● BLOOMFIELD / BLOOMFIELD (GB|ISR|1969)
mit Richard Harris, Romy Schneider, Maurice Kaufmann, Yossi Yadin, Shraga Friedman, Aviva Marks, Yossi Graber,
David Heyman, Gideon Shemer, Sarah Moor, Reuven Bar-Yotam, Beyla Genauer, Amnon Berenson und Kim Burfield
eine Produktion der World Films Company | Limbridge | Cenfilco Tel Aviv | im Nobis Filmverleih
ein Film von Richard Harris und Uri Zohar
»Mach die Aufnahmeprüfung, und du kannst so viel Fußball spielen, wie du willst!« Ein derartiger Satz wäre für jeden von Fußball begeisterten Jungen sicherlich Musik in dessen Ohren, wenn die Zusatzklausel der Aufnahmeprüfung nicht wäre, immerhin bedeutet sie eine Beschneidung des damit empfundenen Freiheitsgefühls. Da der Nimbus der Realität - so auch der des Fußballs - nur mit viel Spucke, Kaugummi und Illusionen hält, ist es nur eine Frage der Zeit, bis der kleine Junge, der sich auf den Weg zu seinem glorifizierten Idol macht, die ersten Risse im Gesamtbild entdecken wird. Der Zuschauer erledigt diese Aufgabe bei diesem Film wesentlich schneller, denn Regisseur Richard Harris ist an nichts anderem als einer auf Schablone zugeschnittenen Selbstinszenierung interessiert, bei der man sich kein Bein ausreißen muss, sowohl vor als auch hinter der Kamera. Für den irischen Schauspieler war "Bloomfield" seine erste und einzige Regiearbeit, die allerdings auch ihre Vorteile aufzuweisen hat. Hier zu nennen ist die an Perfektion grenzende Kameraarbeit von Otto Heller, für den diese britisch-israelische Produktion leider die letzte vor seinem Tod war. Seine Kreationen zeigen große Wirkung in einer Produktion, der es in den wichtigen Momenten an dramaturgischer Substanz fehlt, was bei der vom Prinzip her interessanten Storyline sicherlich mit der unsicheren und auf sich selbst bezogenen Regie zu tun hat. Darüber zu philosophieren, dass ein anderer inszenatorischer Ansatz hier möglicherweise kleinere Wunder gewirkt hätte, ist noch müßiger als die Bewertung des Endergebnisses, doch am Ende richtet dieser auf heiter bis dramatisch getrimmte Film keinerlei Schaden an, zumal er schöne visuelle Momente innerhalb toller Schauplätze zu bieten hat, die insbesondere Romy Schneider und Kim Burfield hofieren. Deren schauspielerische Zeichnungen wirken schlussendlich besonders authentisch. Die Geschichte an sich lässt sich auch gut von Fußball-Analphabeten anschauen, denn der Fokus rückt immer wieder angemessen vom Hauptthema ab.
Der junge Nimrod bringt die nötige kindliche Unbeschwertheit in die laufende Geschichte, die der schwammig gezeichneten Ernsthaftigkeit vieler Szenen deutliche Hiebe versetzt. Viele Intervalle wirken zudem angenehm durch Panoramafahrten durch die interessante Landschaft und Umgebung sowie musikalische Ohrwurm-Themen gestreckt, außerdem bäumt sich eine merkliche Sentimentalität auf, die nicht wenige vielleicht sogar Kitsch nennen würden. Es geht schließlich um Zielfindung eines Mannes, der die Erfüllung längst kennengelernt hat, aber nichts mehr mit sich im Herbst seiner Karriere anzufangen weiß. Zurechtgerückt werden muss dieser Scherbenhaufen von einem kleinen Jungen, der mit kindlicher Begeisterung, vielleicht sogar Naivität, an Ideale glaubt. Dies großflächig zu vermitteln, braucht keine Zauberhand auf dem Regiestuhl, doch leider beschäftigt sich Hauptdarsteller und Regisseur viel zu sehr mit seinen Belangen und seiner eigens entworfenen Zeichnung. Kim Burfield brachte es als Kinderdarsteller auf ein halbes Dutzend Auftritte, für Romy Schneider handelte es sich um ein ungewöhnliches Experiment zwischen französischen Kassenerfolgen, wenngleich es kein Geheimnis ist, dass ihre Beteiligungen unter britischer Flagge nicht als ihre besten Platzierungen eingestuft werden. Erwähnenswert ist noch Maurice Kaufmann in einer für ihn obligatorischen und daher markanten kleinen Rolle. Das Geschehen schleppt sich leider viel zu offensichtlich in inszenatorischer Ambivalenz voran, lässt dabei glücklicherweise immer wieder über herrliche Bildimpressionen staunen, kann aber am Ende keinen besonderen Gesamteindruck hinterlassen, da Brisanz, Dramatik, Entscheidungen oder Humor keine wirklichen Pointen erleben und vermitteln. Richard Harris muss hier leider als der falsche Mann im doppelten Sinne identifiziert werden, sodass sein in Teilen nett anzusehendes Kinodebüt kaum für Aufsehen sorgen kann. Für die meisten Zuschauer dürften 90 Minuten Fußball somit die wesentlich interessantere Option darstellen.