KOFFER MIT RISIKO - Stefano Roncoroni

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Maulwurf
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KOFFER MIT RISIKO - Stefano Roncoroni

Beitrag von Maulwurf »

Koffer mit Risiko
Giallo alla Regola
Italien 1988
Regie: Stefano Roncoroni
Remo Girone, Paolo Malco, Marcel Bozzufi, Daniela Poggi, Lorenzo Piani, Roy Constantin, Alessandro Pultrone


OFDB
Italo-Cinema.de

Der Abgeordnete Sergio Anselmi (Remo Girone) wird Zeuge einer Verfolgungsjagd zwischen der Polizei und einem Gangster. Er kann beobachten, dass der Gangster etwas versteckt, bevor er flüchtet. In der Nacht holt Anselmi das Etwas, einen Koffer, und staunt nicht schlecht, dass darin rund 200.000 Dollar sind. Am nächsten Tag fährt er mit seinem Freund Paolo (Paolo Malco) in den Urlaub, aber auf der Autobahn werden sie überfallen und ihr Gepäck wird geraubt. Und auch die Zollabfertigung ist erheblich gründlicher als sonst. Anselmi schwant, dass er sich mit dem Koffer eine Menge Probleme eingefangen haben könnte. Und dann kommt ein Anruf von der Polizei, dass in seine Wohnung eingebrochen wurde …

1988 war die dritte Staffel von ALLEIN GEGEN DIE MAFIA gerade durch, das Mafia-Genre boomte mal wieder, und Fernsehproduktionen sind allemal kostengünstiger als aufwendige Kinofilme. Also nimmt man den nächstbesten Regisseur, einen Hauptdarsteller der durch ALLEIN GEGEN DIE MAFIA gerade einen Karrierehöhepunkt hat und sich steigern möchte, garniert das mit ein paar Euro-Schauspielern die ihre Zeit bereits hinter sich haben, und fertig ist der neueste LA PIOVRA-Nachzügler.
So schlecht wie sich das liest ist der Film dann beileibe nicht geraten. Von Beginn an wird eine unterschwellige Spannung erzeugt, die auch in den ruhigeren Szenen noch lange anhält. Dem Zuschauer ist dabei schon sehr früh klar, wer Anselmi alles beim Einsacken der Beute beobachtet hat, und aus diesem Wissensvorsprung wird klassisch Spannung erzeugt. Leider hat der Regisseur es nicht geschafft, das etwas ausschweifende Drehbuch in den Griff zu bekommen, etwa Straffung hätte gut getan. Gerade die Szenen in der Schweiz plätschern sehr lustlos vor sich hin, bevor Anselmi wieder zurück nach Rom fährt und die Geschichte wieder Fahrt aufnimmt.

Was leider ebenfalls fehlt, und das nimmt der Geschichte nochmal zusätzlich den Wind aus den Segeln, sind Schauspieler, die ihre Emotionen auch darstellen können. Ob Remo Girone nicht wollte, nicht konnte, oder ob das Drehbuch die Anweisung einer völligen Ausdruckslosigkeit vorgibt, das kann ich nicht sagen. Schließlich war er auch als Bankier Tano in ALLEIN … kein Ausbund an Lebensfreude. Aber man wünscht sich öfters einen Mario Adorf, einen Michele Placido oder einen Giuliano Gemma, die mal auf den Tisch hauen und Akzente setzen können. Girone hat ungefähr so viele Gesichtsausdrücke wie Nicholas Cage, und Paolo Malco schafft es leider genauso wenig aufzufallen. Somit sind in den Nebenrollen nur der kauzige Marcel Bozzuffi als ermittelnder Colonello Catalini und Daniela Poggi als Anselmis Frau zu erwähnen, beide sind aber absolut sehenswert.

Und zu den negativen Punkten kommt leider noch ein entscheidendes Loch in der Handlung hinzu:
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Wie bereits erwähnt schafft der Film es nämlich durchaus, durch Blicke und Gesten eine unterschwellige Spannung zu erzeugen. Die Autobahnfahrt in die Schweiz ist ein hervorragendes Beispiel, wie man mit wenigen Mitteln eine gute und durchaus spannende Geschichte erzählen kann. Und auch insgesamt ist mir trotz allem die Zeit beim Schauen tatsächlich kaum einmal lang geworden.

Meine Fernsehaufnahme zeigt eine Ausstrahlung des MDR von 1992, mit freundlichem Dank an den Bayerischen Rundfunk. Ob er dort auch jemals gelaufen ist kann ich allerdings nicht sagen. Komplettisten, die den Film in Italien finden, sollten zuschlagen, alle andere müssen nicht unbedingt auf die Suche gehen.

6/10

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