STICKY FINGERS - The Rolling Stones

Ohrenschmaus und Hörgenuss
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Sid Vicious
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STICKY FINGERS - The Rolling Stones

Beitrag von Sid Vicious »

STICKY FINGERS - The Rolling Stones

Erscheinungsjahr: 1972

STONES 2.jpg

A1 Brown Sugar
A2 Sway
A3 Wild Horses
A4 Can't You Hear Me Knocking
A5 You Gotta Move
B1 Bitch
B2 I Got The Blues
B3 Sister Morphine
B4 Dead Flowers
B5 Moonlight Mile


Ich kann immo gar nicht abschätzen, ob „Sticky Fingers“ seine Popularität aus seinem Cover oder aus seinem musikalischen Inhalt zieht? Über den hin und wieder echten Reißverschluss auf sündhaft teuren LP-Veröffentlichungen und über den Inhalt der abgebildeten Hose ist halt umfangreich gefachsimpelt worden - und wer nicht weiß, worum es geht und diesen Zustand korrigieren möchte, der kann mithilfe vom STONES-Rough Guide oder via google und discogs dazulernen. So what, die enthaltene Musik ist eh unzählige Male wichtiger als Reißverschlüsse und ein dahinter verborgener „klebriger Finger“…

Also weg vom spitzfindigen Singular, hin zum Namensgebenden Plural: „Sticky Fingers“ geht unversehens mit einem STONES-Klassiker an die Startrampe. „Brown Sugar“ ist ein Fest, bei dessen Live-Interpretation das Publikum stets lauthals mitfeiert und zu einer ausgelassenen Einheit wird, die hinter den STONES steht wie der Millwall-Anhänger hinter seinen Lions. „Brown Sugar“ ist die Unmenge von Pulver, die du gleich Beginn verschießt und dieserhalb wie desterwegen anschließend ernsthafte Schwierigkeiten bekommst, um nachzuladen. Damit sollte klar sein, dass ich keinen Song auf „Sticky Fingers“ entdecken kann, der „Brown Sugar“ auch nur annährend das Wasser reichen könnte.

Auch wenn´s nicht hinhaut, wird Seite 2 durch einen überaus energiegeladenen Song eröffnet. Doch Vorsicht, denn „Bitch“ reflektiert textlich nicht komplett das, was der Titel ahnen lässt. Wenn ich Jagger richtig verstehe, dann beschimpft er keine bestimmte Person, sondern die Liebe an sich als eine Schlampe. Was sich ja irgendwie und sowieso als eine spezielle Form von Poesie interpretieren lässt.

„Wild Horses“ ist dementgegen eine gefühlvolle Ballade, dessen Lyrics möglicherweise von Jaggers Schokoriegelgespielin Marianne Faithful, die seinerzeit im Koma lag, inspiriert wurden. Eine gute Komposition mit einem schönen wie eingängigen Refrain.

Es folgt ein Cover von „You got to move“. Ein ursprünglicher Gospel Song, der später kraft Fred McDowell und Gary Davis zu einer handfesten R&B Nummer wurde. Das Teil funktioniert in der STONES-Version sehr gut, auch wenn ich das Robert Johnson-Cover „Love in Vain“ (zu hören auf „Let it bleed“) geiler finde. „You got to move“ kann als Hommage an Brian Jones gedeutet werden, der dem R&B bekanntlich sehr verbunden war.

Geschlossen wird „Sticky Fingers“ mit „Moonlight Mile“. Und damit ist den STONES wie beim Vorgänger-Album „Let it bleed“ einmal mehr der perfekte Abschluss gelungen. „Moonlight Mile“ klingt zwar nicht so geil wie “You can’t always get what you want”, kann mich aber trotzdem auf seine Seite ziehen, ergo in sich hineinziehen und zum Mitfiebern anregen.

Ich habe mir „Sticky Fingers“ seit dem Kauf im Oktober 2023 viermal angehört. Nach dem ersten Hören war mein Gedanke: Das soll dieses Überalbum sein? Doch mit jeder weiteren Anhörung wuchs meine Sympathie, die ich mittlerweile mit 8 von 10 Punkten beziffere.

Meine Nummer 1 bleibt „Bleed“ vor „Exile“ und der „Ziegenkopfsuppe“, knapp dahinter „Beggars“ und „Aftermath“…



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