IL MOSTRO DELL'OPERA - Renato Polselli

Nebelige Schlösser, mystisches Gewirre und blutiges Gekröse.
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Richie Pistilli
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IL MOSTRO DELL'OPERA - Renato Polselli

Beitrag von Richie Pistilli »

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Il mostro dell'opera (IT)
Il vampiro dell'opera (IT)
L'orgie des vampires (F)
The Monster of the Opera
Vampire of the Opera


IT 1964


R: Renato Polselli
D: Marco Mariani, Giuseppe Addobbati, Barbara Howard, Alberto Archetti, Carla Cavalli, Aldo Nicodemi, Renato Montalbano, Jody Excell, Gaby Black, Erich Schonbrunner, Romy von Simon u.a.



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Italienische Erstaufführung: 30.06.1964

Italo-Cinema.de

Score: Aldo Piga

Interview mit Renato Polselli

OFDb



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Nachdem der Leiter (Marco Mariani) einer jungen Schauspieltruppe ein leerstehendes Theater erwarb, in dem sie fortan unermüdlich für die Aufführung eines eigens kreirten, von Cyrano de Bergerac inspirierten Theaterstücks proben, geschehen in den alten Gemäuern plötzlich unheimliche Dinge. Während die Hauptakteurin Giulia (Barbara Hawards) in ihrem Träumen von einem blutrünstigen Vampir verfolgt wird, versucht der ehemalige Hausmeister des Theaters (Alberto Archetti) der Truppe weiszumachen, dass die Spielstätte ein verfluchter Ort sei, den sie am besten auf der Stelle wieder verlassen würden. Doch anstatt die Warnung ernst zu nehmen, lassen die jungen Schauspieler und Schauspielerinnen weiterhin unbeeindruckt ihre Skelette tanzen, bis plötzlich Stefano (Giuseppe Addobbati), ein italienischer Dracula, die Bühne des Grauens betritt.



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Ursprünglich als Fortsetzung von Renato Polsellis erstem Horrorfilm DIE GELIEBTE DES VAMPIRS angedacht, sollte der Film bereits 1961 unter dem Titel IL VAMPIRO DELL'OPERA veröffentlicht werden, jedoch infolge entstandener Finanzierungsprobleme konnte der von Oscar Brazzi produzierte Streifen erst im Jahr 1964 fertiggestellt werden. Zudem wurde der ursprüngliche Titel in IL MOSTRO DELL'OPERA unbenannt, da die Verantwortlichen davon ausgingen, dass Vampirfilme zwischenzeitlich weniger hoch in der Gunst des Publikums standen. Also entschloss man sich dazu, aus den ursprünglichen Vampir, der dem Film dennoch treu blieb, durch ein unspezifiziertes Monstrum im Titel zu ersetzen. Gedreht wurde der Film in der Provinz Terni, genauer gesagt in der Ortschaft Narni, bevor dieser dann am 30.06.1964 erstmals in einem italienischen Kino uraufgeführt wurde. Entgegen der Produktionsangaben, nach denen Ernesto Gastaldi gemeinsam mit Renato Polselli für das Schreiben des Drehuches verantwortlich gewesen sein soll, beteuerte dieser demgegenüber in einem Interview, dass er das Filmmanuskript letztendlich nur korrigiert habe. Ansonsten sei er lediglich für das Verfassen des Handlungsablaufs zuständig gewesen. Angesichts des dürftigen Handlungsgehalts, die der Film schlussendlich offenbart, kann ich mir auch kaum vorstellen, dass Ernesto Gastaldi an diesem literarischen Teilfiasko beteilgt gewesen sein soll. Was die beeindruckende Bildgestaltung betrifft, so zeigt sich für diese kein Geringerer als Polsellis angestammter Kameramman Ugo Brunelli verantwortlich.


Was den Film angeht, so entpuppt sich dieser vordergründig als ein leicht blass wirkender Gothic-Gruseler. Bei genauerer Betrachtung stellt sich jedoch heraus, dass unter der unscheinbaren Oberfläche des Films ein ganzer Haufen Irrsinn schlummert, für den der Regisseur eigentlich auch mit seinem Namen steht. Während die erste Filmhälfte mit Ausnahme der hypnotischen Eröffnungsszene eher unspektakulär vor sich hin plätschert, präsentiert die zweite Hälfte bereits die Anfänge der zukünftigen Obsession Polsellis, die er im Laufe der 70er Jahre erst so richtig ausleben wird. Zu den polsellitypischen Wahnwitzigkeiten zählen halbnackte Frauen, die angekettet in einem düsteren Kerker besinnungslos in der Gegend herumkrampfen, sowie eine breitzackige Mistgabel, mit der der Vampir seine weiblichen Opfer nicht nur malträtiert, sondern auch fast schon penetriert. Letztlich nimmt er damit schon einiges vorweg, was er in seinen späteren Filmen noch vollenden wird, nämlich die absurdesten Traktiermethoden gegenüber Frauen. Hinzu gesellen sich überspannte Dialoge, weit aufgerissene Augen sowie eine ordentliche Ladung Hysterie, die fortan in sämtlichen Filmen des Regisseurs eine tragende Rolle spielen wird. Was den Vampir im vorliegenden Film anbelangt, so entpuppt sich dieser als ein rein italienischer Dracula, der auf den Namen Stefano hört und dem weder ein erhobenes Kreuz, noch der Duft von Knoblauch als auch ein durchs Herz gerammter Pflock etwas anhaben kann. Was natürlich auch nicht fehlen darf, sind zaghafte Andeutungen von homoerotischen Momenten, die in Anbetracht der Entstehungszeit erhebliche Probleme mit der italienischen Zensurbehörde hervorriefen. Irgendwo zwischen (Alp-)Traum und Realität angesiedelt, versprüht IL MOSTRO DELL'OPERA stellenweise eine morbide Atmosphäre, die durch die flotten Tanzeinlagen der illustren Schauspieltruppe immer mal wieder aufgelockert wird. Letztlich handelt es sich bei Polsellis zweitem Gothic-Horrorfilm um einen wahnwitzigen Grusel-Schabernack, der so ziemlich am Anfang seiner exzessiven Regiephase entstand.


Fazit: Charme over Substance! Gothischer Wahnsinn par exzellence.


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Filmplakate:
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Open Credits & Französischer Trailer:
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Trailer:


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Richie Pistilli
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Re: IL MOSTRO DELL'OPERA - Renato Polselli

Beitrag von Richie Pistilli »

Schnittvergleich zwischen der französischen DVD und der BD von Severin:

https://www.schnittberichte.com/schnitt ... ?ID=317509

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Sid Vicious
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Re: IL MOSTRO DELL'OPERA - Renato Polselli

Beitrag von Sid Vicious »

:o Den kenne ich nicht, die Vorstellung hinterlässt allerdings einen interessanten Eindruck.
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Richie Pistilli
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Re: IL MOSTRO DELL'OPERA - Renato Polselli

Beitrag von Richie Pistilli »

Sid Vicious hat geschrieben:
Di., 12.12.2023 13:05
:o Den kenne ich nicht, die Vorstellung hinterlässt allerdings einen interessanten Eindruck.

Gut, dass bald Weihnachten vor der Tür steht ;)

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