DER KILLER UND DER KOMMISSAR - Denys de La Patellière

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Prisma
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DER KILLER UND DER KOMMISSAR - Denys de La Patellière

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Jean Gabin

DER KILLER UND DER KOMMISSAR


● DER KILLER UND DER KOMMISSAR / LE TUEUR / IL COMMISSARIO LE GUEN E IL CASO CASSOT (D|F|I|1972)
mit Fabio Testi, Uschi Glas, Jacques Richard, Gérard Depardieu, Ginette Garcin, Philippe Vallauris, Sady Rebot, Jacques Debary,
Ursula Bremen, Georges Blaness, Jean Barnes, Ermanno Casanova, Robert Lombard, und Félix Marten sowie Bernard Blier
ein Rialto Film Preben Philipsen | Cofci-Gafer-Europa-Film | Mondial Te. Fi. | im Gloria Verleih
ein Film von Denys de La Patellière

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»Macht Ihnen das Töten Freude?«


Kommissar Le Guen (Jean Gabin) gelingt kurz vor seiner Pensionierung noch ein großer Coup, indem er den gefährlichen Killer Georges Gassot (Fabio Testi) endlich hinter Schloss und Riegel bringen kann. Durch zahlreiche Tricks und Gewaltausbrüche gelingt es dem Schwerverbrecher allerdings zu fliehen, sodass die Arbeit des Kommissars zusammenbricht, wie ein Kartenhaus. Ab sofort muss Le Guen wieder alles daran setzen, den Kriminellen dingfest zu machen, welcher seinem Widersacher allerdings nach dem Leben trachtet. Wer wird dieses tödliche Rennen gewinnen..?

Die Produktionsfirma Rialto Film Preben Philipsen kann auf eine lange Tradition überwiegend sehr erfolgreicher Co-Produktionen blicken, wobei diese von Denys de La Patellière inszenierte Gangster-Geschichte als eine der wenigen Ausnahmen keinen wirtschaftlichen Erfolg erzielen konnte. Zu einförmig wirkt diese vorhersehbare Erzählung, die den beiden Großverleihern Constantin Film und Gloria angeboten wurde, und für Letzteren schließlich zum wirtschaftlichen Verlustgeschäft wurde. Die Grundvoraussetzungen erscheinen hier auf den ersten Blick sehr gut zu sein, denn die zwar handelsübliche Geschichte verfügt über einen guten Stab vor und hinter der Kamera, authentische Schauplätze und eine Großstadt-Prosa, die in den richtigen Momenten zuzupacken weiß. Leider kommt das Geschehen nicht richtig in Fahrt, was vor allem an der schwächelnden ermittelnden Figur von Jean Gabin liegt, die sich kaum durch signifikante Aktionen hervortun kann. Sicherlich ist diese empfundene Lethargie der Tatsache geschuldet, dass die Ikone des französischen Kinos seine Figur mit Jahrzehnten Dienst auf dem Buckel auszustatten hat, und in wenigen Monaten pensioniert werden soll, aber er kann auch Kostproben seiner Routine und Erfahrung geben, die es ihm ermöglicht, jeden noch so verschlagenen Winkel seines Einsatzgebietes zu kennen. Kommissar Le Guen weiß, was in seinem unübersichtlichen Karree vor sich geht, er kennt zahlreiche Tricks und Kniffe, die vor allem so wirksam sind, weil sie denen seiner Kontrahenten gleichen. Der Zuschauer merkt dem Polizeimann an, dass der Kampf gegen Windmühlen nicht spurlos an ihm vorbeigegangen ist, ihn gewissermaßen abgestumpft hat. So wirkt die Interpretation einerseits passgenau, in dramaturgischer Hinsicht andererseits auch eigenartig schwach, sodass der Eindruck verschenkten Potenzials unterm Strich haften bleibt, was mit Gabin normalerweise nicht unter einen Hut zu bringen ist.

Sein Gegenspieler ist mit Fabio Testi sehr eindrücklich besetzt. Als zweite Titelfigur gibt der Italiener den Aggressor glaubwürdig, aber nicht in letzter Konsequenz, da man neben den bestehenden Gewaltspitzen einige Finessen im Rahmen psychologischer Gewalt vermisst, oder einfach nur eine tatsächliche blutrote Spur in all der grauen Großstadt-Tristesse, die einen exponierten Stellenwert im Gesamtverlauf einnimmt. Von deutscher Seite ist die seinerzeit als Publikumsmagnet geltende Uschi Glas mit von der Partie, die in einer für sie eher ungewöhnlichen Rolle zu begutachten ist. Die Prostituierte Gerda wirkt auffällig ernst, möglicherweise schon völlig verbraucht, desillusioniert, und man kann sagen, dass Glas ihre Rolle sehr patent löst, vor allem, weil sich das Konzept fernab ihres üblichen Einsatzgebietes abspielt. Leider fehlt eine spürbare Relevanz in der ebenfalls spürbar schwächelnden Geschichte, sodass es sich in ihrer Filmografie um keine Rolle handelt, die an irgend einer Stelle großartig Erwähnung findet. Ein endlich inhaftierter Schwerverbrecher wirkt sediert und gebrochen. Nach der Elektrokrampftherapie könnte man glatt meinen, dass er zu keiner Schandtat mehr fähig wäre, doch dann schlägt er seinen Aufpasser zusammen und entkommt wie auf einem Spaziergang. Im Polizeihauptquartier klingeln die Alarmglocken, und die Stadt wird von einer relativ übersichtlichen Blutspur durchzogen. Neben all der frustrierenden Bürokratie und dem Ärger mit unerbittlichen Vorgesetzten kann der Kommissar sein Know-how ausspielen, und das unter erstaunlicher Contenance, die sich leider auch auf das Publikum übertragen wird. Zwischenmenschliche Stationen geben Hoffnung, doch diese stirbt am Ende bekanntlich zuletzt. "Der Killer und der Kommissar" bleibt als auffällig unspektakulärer und wenig abgebrühter Polizeifilm in Erinnerung, der sich scheut, seine natürlichen Stärken innerhalb einer sich anbahnenden Hetzjagd rücksichtslos auszuspielen, um damit entscheidend punkten zu können.



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