FÜNF RÄTSEL ZUM TOD - Ferdinando Baldi

Schwarze Handschuhe, undurchsichtige Typen, verführerische Damen und stylische Kills.
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Richie Pistilli
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FÜNF RÄTSEL ZUM TOD - Ferdinando Baldi

Beitrag von Richie Pistilli »

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Fünf Rätsel zum Tod (D)
Una vita lunga un giorno (IT)
Long Lasting Days


IT 1973

R: Ferdinando Baldi
D: Mino Reitano, Ewa Aulin, Philippe Leroy, Eva Czemerys, Luciano Catenacci, Nello Pazzafini, Franco Ressel, Franco Fantasia, Giancarlo Del Duca, Leo Brandi, Dante Maggio u.a.



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Deutsche VHS-Premiere

Italo-Cinema.de

Score: Franco & Mino Reitano

OFDb




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Der begnadete Seefahrer Andrea Rispoli (Mino Reitano) kehrt nach einer langen Schiffsreise endlich erschöpft in den Hafen seiner Heimat 'San Remo' zurück, wo ihn sogleich die erschütternde Hiobsbotschaft über den Tod seiner ersatzmütterlichen Vermieterin Hilde erwartet. Doch für tiefgreifende Trauergefühle bleibt wenig Zeit, denn Hildes Ersatz hat sich bereits für den nächsten Tag angekündigt: Ihre bezaubernde Nichte Anna Andersson (Ewa Aulin) reist eigens aus Schweden an, um das hinterlassene Erbe ihrer Tante -eine lausige Pension- in deren Gedenken weiterzuführen. Als Andrea die verzückende Nichte Tags darauf am Bahnhof seiner Heimatstadt ganz gentlemanlike in Empfang nimmt, findet er blitzartig den größten Gefallen an der quirligen Schönheit. Von da an wankt unser vollwaiser Seefahrer völlig liebestrunken durch den weiteren Handlungsverlauf, wobei sich das dazugehörige Rauscherleben aber als eine alptraummäßige Achterbahnfahrt der Gefühle herausstellen wird - denn bereits wenige Tage später ziehen die ersten dunklen Wolken über dem noch recht jungen Liebesglück auf, da die junge Schwedin eines Abends völlig unerwartet das Opfer einer versuchten Vergewaltigung wird. Zwar kann sie sich glücklicherweise noch rechtzeitig durch einen beherzten Fenstersprung aus den Klauen ihres Peinigers befreien, landet aber wegen eines verstauten Fußknöchels im Krankenhausbett. Dabei wird leider auch festgestellt, dass Anna an einer bisher unentdeckten Herz- und Durchblutungsstörung leidet, die umgehend einer kostspieligen Behandlung in Form einer lebensrettenden OP bedarf. Nachdem sich die beiden Rührseligen am Krankenhausbett zwischen Tür und Angel auf die ewige Liebe einschwörten, mutiert der gesichtsstarre Andrea zum selbstlosen Retter in der Not und verspricht seiner Geliebten im völlig leidenschaftslosen Tonfall, dass er egal was auch geschieht, die immensen Behandlungskosten unter allen Umständen begleichen wird. Da seine Taschen aber völlig leer sind und der willkürlich geregelte Arbeitsmarkt von San Remo ihm nur Absagen erteilt, ist plötzlich guter Rat teuer.


"Ich langweile mich zu Tode, Phillipe... irgendetwas muss passieren und ich weiß wie wir eine Menge Spaß haben können: Morgen läuft ein Schiff aus Saudi-Arabien ein und an Bord befindet sich ein Mann namens Andrea Rispoli, der wäre das ideale Opfer für unser altes Spiel... ohne Nervenkitzel ödet mich alles an.... es langweilt mich eben, das Geld immer nur im Spielcasino zu verlieren. Mich befriedigt es nur, wenn ich Menschen in der Hand habe, die mir ausgeliefert sind."


Gesagt, getan und just im nächsten Moment bekommt Andrea urplötzlich das lukrative Angebot unterbreitet, sich für eine Gewinnsumme von 30.000$ als Opfer einer privat organisierten Menschenjagd zur Verfügung stellen. Die Voraussetzung für den Erhalt des Geldes ist natürlich, dass er das höchst riskante Todesspiel überlebt. Bei den Angebotsunterbreitern handelt es sich um einen sensationsgeifernden Haufen sadistischer Hobbyjäger aus der mondänen Gesellschaftsschicht, die von ihrem eintönigen Leben in Saus und Braus angeödet wirken und daher etwas menschenverächtliche Abwechselung benötigen. Völlig regungslos und ohne auch nur mit der Wimper zu zucken stimmt der liebestolle Todesverächter dem todesgefährlichen Gewinnspielangebot zu, woraus sich automatisch die abschließende Fragestellung ergibt: Wird es Andrea gelingen, die tödlichen Attacken der finanzstarken Jagdtruppe zu überleben oder werden am Ende des Spiels zwei lieblos-gebeizte Sperrholzsärge in aller Stille zu Grabe getragen?


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Du musst die Stadt durchqueren, vom Hügel bis zum Hafen. Von Sonnenaufgang an, in 24 Stunden, den Weg kannst Du Dir selbst wählen. Aber fünf Mal werden wir versuchen, Dir die Aufgabe zu erschweren. Wir werden versuchen, Dich umzulegen.... Dieses Spiel amüsiert uns ungeheuer.


Au Backe! Was bitte schön hat sich Ferdinando Baldi bloß während der Arbeit an dem Drehbuch reingepfiffen? Wahrnehmungsstörende Hirse-Crack Plätzchen? Denn anders lässt sich das Ergebnis FÜNF RÄTSEL ZUM TOD, den er übrigens unter dem Namenspseudonym Sam Livingstone drehte, nicht erklären. Vermutlich stellt das Drehbuch die Ausgeburt einer durchzechten Nacht dar, woraufhin gleich am nächsten Tag der dazugehörige Film im Freistaat Absurdistan heruntergekurbelt wurde. Das Ergebnis offenbart eine recht kurzweilige Inszenierung, der nicht nur ein recht einfach gestrickter Plot zugrunde gelegt wurde, sondern im Gesamten auch etwas Spannung fehlt. Das Vewunderliche an diesem Film ist aber, dass er den Genreliebhaber trotz der zahlreichen Mankos dennoch gut unterhält. Augenscheinlich inspiriert von Robert Shakleys Kurzgeschichte 'Das siebte Opfer' bietet diese gialloeske Menschenjagd weder einen schwarz vermummten Killer mit blinkenden Edelstahlschlitzwerkzeug, noch sonstige giallo-typische Elemente - und die intriganten Meuchler sind auch schon von vorne herein bekannt.


An vorderster Front plant ein vom Luxusleben angeödeter Philippe Leroy gemeinsam mit seiner mondänen Freizeittruppe, die zermürbende Langeweile aus ihrem monotonen Luxusleben zu vertreiben, indem er die praktische Umsetzung eines sehr kostenintensives Unterhaltungsspiel in Form einer niederträchtigen Menschenjagd in fünf Akten plant. Nachdem er also Unsummen in das launebereitende Unterhaltungsprogramm investiert hat, nimmt das bestialische Unterhaltungsprogramm langsam seine Fahrt auf. Doch anstatt anstatt dem tödlichen Treiben zur Befriedigung ihrer sadistischen Triebe persönlich beizuwohnen, verweilen sowohl der Initiator dieser sadistischen Bundesjugendspiele als auch seine kicksuchenden Mitstreiter beharrlich in ihren vier Wänden, wo sie von einem engagierten Leiharbeitskiller telefonisch auf dem Laufenden gehalten werden. Schlussendlich kommt es im Rahmen einer äußerst bizarren Party aber doch noch zu einem Zusammentreffen aller Beteiligten, wobei neben zahlreichen Tanzbeinen auch eine ganze Reihe an hochglanzpolierten Schlagringen völlig ungezwungen auf dem Tanzflur geschwungen werden. Dabei legt Philippe Leroy eine überzeugende Darbietung aufs Parkett, bei der aber noch ausreichend Luft nach oben übrig war. Gleiches gilt für die Darbietungen von Eva Czemerys und Ewa Aulin, die zwar in ihren jeweiligen Rollen überzeugen, aber weitaus mehr hätten bieten können, wenn es das Drehbuch zugelassen hätte.



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Eins der fünf Rätsel zum Tod betrifft beispielsweise die Wahl des Hauptdarstellers Mino Reitano, der bis dahin seine Brötchen erfolgreich als Sänger und Songwriter verdiente. Als Darsteller wirkt er weniger souverän, denn seine hölzerne Darbietung bleibt durchweg farblos. Hinzu gesellt sich eine leicht erstarrte Mimenlosigkeit, die stellenweise zur Belustigung beiträgt sowie sein leidenschaftslos gekünsteltes Liebesgeplänkel, mit dem es ihm und seiner Ewa gelang, mich mehrere Male sprachlos zu machen. Als ganz großes Kino stellt sich dabei die deutsche Synchro heraus, denn infolge eines hochpeinlichen Dialogdrehbuchs löst die Art und Weise der ständigen Liebesbekundungen neben einem breiten Grinsen gelegentlich auch schon einmal ein paar Schmerzen aus.


Der werte Herr Pazzafini darf in FÜNF RÄTSEL ZUM TOD einen auftragskillenden Triebmörder namens Nello verkörpern, der sich nebenberuflich auch gerne noch etwas als kundenunfreundlicher Busfahrer dazuverdient. Als Produzent fungierte übrigens Luciano Catenacci, der obendrein die Rolle des verantwortlichen Spieleorganisators Spyros übernahm, der im Auftrag von Philippe Leroy das grausame Unterhaltungsprogramm in nur wenigen Tagen auf die Beine stellen soll. Wer aber schon einen solchen Film problemlos produziert bekommt, für den sollte das Organisieren eines todesspielartigen Unterhaltungsprogramms ein leichte Aufgabe darstellen.


Die preisverdächtige Synchro der Marke 'wenn es Nachts kälter als draußen ist' verleiht dem abenteuerlichen Verwirrspiel nicht nur seinen endgültigen Bizarrheitsgrad, sondern sorgt damit auch für kollektive Sprachlosigkeit. Zudem untertreibt der deutsche Verleihtitel FÜNF RÄTSEL ZUM TOD maßlos, da der Film sogar nach mehreren Sichtungen auch weiterhin eine viel höhere Anzahl an ungeklärten Fragestellungen zurücklässt. Die einzigen Lichtblicke in diesem Inszenierungswirrwarr stellen die recht solide Kameraarbeit und die erstklassige Filmmusik dar. Das klangvolle und abwechslungsreiche Beat-Rock-Spektakel stammt von den beiden Songwritern Franco und Mino Reitano, die praktisch einen perfekten Instrumental- und Rock-Soundtrack abliefern, der sogar von einem leichtfüßigen 'dibidababei' nicht halt macht. Abschließend möchte ich aber auch noch auf etwas weniger schönes hinweisen, denn am Ende wird die aus einem persönlichen Vollversagen resultierende Wut auf misogyne Art und Weise an einer anderen Person abreagiert. Aber wie es im italienischen Giallo oftmals gang und gäbe ist, bleibt auch dieses verübte Unrecht nicht lange ungesühnt...


Fazit: Die sadistischen Freizeitspiele der Reichen!



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(Überarbeiteter Beitrag aus 2014)
Zuletzt geändert von Richie Pistilli am Mo., 05.04.2021 11:29, insgesamt 2-mal geändert.

ugo-piazza
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Re: FÜNF RÄTSEL ZUM TOD - Ferdinando Baldi

Beitrag von ugo-piazza »

Schön geschrieben, Richie!


Ewa Aulin in eine Menschenjagd hineinzuziehen ist natürlich unverzeihlich. Es gäbe doch wirklich genug miese Arschlöcher, derer sich Leroy's Gruppe annehmen könnte. Denn wie der Film klarmacht: Was wäre das Leben ohne Hobbys...? :mrgreen:
Die Suche ist vorbei

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Richie Pistilli
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Re: FÜNF RÄTSEL ZUM TOD - Ferdinando Baldi

Beitrag von Richie Pistilli »

ugo-piazza hat geschrieben:
So., 20.12.2020 10:40
Es gäbe doch wirklich genug miese Arschlöcher, derer sich Leroy's Gruppe annehmen könnte. Denn wie der Film klarmacht: Was wäre das Leben ohne Hobbys...? :mrgreen:


Bring mich jetzt bloß auf keine dumme Gedanken, denn ich habe mir in letzter Zeit tatsächlich schon häufiger überlegt, ein neues Hobby anzuschaffen. :D


Und was Ewa in diesem Film angeht, so ging sie mir mit ihrem völlig überzogenen Liebesgeplänkel, das obendrein auch noch leidenschaftslos gekünstelt wirkt, ein wenig auf die Nerven. Ok, irgendwie kann ich dem ständigen 'Oh Andrea, ich liebe dich' - 'Und ich Dich noch viel, viel mehr, Anna' im Rahmen dieses ungewöhnliches Manhunt-Giallos einen gewissen Unterhaltungswert nicht absprechen, aber Punkte räumte Frau Aulin in dieser Rolle nur sehr wenige ab. Werde mir dafür in den nächsten Tagen nochmals ihre vorzügliche Darbietung als 'Mädchen aus der Carnaby Street' zu Gemüte führen, denn als eigentümliche Jane Burroughs ist sie zweifelsfrei über jeglichen Verdacht erhaben.

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