die ursprüngliche Schnittfassung von 89:42 Minuten wurde aufgrund von FSK-Auflagen und aus "Straffungsgründen" noch vor dem Kinostart auf rund 80 Minuten gekürzt. Gedreht wurde zwar in 1,37:1, in den Kinos wurde der Film jedoch überwiegend in 1,66:1 vorgeführt." (Quelle: OFDb)
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Trailer:
(Überarbeiteter Beitrag aus dem alten Forum: 13.12.2015)