(OT: The Amazing Spider-Man)
USA - 1977
Regie: E.W. Swackhamer
Buch: Alvin Boretz
Kamera: Fred Jackman
Darsteller: Nicholas Hammond, David White, Michael Pataki, Hilly Hicks
„Sie werden ein besseres Verständnis für Ihr reales Selbst erwerben.“
Inhalt:
Ein Arzt verlässt mitten während der Behandlung völlig geistesabwesend seine Praxis, ein Anwalt unterbricht abrupt sein Schlussplädoyer und verlässt den Gerichtssaal. Kurz darauf begehen die beiden einen Bankraub ohne auch nur im Geringsten auf den Schutz ihrer Identität zu achten.
Als die Polizei wenig später die beiden in ihrem Fluchtwagen, geradewegs an eine Wand gefahren, vorfindet, fehlt sowohl jede Spur von der Beute, als auch eine Erklärung dafür, was die beiden ehrbaren Bürger zu einer solchen Tat bewogen hat.
Währenddessen arbeitet Peter Parker, ein ganz normaler, unscheinbarer Student, der sich nebenbei als freier Fotograf einer Zeitung ein Zubrot verdient, an einem wissenschaftlichen Versuch.
Bei seinem Experiment mit radioaktiven Substanzen läuft allerdings etwas schief. Unbemerkt gelangt eine Spinne in die Versuchskammer und wird dabei von der radioaktiven Substanz getroffen.
Als Peter kurz darauf in den Feierabend gehen möchte, wird er beim Ablegen seines Kittels von der Spinne gebissen.
Bei seinem Gang durch die Stadt fühlt sich Peter verfolgt, weshalb er sich in eine schmale Seitenstraße flüchtet. Den Wagen im Nacken, findet er sich in einer ausweglosen Sackgasse wieder. Gerade, als dieser ihn zu zerquetschen droht, führt sein verzweifeltes Kratzen an der massiven Mauer dazu, dass er wie eine Spinne an ihr emporklettert.
Wie sich kurz darauf herausstellt, handelt es sich bei seinem Verfolger um einen Professor seiner Hochschule, der ebenfalls gerade eine Bank überfallen und anschließend seinen Wagen gegen eine Wand gesteuert hat. Von der Beute wieder keine Spur.
Nach kurzem Schock realisiert Peter allerdings, dass er offenbar durch den Spinnenbiss mit neuen Superkräften beschenkt wurde.
Geistesgegenwärtig nutzt er diese um den im Sterben Liegenden aus dem Unfallwagen zu befreien und so das Leben zu retten. Als kurz darauf dessen Tochter Judy zur Unfallstelle kommt, begleitet Peter sie zum Krankenhaus.
Währenddessen geht beim Bürgermeister ein Bekenneranruf ein. Ein Unbekannter behauptet, den Willen der Bankräuber gesteuert zu haben und droht zehn weitere Menschen in den Tod zu schicken, sollten ihm nicht 50 Millionen Dollar ausgehändigt werden.
Peter und Judy suchen indes nach einem Anhaltspunkt, wie der Professor zu dieser Tat gezwungen werden konnte und was ihn mit den anderen Tätern verbindet. Dabei stoßen sie auf eine spirituelle Gruppe, der alle Täter angehörten.
Es beginnt ein Wettlauf gegen das Ultimatum des Erpressers.
„Ihr Leben neigt sich dem Ende zu und Sie verdienen es auch nicht anders.“
Bewertung:
Spider-Man gehört nicht erst seit Sam Raimi, dem Vorbild Peter Jacksons folgend, sein Hollywood-Debüt mit dem Blockbuster „Spider-Man“ (2002) gegeben hat zweifellos zu den meist verfilmten Comic-Helden der Filmgeschichte. Seine filmischen Wurzeln reichen zwar nicht wie die von Batman oder Superman bis in die Vierziger zurück. Doch immerhin seit den Sechzigern erfreut der Spinnenmann mit seinen Abenteuern Jung und Alt. Zunächst als Zeichentrick-Held mit „Spider-Man“ (1967) in Serie gegangen, folgte 1977 mit dem vorliegenden „Spider-Man - Der Spinnenmensch“ die erste Spielfilmadaption. Vermutlich als Pilotfilm der gleichnamigen, im Folgejahr startenden Fernsehserie präsentierte E.W. Swackhamer den ersten fleischgewordenen Spinnenmann der Comicvorlage.
Bis dato zeichnete E.W. Swackhamer überwiegend für TV-Serien verantwortlich, ehe er in den Folgejahren auch immer wieder im Auftrag des Fernsehens für Spielfilme wie „Der Großstadtvampir“ (1979), „Ausgetrickst“ (1985) oder, mit David Hasselhoff in der Hauptrolle, „Terror at London Bridge“ (1985) Regie führte.
In die Rolle des Peter Parker schlüpfte Nicholas Hammond, der auch in der TV-Serie „Spider-Man - Der Spinnenmensch“ (1978), sowie den Spielfilmabenteuern „Spider-Man schlägt zurück“ (1978) und „Spider-Man gegen den gelben Drachen“ (1979) wieder mit von der Partie sein sollte. Neben ihm versammelten sich David White, Michael Pataki und Hilly Hicks, welche alle zu den eher weniger bekannten TV-Darstellern zählen.
Da es nicht die eine Spider-Man-Hintergrundgeschichte gibt, stellt sich bei Spider-Man-Verfilmungen stets die Frage, welche Vorlage zu Grunde lag bzw. wie alles erklärt wird. In „Spider-Man - Der Spinnenmensch“ (1977) erhielt Peter seine Spinnenfähigkeiten durch eine Spinne, die er selbst, unbeabsichtigt, genetisch verändert hat. Sein Kostüm entwickelt er, um als Fotograf Bilder des öffentlich gewordenen Spinnenmanns verkaufen zu können, ohne seine Identität zu offenbaren. Durch den Spinnenbiss ist es ihm möglich Wände empor zu klettern und seine Kraft reicht, um den gleichen Faktor in Bezug auf das eigene Körpergewicht bewegen zu können, wie es der Spinne möglich ist. Animiert durch seine spinnenartigen Stärken, entwickelt er eine Abschussvorrichtung für eigens erfundene Spinnenfäden, die mittels Sensor im Handteller ausgelöst wird.
Ansonsten ist er ein ganz normaler Junge, der weder besonders widerstandsfähig, noch mit besonderen sensorischen Fähigkeiten ausgestattet ist. Er lebt mit seiner Tante in einem eher gehobenen Haus. Sein Onkel kommt in der Geschichte nicht vor.
Inszenatorisch ist zunächst auffällig, dass Spider-Man hier noch weit weniger grazil unterwegs ist, als in späteren Verfilmungen. Seine bucklige Fortbewegung an Fassaden erinnert mehr an eine Katze, denn an eine Spinne. In entfernten Einstellungen sieht er ebenfalls noch nicht besonders dynamisch aus und Sprünge von einem zum anderen Hochhausdach sind recht bescheiden umgesetzt. Dies dürfte jedoch zu großen Teilen schlicht den technischen Möglichkeiten geschuldet sein. Bemerkenswert sind allerdings die Einstellungen, in denen Spider-Man in Point-of-View-Perspektive die Häuserwände erklimmt und seinen Blick durch die Häuserschluchten streifen lässt. Diese, spärlich gesäten, Szenen sind fantastisch umgesetzt. Authentisch und dynamisch, als spiele man ein Spider-Man-Ego-Game. Keine Spur davon, dass es sich um Tricks handelt.
Insgesamt stellt „Spider-Man - Der Spinnenmensch“ (1977) einen sehr respektablen Spielfilmauftakt dar, der Freunden des Spinnenmenschen bestens gefallen dürfte. Einziger Wermutstropfen ist der vergleichsweise profane Gegenspieler.
Zusammenfassend eine frühe, äußerst sehenswerte Verfilmung des Comichelden, dem es lediglich an einem phantastischen Gegenspieler fehlt.
In Punkten: 7,5 / 10
Mit einer Heimvideoauswertung sieht es leider trotz der erfolgreichen Blockbuster die in den letzten Jahren um Spider-Man in die Kinos kamen sehr schlecht aus. Während andere Klassiker häufig das Glück haben, in Folge eines Remake auf DVD/BD ausgewertet zu werden, war „Spider-Man - Der Spinnenmensch“ (1977) dies bislang leider nicht vergönnt.
So wurde der Film lediglich mehrfach von RCA/Columbia Pictures International auf VHS veröffentlicht, welche heute allerdings relativ schwer und teilweise nicht gerade günstig zu bekommen sind. Und auch ein Blick in den englischen Sprachraum schafft keine Abhilfe. Dort existiert ebenfalls nur eine VHS-Auswertung, welche noch deutlich höher gehandelt wird.
[Archivbeitrag - Original-Besprechung vom 06.03.2014]