DEATH WALKS AT MIDNIGHT - Luciano Ercoli

Schwarze Handschuhe, undurchsichtige Typen, verführerische Damen und stylische Kills.
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Richie Pistilli
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DEATH WALKS AT MIDNIGHT - Luciano Ercoli

Beitrag von Richie Pistilli »

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La morte accarezza a mezzanotte (IT)
La mort caresse à minuit (F)
La muerte acaricia a medianoche (ES)
Death Walks at Midnight (UK)
Die eiserne Hand des Todes
Death Caresses at Midnight


IT / ES 1972

R: Luciano Ercoli
D: Nieves Navarro, Simón Andreu, Peter Martell, Luciano Rossi, Ivano Staccioli, Claudie Lange, Carlo Gentili, Fabrizio Moresco, Claudio Pellegrini, Alessandro Perrella u.a.



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Italienische Erstaufführung: 17.11.1972

Score: Gianni Ferrio

Italo-Cinema.de

OFDb




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Das 28-Jährige Fotomodell Valentina (Nieves Navarro) führt gemeinsam mit einem befreundeten Sensationsreporter Gio Baldi (Simón Andreu) ein geheimes Drogenexperiment in ihrer Mailänder Wohnung durch, das der fadenscheinige Journalist ohne ihr Wissen als Titelstory im Klatschblatt 'Novella 2000' veröffentlichen möchte. Also lässt sich das reizende Modell auf die intravenöse Tour einen ordentlichen Schuss des neuartigen Halluzinogens „HDS“ versetzen, woraufhin die psychedelische Reise ihren unaufhaltsamen Lauf nimmt. Nachdem das bewussteinserweiterte Fotomodell bereits nach kürzester Zeit das wahre Gesicht des fleißig fotografierenden Gio als irreale Affenfratze wahrnimmt und urplötzlich etwas völlig Verworrenes über rote Priester daher faselt, gesellt sich auch noch ein grausamer Mord in die drogenververnebelte Wahrnehmung Valentinas hinzu, der sich in einer benachbarten Wohnung des gegenüberliegenden Hauses abspielt. Völlig entsetzt muss Valentina auf ihrem außer Kontrolle geratenen Trip mit ansehen, wie eine unbekannte Frau von einem sonnenbrillentragenden Mörder mit Hilfe eines killernietenbesetzten Handschuhs aus Eisen auf grausamste Weise zu Tode malträtiert wird. Somit entwickelt sich das halluzinogene Experiment für die völlig verworrene Acid-Lady immer mehr zu einem heftigen Horrortrip, aus dem in diesem Moment auch kein Entkommen mehr zu geben scheint.


Nachdem das Modell die Herrschaft wieder über ihre Sinne zurückerobern konnte, vertraut sie ihre schrecklichen Beobachtung unverzüglich dem sauberen Herrn Reporter und kurz darauf auch ihrem Freund Stefano (Pietro Martellanza) an, wobei sie aber mit ihren abstrusen Drogenfantasien von keinem der Beiden ernst genommen wird. Hilfesuchend begibt sich Valentina daraufhin zum nächstgelegenen Polizeirevier, aber auch dort bekommt sie vom zuständigen Inspektor Serino (Carlo Gentili) keinen Glauben geschenkt bekommt. Letztendlich wird sie auch von diesem als sensationsgeile Drogenspinnerin abgewiegelt. Doch als tags darauf die aktuelle Ausgabe des auflagenstarken 'Novella 2000' Magazins mit 'Valentinas psychedelischem Killer-Trip' als Titelstory erscheint, muss der bis dato noch identitätslose Mordbube zu seinem Erstaunen feststellen, dass ihm am Vorabend scheinbar ein zugedröhnter Zaungast als Zeuge seiner scheußlichen Tat beiwohnte, was wiederum zur Folge hat, dass er der völlig entgeisterten Valentina am späten Nachmittag einen persönlichen Besuch abstattet. Zwar gelingt Valentina die Flucht vor dem bizarren Killer mit der Eisenfaust, doch kurz darauf treten auch schon die nächsten unheimlichen Personen auf den Plan. Arme Valentina, denn so langsam weiß sie überhaupt nicht mehr, wie ihr gerade geschieht...



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So ziemlich genau ein Jahr nach dem Kinostart des fulminanten DEATH WALKS ON HIGH HEELS erblickte dessen ähnlich betitelter Nachfolger DEATH WALKS AT MIDNIGHT das Licht der großen Leinwände, wobei aber die beiden Fime trotz eines fast identischen Casts inhaltlich nichts miteinander gemein haben. Handelte es sich bei Luciano Ercolis Vorgänger DEATH WALKS ON HIGH HEELS und FRAUEN BIS ZUM WAHNSINN GEQUÄLT noch um zwei recht vertrackte Hochglanz-Gialli nach dem klassischen Whodunit-Prinzip, so präsentiert sich DEATH WALKS AT MIDNIGHT zwar nicht minder glanzvoll, wirkt aber von seiner Plotstruktur eher etwas ungewöhnlich konstruiert, denn anstatt eines gängigen Ratespiels nach dem unbekannten Mörder, schwebt hier ein eher drogenvernebelter Verschwörungsplot über der gesamten Handlung. Weiterhin wird dem Zuschauer bereits nach wenigen Minuten die Person des lediglich mit einer markanten Sonnenbrille maskierten Killers preisgegeben, wobei sich dessen markante Mordwaffe mittlerweile auch als ein überaus bekanntes Kultsymbol in der Welt des Giallos etablieren konnte. Als Urheber dieser acidgetränkten Geschichte fungierten zudem keine Geringeren als die beiden Maestros Ernesto Gastaldi und Segio Corbucci.


Die bereits aus DEATH WALKS ON HIGH HEELS bekannte Schauspieltruppe lieferte auch im vorliegenden Film eine souveräne Darbietung ab. Die als Susan Scott bekannte Schauspielerin Nieves Navarro verkörpert dabei das psychoaktivierte Fotomodell Valentina, wobei sie besser mal Hofmanns altbewährtes LSD anstatt der neumodischen HDS-Substanz konsumiert hätte, denn von ausgelösten Halluzinationen, die einen sechs Monate zuvor verübten Mord ins Bewusstsein rufen, habe ich bis dato ehrlich gesagt noch nie etwas gehört. Zumindest ist angesichts des weiteren Handlungsverlaufs davon auszugehen, dass Frau Scott dieses Teufelszeug nie wieder in ihrem weiteren Leben angerührt hat. Wenn sich also ihr Rollencharakter nicht gerade in einem halluzinogenen Farbrausch verliert, bei dem sie obendrein auch noch tanzwütig wird, dann zeigt sich das smarte Fotomodell auch gerne mal von ihrer schlagkräftigen Seite, indem sie beispielsweise lüsternen Finken die abgesonderte Schmiere ordentlich um die Ohren schlägt. Ansonsten wirkt Susan Scott wie in den meisten ihrer Schauspielrollen erhaben, kühl und ein wenig divenhaft, was aber keinesfalls negativ gemeint ist, denn die gebürtige Spanierin und spätere Ehefrau von Luciano Ercoli verkörpert nun mal dieses Erscheinungsbild - und das ist auch gut so! Weiterhin trägt sie dufte Outfits sowie einen sagenhaften Stahlsträhnchenperückenhelm stolz zur Schau.



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Dann wäre da auch noch der Irre vom Dienst, Luciano Rossi, der dieses Mal nicht nur einen sadistischen Handlanger des mächtigen Drogensyndikats spielt, sondern auch auf den wohlklingenden Namen Hans Krutzer hört, da dieser ursprünglich aus Hamburg stammen soll. Dabei setzt er nicht nur die bereits gebeutelte Susan Scott mit seinen unmenschlichen Gemeinheiten zu, sondern lässt obendrein dem Zuschauer infolge seines psychopathologischen Dauergegiggels die Haare zu Berge stehen. Weiterhin wäre da auch noch ein recht merkwürdig aussehender Killer mit einer zeitgenössischen Sonnenbrille, der von seinem äußeren Erscheinungsbild als Erzeuger des ebenfalls schräg wirkenden Killers aus SUSPECTED DEATH OF A MINOR fungiert haben könnte. Zu allem Überfluss präsentiert er uns nicht nur ständig seine unbeschreibliche Tendfrisur, sondern meuchelt auch unschuldige Frauen mit einer killernietenverzierten Eisenfaust dahin. Ein mörderischer Fatzke, wie er im Bilderbuch steht.



Schlussendlich wurde dieser ansehnliche Psychotropen-Giallo auch noch mit einer easybeatlastigen Filmmusik aus der Gianni Ferro-Soundschmiede versehen, die ich mir auch heutzutage immer wieder gerne anhöre.



Fazit: Ein acidgetränkter Verschwörungsirrsinn, aus dem es bis zum bitteren Ende kein Entrinnen mehr zu geben scheint...



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Zuletzt geändert von Richie Pistilli am Mi., 13.10.2021 20:24, insgesamt 2-mal geändert.

hockeymask86
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Re: DEATH WALKS AT MIDNIGHT - Luciano Ercoli

Beitrag von hockeymask86 »

Den hab ich mir vor kurzem auch endlich mal gegönt. Habe den bisher immer ausgelassen da meine Englischkenntnisse nicht die besten sind, Italienisch schon gar nicht.
Konnte dem aber ohne Probleme folgen. Ein sehr feiner Film mit einer scharfen Frau Scott.
Highlight war Lucianno Rossi als irre-kichernder Killer.
Schade das die Filmart-VÖ damals nicht geklappt hat.

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Richie Pistilli
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Re: DEATH WALKS AT MIDNIGHT - Luciano Ercoli

Beitrag von Richie Pistilli »

hockeymask86 hat geschrieben:
Do., 17.12.2020 17:30
Habe den bisher immer ausgelassen da meine Englischkenntnisse nicht die besten sind, Italienisch schon gar nicht.
Konnte dem aber ohne Probleme folgen.

Da meine Englischkenntnisse ebenfalls nicht die allerbesten sind, hatte ich anfänglich auch Bedenken, was OmU-Fassungen angeht. Aber nachdem ich die ersten beiden Filme angetestet hatte, waren die zuvor bestandenen Bedenken auf einen Schlag verflogen. :)
Lediglich dialoglastige Politthriller bereiten mir auch heute noch Bauchschmerzen...


Was ich aber weiterhin nicht besonders mag, sind englischsprachige Dubs von italienischen Filmen. Solche Fassungen schaue ich mir nur an, wenn mich der Film brennend heiß interessiert und absolut keine andere Alternative existiert. Daher habe ich auch noch so einige englisch gedubbte Italo-Filme ungesehen vorliegen, von denen ich weiterhin hoffe, irgendwann mal eine italienische Fassung mit entsprechenden Untertiteln zu erhaschen.





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