BLOOMFIELD - Richard Harris

Türkploitation, isländische Kannibalenfilme und alles andere aus Europa
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Prisma
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BLOOMFIELD - Richard Harris

Beitrag von Prisma »



BLOOMFIELD

● BLOOMFIELD / BLOOMFIELD (GB|ISR|1969)
mit Richard Harris, Romy Schneider, Maurice Kaufmann, Yossi Yadin, Shraga Friedman, Aviva Marks, Yossi Graber,
David Heyman, Gideon Shemer, Sarah Moor, Reuven Bar-Yotam, Beyla Genauer, Amnon Berenson und Kim Burfield
eine Produktion der World Films Company | Limbridge | Cenfilco Tel Aviv | im Nobis Filmverleih
ein Film von Richard Harris und Uri Zohar

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»Darf ich mit nirgendwo hin?«


Der erfolgreiche Fußballspieler Eitan (Richard Harris) verschiebt den günstigen Zeitpunkt des Aufhörens immer und immer wieder nach hinten, lebt daher gerne in den Tag hinein. Seine Freundin, die erfolgreiche Bildhauerin Nira (Romy Schneider), steht kurz vor dem Durchbruch und wird Spiegel seines Erfolgsniedergangs. Da der Tag des sportlichen Abschieds womöglich immer näher rückt, möchte der kleine Nimrod (Kim Burfield) sein Idol unbedingt einmal in Aktion im Bloomfield-Stadion sehen, doch der Vater des versetzungsgefährdeten Jungen mahnt, dass sich seine Leistungen zuerst verbessern müssen, um bei einem Spiel dabei sein zu können. Nira drängt Eitan derweil, sich einen richtigen Job zu suchen, doch er bekommt krumme Geschäfte angeboten. Kann er dem Erfolgsdruck standhalten?

»Mach die Aufnahmeprüfung, und du kannst so viel Fußball spielen, wie du willst!« Ein derartiger Satz wäre für jeden von Fußball begeisterten Jungen sicherlich Musik in dessen Ohren, wenn die Zusatzklausel der Aufnahmeprüfung nicht wäre, immerhin bedeutet sie eine Beschneidung des damit empfundenen Freiheitsgefühls. Da der Nimbus der Realität - so auch der des Fußballs - nur mit viel Spucke, Kaugummi und Illusionen hält, ist es nur eine Frage der Zeit, bis der kleine Junge, der sich auf den Weg zu seinem glorifizierten Idol macht, die ersten Risse im Gesamtbild entdecken wird. Der Zuschauer erledigt diese Aufgabe bei diesem Film wesentlich schneller, denn Regisseur Richard Harris ist an nichts anderem als einer auf Schablone zugeschnittenen Selbstinszenierung interessiert, bei der man sich kein Bein ausreißen muss, sowohl vor als auch hinter der Kamera. Für den irischen Schauspieler war "Bloomfield" seine erste und einzige Regiearbeit, die allerdings auch ihre Vorteile aufzuweisen hat. Hier zu nennen ist die an Perfektion grenzende Kameraarbeit von Otto Heller, für den diese britisch-israelische Produktion leider die letzte vor seinem Tod war. Seine Kreationen zeigen große Wirkung in einer Produktion, der es in den wichtigen Momenten an dramaturgischer Substanz fehlt, was bei der vom Prinzip her interessanten Storyline sicherlich mit der unsicheren und auf sich selbst bezogenen Regie zu tun hat. Darüber zu philosophieren, dass ein anderer inszenatorischer Ansatz hier möglicherweise kleinere Wunder gewirkt hätte, ist noch müßiger als die Bewertung des Endergebnisses, doch am Ende richtet dieser auf heiter bis dramatisch getrimmte Film keinerlei Schaden an, zumal er schöne visuelle Momente innerhalb toller Schauplätze zu bieten hat, die insbesondere Romy Schneider und Kim Burfield hofieren. Deren schauspielerische Zeichnungen wirken schlussendlich besonders authentisch. Die Geschichte an sich lässt sich auch gut von Fußball-Analphabeten anschauen, denn der Fokus rückt immer wieder angemessen vom Hauptthema ab.

Der junge Nimrod bringt die nötige kindliche Unbeschwertheit in die laufende Geschichte, die der schwammig gezeichneten Ernsthaftigkeit vieler Szenen deutliche Hiebe versetzt. Viele Intervalle wirken zudem angenehm durch Panoramafahrten durch die interessante Landschaft und Umgebung sowie musikalische Ohrwurm-Themen gestreckt, außerdem bäumt sich eine merkliche Sentimentalität auf, die nicht wenige vielleicht sogar Kitsch nennen würden. Es geht schließlich um Zielfindung eines Mannes, der die Erfüllung längst kennengelernt hat, aber nichts mehr mit sich im Herbst seiner Karriere anzufangen weiß. Zurechtgerückt werden muss dieser Scherbenhaufen von einem kleinen Jungen, der mit kindlicher Begeisterung, vielleicht sogar Naivität, an Ideale glaubt. Dies großflächig zu vermitteln, braucht keine Zauberhand auf dem Regiestuhl, doch leider beschäftigt sich Hauptdarsteller und Regisseur viel zu sehr mit seinen Belangen und seiner eigens entworfenen Zeichnung. Kim Burfield brachte es als Kinderdarsteller auf ein halbes Dutzend Auftritte, für Romy Schneider handelte es sich um ein ungewöhnliches Experiment zwischen französischen Kassenerfolgen, wenngleich es kein Geheimnis ist, dass ihre Beteiligungen unter britischer Flagge nicht als ihre besten Platzierungen eingestuft werden. Erwähnenswert ist noch Maurice Kaufmann in einer für ihn obligatorischen und daher markanten kleinen Rolle. Das Geschehen schleppt sich leider viel zu offensichtlich in inszenatorischer Ambivalenz voran, lässt dabei glücklicherweise immer wieder über herrliche Bildimpressionen staunen, kann aber am Ende keinen besonderen Gesamteindruck hinterlassen, da Brisanz, Dramatik, Entscheidungen oder Humor keine wirklichen Pointen erleben und vermitteln. Richard Harris muss hier leider als der falsche Mann im doppelten Sinne identifiziert werden, sodass sein in Teilen nett anzusehendes Kinodebüt kaum für Aufsehen sorgen kann. Für die meisten Zuschauer dürften 90 Minuten Fußball somit die wesentlich interessantere Option darstellen.

TRAXX
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Re: BLOOMFIELD - Richard Harris

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Interessant. Danke für die Vorstellung.

Den gibt's wohl auch auf Netflix. Werde ich mal auschecken.

PS: Der Film ist wohl eher von 1971 bzw. frühstens von 1970.

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Prisma
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Re: BLOOMFIELD - Richard Harris

Beitrag von Prisma »

TRAXX hat geschrieben:
Di., 09.01.2024 19:05
PS: Der Film ist wohl eher von 1971 bzw. frühstens von 1970.

Das kann ich gar nicht so genau beantworten, da zum Produktionsjahr sehr unterschiedliche Angaben gemacht werden. Wilipedia oder Pidax geben 1969 beziehungsweise den Herbst 1969 an, in der Romy-Schneider-Literatur wird überwiegend vom Jahr 1970 gesprochen, das ich eigentlich auch im Hinterkopf hatte. 1971 wird hin und wieder ebenfalls angegeben, ist aber definitiv zu spät terminiert. Ich habe mich letztlich für 1969 entschieden, da Kameramann Otto Heller bereits am 19. Februar 1970 in London verstorben ist. Vermutlich kommt man der Sache mit dem Produktionsjahr 1969/70 daher am nächsten. Deutscher Massenstart war übrigens erst im Jahr 1973. Ich bin jedenfalls gespannt, wie Du "Bloomfield" finden wirst.

TRAXX
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Re: BLOOMFIELD - Richard Harris

Beitrag von TRAXX »

Laut Imdb, und in dem Bereich finde ich diese durchaus verlässlich, ist der Film wohl im Dezember(!) 1970 in GB und im Juni 1971 auf der Berlinale gelaufen, der Israel-Start war ebenfalls 1971. Daher fände ich 1969 wohl als für zu früh datiert. Aber egal... definitiv hat Romy Schneider in den 1960ern und 1970ern eine bemerkenswerte Filmographie vorzuweisen.

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Prisma
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Re: BLOOMFIELD - Richard Harris

Beitrag von Prisma »

TRAXX hat geschrieben:
Mi., 10.01.2024 19:24
Laut Imdb, und in dem Bereich finde ich diese durchaus verlässlich, ist der Film wohl im Dezember(!) 1970 in GB und im Juni 1971 auf der Berlinale gelaufen, der Israel-Start war ebenfalls 1971.

Das hat aber nichts zu heißen. Da der Film keine große Beachtung fand, ist er nicht unmittelbar nach seiner Fertigstellung angelaufen. Die genannten Jahreszahlen geben lediglich Aufführungstermine oder den jeweiligen Massenstart in einem Land wieder, was nicht unbedingt einen Schluss über den Produktionszeitpunkt zulässt. Aber wie gesagt, ich weiß es einfach nicht, da so viele unterschiedliche Angaben existieren. In "Romy Schneider und ihre Filme" ist zu lesen: »Im Januar dreht sie mit Maurice Ronet den Psycho-Thriller "Die Geliebte des anderen". Danach folgt mit Richard Harris als Regisseur und Partner "Bloomfield". Im Sommer macht sie in Italien "La Califfa". Das Erfolgsteam Sautet-Piccoli-Romy ist dann wieder vereint bei "Das Mädchen und der Kommissar". Im Spätherbst steht sie erneut mit Alain Delon vor der Kamera in "Das Mädchen und der Mörder - Die Ermordung Trotzkis".« Das Problem ist, dass in der einschlägigen Romy-Schneider-Literatur kaum ein Wort über "Bloomfield" verloren wird, höchstens mal über eine Affäre mit Richard Harris.

TRAXX
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Re: BLOOMFIELD - Richard Harris

Beitrag von TRAXX »

Prisma hat geschrieben:
Mi., 10.01.2024 20:42
Das hat aber nichts zu heißen. Da der Film keine große Beachtung fand, ist er nicht unmittelbar nach seiner Fertigstellung angelaufen. Die genannten Jahreszahlen geben lediglich Aufführungstermine oder den jeweiligen Massenstart in einem Land wieder, was nicht unbedingt einen Schluss über den Produktionszeitpunkt zulässt.
Oh das hat sogar sehr viel zu heißen, denn genau so wird das Enstehungsjahr ja nun mal festgelegt - wie soll's auch anders funktionieren? Wenn man die ganze Pre- & Post-Production-Phase miteinbeziehen würde hätte man Daten, die über Jahre hinweggehen würden.
Nee, da ist es schon sinnig, dass man sich auf die erste öffentliche Vorführung geeinigt hat.

samgardner
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Re: BLOOMFIELD - Richard Harris

Beitrag von samgardner »

TRAXX hat geschrieben:
Do., 11.01.2024 01:44
Prisma hat geschrieben:
Mi., 10.01.2024 20:42
Das hat aber nichts zu heißen. Da der Film keine große Beachtung fand, ist er nicht unmittelbar nach seiner Fertigstellung angelaufen. Die genannten Jahreszahlen geben lediglich Aufführungstermine oder den jeweiligen Massenstart in einem Land wieder, was nicht unbedingt einen Schluss über den Produktionszeitpunkt zulässt.
Oh das hat sogar sehr viel zu heißen, denn genau so wird das Enstehungsjahr ja nun mal festgelegt - wie soll's auch anders funktionieren? Wenn man die ganze Pre- & Post-Production-Phase miteinbeziehen würde hätte man Daten, die über Jahre hinweggehen würden.
Nee, da ist es schon sinnig, dass man sich auf die erste öffentliche Vorführung geeinigt hat.
Nein, das ist nicht korrekt. Die IMDB ordnet Filme ja gerade nach Erscheinungsjahr, gerade nicht nach Entstehungsjahr. In einem Großteil der Fachliteratur war es aber eigentlich immer eher üblich das Entstehungsjahr zu nennen, was eben das Jahr ist (oder auch die Jahre), in denen der Film entstanden ist, wobei da üblicherweise die Pre-Production nicht berücksichtigt wurde. Mag sein, dass die IMDB-Methode sich heute immer mehr durchsetzt (vermutlich weil die andere Methode sehr viel Recherche voraussetzt), aber auch das hat seine Tücken. Es gibt immer wieder mal Filme, die erst Jahre, manchmal gar erst Jahrzehnte nach ihrer Fertigstellung erscheinen und da kann diese Methode schon irritieren, was in der IMDB oft einfach dadurch umgangen wird, indem einfach ein falsches Erscheinungsjahr genannt wird, wie hier z.B.:

https://www.imdb.com/title/tt27169844/reference/

Der Film ist 1963 entstanden, erlebte seine Premiere aber erst 1993 im Fernsehen, müsste also eigentlich als Film von 1993 gelistet werden. Um das zu vermeiden, wurde bei "Release Dates" halt einfach das Jahr 1963 eingetragen. Solche Beispiele gibt es zuhauf.

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Richie Pistilli
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Re: BLOOMFIELD - Richard Harris

Beitrag von Richie Pistilli »

TRAXX hat geschrieben:
Do., 11.01.2024 01:44
Oh das hat sogar sehr viel zu heißen, denn genau so wird das Enstehungsjahr ja nun mal festgelegt - wie soll's auch anders funktionieren? Wenn man die ganze Pre- & Post-Production-Phase miteinbeziehen würde hätte man Daten, die über Jahre hinweggehen würden.
Nee, da ist es schon sinnig, dass man sich auf die erste öffentliche Vorführung geeinigt hat.

Was den Film ZWISCHENLANDUNG DÜSSELDORF betrifft, würde dies beispielsweise bedeuten, dass der Streifen mit dem Jahr 2003 angegeben werden müsste, obwohl er bereits 1963 entstand. Trotz fertig produzierter Synchro wurde der Film aber nie im Kino ausgewertet. Seine "erste öffentliche Vorführung" erfuhr der Film erst im Jahr 2003 via Pay-TV.

TRAXX
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Re: BLOOMFIELD - Richard Harris

Beitrag von TRAXX »

War ja klar, dass ihr Spezialisten mit solch ausnahmebedingten Extrembeispielen um die Ecke kommt, was aber nichts an der Problematik der Entstehungsjahrbestimmung ändert (wie ihr selbst ja auch zugeben musstet). ;)
Da ist das "Release Date" definitiv die bessere Lösung. Und für eure, wahrscheinlich an einer Hand abzählbaren, bekackten Extrembeispiele könnte man eventuell Entstehung und Erscheinung gemeinsam nennen, also z.B. TÖDLICHER CARNEVAL (1963/1993) oder ZWISCHENLANDUNG DÜSSELDORF (1963/2003), was man hingegen bei eurer favorisierten Methode ständig machen müsste, wenn die Dreharbeiten von Dezember bis Januar gehen, oder die Post Production, oder eventuell Nachdrehs, oder oder oder....

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Richie Pistilli
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Re: BLOOMFIELD - Richard Harris

Beitrag von Richie Pistilli »

TRAXX hat geschrieben:
Do., 11.01.2024 19:12
War ja klar, dass ihr Spezialisten mit solch ausnahmebedingten Extrembeispielen um die Ecke kommt, was aber nichts an der Problematik der Entstehungsjahrbestimmung ändert (wie ihr selbst ja auch zugeben musstet). ;)

Letztlich hängt es bei mir immer von den vorhandenen Quellenangaben ab: Lässt sich das Entstehungsjahr bzw. -zeitraum einigermaßen sicher nachvollziehen, dann wird natürliches diese Zeitangabe genutzt. Sollte dies nicht der Fall sein, dann greife ich entsprechend auf das verfügbare Datum der Erstveröffentlichung zurück ;)

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Dschallogucker
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Re: BLOOMFIELD - Richard Harris

Beitrag von Dschallogucker »

TRAXX hat geschrieben:
Di., 09.01.2024 19:05
Interessant. Danke für die Vorstellung.

Den gibt's wohl auch auf Netflix. Werde ich mal auschecken.

PS: Der Film ist wohl eher von 1971 bzw. frühstens von 1970.
Ich hab gestern extra noch in das dicke Romy Schneider Buch aus der DDR reingeguckt, nicht ahnend wie bedeutsam dieses Thema noch werden wird. Da ist jeder Film mit ihr gelistet und da steht 1970.
Für mich ist das nun bindend :mrgreen:

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Prisma
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Re: BLOOMFIELD - Richard Harris

Beitrag von Prisma »

TRAXX hat geschrieben:
Do., 11.01.2024 01:44
Oh das hat sogar sehr viel zu heißen, denn genau so wird das Enstehungsjahr ja nun mal festgelegt

Nein, so wird das Erscheinungsjahr festgelegt und sagt nichts über das Entstehungsjahr aus, das für mich halt das interessante Datum ist, weil es mir sagt, wann ein Film gedreht und nicht veröffentlicht wurde.

TRAXX hat geschrieben:
Do., 11.01.2024 19:12
ausnahmebedingten Extrembeispielen

Mir fallen spontan auch etliche Beispiele ein, die im Endeffekt gar keine so großen Ausnahmen darstellen. Alleine im deutschen Film gibt es insbesondere in den 70er Jahren zahlreiche Filme, die keinen Verleih fanden und daher auf eine Video- oder TV-Premiere warten mussten. Etliche Filme wurden auch Jahre lang auf Eis gelegt, bis es dann zu einem verspäteten, oft kleinen Kinostart mit wenigen Meldungen kommen sollte. Momentan wurde beispielsweise wegen der Veröffentlichung von "Orgie des Todes" darüber diskutiert, da der Film als End-Siebziger ohne Kinostart in der BRD erst in den 80ern veröffentlicht wurde. Es bleibt de facto so, dass diese Erscheinungsdaten nichts über die Entstehung und den jeweiligen Produktionszeitpunkt eines Filmes aussagen, so viel lässt sich zumindest feststellen. Im Fall von "Bloomfield" ist das eben auch so, auch wenn die Zeitspannen nicht so weit auseinander liegen.

@samgardner und @Richie Pistilli danke ich für die Erläuterungen, die das nochmal darstellen, was ich eigentlich gemeint habe. Die genanten Beispiele stellen letztlich keine so großen Ausnahmen dar, zumal wir hier doch alle Titel kennen, die nur Video- oder TV-Premieren hatten. "Tödlicher Carneval" und "Zwischenlandung Düsseldorf" sind da sogar sehr anschauliche Beispiele, da Jahrzehnte zwischen Entstehung und Release liegen, und das spätere Datum sich daher ausschließlich auf die Aussagekraft der Veröffentlichung beschränkt.

TRAXX
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Re: BLOOMFIELD - Richard Harris

Beitrag von TRAXX »

Ja, jetzt nagelt mich fest, dass ich statt Erscheinungsjahr leider Entstehungsjahr geschrieben habe: Punkt für euch! ;)

Aber wenn ich mich jetzt auch mal kurz in die Semantik verbeißen darf... es liegt sowohl bei dem einen, als auch dem anderen ein Singular vor, auch bei eurem bevorzugten EnstehungsJAHR, denn es heißt ja nicht EntstehungsJAHRE, was es aber eigentlich heißen müsste, da Produktionen nicht immer zwischen dem 1.1. und 31.12. abgeschlossen werden, sondern sich über den Jahreswechsel erstrecken oder gar mehrere Jahre dauern können.

Bei APOCALYPSE NOW z.B. gingen diese mindestens von 1976-1978. Wie wollt ihr Blitzbirnen dieses Problem nun lösen, was ganz sicher x-mal öfter vorkommt als eure (vermeintlich massenweise) auf Eis gelegten Filme, die im Übrigen auch außerhalb der damaligen BRD einen Kinostart hätten haben können - im Fall von ORGIE DES TODES war das z.B. auch so (lief 1978 in Italien).

Um dieses Problem der exakten Bestimmung des Entstehungsjahrs zu lösen hat man sich drauf geeinigt das Erscheinungsjahr zu nehmen - und das ist auch gut so, weil es eben ein bestimmter Tag in einem bestimmten Jahr ist, es sich also wesentlich präziser lokalisieren lässt als euer ach so tolles Entstehungsjahr! Und normalerweise werden Filme auch hergestellt, damit sie möglichst zeitnah wieder die Produktionskosten einspielen. Das Erscheinungsjahr kann somit normalerweise auch sehr gut auf das Entstehungsjahr hinweisen, manchmal ist es sogar identisch, manchmal nimmt man pi mal Daumen minus 1 Jahr - fertig!

samgardner
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Re: BLOOMFIELD - Richard Harris

Beitrag von samgardner »

Es geht doch gar nicht darum, hier eine Methode zu favorisieren, TRAXX.

Es ist einfach so, dass man darüber Bescheid wissen sollte, dass es diese beiden Methoden gibt und dass - wie gesagt - in Fachliteratur (z.B. auch den ganzen Filmjahrbüchern und Lexika, die in Deutschland ja bis vor kurzem noch relativ zahlreich erschienen sind - rororo, Heyne, Fischer etc.) eben das Entstehungsjahr angegeben wird. Und ja, durchaus so detailliert wie 1976-78.

Wenn's um die persönliche Meinung geht: Ich finde tatsächlich beide Methoden nicht ideal. Ich fände das Jahr der Fertigstellung am besten, aber das ist teilweise natürlich auch nicht so leicht rauszubekommen. Wobei da die Erstvorlage des Films bei den Zensurbehörden (fsk, bbfc, anica, cnc etc.) oder evtl. Previews und Pressevorführungen weiterhelfen. Ich hab früher ab und zu mal Booklets geschrieben und da war sowas in der Regel der erste Recherche-Schritt.

BTW, drauf das Erscheinungsjahr zu verwenden hat sich nur die IMDB geeinigt, sonst niemand! ;)

TRAXX
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Re: BLOOMFIELD - Richard Harris

Beitrag von TRAXX »

Naja, auf das Erscheinungsjahr haben sich offenbar auch noch etliche andere eingeschossen, denn ich lese eigentlich nirgends z.B. "APOCALYPSE NOW (USA, 1976-1978)". In der Imdb, Ofdb, Tmdb, Letterboxd ist APOCALYPSE NOW mit 1979 aufgeführt, auch in sämtlichen TV-Zeitschriften ist das so, außer der Filmdienst (LdiF) hat ihn mit 1976-1979 angegeben, was ich allerdings auch nur bei dem Film dort so gesehen habe, da anscheinend die Entstehungsgeschichte durch die HEART OF DARKNESS Doku derart bekannt ist, dass man für den Film mal ne große Ausnahme gemacht hat (es gibt da sogar 2 separate Einträge für den Redux- & Final-Cut).

Und ja, bei Fachliteratur erwarte, ja, verlange ich sogar, dass der Entstehungszeitraum möglichst präzise wiedergegeben wird, ich glaube da sind wir uns einig, aber für den "alltäglichen Gebrauch", sag ich mal, ist das Erscheinungsjahr wesentlich praktikabler.

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Prisma
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Re: BLOOMFIELD - Richard Harris

Beitrag von Prisma »



Nach einer belebten Diskussion noch der Kino-Trailer, der bereits viel über die tolle Bebilderung verrät:


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Re: BLOOMFIELD - Richard Harris

Beitrag von Prisma »



Da ich mich nach wie vor gefragt habe, warum Pidax so selbstverständlich das Produktionsjahr 1969 angegeben hat, dies auch explizit auf dem Back-Cover der DVD erwähnt, habe ich mir den Kino-Trailer nochmal in der Hoffnung angesehen, dort etwas Genaueres zu finden. Bei der Copyright-Einblendung gegen Ende wird das Jahr 1969 angegeben, was natürlich immer noch nichts heißen muss, denn der Film kann natürlich Saison übergreifend entstanden sein, aber der Zeitpunkt kann zumindest in einen engeren zeitlichen Radius und weg vom Jahr 1971 gerückt werden. Der Abspann des Films nennt übrigens ebenfalls MCMLXIX als Jahreszahl.

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TRAXX
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Re: BLOOMFIELD - Richard Harris

Beitrag von TRAXX »

Prisma hat geschrieben:
Sa., 13.01.2024 21:54
Bei der Copyright-Einblendung gegen Ende wird das Jahr 1969 angegeben
Ja, das Phänomen hab ich auch schon x-mal feststellen können. Und da kann das Erscheinungsdatum identisch oder sehr oft 1 Jahr später, aber logischerweise nie vorher sein.

Offensichtlich wurde der Film dann also samt Post-Production (incl. Credits) in jenem Jahr abgeschlossen.

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Re: BLOOMFIELD - Richard Harris

Beitrag von TRAXX »

Jetzt endlich mal gestreamed das Teil...
doch leider beschäftigt sich Hauptdarsteller und Regisseur viel zu sehr mit seinen Belangen und seiner eigens entworfenen Zeichnung.[...] Richard Harris muss hier leider als der falsche Mann im doppelten Sinne identifiziert werden [...] Für die meisten Zuschauer dürften 90 Minuten Fußball somit die wesentlich interessantere Option darstellen.
Dem stimme ich voll und ganz zu.
Mich hat seine selbstverliebte Inszenierung wirklich so sehr genervt, dass selbst ich als ausgesprochener Fußball-Hasser ein 90-minütiges Spiel mit Endergebnis 0:0 lieber gesehen hätte als das!
Und Romy Schneider wurde hier geradezu verheizt. Perlen vor die Säue!

Die paar wirklich gut eingefangenen Aufnahmen reissen den vergeigten Rest, zumindest für mich, nicht raus.


3/10 (mit sehr viel gutem Willen)

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Re: BLOOMFIELD - Richard Harris

Beitrag von Prisma »

TRAXX hat geschrieben:
Di., 16.01.2024 03:43
Mich hat seine selbstverliebte Inszenierung wirklich so sehr genervt, dass selbst ich als ausgesprochener Fußball-Hasser ein 90-minütiges Spiel mit Endergebnis 0:0 lieber gesehen hätte als das!

Geht mir ganz genauso, deswegen ist mir das Formulieren meines letzten Satzes beinahe schon schwer gefallen, da Fußball für mich sonst nie die bessere Option darstellt. :mrgreen:

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