


"The House of Hate" (USA 1918)
mit: Pearl White, Antonio Moreno, John Webb Dillon, Paul Clerget, Peggy Shanor, Floyd Buckley, J.H. Gilmour, Helene Chadwick, Louis Wolheim, Ruby Hoffman u.a. | Drehbuch: Bertram Millhauser basierend auf der Kriminalgeschichte von Arthur B. Reeve und Charles Logue | Regie: George B. Seitz
Unheimliche Spannung, die Folgen hat: Das bewährte Erfolgsrezept populärer Krimireihen in Kino und Fernsehen wurde bereits zu einer Zeit geboren, als die Welt sich noch im "Großen Krieg" befand. Das Publikum kinematographischer Werke liebte es ebenso wie der heutige Medienkonsument, sich durch gruselige Inszenierungen fesseln zu lassen und eine wohlige Gänsehaut zu spüren, die aus der Gewissheit erwächst, dass der Leinwandschurke dem Zuschauer trotz seiner überlebensgroßen Präsenz nichts anhaben kann. Die düsteren und überaus atmosphärischen Bilder eines mit einer Kapuze getarnten Verbrechers legen den Grundstein für die Ambivalenz der Empfindungen, die einem geistlichen Würdenträger künftig innerhalb einer Kriminalhandlung entgegen gebracht werden würden. Die Verhüllung des Antlitzes als Beweis für unredliches und heimtückisches Ansinnen, fand seinen Widerhall in so gefragten Produktionen der deutschen Sixties-Krimiwelle wie "Der schwarze Abt", "Der unheimliche Mönch", "Der Henker von London" oder "Der Würger vom Tower", um nur einige zu nennen. Kalifornien mit seinem "Stechpalmenwald" als Zentrum der Filmindustrie bot wegen seines beständigen milden Klimas und der vielseitigen natürlichen Kulissen vor allem das nötige technische Knowhow, um schon sehr früh auf Perfektionismus setzen zu können und den Kollegen in der "alten Welt" - vor allem den talentierten Künstlern aus Deutschland - professionelle Monumentalwerke präsentieren zu können. Der Aufwand, mit dem damals schon Kino gemacht wurde, untermauert die Leidenschaft, mit der die Bilder zum Laufen gebracht wurden, auch, wenn diese vorläufig noch stumm bleiben sollten.
Ursprünglich waren nur 15 Episoden der Serie geplant, doch der Erfolg an der Kinokasse sorgte dafür, dass die Reihe auf 20 Folgen ausgedehnt wurde. Im Mittelpunkt der Handlung steht die junge Pearl, illegitime Tochter des ungekrönten Königs der Munitionsfabrikanten, die nach der Ermordung ihres Vaters zur alleinigen Erbin des Imperiums aufsteigt, sehr zum Missfallen ihrer gierigen Verwandtschaft. Der maskierte Täter, der den alten Winthrop Walden tötete, überfällt Pearl und verschleppt sie auf das Industriegelände. Mit einem spannenden Cliffhanger endet "The Hooded Terror" nach fünfundzwanzig Minuten und lässt den Zuseher gespannt auf die Fortsetzung warten. Pearl Grant Waldon wird von der amerikanischen Bühnen- und Filmschauspielerin Pearl White (1889-1938) dargestellt, die in diversen Auftritten ihr vielseitiges Talent und ihren Mut bewies, die meisten ihrer Stunts selbst absolvierte und ihre Gagen als kluge Geschäftsfrau erfolgreich anlegte. Der tatkräftige Typ entsprach dem Bild der "Neuen Frau", die in den Zwanzigerjahren der Monotonie eines restriktiven Lebens entfliehen, endlich gesellschaftlich und politisch an Wert gewinnen und Anerkennung erhalten wollte. Temporeich geht es auch auf Waldon Castle zu. Nachdem ein Kapuzenmann einen anonymen Drohbrief hinterlegt und sich die Familie zu einem bedeutsamen Treffen versammelt hat, bei dem der Patriarch verkündet, all sein Vermögen der sanftmütigen Pearl hinterlassen zu wollen, geht es Schlag auf Schlag. Rasante Verfolgungsjagden mit dem Automobil und dem Motorrad sorgen auf schneebefallenen Straßen entlang der Eisenbahnlinie für die gewünschte Action. Wer ist der rabiate Fremde? Welche Ansprüche hat er auf die Waffenfabrik und welches fürchterliche Geheimnis nahm das Familienoberhaupt mit ins Grab?