EINE FRAU NAMENS HARRY - Cyril Frankel

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Prisma
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EINE FRAU NAMENS HARRY - Cyril Frankel

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Thomas Gottschalk

EINE FRAU NAMENS HARRY


● EINE FRAU NAMENS HARRY / HARRY AND HARRIET (D|1990)
mit Fiona Fullerton, Mandy Perryment, Heinz Hoenig, Daniel Friedrich, Heinz Marecek, Maria Perschy, Andrea Schober
Julia Kent, Robert Dietl, Jochen Busse, Eddi Arent, Sabi Dorr sowie Charles Gray und als Gast Stephanie Beacham
ein Produktion der K.S. Film | Lisa Film | Monaco Film | Roxy Film | im Verleih der Tivoli
ein Film von Cyril Frankel

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»Ich weiß, das Leben ist absurd!«


Harriet (Mandy Perryment) möchte ihrem Leben ein Ende setzen, da sie ohne Selbstbewusstsein ist, und von Niemand ernst genommen wird. Bevor sie sich eine Überdosis Schlaftabletten verabreichen will, lautet ihr letzter Satz wie folgt: »Ich würde meine Seele geben, um ein Mann zu sein!«, doch bevor sie ihrem Dasein ein Ende setzen kann, ruft sie damit den Teufel (Charles Gray) aus den Pforten der Hölle zu sich. Dieser bietet ihr einen ungewöhnlichen Deal an, so dass sie am nächsten Tag schließlich als Mann aufwacht, der aber immer noch weibliche Gedanken hat und sich ab sofort Harry (Thomas Gottschalk) nennt. Die Mitbewohnerin Katharina (Fiona Fullerton) nimmt sich ab sofort dem verwirrten Geschöpf an und beide arbeiten daran, das zu erreichen, wonach Harriet ihr ganzes Leben gesucht hat. Doch auch auf der Erfolgsschiene gibt es so manchen Stolperstein...

Das Durchforsten von Maria Perschys Filmografie hält also auch derartige Ausrutscher bereit, womit zwar nicht ihr kurzer, recht passabler Gastauftritt gemeint ist, sondern es ist der Film, der das Potential besitzt, unangenehm zu berühren. Um es daher sofort auf den Punkt zu bringen: Cyril Frankels Klamauk-Trickkiste wirkt hier nicht nur äußerst angestaubt, sondern man bekommt einen Film serviert, der eine ebenso kurze Halbwertszeit besitzt, wie die Witze, die man um die Ohren gehauen bekommt. Auf der Welle von Thomas Gottschalks vorhergegangenen Filmen mit Mike Krüger, sieht man ihn hier in einem äußerst impulsiven Alleingang und das Vehikel kann heute nur noch vage unterhalten, wenn überhaupt. Platter Humor, stumpfsinnige Dialoge, eine magere Ausstattung, ein internationales Aufgebot an Stars, das hier mit einem aufgesetzten Lächeln permanent ins Messer läuft und sich am laufenden Band selbst brüskiert, ja, die Angelegenheit ist nur noch sehr schwer bekömmlich. Obwohl die Thematik anfangs zwar eine Handvoll amüsante Ansätze transportiert, driftet die Geschichte schnell in ein Perma-Joke-Festival der kaum erträglichen Sorte ab, so dass die wenigen gelungenen Intervalle absolut uninteressant werden. Während man sich noch über die international bekannten Darsteller freut, schlägt dies leider schnellstens in Verwunderung um, da sie sich wirklich alle diesem Kampf gegen Windmühlen beugen. Gut, zeitbezogen darf man die Angelegenheit auch wieder relativ betrachten, schließlich ist man im Kindesalter selbst in derartige Filme mitgegangen und man stellt sich schließlich die Frage, ob solche Filme früher eigentlich tatsächlich lustiger waren? Nicht wichtig, denn Humor hat heute definitiv andere Gesichter.

Die Liste der Darsteller ist in "Eine Frau namens Harry" insgesamt beeindruckend, man kann es nicht anders sagen. Mit Fiona Fullerton und Charles Gray hatte man Interpreten an Bord, die sogar "James Bond"-Erfahrung vorweisen konnten, dies jedoch hier bei Weitem nicht gebraucht haben. Auch Stephanie Beacham, die kurz zuvor noch als "Denver Clan"-Kratzbürste zu sehen war, wirkt genau wie ihre Kollegen überzeugend. Etliche bekannte Gesichter schließen sich an, doch natürlich bleibt es hier die Frage, inwiefern das Drehbuch und die Dialoge den Schauspielern schwer zusetzen, oder sie verschonen. Zum Thema Thomas Gottschalk sollte vielleicht nur erwähnt sein, dass er seinen damaligen Status als amüsanter Kerl keineswegs in die heutige Zeit übertragen konnte. Ein großes Staraufgebot für einen kleinen Film, das sind ja Voraussetzungen die funktionieren können, allerdings versteht man hier manchmal die Welt nicht mehr wenn man sich immer und immer wieder fragt, ob einige Geschütze vor 25 Jahren denn überhaupt lustig gewesen sind. Um nochmals auf die Geschichte zurückzukommen, der Verlauf offeriert wenige Überraschungen und ist daher ziemlich vorhersehbar, bietet allerdings ein paar turbulente Szenen, die möglicherweise vor dem Abschalten bewahren. Für den feinfühligen Harry bieten sich plötzlich ungeahnte Möglichkeiten, die Frauen liegen ihm reihenweise zu Füßen, und der Verlauf setzt auf ein Verwirrspiel von Emotionen und Reaktionen. Für Cyril Frankel war es die letzte Arbeit als Regisseur und er setzte sich nach den schlechten Kritiken über seinen Film zur Ruhe. Insgesamt gesehen, sieht man in dieser Komödie nichts weiter als aufgewärmte Inhalte, die man andernorts schon dutzendfach gesehen hat, die Geschichte bleibt unterm Strich schwerlich originell und wer hier zuletzt lacht, muss wohl erst noch gefunden werden. Seht selbst und weint!

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Re: EINE FRAU NAMENS HARRY - Cyril Frankel

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● MARIA PERSCHY als RUTH OLSEN in
EINE FRAU NAMENS HARRY (D|1990)



Nachdem Cyril Frankels "Eine Frau namens Harry" ein öffentlicher Rechtsstreit über die Verfilmung vorausgegangen war, konnte man sich voll und ganz auf dieses Projekt konzentrieren, das sicherlich als Selbstläufer geplant war, allerdings überraschend an den Kinokassen schwächelte. Möglicherweise war das Publikum mit derartigen Produktionen über die Jahre so gut versorgt worden, dass es müde wurde, solchen Geschichten die nötige Gunst entgegenzubringen, außerdem muss betont werden, dass dieses Lustspiel besonders ungelenk inszeniert wirkt, was sicherlich hinzukommt. Maria Perschy ist in dieser Komödie nach gut 35-jähriger Aktivität bereits in ihrem letzten Spielfilm zu sehen und es sollten nach recht übersichtlicher Beschäftigungslage nur noch einige TV-Auftritte in ihrer erfüllten Karriere folgen. Ihre Rolle der Ruth Olsen ist hier lediglich auf wenige Sequenzen beschränkt, sodass sich dieser Abstecher in die Welt der zeitgenössischen Komödie für den interessierten Zuschauer weniger lohnt, als man vielleicht meinen möchte, da ihr nicht viel abverlangt wird. In der Rolle der Mutter der Titelheldin scheint eine anvisierte Strategie unter Cyril Frankel, dem Jongleur zahlreicher Klischees, sogar aufzugehen, was heißt, dass sie der Anforderung entsprechend solide beinahe sogar überzeugend wirkt. Plötzlich steht sie in der Wohnung ihrer Tochter, respektive ihres neuen Sohnes, stellt Ansprüche und Forderungen, darf verbal ein wenig auf die Tube drücken und demonstriert den anderen Personen, dass sie sie nicht gerade zu schätzen weiß. Nach möglichen Sympathien braucht man also erst gar nicht auf die Suche zu gehen, Frau Olsen wirkt überaus zickig, angriffslustig und ungeduldig, und wenn die Szenen im Kasten sind merkt man schließlich, dass es sich um eine ziemlich irrelevante Rolle in einem weitgehend überflüssigen Film handelt, der seine Darsteller permanent ins offene Messer laufen lässt.

So handelt es sich sozusagen um den Schwanengesang auf eine ehemals sehr erfolgreiche Karriere, die überwiegend Höhen, aber nur wenige Tiefen zu bieten hat. Die Erfahrung zeigt, dass derartige Karrieren leider oft in solchen mittelprächtigen Produktionen endeten, und den jeweiligen Interpretinnen letztlich keine brauchbaren Rollen mehr zur Verfügung gestellt wurden. Bei der damals Anfang 50-jährigen Österreicherin hatte sich mittlerweile einiges verändert, ihre Stimme ist beispielsweise reifer und fordernder geworden, das charakteristische blond war so gut wie verschwunden, doch das dezente Feuer in den Augen immer noch das Gleiche. Ob man sogar von Schauspiellaune sprechen kann, sei unter diesen Voraussetzungen einmal dahingestellt, immerhin war sich jeder der klamaukigen Anforderung bewusst. Um weitere Vergleiche zu ziehen, wäre es ganz interessant gewesen, wenn sie einige Szenen mehr gehabt hätte, das heißt, auch an unterschiedlichen Schauplätzen und in verschiedenen Garderoben, denn so hätte man vielleicht ihre üblichen Akzente wahrnehmen können, die hier zwar nicht gänzlich fehlen, aber eben leider nur für wenige Eindrücke sorgen werden. Vermutlich war diese Anforderung in einem oder wenigen Drehtagen im Kasten. Wenn der Starruhm verblasst ist, und es nur noch zu unwichtigen Nebenrollen kommt, fällt die Konzentration auf die jeweilige Person allerdings naturgemäß geringer aus, als zuvor gewöhnt. Unterm Strich kann man somit vielleicht einfach von einer gewissen Wiedersehensfreude sprechen, denn Maria Perschys Auftritte waren im letzten Drittel ihrer Karriere richtiggehend Mangelware geworden, aber ein Auftritt der Österreicherin konnte doch schließlich bislang noch immer in diese Kategorie fallen, außerdem war sie immerhin der Grund für das Anschauen dieses durch und durch quälenden Vehikels, dass es in diesem Leben vielleicht nicht mehr in den Player schaffen wird.



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