ROMY SCHNEIDER
[*23.09.1938 | † 29.05.1982]
Das Lexikon der deutschen Filmstars hat geschrieben:Aus der zarten österreichischen Prinzessin mit den geflochtenen Zöpfen und einem Lachen, das die Kinderzähne freilegte, wurde die Halbzarte, die extravagante Französin, deren mondäner Reiz gerade darin bestand, dass sie ihr deutsches Sentiment nie ganz verleugnen konnte. Der französische Film gab ihr die Chance, sich endlich freizuspielen, sie war gern femme fatale oder Geliebte zwischen zwei Männern. immer aber ein Mensch, »dem man die Haut bei lebendigem Leib abgezogen hatte« (Michel Piccoli). So wurde der verletzliche Star erst in der Fremde zur großen Künstlerin, die immer aufs Ganze ging. das »Genie mit dem Kindergesicht« (J. Cocteau).
Unzufrieden mit den ihr angebotenen Rollen in Deutschland, geht sie 1958 eigenwillig und entschlossen nach Paris, wo sie zunächst neben Neuentdeckung Alain Delon spielt, und als Gage das Zwanzigfache gegenüber Delon kassiert. Am Theater übernimmt sie unter ihrem Mentor Luchino Visconti die Hauptrolle in dem Stück "Dommage qu'elle soit une p...", welches mit 120 Aufführungen zu einem großen Publikums-Erfolg avanciert. Hier spielte sie ebenfalls neben Alain Delon, mit dem sie auch Jahre lang verlobt war. In den 60er Jahren ist sie in einigen Hollywood-Produktionen unter namhaften Regisseuren zu sehen, jedoch wurden die meist ambitionierten Filme keine großen Erfolge. Das Paar Schneider/Delon trennt sich, die Schauspielerin kehrt nach Deutschland zurück und es kommt zu einer persönlichen Krise. 1965 lernt Romy Schneider bei der Eröffnung des Europacenters in Berlin den Schauspieler, Intendanten und Bühnenregisseur Harry Meyen kennen, den sie 1966 heiratet. Im selben Jahr kommt ihr gemeinsamer Sohn David Christopher Haubenstock zur Welt. Ein Jahr darauf stirbt Romy Schneiders Vater Wolf Albach-Retty im Alter von einundsechzig Jahren an einem Herzinfarkt. Die Schauspielerin zieht sich in Berlin-Grunewald ins Familien- und Privatleben zurück, doch schon bald sehnt sie sich danach, wieder ihrer Berufung nachzugehen. Ihre Rückkehr zum Film wird mit der britischen Produktion "Otley" von 1968 ein Misserfolg, mit "Der Swimmingpool" gelingt ihr allerdings ein fulminantes Comeback. Im Verlauf der siebziger Jahre steigt sie zum größten französischen Star auf. Ihr Markenzeichen werden moderne und selbstbewusste Frauen, die sich in komplizierten Lebensumständen und ungünstigen Verkettungen befinden, bei denen sie vor allem Tiefe und menschliche Abgründe zulässt und darstellt. Große Erfolge feiert sie unter der Regie von Claude Sautet und kehrt nach unterschiedlichen Rollen im Ausland immer wieder nach Frankreich zurück. 1975 wird Romy Schneider von ihrem Ehemann Harry Meyen geschieden, zu diesem Zeitpunkt ist sie bereits mit ihrem neuen Lebensgefährten und Privatsekretär Daniel Biasini zusammen, den sie Ende 1975 heiratet.
1976 erhält Romy Schneider bei der ersten Verleihung des César diese wichtige Auszeichnung des "französischen Oscars" für ihre Interpretation in "Nachtblende", als meilleure actrice, die beste Schauspielerin des Jahres, welche sie erneut 1979 entgegen nehmen darf. Außerdem gab es in dieser Kategorie drei weitere Nominierungen, 2008 erhält sie posthum den Ehrenpreis. 1977 übernimmt Romy Schneider wieder ein Filmangebot in Deutschland, was sie über Jahre immer wieder abgelehnt hatte. Für die nach dem Roman von Heinrich Böll verfilmte Adaption "Gruppenbild mit Dame" wird sie mit dem Filmband in Gold für die beste darstellerische Leistung ausgezeichnet. Im selben Jahr erblickt ihre Tochter Sarah Magdalena Biasini das Licht der Welt. In ihren Beruf kehrt sie sehr schnell wieder zurück und Romy Schneider stellt sich immer neuen Herausforderungen und ist unermüdlich auf der Suche nach anspruchsvollen sowie provokanten Rollen, die sie sich mittlerweile aussuchen kann. Harry Meyen, ihr geschiedener Mann und Vater von David, begeht im Jahr 1979 Selbstmord, bis im Sommer 1981 der schwerste aller Schicksalsschläge folgt: ihr erst vierzehnjähriger Sohn David verunglückt tödlich. Zu dieser Zeit entfacht sich ein öffentlicher Krieg mit der Presse, von der sie sich ihr Leben lang verfolgt und genötigt sah. Da Journalisten sich als "Krankenhaus-Personal" verkleideten um ihr totes Kind zu fotografieren, sieht man sie in einem ihrer letzten Interviews mit versteinerter Miene und verbitterten Worten rhetorisch fragen: »Ou est la morale, ou est le tact?« Zwischen Davids und Romy Schneiders Tod entsteht mit "Die Spaziergängerin von Sans-Souci" 1982 ihr letzter Film an der Seite von Michel Piccoli. Am 29. Mai 1982 wird Romy Schneider von ihrem Lebensgefährten Laurent Pétin tot in ihrer gemeinsamen Wohnung in der Rue Barbet-de-Jouy aufgefunden, als Todesursache wird Herzversagen bescheinigt, wobei die Presse fast einstimmig ihren Selbstmord interpretierte und dieses Gerücht bis heute beständig kursiert. Einschließlich ihrer zwei Fernsehproduktionen wurde Romy Schneider knapp über sechzig Filme alt und nur dreiundvierzig Jahre jung, ihre letzte Ruhe findet die Schauspielerin auf dem kleinen Friedhof von Boissy-sans-Avoir, wo sie mit ihrem Kind zusammengeführt wurde. Romy Schneider geht als Mythos und vielleicht letzter deutscher Weltstar in die internationale Kino-Geschichte ein.