BUTTIGLIONE DIVENTA CAPO DEL SERVIZIO SEGRETO - Mino Guerrini

Wuselige, flotte und schlüpfrige Attacken auf die Lachmuskeln.
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Prisma
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BUTTIGLIONE DIVENTA CAPO DEL SERVIZIO SEGRETO - Mino Guerrini

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BUTTIGLIONE DIVENTA CAPO DEL SERVIZIO SEGRETO


● BUTTIGLIONE DIVENTA CAPO DEL SERVIZIO SEGRETO (I|1975)
mit Jacques Dufilho, Gianni Cavina, Franco Diogene, Gianni Agus, Mino Guerrini, Raf Luca, Guerrino Crivello,
Francesco D'Adda, Cheng Chin Li, Nicola Morelli, Giuseppe Terranovai sowie Karin Field und Henning Schlüter
eine Produktion der Coralta Cinematografica
ein Film von Mino Guerrini

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»Riposa in pace!«


Colonnello Rambaldo Buttiglione (Jacques Dufilho) steigt in der militärischen Hierarchie zum Chef des Geheimdienstes auf, doch dort werden die Aufgaben alles andere als leichter, zumal dieser an der kritischen "Operation Luchs" beteiligt ist. Bei diesem unberechenbaren Gegner handelt es sich um eine berüchtigte Spionageoperation, hinter der sich gleich mehrere Agenten verbergen, wie beispielsweise der Deutsche von Schultz (Henning Schlüter). Buttigliones Helfer sind Sergente Mastino (Gianni Cavina) und Corporale De Martino (Raf Luca), doch es ist fraglich, ob sie ihm zum Erfolg verhelfen können, da so gut wie alle Operationen schief gehen...

Italienische Komödien, die in derben Klamauk abdriften, sind sicherlich nicht jedermanns Sache, allerdings bieten die meisten Filme einige Lockvögel in Form der Besetzung an, die derartige Intermezzi immer wieder möglich machen. Außerdem können gerne verwendete sexy Inhalte mehr als versöhnlich stimmen. Die Titelfigur Colonnello Rambaldo Buttiglione brachte es auf mehrere Filmproduktionen, und obwohl die um ihn herumkonstruierten Geschichten alle unterschiedlicher Natur sind, kommt es zu einem wiederholenden Charakter, da die Running Gags von ihrer Grobschlächtigkeit in vielen Fällen identisch sind. Für ein paar Lacher oder ein wenig Schmunzeln sind solche Geschichten allemal gut, allerdings kommt es in einem spürbaren Ungleichgewicht zu Momenten des Unbehagens, vorausgesetzt man kann mit dem offensiven und wenig subtilen Humor nicht viel anfangen. Hier gilt es, gleich mehrere Gegner in einem zu bewältigen, die Hauptfigur mit inbegriffen. Regisseur Mino Guerrini versucht es mit Gags, Lachern und humorigen Einlagen aller Ebenen, sodass man gleichzeitig in effektive Unwahrscheinlichkeiten abdriftet, falls man die Sache allzu ernst nimmt. So ist es selbst beim Humor ratsam, sich an die Realität zu halten und nichts anzubieten, dass nur im Märchenland existiert. Bleibt der Spaß aus, neigt man als Zuschauer schnell zu dieser passiven Variante des Berieselns, denn immerhin muss sich die Angelegenheit auch lohnen - irgendwie zumindest. Bestückt mit Personen, die sich nicht zu schade sind, in jedes erdenkliche Fettnäpfchen zu treten, kommt ein wenig der anvisierten Situationskomik zum Tragen, wenngleich man sich in einer Art Rädchen befindet, das sich leider unaufhörlich in ein und dieselbe Richtung zu drehen pflegt. Filme dieser Art sind in der Regel nicht besonders hoch budgetiert gewesen, was sich auch bei "Buttiglione diventa capo del servizio segreto" durchschlägt, aber die Regie und ihre Helfershelfer versuchen das Beste aus dieser Agentenkomödie herauszuschlagen, was an vielen Stellen sogar gelingt, wenn man ein paar ungläubige Augen zudrücken kann.

Großes Aushängeschild und Vorteil zugleich ist sicherlich der französische Hauptdarsteller Jacques Dufilho, der die Titelrolle bereits in anderen Filmen zum Besten gab, daher überaus sicher und routiniert wirkt. Zunächst bringt er schon einmal die richtigen Gebärden mit, um eine derartige Rolle glaubhaft zu transportieren. In den Bereichen Gestik und Mimik bekommt man nicht nur ein einheitliches Gesamtangebot, sondern der Zuschauer muss schließlich mit dem Holzhammer darauf aufmerksam gemacht werden, dass es sich gerade um einen Witz oder Gag gehandelt hat. Es wimmelt somit von trotteligen Personen, die sich gegenseitig mit ihrem Unvermögen zu übertrumpfen versuchen. Da es sich um eine wichtige Behörde handelt, wirkt dies umso bedenklicher, allerdings nicht im Wesentlichen lustiger, da Potenzial liegen gelassen wird. Erwähnenswert ist der Auftritt des Deutschen Henning Schlüter, dessen nahezu bizarre Performance einige wichtige Treffer landen kann, ansonsten gibt es übertriebene bis überzeugende Unterstützung von Gianni Cavina, Franco Diogene, Gianni Agus oder etwa Raf Luca. Eigenartigerweise setzt der Verlauf nicht übermäßig auf nett anzusehende feminine Farbtupfer oder notorische Entkleidungs-Anwandlungen; ein simpler wie auch effektiver Verstärker in vielen Produktionen dieser Art. Bis auf Erotik-Expertin Karin Field ist weit und breit nichts von prickelnden Brisen wahrzunehmen, was beinahe schon irritierend wirkt. Die Rolle der Deutschen fristet somit nur das Dasein eines Running Gags, da das Telefon ihr immer wieder die Tour vermasselt. Unterlegt mit recht strapaziöser musikalischer Untermalung von der Stange, kommt es zu keinen Offenbarungen, was auch für die Ausstattung oder die allgemeinen Schauwerte der Szenerie gilt. "Buttiglione diventa capo del servizio segreto", der in den deutschen Kinos nie zu sehen war, ist eine Art Insider für Fans des Genres oder weitgehend für Freunde bestimmter Schauspieler, bietet global gesehen jedoch kaum Offenbarungen. Das chaotische Gerangel im Agenten-Dschungel hat letztlich das Potenzial zu strapazieren, gegebenenfalls aber auch zufriedenzustellen.



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● KARIN FIELD als FRAU IN DER GARÇONNIÈRE in
BUTTIGLIONE DIVENTA CAPO DEL SERVIZIO SEGRETO (I|1975)



Eine Garçonnière ist ein vor allem in Österreich gebräuchlicher Begriff für eine Einzimmerwohnung mit einem kleinen Vorraum, Küche und Sanitäranlagen. In einer genau solchen Single-Wohnung spielt sich Karin Fields Auftritt hier ausschließlich ab. Interessant ist die Tatsache, dass sie ihre Szenen gemeinsam mit Regisseur Mino Guerrini absolviert, der hier ebenfalls über einen Cameo-Auftritt über mehrere Intervalle verfügt. Die Karriere der Deutschen neigte sich im Produktionsjahr bereits dem Ende zu, und es handelt sich um ihren bereits vorletzten Film, bevor sich ihre Spur komplett verliert. In ihren drei Produktionen aus dem Jahr 1975, die nach fast zwei Jahren Pause zustande kamen, wirkt Karin Field sichtlich verändert, was sich vor allem auf die Optik bezieht. So erscheint ihr wasserstoffblondes Haar beispielsweise sehr strapaziert zu sein, ihre Gesichtszüge wirken eigenartig plastisch, was sich auch in ihrer Mimik widerspiegelt. Es ist schwer zu sagen, was nach einer längeren Pause passiert sein mag und was sie letztlich dazu veranlasste, keine weiteren Filme mehr zu drehen, aber vergleicht man mit der im Jahr 1973 entstandenen Produktion "Die Nonnen von Clichy", wirkt Field abgespannt und beinahe verbraucht. Für einen leichtfüßigen und komödiantisch aufgeladenen Auftritt reicht es in dieser Italo-Komödie für Hartgesottene jedoch allemal, und man sieht sie in lediglich drei kleineren Intervallen als eine Art Betthäschen, welches immer wieder wütend abrauscht, weil dienstliche Telefonate das anvisierte Vergnügen stören. Die Szenerie deutet Fields obligatorische Zeigefreudigkeit an, wenngleich man hier eher an die Fantasie des Zuschauers appelliert, und nicht eine Show geboten bekommt, wie sie beispielsweise Jess Franco dirigierte. Je länger die Telefongespräche dauern, desto wilder werden die verbalen Ausbrüche der Frau, die sich offensichtlich um ihr Recht der Zweisamkeit geprellt fühlt, doch sie wird definitiv wieder vorbeikommen.

Hier entstehen recht witzige Szenen, da das Liebesspiel buchstäblich abrupt unterbrochen wird. Guerrini öffnet die Bluse seiner ausgehungerten Bettgenossin, schaut sich ihre Auslage beinahe verwundert an, was dem Zuschauer dieses Mal vorenthalten bleibt, doch dann klingelt das Telefon. Da er die folgende Zeit lieber mit dem Hörer verbringt, als mit der willigen Blondine, ist das Intermezzo auch schon wieder beendet. Weil sich diese Szenen immer im selben Setting und unter den gleichen Voraussetzungen abspielen, kommt es nur einen der Running Gags, mit denen diese weitere "Buttiglione"-Verfilmung kokettieren wird. Der Humor ist hierbei weitgehend grobschlächtig, und es ist interessant zu sehen, dass cineastische Frondienste auch einmal anders aussehen können. Der italienische Comic-Vorspann des Films listet Karin Field nicht in der Hauptbesetzung (einen deutschen hat es aufgrund des Fehlens eines Erstverleihs wohl nie gegeben) was sich jedoch im Abspann in exponierten Großbuchstaben ändert, denn immerhin stellte die Schauspielerin auch in Italien keine Unbekannte dar. Im Grunde genommen bleibt Karin Field in dieser Produktion, die sich vollkommen über ihre männlichen Stars profiliert, nur Staffage. Es fehlen eindeutig die greifbaren Möglichkeiten, mehr aus dieser Rolle herauszuholen, wobei etwas anderes sicherlich nie anvisiert war. Andeutungen ihres ausgelassenen Schauspiels werden durch die dramaturgischen Voraussetzungen ausgebremst und es bleibt irgendetwas zwischen einer Art Furie und einem prickelndem Blickfang zurück. Nach diesem Film folgte lediglich ein ähnlich übersichtlicher Auftritt in dem Polizeifilm "Fermi tutti! È una rapina!", bis diese Freude bringende und vielversprechende Karriere auch schon wieder beendet war. Verwunderlich hier bleibt allerdings, das man Karin Field weniger auf ihren üblichen Präsentierteller der Erotik setzte, sondern sie dabei zu sehen ist, wie ihr im komödiantischen Sinn auf den Zahn gefühlt wird.



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