SIE TÖTETE IN EKSTASE - Jess Franco

Peitschenhiebe, laute Explosionen, wilde Abenteuer und anderer Filmstoff aus Italien.
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Prisma
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SIE TÖTETE IN EKSTASE - Jess Franco

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SIE TÖTETE IN EKSTASE


● SIE TÖTETE IN EKSTASE / DR. HOKYLL Y MISS HYDE (D|E|1971)
mit Susann Korda, Fred Williams, Ewa Strömberg, Paul Muller, Howard Vernon, Jesús Franco und Horst Tappert
eine Produktion Tele-Cine | im Cinerama Verleih
ein Film von Jess Franco


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»Du musst mich mit den übelsten Worten beschimpfen. Ich brauche das!«


Als bekannt wird, dass Dr. Johnson (Fred Williams) gentechnische Experimente an menschlichen Embryonen durchführt, indem er diese mit tierischem Erbgut vermischt, verliert er seine Approbation. Auch seine Rechtfertigungen, dass er der Menschheit einen großen Dienst erweisen wolle, um letztendlich chronische Krankheiten zu bekämpfen, stimmen seine Medizin-Kollegen nicht milder. Eher ist das Gegenteil der Fall. Eine Gruppe von Professoren und Doktoren treibt ihn mit deren zerstörerischer Kritik in den Selbstmord. Dr. Johnsons schöne Frau (Susann Korda) schwört bei der Leiche ihres geliebten Mannes brutale Rache an den Verantwortlichen zu nehmen, und macht ihre Opfer auch schnellstens ausfindig. Hierbei kommen ihr ihre körperlichen Reize zu Gute. Ihr erstes Opfer ist Professor Walker (Howard Vernon), der ihren Mann am massivsten kritisierte. Sie gibt sich als Prostituierte aus, und schließlich findet Walker sein qualvolles Ende auf der Sexfolter der Witwe Johnson. Wer wird das nächste Opfer sein..?

Die Zusammenarbeit zwischen dem Berliner Produzenten Artur Brauner und dem spanischen Regisseur Jess Franco kann nicht nur als überaus produktiv beschrieben werden, sondern trieb Anfang der 70er Jahre teils erfreuliche, wenn nicht sogar bizarre Blüten. Die offenbar besseren Budgetierungen bei Filmen wie "Der Teufel kam aus Akasava", "Der Todesrächer von Soho" oder eben "Sie tötete in Ekstase" ermöglichten Franco wohl ein sorgenfreieres Inszenieren, allerdings wirken diese Beiträge in ihrer Anpassung an das Kino jener Zeit auch braver, oder besser gesagt kompatibler. Dieser im Jahr 1971 hergestellte Film verfügt über zahlreiche Parallelen, die sich vor oder hinter der Kamera finden lassen, was nicht nur für Wiedersehensfreude sorgen kann, sondern auch eine Art der Verlässlichkeit. Die Geschichte mag auf den ersten Blick etwas krude anmuten, befasst sie sich doch mit einem eigentlich ernst angelegten Thema, welches sich jedoch zugunsten von reißerischen Elementen in der Peripherie verläuft. Dieser Umstand erscheint bei einer Franco-Affinität überhaupt nicht absonderlich, da selbstverständlich das Gegenteil der Fall ist. Diese Sex-Crime-Revenge-Geschichte baut ihre Stärken im Rahmen eines auffälligen Zeitdiktats auf, wobei erwähnt werden muss, dass das Geschehen eindrucksvoll von keiner anderen als Soledad Miranda beherrscht wird. In diesem Zeitfenster war die atemberaubend schöne Spanierin unter ihrem Pseudonym Susann Korda zu sehen, und es kommt zu bemerkenswert choreografierten Bildstrecken einer Frau, die nur noch von zerstörerischen Rachegedanken angetrieben wird, und hierbei zu außerordentlichen Mitteln greift.

Dass es Mrs. Johnson so unfehlbar möglich ist, mit Speck Mäuse zu fangen, könnte zwar hinterfragt werden, erübrigt sich allerdings bei einem Blick auf Soledad Miranda, deren Aura vereinnahmend und beinahe hypnotisch wirkt, denn letztlich stellt sie als Frau selbst den passenden Köder dar, den alle anvisierten Opfer mit Vergnügen und Wollust schlucken werden. Die Vorgehensweise dieser Frau, die beinahe mit einer schwarzen Witwe zu vergleichen ist, ist resolut und in der Ausführung brutal, da die vermeintlichen Mörder ihres Gatten ebenso wie er oder sie selbst leiden sollen. In blinder Wut darf das Publikum erstaunt Zeuge ihres ersten Sex-Coups werden, bei dem sie ihre grenzenlose Anpassungsfähigkeit unter Beweis stellt, um an das ersehnte Ziel zu gelangen. Die Wahl der Liquidierungsmethoden stellt sich im weiteren Verlauf als variabel heraus, und es ist überaus interessant zu sehen, dass man unter Jess Franco kaum in die Versuchung zu hinterfragen kommt. In aller Selbstverständlichkeit wird mit der zweifelhaften Protagonistin mitgefiebert, die sogar die Sympathien auf sich ziehen und ihre Feindbilder immer mehr diskreditieren kann. Ein raffinierter Schachzug des erfahrenen Spaniers, da seine Intention, einen Film zu präsentieren, der reißerisch und nach Herzenslust "unkorrekt" vorgehen darf, beinahe unbemerkt oder womöglich mit uneingeschränkter Absolution des Zuschauers aufgehen kann. Jess Franco bedient seine Darsteller_innen erneut wie Instrumente, die seinen Willen lückenlos, eindrucksvoll und euphorisch ausfüllen. Hierbei setzt er vor allem auf feminine Kontraste, die genüsslich ausbuchstabiert werden, solange es sie gibt.

Bei so viel geballter Weiblichkeit droht die männliche Stammbesetzung ein wenig in den Hintergrund zu rücken, allerdings bekommt der interessierte Zuschauer wie üblich markante Darbietungen von Howard Vernon, Paul Muller oder Jess Franco himself geboten. Teils vollkommen reduziert auf Selbstgefälligkeit, Borniertheit oder triebhafte Anwandlungen, kann es so oder so kein Entkommen geben, immerhin hat man es mit einem Kaliber wie Mrs. Johnson zu tun, die alle erdenklichen Register zieht, um ihre Kontrahenten tatsächlich oder im übertragenen Sinn zu entmannen. Lediglich die Rolle des Inspektors, interpretiert von Horst Tappert, weist keine dramaturgische sowie darstellerische Schärfe auf, da es einem so vorkommt, als handle es sich um eine Quotenrolle zugunsten kriminalistischer Inhalte. Auch Fred Williams gerät ein wenig ins Hintertreffen, was jedoch eindeutig seiner übersichtlichen Screentime geschuldet ist. Die Produktion hat neben ihrem stringenten Verlauf, der charakteristischen Musik und abenteuerlichen Einfälle noch herrliche Schauplätze zu bieten, die eine Idylle zeichnen, die nicht existiert. Insgesamt kann der Titel der Produktion auch das halten, was im Vorfeld vollmundig versprochen wurde, denn es kommt durchaus zu ekstatischen Szenen, die aufgrund der Intensität in Erinnerung bleiben werden. "Sie tötete in Ekstase" kann sich in jeder Hinsicht sehen lassen, auch wenn hier und da offensichtliche Ungereimtheiten ins Auge springen wollen, die unter Jess Franco jedoch nicht ungewöhnlich sind, daher zwingend zum Inventar gehören. So bleibt ein kurzweiliger Reißer, der seine Vorzüge genüsslich in die Waagschale wirft und mit einer Treffsicherheit kokettiert, bei der tatsächlich für jeden Zuschauer etwas Interessantes dabei sein dürfte.

Percy Lister
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Registriert: Sa., 14.11.2020 16:15

Re: SIE TÖTETE IN EKSTASE - Jess Franco

Beitrag von Percy Lister »

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"Sie tötete in Ekstase" (She killed in Ecstasy) (Deutschland / Spanien 1971)
mit: Susann Korda, Fred Williams, Paul Muller, Howard Vernon, Ewa Strömberg, Horst Tappert, Jesús Franco, Rudolf Hertzog, Karl Heinz Mannchen u.a. | Drehbuch und Regie: Jess Franco

Der Mediziner Dr. Johnson forscht an menschlichen Embryonen, die er mit tierischen Genen versetzt, um sie widerstandsfähiger gegen Krankheiten zu machen. Seine Kollegen reagieren auf die Vorstellung seiner Arbeit entsetzt und beschließen einstimmig, ihm Berufsverbot zu erteilen, weil er gegen den hippokratischen Eid verstoßen und die ethischen Prinzipien überschritten hat. Dr. Johnson ist am Boden zerstört und sieht keinen Ausweg als Selbstmord. Seine junge Witwe kann den Tod ihres Mannes nicht verwinden und behält die Leiche in ihrem Haus, während sie Rache an den Berufskollegen von Dr. Johnson schwört. Sie sucht einen nach dem anderen auf, mit der Absicht, ihn in eine tödliche Falle zu locken....

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Die Fronten der Handlung werden innerhalb weniger Minuten klar abgesteckt: Dr. Johnsons Tod hat seine Frau in ein emotionales Loch gestürzt, ihre Gefühle verlangen nach einem Ausweg, der die Ungerechtigkeit beseitigt - und damit deren Urheber - welche für den Tod des ehrgeizigen Mediziners verantwortlich ist. In offenen Worten sprechen die Wissenschaftler aus, was sie von den Experimenten Dr. Johnsons halten. Ihre harten Anschuldigungen reichen von Scharlatanerie bis Gotteslästerung, selbstgerecht sitzen die vier Kollegen über Dr. Johnson zu Gericht und sparen nicht mit Vorwürfen. Die Riege der versammelten Richter über Sein oder Nichtsein thront über den eifrigen Zuhörern, die wissbegierig alles aufsaugen, was ihnen von höherer Stelle vermittelt wird. Die moralische Integrität des Quartetts will aber nicht so recht überzeugen, vielmehr scheint eine persönliche Rechnung mit Dr. Johnson offen zu sein, der eigenmächtig den vorgegebenen Weg verlassen hat, um Neues auszuprobieren und auch ohne den Segen des Kuratoriums umzusetzen. Das Versagen der Autoritäten bildet den Kern der Handlung: Das Gefüge der geistlichen und weltlichen Ordnungshüter zeigt Risse und erklärt - oder rechtfertigt? - zumindest zum Teil die Reaktion der weiblichen Hauptfigur. Heuchelei, Doppelzüngigkeit, Bigotterie, Realitätsferne und Selbstüberschätzung dominieren die Führungsstrukturen quer durch alle Bereiche. Der Pfarrer spricht die versammelten Frauen und Mädchen in der Kirche mit "Meine Brüder" an; Professor Walker holt sich eine vermeintliche Prostituierte aufs Zimmer und faltet die Hände zum Gebet; Dr. Houston bietet der weinenden Frau ziemlich aufdringlich seine Hilfe an, obwohl sie verheiratet ist und der Inspektor will die Mordserie erst einmal laufen lassen, um zu sehen, welche Erkenntnisse sie liefert. Das Grundvertrauen ist erschüttert, weswegen sich das Ehepaar Johnson in einen privaten Kokon zurückzieht, der jedoch für den Mann bald zu eng wird. Die Isolation entzieht ihm nicht nur seine Lebensgrundlage, sondern auch den Sinn seines Daseins. Er lässt seine Frau ohne ein Wort zurück, was sie zum Anlass nimmt, künftig für ihn zu sprechen und zu handeln.

Soledad Rendón Bueno, die hier unter dem Künstlernamen Susann Korda spielt, wird von Regisseur Franco einiges abverlangt. Als Tänzerin ist sie es gewohnt, jede Bewegung ihres Körpers zu beherrschen und die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Das Wechselspiel von Aggression und Niedergeschlagenheit sorgt für vermeintliche Ruhepausen zwischen den Morden, die jedoch mindestens so verstörend sind wie der Kampf mit Messer, Schere und Kissen. Nach den Taten weicht der tobende Hass einer bitteren Verzweiflung, wenn sich Mrs. Johnson nach dem bereits Spuren der Zersetzung zeigenden Körper ihres Mannes verzehrt und in stummer Hoffnungslosigkeit mit rasendem Herzen auf dem Sofa kauert. Der fehlende Zuspruch, die ausbleibende Absolution für ihre Taten und die Erkenntnis, dass die Toten durch ihr Ableben den Schmerz über den Verlust ihres Mannes nicht aufheben können, lassen sie immer schneller und zerstörerischer zu Werke schreiten. Die Taten dienen nicht nur dazu, die Personen zum Schweigen zu bringen, sie zu erniedrigen und zu bestrafen, sondern auch dem Beweis, die Stärkere zu sein und aus dem Schatten ihres Mannes herauszutreten. Susann Kordas schwarze Augen blitzen voller Abscheu, wenn sie vor Wut explodiert und ihre Opfer vernichtet, ebenso weiten sie sich tränenerfüllt, sobald die Präsenz ihres toten Mannes sie an die Ausweglosigkeit ihrer Situation erinnert. Horst Tappert erweist sich nicht als ebenbürtiger Gegenspieler, sondern lässt ihr freie Bahn durch sein Desinteresse an der Aufklärung der Mordfälle. Er agiert gelassen und mit ironischer Note, Oberinspektor Derrick ist noch weit, weit weg. Ewa Strömberg gibt sich zunächst unerbittlich im Dienste der Wissenschaft, offenbart jedoch eine private Seite, die allein durch das Rot ihres Anzugs enttarnt wird. Im direkten Vergleich mit Susann Korda kann sie durch ihr harmonisches Gesamtbild punkten, Korda zieht hier durch Perücke und Kleidung den Kürzeren, wirkt auch ausgezehrt und müde. Ewa Strömberg ist wie ein Sonnenstrahl, der die düstere Nachtkerze Susann Korda in den Schatten verweist, wo diese ihre Faszination weitaus besser entwickeln kann als in Alltagssituationen wie beim Nachmittagstee auf einer lichtdurchfluteten Terrasse.

Die Logik des Films bleibt teilweise natürlich arg auf der Strecke, weil Franco glaubt, sein Publikum lasse sich durch die exzessiven Mordszenen ablenken und hinterfrage aus Sympathie zur trauernden Witwe keine ihre Handlungen. Die Tatsache, dass Mrs. Johnson keinem der Arbeitskollegen ihres Mannes bekannt ist und selbst nach Bekanntwerden der ersten Morde sich noch frei in der Umgebung der Wissenschaftler bewegen kann, ohne enttarnt oder aufgehalten zu werden, spricht für die kriminalistisch schwach ausgeprägte Ader des exzentrischen Regisseurs. Die Kamera gefällt sich in einem ständigen Vor- und Zurückweichen vor den handelnden Personen, rückt deren Gesichter erbarmungslos in den Fokus und holt den Zuschauer auf diese Weise hautnah an die Charaktere heran, um entweder Abscheu zu erregen oder das Publikum in die Intimität der Gespräche und Aktionen zu ziehen. Kompromisslos wiederholen sich diese Vorgänge mit leichten Abwandlungen, wobei die Energie der Hauptdarstellerin ausschlaggebend für den Erfolg dieser Szenen ist, die Franco genüsslich auskostet und es sich nicht nehmen lässt, sich selbst in die Hände seiner Hauptdarstellerin zu begeben. Nach der eher schwachen Leistung dieser Szene, schafft es der Film, doch noch zu einer runden Lösung zu finden, die freilich angesichts des Todes von Susann Korda im gleichen Jahr wie ein Vorwegnehmen der Realität ist. Der Todesengel im violetten Häkelumhang schwebt leichtfüßig durch die Szenerie, die zu neunzig Prozent vom Spiel der andalusischen Darstellerin profitiert. So kann man mit Fug und Recht behaupten, dass "Sie tötete in Ekstase" ein Soledad-Miranda-Film ist, mehr noch als ein Jess-Franco-Film. Das Spektakel ist zwar weitgehend vorhersehbar und nicht übermäßig originell, baut aber auf die starke Wirkung der Hauptfigur und federt einige Drehbuchschwächen dadurch ab. Man kann sogar sagen, dass sich Franco auch auf die leisen Töne verstand, was in den poetischen Szenen mit Mrs. Johnsons Stimme aus dem Off zu Beginn des Films für einen nachhaltigen Eindruck sorgt und den Kreis zwischen Tod und Leben als untrennbare Verbindung schließt.

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Prisma
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Re: SIE TÖTETE IN EKSTASE - Jess Franco

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● EWA STRÖMBERG als DR. CRAWFORD in
SIE TÖTETE IN EKSTASE (D|E|1971)



Nach einer Reihe von Rollen, die Ewa Strömberg in Filmen des spanischen Regisseurs Jess Franco übernommen hatte, sieht man sie in "Sie tötete in Ekstase" in einer ihrer vielleicht schönsten Rollen, was sich in erster Linie auf das Inszenieren der Schwedin bezieht. Gerade in dieser Produktion ist die weibliche Konkurrenz durch die Titelrolle von Susann Korda denkbar stark ausgefallen, doch beide kommen sich weniger ins Gehege, da die Rollen klar aufgeteilt, beziehungsweise strikt voneinander getrennt sind. Die unterschiedlichen Anlegungen sehen vor, dass es beinahe unmöglich wird, Strömberg als Sympathieträgerin zu identifizieren, wenngleich es eigentlich gegen jegliche Logik stattfindet. Vom Aufbau her ist es Susann Korda, die als negative Heldin zu strahlen vermag und den Zuschauer vereinnahmen wird. Da es nur zwei signifikante weibliche Rollen im Geschehen zu finden gibt, heißt das Credo hinter vorgehaltener Hand beinahe »gleiches Recht für alle«, und das Publikum darf sich am großen Interesse der Kamera erfreuen, denn sie hebt die Darstellerin exponiert in den Fokus. Franco legt offenbar mehr wert auf Dr. Crawfords Wandlungsfähigkeit, die sich hier vornehmlich im optischen Bereich abspielen wird, aber man bekommt auch kleinere charakterliche Finessen geboten, die mehr als wohlwollend aufgenommen werden. Dr. Crawford wird trotz ihres bezaubernden Äußeren als analytisch denkende Medizinerin vorgestellt, die harte Allüren und Schuldzuweisungen an den Tag zu legen weiß. Sachlichkeit und eine seltsame Art der Unerbittlichkeit wirken als Kopplung zurückstoßend, ihre Attraktivität und die beeindruckende Aura allerdings gleichermaßen wie ein Magnet.

Diese Voraussetzungen sind sicherlich dem Faible der Regie zu verdanken, die sich das Servieren der Damen auf einem Silbertablett zur vornehmsten Aufgabe macht. Für die Geschichte ist Dr. Crawfords angebahnte Präsentation vollkommen irrelevant, da die Voraussetzungen nicht genutzt, beziehungsweise wenig später komplett fallen gelassen werden, weil sie es ist, die der Titelrolle mit Haut und Haaren zu verfallen hat. Die Szenen vor der Küste und im strahlenden Sonnenschein sind mitunter die schönsten Einstellungen, die man überhaupt von der aparten Schwedin in Filmen finden kann, auch der anfängliche harte Eindruck zu ihrer Person ist plötzlich wie weggewischt. Sie lächelt, sie strahlt, wirkt gelöst und unbefangen. Ihre abschließenden Szenen mit einer ekstatischen Mrs. Johnson strotzen nur so von Ästhetik und sind vollkommen erotisch aufgeladen, bis das Publikum buchstäblich Nadelstiche verspürt. Im Großen und Ganzen handelt es sich zweifellos um eine von Ewa Strömbergs aufregendsten Rollen und in "Sie tötete in Ekstase" ist die mittlerweile zu Francos Stammpersonal zählende Darstellerin obendrein in der Blüte ihrer Schönheit zu sehen. Leider sollten nach dieser Produktion schon keine Handvoll Filme mehr mit ihr entstehen, mit dem Spanier drehte sie anschließend nur noch "Dr. M schlägt zu". Ewa Strömbergs Dr. Crawford bleibt also als eine ihrer sicherlich spektakulärsten Darbietungen in Erinnerung und rangiert ganz hoch oben in der persönlichen Bestenliste, da hier Leichtfüßigkeit, Spiellaune, Leidenschaft, eine interessante Architektur der Rolle und die alles überstrahlende Präsenz zusammen kommen; Eigenschaften, die je nach Präferenz sogar Susann Korda in die zweite Reihe verweisen können.



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