MORD IN DER TOSKANA - Sergio Martino

Schwarze Handschuhe, undurchsichtige Typen, verführerische Damen und stylische Kills.
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Richie Pistilli
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MORD IN DER TOSKANA - Sergio Martino

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Mord in der Toskana (D)
Wer rächt meine Tochter? (D)
Delitti privati (IT)
Private Crimes (UK)

IT 1992

R: Sergio Martino
D: Manuel Bandera, Edwige Fenech, Ray Lovelock, Gabriele Ferzetti, Alida Valli, Gudrun Landgrebe, Néstor Garay, Annie Girardot, Davide Bechini,
Vittoria Belvedere u.a.


Score: Natale Massara

deutsche Synchronsprecher

Italo-Cinema.de

OFDb




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In einer verregneten Gewitternacht kommt es in der beschaulichen Ortschaft Lucca zu einem grausamen Mord an dem erfolgreichen Unternehmer Marco Pierboni (Joe Kloenne), wobei dieser von einem unbekannten Täter mit mehreren Schüssen eiskalt ins Jenseits befördert wird. Nicole Venturi (Edwige Fenech), eine gestandene Journalistin, nimmt sich dem Fall an und trifft sogleich am Tatort auf ihren langjährigen Freund, den ermittelnden Kommissar Stefano Avanzo (Ray Lovelock), der ihr dann auch bereitwillig den zur journalistischen Recherche benötigten Ermittlungssachstand der Polizei zukommen lässt.


Nicole Venturi ist aber auch zugleich eine stolze Mutter, deren Tochter Sandra (Vittoria Belvedere) gerade erfolgreich die Karriereleiter zum Opernstar erklimmt. Doch als Sandra am nächsten Tag aus unerklärlichen Gründen nicht in ihr Elternhaus zurückkehrt, erfährt Nicole von Sandras bester Freundin Chiara Malvini (Silvia Mocci) ein schreckliches Geheimnis: Sandra hatte die Beziehung zu ihrem bisherigen Freund Paolo Roversi (Lorenzo Flaherty) beendet, da sie sich kurz zuvor in den reichen Unternehmer Marco Pierboni verliebte und sich mit diesem eigentlich in der Vornacht zum Tatzeitpunkt verabredet hatte. Seit dieser Nacht ist die junge Opernsängerin nun plötzlich spurlos verschwunden, wodurch Nicole zunächst in eine tiefe Krise stürzt. Doch kurze Zeit später kann sich die Journalistin auch schon wieder einigermaßen berappeln und startet daraufhin die Suche nach ihrer verschollenen Tochter, wobei sie zugleich Ausschau nach dem weiterhin unbekannten Täter des ermordeten Pierboni-Sprösslings hält. Während sie gemeinsam mit Kommissar Avanzo auf zahlreiche dunkle Familiengeheimnisse des mächtigen Pierboni-Clans stößt, schnallt sowohl die Anzahl potenzieller Tatverursacher, als auch ungeklärter Fragen weiterhin ins Unermessliche.

Ist möglicherweise Sandras eifersüchtiger Ex-Freund Paolo Roversi (Lorenzo Flaherty) der Täter, da dieser kurz vor dem Verschwinden der angehenden Opernsängerin gemeinsam mit dieser während eines heftigen Streitgesprächs beobachtet wurde und somit auch für den Mord am reichen Pierboni-Sprössling ein nachvollziehbares Mordmotiv hätte? Dann wäre da aber auch noch die undurchschaubare Diskobesitzerin Milena Bolzoni (Maja Maranow), der als gehörnten Geliebten von Marco Pierboni gleichfalls ein Mordmotiv aus Eifersucht unterstellt werden könnte. Über allen von Eifersucht geplagten Verdächtigen thront aber schließlich die Königin des Geprellten, die doppelt hintergangene Ehefrau des Ermordeten, Daniela Pierboni (Gudrun Landgrebe), die ihrerseits wiederum ein ernsthaftes Techtelmechtel mit dem Geschäftsführer des Familienunterhmens Franco Martelli (Carlo Cartier) unterhält. Oder war vielleicht ihr Sohn Filippo Pierboni (Davide Bechini) der Tatverursacher? Dann hätten wir auch noch den zwielichtigen sowie chronisch verschuldeten Bruder des Opfers, Massimo Pierboni (Paolo Malco), der als schwarzes Schaf der Familie so einige schmutzige Geschäfte nebenher am Laufen hat und außerdem mit seinem ungeliebten Bruder sehr häufig im Clinch lag. Zu alledem versucht dann schließlich auch noch das über allen Verdacht erhabene Familienoberhaupt, Matilde Pierboni (Alida Valli), den Mantel des Schweigens über die Angelegenheit zu legen, da ihre einzige Sorge darin besteht, dass das bis dato noch einigermaßen unversehrte Ansehen ihres verruchten Familienclans infolge der sowohl polizeilichen, als auch journalistischen Ermittlungen erheblichen Schaden nehmen könnte. Als weiterer Kandidat reiht sich nahtlos der unheimlich wirkende Professor Carlo Mauri (Laurent Terzieff) in die immer länger werdende Liste der potenziellen Tatverdächtigen ein, da dieser nicht nur eine Vorliebe für junge Schülerinnen hegt, sondern auch der verschwundenen Sandra andauernd hinterherstalkte. Und was hat der unbekannte Fremde aus Genf, dessen weißer Mercedes auffallend häufig an vermeintlichen Tatorten anzutreffen ist, mit der ganze Sache zu tun? Welche konkreten Kenntnisse hat eigentlich der spiritistische Zirkel, dem mehrere der zuvor genannten Personen angehören? Und was weiß Chiara Malvini nun tatsächlich über das plötzliche Verschwinden von Sandra und dem damit einhergehenden Mord an Marco Pierboni? Fragen über Fragen...

Als dann auch noch urplötzlich anonyme Erpresserbriefe die Runde machen, eskaliert die Situation zusehends und es kommt zu weiteren, sehr rätselhaften Morden. Wird Nicole Venturi ihre verschollene Tochter wieder unbeschadet in ihre Arme schließen und zudem den wahren Mörder überführen können?




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Bei MORD IN DER TOSKANA handelt es sich um eine vierteilige TV-Miniserie von Sergio Martino, die am 30.11.1994 auf SAT1 ihre deutsche Erstausstrahlung feierte und mit altgedienten Filmstars aus der Hochphase des italienischen Genrefilms wie beispielsweise Edwige Fenech (die sich außerdem als Produzentin zuständig zeigt), Ray Lovelock, Alida Valli, Gabriele Ferzetti, sowie der deutschen Gudrun Landgrebe aufwartet. Produziert wurde die Serie in Zusammenarbeit zwischen der RAI sowie der deutschen Beta Film und feierte ihre Premiere bereits 1993 im italienischen TV, woraufhin 1994 deutsch-synchronisierte Ausstrahlungen im ORF und auf SAT1 folgten. Obwohl es sich bei dieser gialloesken Thriller-Serie um eine handelsübliche TV-Produktion handelt, gelang es Regisseur Sergio Martino gemeinsam mit seinem Kameramann Giancarlo Ferrando ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen, denn er hinterließ eine äußerst spannend inszenierten Kriminalplot, der obendrein in sehr stimmungsvollen Bildern dargeboten wird. Die Geschichte erzählt spannend inszenierten Whodunit Plot, dessen Auflösung zu alledem mit einer großen Überraschung am Ende verblüfft.


Die einzelnen Episoden unterscheiden sich dabei jeweils in ihrer Grundstimmung, wobei Teil 1 gleich in die Vollen geht: Nach einer bildgewaltigen Eröffnung kommt es nach wenigen Minuten bereits zum ersten Mord, wobei zugleich die einzelnen Protagonist:innen allmählich in den Handlungsverlauf eingebracht werden. Anstatt sich zunächst den tieferen Beweggründen der involvierten Charaktere zu widmen, steht zunächst der spannende Handlungsverlauf im Vordergrund, der schließlich auch bis zum bitteren Ende beeindruckt. Außerdem versprüht der erste Teil ordentlich gialloeske Atmosphäre, da neben einigen genrerelevanten Kameraspielereien obendrein erfolgreich versucht wurde, diverse Filmkulissen bzw. Szenenbilder mit giallotypischen Farbakzenten anzureichern, was den Verantwortlichen schlussendlich auch erfolgreich gelungen ist. Teil 2 beginnt gleich mit einem deftigen Schicksalsschlag, bevor der etwas entschleunigte Handlungsverlauf zum Ende hin wieder mehr an Fahrt aufnimmt. In dieser Episode wird auch damit begonnen, die einzelnen Rollencharaktere tiefergehend mit Leben zu füllen. Der 3. Teil zeigt hingegen ganz leichte Polizeifilmanleihen, da in dieser Episode eine recht verzwickte Verfolgungsjagd auf einen der vermeintlichen Täter im Vordergrund steht. Der lezte Teil strotzt dann wiederum nur so vor Spannung und wartet neben einigen gialloesk anmutenden Szenen mit der bereits zuvor aufgezeigten Verblüffung zum plotauflösenden Finale der Mini-Serie auf.


Kommen wir zum illustren Staraufgebot der namhaften Darsteller:innen, denen allen voran der Name Edwige Fenech steht. Die gebürtige Französin liefert nicht nur eine ausgezeichnete Darbietung ab, sondern zeigt sich auch zugleich als Produzentin dieser TV Serie zuständig. Frau Fenech machte auch Anfang der 90er immer noch eine fantastisch gute Figur, wobei ihr in der vorliegenden Mini-Serie das bis dato obligatorische Entkleiden erspart blieb. Obwohl sich dieser gialloeske Thriller im TV-Serienformat recht zugeknöpft gibt und drastische Mordszenen meidet, bietet dieser dennoch ein genregerechtes Filmerlebnis. Als Nächstes kommt Ray Lovelock an die Reihe, der einen unermüdlichen Ermittler verkörpert, der während seiner Ermittlungsarbeit sehr eng mit der von Edwige verkörperten Journalistin zusammenarbeitet. Das Zusammenspiel der beiden gestandenen Genrefilmstars überzeugt auf ganzer Linie. Die beiden größten Überraschungen dürfte aber das Mitwirken der großen Dame des italienischen Films, Alida Valli und des nicht minder begabten Gabriele Ferzetti darstellen, die in ihren jeweiligen Rollen voll und ganz überzeugen. Zu guter Letzt gesellen sich zu dieser hochkarätigen Runde auch noch die deutsche Beteiligung Gudrun Landgrebe und der italienische Darsteller Paolo Malco hinzu, dessen außerordentliche Darbietung als fadenscheiniger Bruder des Mordopfers nachhaltig in Erinnerung bleibt.


Die deutsche Synchronisation der Johannisthal Synchron GmbH, Berlin kann sich durchaus hören. Für die musikalische Untermalung ist der mir bis dato unbekannte Komponist Natale Massara zuständig, dessen 80er Synthie-Sound-Kompositionen sich bestens zum Einsatz im Endzeitfilmgenre geeignet hätten, aber im vorliegenden Fall manchmal etwas sonderbar anmuten. Aber im Großen und Ganzen passen die filmmusikalischen dann doch irgendwie zum gezeigten Bild und runden somit das gepflegte Sehvergnügen endgültig ab.


Fazit: Eine spannend inszenierter TV-Giallo-Thriller im kompakten Mini-Serienformat




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(Überarbeiteter Beitrag aus dem alten Forum: 21.12.2015)

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