HELMUT BERGER

Leinwandsternchen und verkannte Stars im Blickpunkt
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Prisma
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HELMUT BERGER

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HELMUT BERGER

[* 29. Mai 1944 | † 18. Mai 2023]


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Das Lexikon der deutschen Filmstars hat geschrieben:
Gilt als moderner Gigolo und verruchter Schönling des internationalen Films. Als Tänzer, Playboy oder Liebhaber ist dem »ständig verführten Verführer« (Friedrich Luft) stets ein homophiler oder perverser Unterton eigen. Die geglätteten Gesichtszüge des hyperschönen Berger, seine aristokratische Erscheinung, die Vorliebe für nostalgische Mode prädestinierten ihn für Rollen aus dem reichen Milieu zwischen den europäischen Weltkriegen. Mit zunehmender Härte in seinen Darstellungen, wie im UNTERNEHMEN ENTEBBE (1976), versuchte Berger vom eingefangenen Image loszukommen. Dies gelingt ihm jedoch überzeugender, wenn er zurückhaltende, gebrochene Charaktere mit Lebenserfahrung gibt.


Denkt man an Helmut Berger, so teilt sich sein Leben in überaus bewegte Etappen ein, denn der einst schönste Mann der Welt war nicht nur eine schillernde Persönlichkeit, sondern auch gerne im Rampenlicht und regen Gespräch der Öffentlichkeit. Seine ersten Filmrollen bleiben aufgrund bedeutender Charaktere und großartiger Leistungen zwischen Hochmut, Stolz oder Tragik in Erinnerung, aber es war Berger genauso möglich, seinen Charakteren fragile Seiten, Unergründlichkeit aber stets Tiefe mitzugeben. Der Österreicher ist somit nur schwer auf sein ausgesprochen gutes Aussehen zu reduzieren, das - gemessen an den breiten Möglichkeiten der Performance und der überaus hohen Präzision - nur zweitrangig zu sein scheint. Der internationale Film erkannte das breite Spektrum seiner Kapazitäten schnell und zielstrebig für den isolierten Einsatz, sodass er schnell mit den passenden Rollen betraut wurde. Neben ihm waren die schönsten Frauen und Interpretinnen seiner Zeit wie Konkurrentinnen, manchmal sogar lediglich Statistinnen, doch was bleibt sind die vielen Filmrollen, unter denen sich begnadete Tänze auf unterschiedlichsten Vulkanen befinden. Wie in jeder Filmografie üblich, finden sich auch Massenprodukte und B-Ware inmitten großer Klassiker, was seinem Nimbus allerdings nichts anhaben kann, ihn unter Umständen sogar markanter aussehen lässt. Eine Karriere, sozusagen zwischen Kunst und Krempel, ist wesentlich interessanter als die quälende Eintönigkeit und unerbittliche Festlegung auf bestimmte Rollen und Genres, mit denen viele Kollegen deutlicher zu kämpfen hatten. Zwar waren auch bei Helmut Berger solche Festlegungen zu finden, doch man glaubt immer die Attitüde zu sehen, dass er sich jeglichen Luxus der Palette künstlerischer Freiheiten herausgenommen hat, wo er nur konnte. Am Ende macht die Mischung aus Dynamik und Unbeirrbarkeit hier unter anderem den großen Unterschied. Zeitweise als Lebenselixier der Klatschpresse und Hochglanzblätter fungierend, konnte die Öffentlichkeit eine recht hohe Faszination und Reibung aufbauen und ein Interesse entwickeln, von dem andere vielleicht nur (alp)träumen konnten.

Auf der anderen Seite erforderte dieser gläserne Status auch hohe und empfindliche Investitionen, und es sollte insbesondere zum Ende seiner Karriere zu mehr oder oftmals leider weniger denkwürdigen, beziehungsweise unwürdigen Momenten kommen, die naturgemäß in Erinnerung bleiben, weil sie fordernd, provokant oder schlicht und einfach nur unangemessen erschienen. Helmut Bergers Aura erzählt nicht selten etwas von einer merklichen Unnahbarkeit, im Umgang mit anderen Filmcharakteren sogar etwas von einer spürbaren Arroganz und herablassenden Tendenzen, insbesondere wenn seine Rollen in der einschlägigen Hautevolee angesiedelt waren. Oft handelte es sich dabei um Kompensationsstrategien, um die eigene Zerbrechlichkeit und seelische Fragilität zu verbergen, die in Nuancen oder unbeobachteten Momenten von seiner Person auszugehen scheint. Helmut Berger spielte in internationaler Liga und seine Filme erreichten dementsprechend ein breites Publikum, wenngleich es sich schnell abzeichnete, dass er kein Star des deutschsprachigen Raums werden sollte, vielleicht sogar wollte, denn dazu war Berger viel zu unangepasst. Da der italienische Film sein unfehlbares Interesse an Personen wie ihm ohnehin bekundete, folgten künstlerisch wertvolle und Aufsehen erregende Parts, die seine Karriere in gute Bahnen lenken konnten. Bergers zu interpretierende Rollen und Charaktere konnten gleichermaßen aggressiv und sanft sein, faszinierend oder abweisend, sympathisch und verachtenswert; ein genaues Profil war nicht immer zu erkennen, sodass ausgiebig mit innerer Zerrissenheit gespielt werden konnte, was sich nicht selten mit der dargebotenen Privatperson Helmut Berger zu vermischen schien. Am Ende wusste man eigentlich nicht immer genau oder vielleicht sogar gar nicht, mit wem man es eigentlich gerade zu tun hatte. Helmut Bergers Schaffen und die entsprechende Werkschau sind besonders prädestiniert für eine breite Entdeckungsreise, denn es verbergen sich viele, oftmals zu Unrecht vergessene Perlen in dieser Filmografie, deren mangelnde Verfügbarkeit oftmals einfach mit der unkonventionellen Anti-Kompatibilität zu Massenmedien zu erklären ist.

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