BLUTIGE SEIDE - Mario Bava

Schwarze Handschuhe, undurchsichtige Typen, verführerische Damen und stylische Kills.
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Prisma
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BLUTIGE SEIDE - Mario Bava

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Eva Bartok

BLUTIGE SEIDE


● SEI DONNE PER L'ASSASSINO / 6 FEMMES POUR L'ASSASSIN / BLUTIGE SEIDE (I|F|D|MCO|1964)
mit Cameron Mitchell, Thomas Reiner, Lea Krüger, Claude Dantes, Arianna Gorini, Dante Di Paolo, Heidi Stroh, Giuliano Raffaelli, Franco Ressel, u. a.
eine Produktion der Emmepi Cinematografica | Les Productions Georges de Beauregard | Top Film | Monachia Film | im Gloria Verleih
ein Film von Mario Bava

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»Bitte fang nicht an zu weinen, du verdirbst dir dein Make-Up!«


Cristiana (Eva Bartok) führt zusammen mit ihrem Partner Max (Cameron Mitchell) eine feudale Model-Agentur. Doch die oberflächliche Haute Couture wird durch einen Zwischenfall erschüttert. Das Mannequin Isabella (Francesca Ungaro) wurde brutal ermordet. Doch wo ist das Motiv zu suchen? Der ermittelnde Inspektor Silvestri (Thomas Reiner) tappt im Dunkeln. Nicole (Ariana Gorini), eine Kollegin des Mordopfers, scheint allerdings mehr zu wissen, da sie das Tagebuch von Isabella gefunden hat. Darin stehen kompromittierende Informationen über Drogen und Erpressung, außerdem scheinen die Aufzeichnungen ein weiteres dunkles Geheimnis zu enthalten, für das jemand zum Mörder wurde. Nicole beschließt, die Aufzeichnungen der Polizei zu übergeben, doch sie ereilt das gleiche Schicksal. So einfach kommt der Killer allerdings nicht an sein Ziel, denn die Aufzeichnungen wurden von einem anderen Mannequin an sich genommen, welches ab sofort in Lebensgefahr schwebt...

Mario Bavas "Blutige Seide" zählt zu den Prototypen des Giallo-Genre und es ist auch nach Jahrzehnten noch überaus erstaunlich, wie sehr sich der wegweisende Charakter herausfiltern lässt, beziehungsweise richtiggehend in Reinkultur präsentiert wird. Im stilistischen Sinn ist somit durchaus eine Art Meisterwerk entstanden, das quasi gleichermaßen beispiellos war und bis heute auch beispielhaft geblieben ist. Die Wendung style over substance wurde für Mario Bavas Beitrag vielleicht nicht direkt erfunden, aber "Blutige Seide" ist in diesem Zusammenhang als Musterbeispiel und auch als ganz offenkundige Expertise zu sehen. Die Verpackung lockt das Publikum mit beinahe allen Farben dieser Welt an, startet grelle Ablenkungsmanöver und übertüncht die in Teilen durchschnittliche Geschichte sehr bestimmend. Der Verlauf kann vielleicht eher als eine visuelle Attacke angesehen werden, was mehr darstellt, als unter normalen Umständen zu erwarten wäre, aber das Wichtige ist, dass dieser Film auch nach so vielen Jahren immer noch phantasievoll, erfrischend, agil und einfach modern wirkt, wie eigentlich kaum ein anderer aus dieser Dekade. Der Plot hätte sich als hinkender Vergleich vielleicht in der seinerzeit entstandenen Edgar-Wallace-Reihe beim Edel-Mittelmaß wohlgefühlt, wenngleich die Reihe für derartig stilistische Revolutionen zu keinem Zeitpunkt bereit gewesen ist. Wie man sieht, wird man bei "Blutige Seide" manchmal zu Vergleichen verleitet, aber vor allem dazu, nach seinesgleichen zu suchen. Zur hohen Stil-Dichte der Geschichte tragen die Beteiligten Charaktere bei, die in Form eines spektakulären Besetzungs-Karussells künstlich Gestalt annehmen.

Die aus Ungarn stammende Britin Eva Bartok - eine der telegensten und am besten bezahlten Darstellerinnen auf europäischem Parkett - stand mit "Blutige Seide" bereits vor dem Ende ihrer turbulenten Karriere, und es gibt viele Gründe, warum gerade dieser Auftritt zu einem ihrer einprägsamsten und besten avanciert ist. Bartok, die dem Empfinden nach mit zunehmendem Alter immer geheimnisvoller, aber vor allem auch immer schöner wurde, zeigt eine beachtliche Performance. Betrachtet man das Set, so wäre beinahe zu dem Schluss zu kommen, dass die Verpflichtung von Eva Bartok bestimmt kein Zufall gewesen sein kann, da sie sich in das artifiziell wirkende Umfeld nicht nur einfügt, sondern auf eigenartige Art und Weise wie geschaffen dafür wirkt. Haute Couture und Jet Set waren auch privat ihre Domänen, und so scheint ihr Image und die zu interpretierende Person miteinander zu verschmelzen, beziehungsweise die Voraussetzungen werden genau wie das Material Darsteller im Sinne aller Rahmenbedingungen dienstbar gemacht. Das Konzept Eva Bartok geht unter der Leitung von Mario Bava vollkommen auf. Wie bei allen anderen Charakteren auch, sieht man vornehmlich Oberflächlichkeit und künstliche Züge, die von Contessa Cristiana nahezu delegiert werden. Es handelt sich um eine recht interessante Variante, dass selbst die Schauspieler der Verpackung, oder der Silhouette des Films komplett untergeordnet erscheinen und lediglich wie hübsche Staffage wirken. Die Mannequins, die in der Agentur herumschleichen, wirken wie sprechende Schaufensterpuppen und die Auswahl der Darstellerinnen ist dabei perfekt, da man hauptsächlich auf Gesichtszüge achtete, die Markantes mit Zerbrechlichem vereinen.

Die Herren bedienen hier ein ähnliches Prinzip, da sie ausschließlich Stereotype zeichnen. Keiner von ihnen sticht besonders hervor, aber es ist ebenso wenig auf sie zu verzichten. Bemerkenswert ist, dass "Blutige Seide" für damalige Verhältnisse in allen Bereichen revolutionär erscheint, und es in vielerlei Hinsicht bis heute so geblieben ist. Der Film der Umkehrreaktionen besticht durch sein grelles Farbenspiel, Licht und Schatten symbolisieren Gefahr und Zerstörung, wirken aber gleichzeitig anziehend, ja nahezu verlockend. Das Artifizielle nimmt in diesem Szenario greifbare Gestalten an und Bava geht einen mutigen Schritt weiter, indem er sich eigentlich der Gesetze des S/W-Films und seinerzeit gängigen Formaten bedient, doch das Ganze wurde eben farblich angereichert, unterm Strich sogar optimiert. Die Bildgestaltung ist und bleibt in jeder Szene einfach umwerfend, denn es werden ungeahnte Konturen offen gelegt. Beinahe könnte man sagen, dass Reliefs erschaffen werden, die vielleicht heute noch nach Vergleichen suchen dürfen. Die flexible Kamera-Arbeit nutzt die Tiefe des Raumes optimal aus und das Detail-Bewusstsein ist bemerkenswert. Die vor allem eher klassische als ausgefallene Musik rundet das Geschehen sehr gut ab und das Ziel, Spannung zu erzeugen, wird definitiv erreicht. Man vergibt diesem Feuerwerk der visuellen Eindrücke seine Schwächen, die beispielsweise bei konventionellen Krimis wie ein langsam schleichendes Gift gewirkt hätten. Die Auflösung kommt dem Empfinden nach zu früh, und das Finale ist nicht stark genug, um diesen Eindruck zu überlagern. Isoliert man das Gerüst sowie die Geschichte an sich, bleibt eigentlich ein herkömmlicher wenn auch überaus verlässlicher Charakter zurück. Stilistisch und inszenatorisch gesehen, thront jedoch ein Meilenstein innerhalb eines Genres, dessen Farben niemals verblassen werden. Unterm Strich will auch die angemerkte Kritik hier nicht so recht greifen, wenn man bedenkt, dass das Konzept des Films eindeutig in eine andere Richtung geht. "Blutige Seide" sollte man als vornehmlich eleganten und zeitlosen Beitrag unbedingt gesehen haben.

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Richie Pistilli
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Re: BLUTIGE SEIDE - Mario Bava

Beitrag von Richie Pistilli »

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Blutige Seide (D)
Der Würger mit der Maske (D)
6 donne per l'assassino (IT)
6 femmes pour l'assassin (F)
Assasinat dans la Haute Couture (F)
L'atelier de la peur (F)
Seis mujeres para el asesino (ES)
Seis Mulheres Para Um Assassino (POR)
Six Women for the Murderer
Fashion House of Death
Blood and Black Lace


IT / F / D 1964

R: Mario Bava
D: Cameron Mitchell, Eva Bartok, Thomas Reiner, Ariana Gorini, Mary Arden, Franco Ressel, Luciano Pigozzi, Lea Lander, Dante DiPaolo, Francesca Ungaro, Claude Dantes, Massimo Righi u.a.



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Deutsche Erstaufführung: 27.11.1964

Synchronkartei

Filmportal

Italo-Cinema

Sense of View

Nischenkino

Schattenlichter

Italienische Zensurberichte: #1 #2 #3

Score: Carlo Rustichelli

IMCDb

OFDb



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In einem Modesalon, in dem sich die Reichen, die Schönen und die Verruchten der Oberschicht treffen, sorgt eine Handtasche für erhebliche Aufregung. Offenbar enthält diese ein Geheimnis, das den feinen Damen und Herren zum Verhängnis werden könnte. Schon bald treibt ein maskierter Killer sein Unwesen unter den Mannequins... [Quelle: Anolis]



Im Modesalon von Contessa Christina Cuomo (Eva Bartok) tragen sich schreckliche Dinge zu: Mehrere Mannequins werden von einem maskierten Killer brutal abgestochen. Inspektor Sylvester (Thomas Reiner) von der römischen Polizei nimmt die Ermittlungen auf, tappt aber im Dunkeln, als der Mörder wieder und wieder zuschlägt. Nach und nach stellt sich heraus, dass im Mittelpunkt der Morde das Tagebuch eines der Models steht, in dem sämtliche Skandale und dunkle Machenschaften im Haus der Contessa aufgezeichnet sind… [Quelle: VZH]



Die Comtessa Christiana (Eva Bartok) führt zusammen mit ihrem Geschäftsführer Max (Cameron Mitchell) eine erfolgreiche Modeagentur. Diese wird leider das Betätigungsfeld eines unheimlichen Mörders. Kurz hintereinander werden mehrere Mannequins ermordet. Die Ermittlungen in diesem Fall übernimmt Inspektor Silvestri (Thomas Reiner). Aber leider weder in in der Agentur, noch bei Isabellas (Francesca Ungaro) Liebhaber, dem Antiquitätenhändler Franco, findet er wirklich brauchbare Hinweise, geschweige denn ein Motiv für den Mord. Das Model Nicole (Arianna Gorini) entdeckt zufällig Isabellas Tagebuch. Das bedeutet aber für sie das Todesurteil, denn Stunden später wird auch sie von dem Killer brutal ermordet. Und der Mörder ist noch lange nicht fertig mit seinem Untrieb. Die letzte entscheidende Nacht bricht über die Modeagentur herein. Das Grauen geht um! [Quelle: X-Rated]




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Auch wenn ich es bisher immer vermieden habe, mich aufgrund meines oftmals rumstammelnden Schreibstils an den bedeutenden Werken des Genre-Kinos zu vergreifen, möchte ich auch auf die Gefahr hin, diesem bahnbrechenden Meisterwerks Bavas nicht gerecht zu werden, im Falle von BLUTIGE SEIDE dies zumindest in einer kompakten Form trotzdem mal versuchen - denn dieser glanzvolle Film zählt zu meinen hochkarätigsten Lieblingen, die das europäische Genrekino in seiner Hochphase hervorgebracht hat.


Nachdem Mario Bava mit dem Schwarzweißfilm LA RAGAZZA CHE SAPEVA TROPPO bereits den Vorläufer des Giallo all'italiana inszenierte, bildete sein ein Jahr später erschienenes Werk, BLUTIGE SEIDE, die eigentliche Blaupause für das italienische Thrillergenre, das sich auf die gelbeingebundenen Kriminalromane aus dem Hause Montadori bezog. Bereits schon der Titelvorspann lässt erhahnen, dass wir es hier mit einem sowohl farbenfrohen als auch außergewöhnlichen Film zu tun bekommen. Unterlegt mit einer überwältigenden Filmmusik von Carlo Rustichelli beginnt eine innovative Kamerafahrt durch die bunt ausgeleuchteten Räume eines Modeateliers, in dem sich die wie zu Wachsfiguren erstarrten Protagonisten, die höchstens zu einem Wimpernschlag fähig sind, aneinanderreihen. Dementsprechend macht die Kamerafahrt auch bei jedem Einzelnen einen kurzen Halt, um diejenigen dem Zuschauer unter Einblendung ihrer Namen bereits zu diesem frühen Zeitpunkt bekannt zu machen. Kurz darauf geschieht bereits der erste grausame Mord, dem das erste der zahlreich vertretenen Models sogleich zum Opfer fällt. Was die anderen Mannequins des Modeateliers betrifft, so werden diese letztendlich genauso wenig verschont, denn im weiteren Handlungsverlauf beschreitet eine nach der anderen den gleichen schicksalhaften Weg, von dem es aller Voraussicht nach auch kein zurück mehr geben wird. Angesichts des frühen Entstehungsjahres, fallen die meist sexuell konnotierten Gewaltszenen, von denen es im Film reichlich zu sehen gibt und die ausschließlich gegen Frauen gerichtet sind, ziemlich brachial aus. Kein Wunder, dass der Film, der ebenfalls maßgeblich das erst Jahre später entstehende Slasher-Genre beeinflusste, zur damaligen Zeit als schwer jugendgefährdend eingestuft wurde. Dennoch lässt sich nicht leugnen, dass Mario Bava sogar bei den gewaltsamen Szenen ein hohes Maß an Kreativität walten ließ, von der übrigens die gesamte Inszenierung zehrt.


Als große Inspirationsquelle dürfte Bava hierbei die unverwüstliche Edgar-Wallace-Reihe gedient haben, die hierzulande bereits 1959 ihren Anfang nahm und erst im Jahr 1972, ausgerechnet mit einem italienisch koproduzierten Giallo, nämlich DAS RÄTSEL DES SILBERNEN HALBMONDES von Umberto Lenzi, ihren endgültigen Abschluss fand. Im Gegenzug scheint aber auch Bavas Inszenierungsstil in puncto der intensiven Farbästhetik die erfolgreiche Rialto-Filmreihe beeinflusst zu haben, die sich insbesondere bei den beiden von Alfred Vohrer gedrehten Teilen DER MÖNCH MIT DER PEITSCHE sowie DIE BLAUE HAND bemerkbar macht. Ich würde sogar behaupten, dass sich Dario Argento von Bavas fantasievollem Farbenspiel für sein eigenes Technicolorinfernal SUSPIRIA maßgeblich beeinflussen ließ.


Obwohl die Handlungsebene von BLUTIGE SEIDE sowohl durchdacht als auch spannend inszeniert wurde, fasziniert der Film noch mehr von seiner Optik her, was zum einen an der besagten Farbintensität und zum anderen an der ausgefallenen Kamerafühung liegt. Auch diesbezüglich stellt Mario Bava sein Können unter Beweis, denn der versierte Kameramann lässt hierbei seiner grenzenlosen Kreativität freien Lauf, was sich besonders bei den einfallsreichen Kamerafahrten bemerkbar macht, die sowohl im Modeatelier als aber auch in jeglichen anderen Räumlichkeiten vonstattengehen und sogar bei den Außenszenen keinerlei Halt kennen. Absolut fantastisch!


Abschließend noch ein paar Worte zu den Veröffentlichungen, die hierzulande in der hervorragenden Synchronfassung auf den Markt gebracht wurden. Zunächst wurde BLUTIGE SEIDE von Anolis im Jahr 2003 auf DVD veröffentlich, wobei die Bildqualität auch heutzutage noch immer sehr ansehnlich ist. Etwas anders sieht es leider bei der im Jahr 2017 von X-Rated veröffentlichten BD aus, die nach dem Erwerb nur ein einziges Mal in meinem Abspielgerät landete. Zwar wurde hier extra eine kostspielige Neuabtastung auf Grundlage einer deutschen Kinokopie veranlasst, aber das Ergebnis, gerade was die Farbästhetik betrifft, war mehr als ernüchternd. Ich gehe mal davon aus, dass sämtliche Folgeveröffentlichungen, die in erster Linie von VZH auf den Markt gebracht wurden, auf dem gleichen Bildmaster beruhen. Ganz anders sieht die Sache bei den Briten aus, bei denen die HD-Variante mit einer bombigen Bildqualität bereits im Jahr 2015 von Arrow Video veröffentlicht wurde. Zwischenzeitlich wurde der Film dort sogar als UHD veröffentlicht, die vermutlich farbentechnisch genauso toll aussieht. Mal gespannt, wann hierzulande endlich eine gleichwertige HD-Variante erscheint, die diesem farbenprächtigen Meisterwerk auch gerecht wird.


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Filmplakate:
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Italienischer Titelvorspann:
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Italienischer & französischer Trailer
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Richie Pistilli
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Re: BLUTIGE SEIDE - Mario Bava

Beitrag von Richie Pistilli »

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Habe mal auf die Schnelle einen Bildvergleich erstellt, aus dem die unterschiedlichen Farbgebungen der Arrow-, X-Rated- und Anolis-Veröffentlichungen hervorgehen:

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Was mir bspw. beim Betrachten der 5. Bildreihe unklar erscheint, ist die Frage, ob die Hintergrundfarbe auf den "Original-Kinokopien" nun eher blau oder doch grün war?
Es wäre spannend zu wissen, wie die "tatsächliche" Farbgebung der Ursprungsfassung war. Vielleicht weiß das zufällig jemand.


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Prisma
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Re: BLUTIGE SEIDE - Mario Bava

Beitrag von Prisma »

Richie Pistilli hat geschrieben:
Mi., 28.02.2024 18:34
Als große Inspirationsquelle dürfte Bava hierbei die unverwüstliche Edgar-Wallace-Reihe gedient haben [...] im Gegenzug scheint aber auch Bavas Inszenierungsstil in puncto der intensiven Farbästhetik die erfolgreiche Rialto-Filmreihe beeinflusst zu haben, die sich insbesondere bei den beiden von Alfred Vohrer gedrehten Teilen DER MÖNCH MIT DER PEITSCHE sowie DIE BLAUE HAND bemerkbar macht.

Interessante Gedanken zur Farbgebung. Mir kamen "Der Mönch mit der Peitsche" und "Die blaue Hand" auch immer besonders farbenfroh vor, wobei ich das immer auf den Vergleich zur dritten und letzten 67er-Produktion "Der Hund von Blackwood Castle" geschoben habe, der mit einer auffälligen Tristesse und Unauffälligkeit der Farben aufwartet. Hier wirkt alles (wohl gewollt) blasser. Im Grunde erscheint mir aber "Das Geheimnis der weißen Nonne" Vorreiter in der Farbfraktion zu sein. Hier sind die Farben wesentlich satter und kommen Bavas Kompositionen in Teilen noch näher, die ich mir nach etlichen Jahren Off mal wieder anschauen sollte, alleine schon wegen Eva Bartok.

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Richie Pistilli
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Re: BLUTIGE SEIDE - Mario Bava

Beitrag von Richie Pistilli »

Prisma hat geschrieben:
So., 03.03.2024 10:18
Im Grunde erscheint mir aber "Das Geheimnis der weißen Nonne" Vorreiter in der Farbfraktion zu sein. Hier sind die Farben wesentlich satter und kommen Bavas Kompositionen in Teilen noch näher, die ich mir nach etlichen Jahren Off mal wieder anschauen sollte, alleine schon wegen Eva Bartok.

Den hatte ich gar nicht auf dem Schirm gehabt. Mag wohl daran liegen, dass ich DAS GEHEIMNIS DER WEIßEN NONNEN noch nicht so oft gesehen habe, wie die beiden aufgezählten Vohrer-Filme, bei denen mir die intensive Farbgebung direkt in den Sinn kam. Beim MÖNCH MIT DER PEITSCHE musste ich als erstes an den grün ausgeleuchteten Raum denken, in dem der knallrote Kapuziner am Ende seine Peitsche schwingt. Und was DIE BLAUE HAND betrifft, kam neben der grellen Farbgebung auch noch das titelgebende Mordinstrument in den Sinn, welches ebenfalls, wenn auch in einer leicht abgewandelten Variante, in Mario Bavas Film zum Einsatz kommt.

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Richie Pistilli
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Re: BLUTIGE SEIDE - Mario Bava

Beitrag von Richie Pistilli »

Nachtrag: Nachdem ich mir soeben mal wieder nach längerer Zeit DIE BLAUE HAND angeschaut habe, muss ich meine Aussage hinsichtlich der intensiven Farbgebung komplett revidieren. Keine Ahnung warum, aber irgendwie hatte ich diesen Edgar-Wallace-Streifen viel farbenfroher in Erinnerung (?). Dabei dominieren erdfarbene Töne die Kolorierung des gesamten Films. Was aber wiederum als eine Parallele zum Mario Bava angesehen werden kann, ist -wie bereits zuvor geschrieben- das auserwählte Mordinstrument. Zudem herrscht im gesamten Handlungsverlauf, mit Ausnahme von Sir John, eine hohe Ernsthaftigkeit vor. Muss mir in der nächsten Zeit wohl mal wieder mehr Edgar-Wallace-Filme anschauen, bevor ich nochmals irgendwelche Vergleiche ziehe :)

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Prisma
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Re: BLUTIGE SEIDE - Mario Bava

Beitrag von Prisma »

Richie Pistilli hat geschrieben:
So., 03.03.2024 22:40
Keine Ahnung warum, aber irgendwie hatte ich diesen Edgar-Wallace-Streifen viel farbenfroher in Erinnerung (?).

Ach, so trist ist er dann aber auch wieder nicht. Wie gesagt, "Der Hund von Blackwood Castle" setzt einen merklichen, wirklich starken Kontrast, außerdem gab es ja noch nicht allzu lange den Transfer von Schwarzweiß zu Farbe. In "Die blaue Hand" gibt es schon relativ starke Farbakzente, die in Erinnerung bleiben, vor allem das kobaltblau schimmernde Mordinstrument auf schwarzem Grund.

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Prisma
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Re: BLUTIGE SEIDE - Mario Bava

Beitrag von Prisma »

Richie Pistilli hat geschrieben:
So., 03.03.2024 14:02
Den hatte ich gar nicht auf dem Schirm gehabt. Mag wohl daran liegen, dass ich DAS GEHEIMNIS DER WEIßEN NONNEN noch nicht so oft gesehen habe, wie die beiden aufgezählten Vohrer-Filme, bei denen mir die intensive Farbgebung direkt in den Sinn kam.

Hier ein kleiner Nachtrag zu Cyril Frankels "Das Geheimnis der weißen None", von dessen Farbgebung ich beim genauen Hinsehen doch sehr erstaunt war. Wandfarben waren beispielsweise oft mit Requisiten und selbst Kleidern genau abgestimmt und auch wen nicht dieses leuchtende Gesamtbild entsteht, ist es schon auffällig, welche Akzente hier gesetzt werden. Im Wallace-Bereich übrigens ein sehr schöner Farbtupfer:


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Re: BLUTIGE SEIDE - Mario Bava

Beitrag von Richie Pistilli »

Danke für die feinen Screenshots. Nachdem ich mir gestern noch DER MÖNCH MIT PEITSCHE angesehen habe, der von den Farbspielereien stellenweise tatsächlich an BLUTIGE SEIDE erinnert, habe ich mir für heute Abend bereits DAS GEHEIMNIS DER WEIßEN NONNE zurechtgelegt. Keine Ahnung warum, aber dieser Streifen gehört bei mir zu den bis dato am wenigsten gesehenen Streifen der Edgar-Wallace-Reihe.

Die Bilder steigern zudem die Vorfreude auf den Film. :)

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Re: BLUTIGE SEIDE - Mario Bava

Beitrag von Prisma »

Richie Pistilli hat geschrieben:
Mo., 04.03.2024 11:09
dieser Streifen gehört bei mir zu den bis dato am wenigsten gesehenen Streifen der Edgar-Wallace-Reihe.

Ja, das ist immer wieder zu hören, kann ich aber überhaupt nicht verstehen. Vermutlich wird hier der erste Bruch zu dem ausgemacht, was als klassisch oder charakteristisch für die Reihe angesehen wird, obwohl das beim genauen Betrachten auch nicht stimmt. Aber das mit dem Nachvollziehen ist immer so eine Sache. Ich beispielsweise habe ja immer gewisse Probleme mit Mario Bavas Inszenierungsstil gehabt, der nach wie vor nicht zu meinen ausgesprochenen Lieblingsregisseuren zählt. Das werde viele bestimmt nicht verstehen können. Ich kann gar nicht sagen, wie ich "Blutige Seide" ohne Eva Bartok finden würde.

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Re: BLUTIGE SEIDE - Mario Bava

Beitrag von Richie Pistilli »

Prisma hat geschrieben:
Mo., 04.03.2024 11:50
Ich beispielsweise habe ja immer gewisse Probleme mit Mario Bavas Inszenierungsstil gehabt, der nach wie vor nicht zu meinen ausgesprochenen Lieblingsregisseuren zählt. Das werde viele bestimmt nicht verstehen können. Ich kann gar nicht sagen, wie ich "Blutige Seide" ohne Eva Bartok finden würde.

Gut, dass er sich in diesem Fall für die Mitwirkung von Eva Bartok entschieden hat. :)

Es ist halt wie immer eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Ich schätze Marios Bavas Inszenierungsstil für seine Verspieltheit, Kreativität und die oftmals feinsinnige Ironie, die er seinen Werken angedeihen lässt.
Hinzu kommen seine unnachahmlichen Spezial Effekte, die häufig mit den unvorstellbarsten Methoden in die Tat umgesetzt wurden.

Bei vielen seiner faszinierenden Filme fühle mich im Nachhinein immer wie verzaubert :D

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Re: BLUTIGE SEIDE - Mario Bava

Beitrag von Prisma »

Richie Pistilli hat geschrieben:
Mo., 04.03.2024 12:04
Es ist halt wie immer eine Frage des persönlichen Geschmacks.

Am Ende der beste Maßstab...

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Richie Pistilli
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Re: BLUTIGE SEIDE - Mario Bava

Beitrag von Richie Pistilli »

Prisma hat geschrieben:
Mo., 04.03.2024 15:06
Richie Pistilli hat geschrieben:
Mo., 04.03.2024 12:04
Es ist halt wie immer eine Frage des persönlichen Geschmacks.

Am Ende der beste Maßstab...

...und zugleich auch der einzige, an dem es bekannterweise nichts zu rütteln gibt. :)

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