DAS LUSTHAUS TEUFLISCHER BEGIERDEN - Renato Polselli

Schwarze Handschuhe, undurchsichtige Typen, verführerische Damen und stylische Kills.
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Richie Pistilli
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DAS LUSTHAUS TEUFLISCHER BEGIERDEN - Renato Polselli

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Das Lusthaus teuflischer Begierden (D)
La verità secondo Satana (IT)
Il vangelo secondo Satana (IT - zensierter Titel)
The Truth According to Satan


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IT 1972

R: Renato Polselli
D: Rita Calderoni, Isarco Ravaioli, Sergio Ammirata, Marie-Paule Bastin, Marcello Bonini Olas, Gino Donato, Stefano Oppedisano, Lorenzo Piani, Antonio Zambito


dt. Kinostart: 07.01.1972

Score: Gianfranco Di Stefano

Italo Cinema.de

OFDb



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Im Hause des trübsinnigen Schriftstellers Roibert Edward (Isarco Ravaioli) spielen sich eines schönen Abends ein paar weniger schöne Dinge ab, da sich der im Alkoholrausch schwelgende Schreiberling unter allen Umständen das Leben nehmen möchte. Der Grund hierfür liegt nicht nur in der anhaltenden Erfolglosigkeit seiner Arbeit, sondern hängt in erster Linie mit seiner über alles geliebten "Principessa" Diana Altoborghi (Rita Calderoni) zusammen, da diese ihm bereits seit längerer Zeit sowohl die kalte Schulter zeigt als sich auch neuerdings viel lieber mit einer brandfrischen Geliebten namens Yanita (Marie-Paule Bastin) amüsiert. Geleitet von einer obesessiven Todessehnsucht versucht Roibert nun seinem überdrüssigen Leben ein jähes Ende zu bereiten, wobei er aber nach ein paar erfolglosen Runden "russisch Roulette" dann auch noch an der Rasierklinge scheitert, die eigentlich seine Hauptschlagader durchtrennen sollte. In einem Anfall tiefster Verzweiflung tätigt er daraufhin einen wehleidigen Anruf bei seiner entfleuchten Principessa, indem er ihr in einem vorwurfsvollen Tonfall unverhohlen seine fest beschlossene Suizidabsicht mitteilt. Und nur wenige Minuten später trifft Diana dann auch schon im abgelegenen Landhaus des im Selbstmitleid versunkenen Silbenstechers ein, aber nicht um ihn von seiner unwiderruflichen Todesabsicht abzubringen, sondern eher um ihn dazu noch zu ermutigen. Nach einem aufgeheizten Wortgefecht droht die Situation plötzlich vollends zu eskalieren, woraufhin sich der schwermütige Riobert im Rahmen eines heftigen Handgemenges völlig unerwartet vor den weit aufgerissenen Augen seiner Geliebten erdolcht. Mit letzter Kraft verkündet er seiner tollgeschockten Principessa, dass man sie jetzt wohl als vermeintliche Mörderin für die grausame Tat verantwortlich machen wird, bevor er daraufhin endgültig das Zeitliche segnet. Blutüberströmt und mit der strafrechtlich relevanten Mordwaffe in der Hand weiß Diana plötzlich nicht mehr wie ihr geschieht und versucht daraufhin zunächst einmal den Leichnahm ihres verflossenen Roiberts in einer alten Kiste zu verstauen. Doch was Diana während der handgreiflichen Auseinandersetzung nicht bemerkte, war der etwas irrsinnig wirkenden Nachbar Tortoletto (Sergio Ammirata), der das tödliche Treiben genüsslich durch ein offen stehendes Fenster beobachtete und somit unsere Principessa ab diesem Moment unumstößlich in der Hand hat. Was folgt, ist ein nimmer enden wollender Alptraum in Form eines perfiden Psychospiels, aus dem es für Diana kein Entrinnen mehr zu geben scheint.... Und wo kommen denn bitte schön urplötzlich die ganzen tanzenden Hippies her?


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Nachdem ich also Anfang Oktober (2016) das unfassbare Glück hatte, eine der seltenen deutschen Kinokopien im Rahmen des Italo-Cinema Jubiläumsfestivals auf der großen Leinwand zu bestaunen, folgten zuhause auch gleich weitere Sichtungen der italienischen Fassung sowie einer inoffiziellen Fassung in Form einer fanmäßigen Bastelarbeit. Dabei hatte ich mir diese beiden Fassungen bewusst aufgespart, da meine Filmpremiere unbedingt mit der deutschen Kinofassung (KF) auf der großen Leinwand vollziehen werden sollte. Ein fataler Fehler wie sich im Nachhinein herausstellte, denn die KF entpuppte sich letztendlich als ein unfassbares Stückelwerk des deutschen Schmuddelpapstes Alois Brummer, welches das eigentliche Werk Polsellis völlig entstellt, noch wirrer als dieses daherkommt und aufgrund des ständigen Insertgewitters auch noch viel delirierender auf den Zuschauer wirkt. Aus diesem Grund fällt es mir im Nachhinein auch etwas schwer, den auf der großen Leinwand miterlebten Wahnsinn zu rekapitulieren, da mich die verstümmelte KF aufgrund der ständigen Fleischbeschau andauernd aus dem Film riss und stellenweise sogar heftigst ermüdete. Dennoch hat auch die KF ihre Qualitäten, da diese einerseits eine unfassbare Kuriosität filmischen Schaffens darstellt und andererseits aufgrund der irrsinnigen (dt.) Synchro noch um einiges wahnhafter daherkommt.


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Alois Brummer entfernte somit gefühlt 50% des eigentlichen Filmwerks und ersetzte dieses durch belanglose und unmotiviert heruntergekurbelte Herummachszenen, wodurch die KF wiederum wie ein zusammengestückeltes Etwas wirkt, das aufgrund der ständigen Sexszenen -die übrigens in keinerlei Zusammenhang zum eigentlichen Filmverlauf stehen- bereits nach kürzester Zeit schwer ermüdet und gerade im Zusammenspiel mit dem verbliebenen Irrsinn noch delirierender auf den Zuschauer wirkt. Neben einer Vielzahl an essentiellen Dialogpassagen wurden für die KF vornehmlich die zahlreich vorhandenen Rückblenden herausgeschnitten und durch nachgedrehte Sexszenen ersetzt, bei denen ich mich dann ständig fragen musste, für welches damalige Zielpublikum solche Filmverstümmelungen abzielten, da weder die gezeigten Sexszenen auch nur ansatzweise anregen, noch ergibt das zurückgebliebene Ursprungsmaterial storytechnisch einen tieferen Sinn. Daher wäre es auch völlig unsinnig, dieses drogengeschwängerte Kammerpsychospiel "rein" in der deutschen Fassung zu veröffentlichen, da diese das ursprüngliche Werk Polsellis völlig entstellt und auch fast rein gar nichts mehr mit dem eigentlichen Filmvibe gemein hat.

Darüberhinaus scheinen auch noch zahlreiche Szenenverlängerungen bzw. -kürzungen vorzuliegen, was die Unterscheidungen der beiden Schnittfassung um ein weiteres verschärft. Desweiteren beinhaltet die KF -meiner Erinnerung nach- auch viel mehr Nacktszenen von der reizenden Rita Calderoni, obwohl die italienische Fassung schon alles andere als mit nackten Tatsachen geizt. Außerdem meine ich auch in der KF die skandalöse Masturbationsszene gesehen zu haben, welche zur damaligen Zeit bereits der italienischen Zensurbehörde heftigste Bauchschmerzen bereitete und somit augenscheinlich aus der italienischen Fassung entfernt werden musste (?).


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Kommen wir zu den beiden Hauptprotagonisten Rita Calderoni und Isarco Ravaioli, deren Mitwirkung zugleich für beide die erste Zusammenarbeit mit dem exzessliebenden Schmierpoeten Polselli darstellte und auch noch drei weitere Kollaborationen mit dem regieführenden Philosophen nach sich ziehen sollte (Rita: DAS GRAUEN KOMMT NACHTS, THE REINCARNATION OF ISABEL, TORINO CENTRALE DEL VIZIO -- Isarco: REVELATIONS OF A PSYCHIATRIST ON THE PERVERSE WORLD OF SEX, MANIA, OSCENITA). Und da bekanntlich aller Anfang schwer ist, lässt auch Herr Polselli die gute Rita zunächst einmal sprichwörtlich durch die Hölle gehen, denn das was er ihr im Rahmen dieses perfiden Psychodramas zumutet, ist schon nicht ohne. A propos "ohne": Natürlich wurden ihr dabei schon gleich ihre kompletten Kleidungsstücke abverlangt, so dass sich die schöne Rita bereits bei ihrem ersten polsellihaften Filmabenteuer über weite Strecken ihrer Darbietung hüllenlos präsentiert. Dabei wird sie zum Opfer eines perfiden Psychospiels, welches dann von dem irrsinnig wirkenden Nachbar Tortoletto betrieben wird und die Hausdame somit nach und nach in den Wahnsinn treibt. Der Rollencharakter des clownhaften Tortolettos wirkt völligst überdreht und scheint dabei mit seinem Dauergequäke womöglich auch noch Signore Fulci zu dessen späteren THE NEW YORK RIPPER inspiriert zu haben ("Quak, quak, quak"). Ansonsten zitiert er auch schon mal ganz gern irgendwelche Bibelverse, bereitet sich zu den Mahlzeiten vornehmlich zwei Rühreier zu und weißt darüberhinaus ständig wahnhafte Gedakensprünge auf. Dabei setzt er der guten Rita mächtig zu, indem er ihr beispielsweise eine kalte Dusche verpasst oder sie auch einfach nur erbarmungslos den blutüberströmten Wohnzimmerboden schrubben lässt. Darüberhinaus bindet er sie unter infernalen Dauergequäke mit ihren Armen und Beinen an vier Hanteln fest, bestückt daraufhin ihren entblößten Körper mit rohen Fleischläppchen, die dann wiederum vom Schäferhund des Hauses genüsslich abgeschleckt werden.

Neben einer geballten Ladung Panik, schweißüberströmten Gesichtern und bis zum Anschlag aufgerissenen Augen gibt es abschließend auch noch eine sehr angenehme und vor allem akustiklastige Filmmusik von Gianfranco Di Stefano auf die Ohren, die bestens mit der knallbunten und höchst psychedelischen Bilderwelt harmoniert.

Fazit: Ein kammerspielartiges Psychodrama in Form eines hypnotisch narkotischen Bilderrauschs, das mächtig an den Nerven zerrt und die konventionellen Sehgewohnheiten völligst auf den Kopf stellt.


Auf Italo-Cinema.de steht wie gewöhnlich eine ausführlichere Vorstellung des halluzinogenen LUSTHAUSES zur Verfügung


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Am brennendsten würde mich aber weiterhin interessieren, wie viele Schnittfassungen letztendlich genau von diesem wahnhaft psychotischen Zelluloidtrip angefertigt wurden, wobei diese Frage vermutlich für immer unbeantwortet bleiben wird. Eine Historie der möglichen (bzw. bereits bekannten) Schnittfassungen könnte ich mir folgendermaßen vorstellen:


1) Ursprungsfassung: Da dieser Fassung aber bereits vor dem eigentlichen Kinostart zahlreiche Schnittauflagen von der italienischen Zensurbehörde auferlegt wurden, scheint diese noch nie das Licht das Welt erblickt zu haben und wird womöglich in ihrer Gesamtheit auch (leider) nicht mehr existieren

2) Kinofassung: Scheinbar wurde diese Fassung zur damaligen Zeit tatsächlich für ganz kurze Zeit in sehr wenigen italienischen Kinos öffentlich aufgeführt.

3) TV Fassung (84 min.): Ob das Lusthaus nun tatsächlich Anfang der 80er Jahre auf einem italienischen Provinz-TV-Sender ausgestrahlt wurde oder ob es sich bei dem weltweit kursierenden Mitschnitt um eine weitere Merkwürdigkeit aus dunkler Quelle handelt, vermag ich leider nicht zu beurteilen. Genau so wenig, wie etwaige Unterschiede zur Kinofassung

4) VHS Fassung (Hobby Video): Keine Ahnung, welche genauen Unterschiede diese im Vergleich zur Kinofassung oder zur ominösen TV Fassung aufweist? Wenn überhaupt? Und vielleicht beruht die Letztgenannte sogar auch noch auf dieser...? Fragen über Fragen

5) Sex-Fassung: Diese soll wohl tatsächlich bewerkstelligt worden sein, gilt aber bis zum heutigen Tag als verschollen (?)

6) Deutsche Kinofassung (87 min.): Hierzu wurde weiter oben i.V.m. mit dem Italo-Cinema Review bereits alles gesagt.... und für mehr fehlen mir angesichts dieser unfassbaren Kuriosität immer noch die Worte


Darüberhinaus existiert auch noch die deutschsprachige Kurzfassung mit einer Laufzeit von nur 48 min, welche aber lediglich als eine zusammengeschnittene Rumpffassung für die nachträglichen Inserteinfügungen dienen sollte. Ob diese nun als Grundlage für die als verschollen geltende Sex-Fassung diente oder schließlich auch für die deutsche Kinofassung ihre Verwendung fand, vermag ich ebenfalls nicht zu beurteilen.

Zu guter Letzt existiert dann auch noch eine inoffizielle Schnittfassung in Form einer integralen Bastelarbeit (87 min.), für die letztendlich die italienische TV Fassung gemeinsam mit der deutschen Kurzfassung Pate stand.


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Trailer:



italienischer Vorspann

Score




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Habe übrigens gerade noch ein paar (wenige) Bilder von Alois Brummers nachgedrehten Szenen entdeckt, die ich Euch dann auch nicht vorenthalten möchte:

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Direktvergleich der finalen Szene:

Wie bereits weiter oben etwas ausführlicher beschrieben, findet im Finale eine handfeste Auseinandersetzung zwischen den Hauptprotagonisten im gemütlich eingerichteten Wohnzimmer statt, wohingegen im Nebenraum je nach Schnittfassung entweder der enthemmte Friedenstanz durch die drogengeschwängerte Hippiemeute zelebriert wird (it.) oder halt einfach nur ein willenloses Herummachen von Statten geht (dt.)


Deutsche KF -vs- Italienische Fassung

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Und da mir die dubiose "deutsche Rumpffasung" bis dato leider noch nicht unter die Augen gekommen ist, hätte ich diesbezüglich die folgende Frage:

Handelt es sich dabei tatsächlich nur um ein Konstrukt zusammengekürzter (Original-)Szenen aus der italienischen Fassung oder beinhaltet diese Rumpffassung auch bereits (Nackt-)Szenen aus dem Nachdreh Alois Brummers?




Interview mit Renato Polselli (OmU):


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Sid Vicious
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Re: DAS LUSTHAUS TEUFLISCHER BEGIERDEN - Renato Polselli

Beitrag von Sid Vicious »

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Produktionsland: Italien
Produktion: Renato Polselli
Erscheinungsjahr: 1972
Regie: Renato Polselli
Drehbuch: Renato Polselli
Kamera: Ugo Brunelli
Schnitt: Otello Colangeli
Musik: Gianfranco Di Stefano
Darsteller: Sergio Ammirata, Marie Paule Bastin, Marcello Bonini Olas, Rita Calderoni, Gino Donato, Stefano Oppedisano, Isarco Ravaioli, Antonio Zambito


Der Schriftsteller Roibert Edward ist des Lebens überdrüssig und will das Elend asap beenden. Die Bewegung zum Suizid ist seiner Freundin Diana Altoborghi, die er Principessa nennt, geschuldet. Und wenn Roibert schon den Abflug machen muss, dann will er es so ausschauen lassen, dass seine Principessa für die Mörderin gehalten wird. Der Plan funktioniert und die „kleine Prinzessin“ sitzt tief im Schlamassel. Doch stellt sich dieser flugs als Kindergeburtstag dar, denn plötzlich taucht Roiberts Nachbar Tortoletto auf und der ist… was weiß ich was er ist? Er ist irrsinnig, aber so was von…

Ich habe (bis dato) eine beachtliche Anzahl an italienischen Genrefilmen sichten dürfen. Manches war klasse, anderes wurde von der Rezeptionsfestplatte gelöscht. LUSTHAUS TEUFLISCHER BEGIERDEN werde ich allerdings definitiv nicht vergessen! Weil der Film so gut oder so schlecht ist? Das sehe ist erstmal sekundär. Der Film ist (primär) nämlich der reine Irrsinn, ein nicht enden wollendes Delirium. Wer mittels Polsellis DAS GRAUEN KOMMT NACHTS (italienische Originalfassung, vergiss die deutsche Synchro mal) in das Land der Fragezeichen geschossen wurde und keinen Ausweg fand, der kann sich beim LUSTHAUS TEUFLISCHER BEGIERDEN auf einen ganz heißen Tanz gefasst machen.

Jenes LUSTHAUS ist nämlich mit einem sehr speziellen Mobiliar besetzt, das seine Bestandteile aus Irrsinn, Sleaze, Sex und Giallo rekrutiert. Verpackt ist das Ganze in großartige Bildkompositionen. Hier gibt es nicht nur gut was auf die weiche Birne, sondern auch einiges aufs Auge. Ugo Brunelli macht einen sehr guten Job, schließlich brauchte ich mir keinen Alkohol oder Ähnliches eintrichtern, denn Brunelli führte mich auch so problemlos in einen Vollrausch.

Der Film entlies mich mit der Bescheinigung, dass ich bis zur letzten Sekunde am Ball geblieben bin. Ich bin sogar der Versuchung erlegen mir diesen Wahnsinn gleich noch mal zu geben. Aber: habe ich den Film überhaupt geschnallt? Muss ich den Film eigentlich schnallen? Was wollen die Hippies eigentlich im LUSTHAUS? Alter, was ist da los? Tortoletto wo rennst du hin? Wer sind die verficken Hippies? Tortolettooooooooooo!!!!

Fazit: Polsellis aparte Erzählweise führt zu Konfusion, Rausch und vielen Fragezeichen. Eine Suche nach Lösungen wird dem Rezipienten allerdings nicht aufgezwungen (wie auch?). Man kann sich (sofern man das Prinzip des Films akzeptiert hat) entspannt zurücklehnen und in eine absonderliche Welt abdriften. Halt nach dem Motto: E tri… e tri… e tri… e tri… e tri… e tri… (oder was Tortoletto da von sich gibt).
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Richie Pistilli
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Re: DAS LUSTHAUS TEUFLISCHER BEGIERDEN - Renato Polselli

Beitrag von Richie Pistilli »

Renato Polselli berichtete beispielsweise in einem Interview, dass die Villa aus dem 'LUSTHAUS TEUFLISCHER BEGIERDEN' eigentlich das damalige Eigenheim des Hauptdarstellers Isarco Ravaioli war und der überwiegende Teil des Drehbuchs erst vor Ort niedergeschrieben wurde. Sollte dies der Richtigkeit entsprechen, dann hätte Ravaioli insgesamt dreimal sein Eigenheim für Polselli-Filme zur Verfügung gestellt, denn wie man auf den folgenden Bildern sehen kann, handelt es sich sowohl beim LUSTHAUS als auch bei QUANDO L’AMORE E’ OSCENITA’ und RIVELAZIONI DI UNO PSICHIATRA SUL MONDO PERVERSO DEL SESSO jedes Mal um die ein und dieselbe Örtlichkeit!


Dass es sich hierbei um die gleiche Location handelt, kann anhand der vergitterten Fenster, dem Wandgemälde, den Kerzenständern, dem kleinen Wandspiegel und an der goldene Standuhr ersehen werden. Weiterhin zitiert Polselli sein LUSTHAUS in OSCENITA’, indem er Mirella Rossi in der gleichen Pose wie Rita Calderoni ein Jahr zuvor ablichtete. Und in RIVELAZIONI DI UNO PSICHIATRA... wird darüber hinaus auch noch ein kurzer Ausschnitt aus dem Fotoroman des LUSTHAUSES gezeigt:



DAS LUSTHAUS TEUFLISCHER BEGIERDEN:

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(QUANDO L’AMORE E’) OSCENITA’

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RIVELAZIONI DI UNO PSICHIATRA SUL MONDO PERVERSO DEL SESSO

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Weitere 'polsellihafte Ähnlichkeiten' stehen im Filmthread von MANIA zur Verfügung






Zu guter Letzt bin vor ein paar Jahren über ein Interview mit Signore Polselli gestoßen, indem er meine Annahme hinsichtlich diverser Schnittfassungen quasi bestätigte:

"To bypass censorship and distribution hassles, Polselli shot three different versions, and although the movie was released five times during the 70s, the director added new footage to each print, while deleted certain scenes. The hardest print of La Verita’ secondo Satana features a close-up of the female orgasm. To achieve this, Polselli filmed the actress’s face, body and pubic region in extreme detail as the female orgasm is less evident than the male. Polselli is proud to be one of the first hardcore directors to film such a steamy scene."


Wenn ich den Text richtig verstehe, dann veröffentlichte Polselli sein LUSTHAUS zur Umgehung der Zensur zunächst in drei verschiedenen Versionen, bevor der Film im Laufe der 70er Jahre noch weitere fünfmal veröffentlicht wurde, wobei Polselli jedem Release sowohl neue Szenen hinzufügte als auch weiterhin bereits bestehendes Material entfernte. Und hinsichtlich der skandalträchtigen Masturbationsszene bin ich mir weiterhin ziemlich sicher, diese in der deutschen Kinofassung gesehen zu haben...



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