GANGBUSTER - Alberto Marras

Harte Kerle, grobe Keilereien, heiße Feger und unbarmherzige Gangster.
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Richie Pistilli
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GANGBUSTER - Alberto Marras

Beitrag von Richie Pistilli »

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Gangbuster (D)
L'avvocato della mala (IT)
Gang buster (F)
El abogado de los bajos fondos (ES)


IT 1977

R: Alberto Marras
D: Ray Lovelock, Lilli Carati, Mel Ferrer, John Steiner, Gabriele Tinti, Umberto Orsini, Orazio Orlando, Romano Puppo, Salvatore Puntillo, Fulvio Mingozzi, Bruno Di Luia u.a.



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Deutsche VHS-Premiere: September 1986

Synchronkartei

Score: Ubaldo Continiello

IMCDB

OFDb



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"Entmachtet den General. Vernichtet seine Armee."



Italienische Originalfassung:

Als der mittellose Anwalt Mario Gastaldi (Ray Lovelock) von dem einflussreichen Mafioso Peseti (Mel Ferrer) das lukrative Angebot unterbreitet bekommt, für diesen als Strohmann wertvolle Gemälde an einen zwielichtigen Ingenieur namens Farnese (Umberto Orsini) zu verkaufen, stimmt Gastaldi ohne groß zu überlegen zu. Was folgt, ist ein hitziges Verkaufsgespräch, an dessen Ende Mario für die Gemälde 300 Mio. Lire einkassiert. Doch anstatt das Geld wie vereinbart bei Peseti abzuliefern, fingiert der gewiefte Anwalt einen Überfall, bei dem ihm zum Schein vier befreundete Kleinkriminelle den Koffer mit dem Geld rauben. Doch leider stellt sich kurz darauf heraus, dass es sich bei dem Geld um gekennzeichnete Scheine handelt, die aus einer Entführungsgeschichte stammen und somit aufgrund ihrer Kennzeichnung faktisch wertlos sind. Zwischenzeitlich ließ Peseti nicht nur einen glatzköpfigen Killer (John Steiner) einfliegen, der Farnese für den Betrug mit den gekennzeichneten Scheinen seine gerechte Strafe zukommen ließ, sondern erhielt auch noch Kenntnis über den Betrugsversuch seitens Marios, über den er alles andere als erfreut wirkt. Für Mario und seine Freundin Paola (Lilli Carati) brechen ab diesem Moment schwere Zeiten an, von denen sie aber zunächst noch nichts ahnen...


Deutsche VHS-Fassung:

Nach dem Tod seines besten Freundes fällt der finanziell geplagte Privatdetektiv Mark Carter (Ray Lovelock) bei seinem Auftraggeber in Ungnade, für den die beiden einen LKW mit heißer Ware aus Casablanca überführen sollten. Doch leider wurde der Transport bereits kurz nach seinem Start von unbekannten Tätern überfallen, wobei Carter sowohl seinen Freund als auch die wertvolle Ware verlor, für die der Mafioso Peseti (Mel Ferrer) mächtig viel Geld hinblätterte. Obwohl Peseti Carter weiterhin verdächtigt, etwas mit dem Überfall am Hut zu haben, beauftragt er diesem zur Wiedergutmachung mit dem Auftrag, für ihn als Strohmann tätig zu werden: Carter soll seinem Konkurrenten, dem in der Unterwelt nicht minder einflussreichen Ingenieur Profaci (Umberto Orsini), wertvolle Gemälde zum höchstmöglichen Preis verkaufen. Angesichts seiner misslichen Lage stimmt Carter dem Angebot schweren Herzens zu. Was folgt, ist ein ausgiebiges Verkaufsgespräch mit Profaci, wobei dieser die Gemälde zunächst unbezahlt für tiefergehende Echtheitsprüfungen einbehalten möchte. Im Gegenzug unterbreitet er Carter das lukrative Angebot, auch für ihn ebenfalls einen LKW mit heißer Ware zu überführen. Anstatt zunächst Rücksprache mit Peseti zu halten, überlässt Carter Profaci nicht nur die Gemälde, sondern stimmt auch dem Angebot zu, den LKW zu überführen. Ein fataler Fehler, wie sich ziemlich schnell herausstellt, denn auf halber Wegstrecke wird Carter nicht nur erneut überfallen, sondern landet nach einem Rachefeldzug mit anschließender Zollkontrolle auch noch in Untersuchungshaft, aus der ihn Peseti erst nach Zahlung einer beachtlichen Kautionssumme wieder frei bekommt. Erzürnt über Profaci, der ihn offensichtlich absichtlich eine Falle stellte, macht sich Carter dennoch auf den Weg zu dessen Villa, um mit ihm zumindest das Geschäft mit den überlassenen Gemälden erfolgreich abzuwickeln. Zu seinem großen Erstaunenen zahlt ihm Profaci anstandslos die bereits zuvor ausgehandelte Verkaufssumme aus. Doch anstatt das Geld wie vereinbart bei Peseti abzuliefern, fingiert der gewiefte Anwalt einen Überfall, bei dem ihm zum Schein vier befreundete Kleinkriminelle den Koffer mit dem Geld rauben. Doch leider stellt sich kurz darauf heraus, dass es sich bei dem Geld um gekennzeichnete Scheine handelt, die aus einer Entführungsgeschichte stammen und somit aufgrund ihrer Kennzeichnung faktisch wertlos sind. Den Rest der Geschichte kennen wir schon aus der Inhaltsangabe der italienischen Fassung....


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Keine Ahnung, ob ausschließlich der damalige deutsche Filmverleiher für dieses unfassbare Schnittmassaker verantwortlich war, oder ob das eingekaufte VHS-Master bereits dementsprechend angeliefert wurde, fest steht zumindest, dass die italienische Originalfassung des Films nicht nur eine völlig andere Geschichte erzählt, sondern eigentlich auch eine jazzlastige Filmmusik besitzt, die in der deutschen Synchronfassung völlig eliminiert und durch einzelne Kompositionen des Micalizzi-Soundtracks von Umberto Lenzis DIE GEWALT BIN ICH und GENOVA A MANO ARMATA ersetzt wurde. Am spannendsten fand ich dabei die Frage, wie es dem verantwortlichen Cutter der VHS-Fassung gelang, einen eigentlich 89 minütigen Film auf 85 Minuten herunterzukürzen, der dann aber zugleich auch noch ungefähr 30 Minuten Fremdmaterial aus zwei anderen Filmen beinhaltet?


Die entsprechende Antwort überraschte dann umso mehr, denn es wurden einfach sämtliche Einzelszenen kürzer geschnitten, indem beispielsweise Dialogverläufe oder unspektakuläre Handlungsverläufe, die hauptsächlich dazu dienten, die jeweiligen Rollencharaktere zu vertiefen, herausgekürzt wurden. Hier mal 10 Sekunden, da mal 30 Sekunden und kurz darauf schon wieder über eine Minute, wobei sich das aufgezeigte Muster sich den gesamten Handlungsverlauf über abzeichnet. Dabei fiel in der VHS-Fassung nicht nur der Kurzauftritt Fulvio Mingozzis der Schere zum Opfer, sondern auch einige handgreifliche Auseinandersetzungen, bei denen Ray ordentlich einstecken muss, dauern entweder kürzer an, oder wurden gleich komplett eliminiert. Mit dieser minimalistischen Schnitttechnik gewannen die Verantwortlichen letztlich knapp 'dreißig' freigewordene Filmminuten, die dann wiederum in der VHS-Fassung mit Fremdmaterial aus zwei anderen Filmen ausgefüllt wurden, nämlich Franco Prosperis TOTE PFLASTERN SEINEN WEG und DER GROßE COUP VON CASABLANCA. Obendrein soll GANGBUSTER Einstellungen aufweisen, die in der deutschen Fassung von TOTE PFLASTERN SEINEN WEG nicht enthalten sind. Eventuell handelte es sich dabei um ungenutztes Rohmaterial, denn Alberto Marras war auch bei diesem Film als Produzent tätig.

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Die größte Dreistigkeit des verantwortlichen Cutters bestand aber darin, sowohl den Film mit einigen mehr oder minder gelungenen Actionszenen aus anderen Filmen anzureichern als auch in Verbindung mit der entsprechenden Synchro die eigentliche Geschichte völlig zu verfremden, denn weder der Überfall auf den ersten LKW in Casablanca, noch die Auslöschung der verfeindeten Gangmitglieder (mit anschließender Verfolgungsjagd) als auch Ray Lovelocks Gefängnisaufenthalt sind storytechnisch in der Originalfassung enthalten. Hinzu kommen zahlreiche Änderungen bei den Szenenanordnungen, in deren Folge die VHS-Fassung gleich mit einer Dialogszene eröffnet wird (Bettgeflüster zwischen Lilli Carati und Ray Lovelock), die in der Originalfassung eigentlich erst zur Mitte des Films auftaucht.


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Die italienische Originalfassung entpuppt sich vergleichsweise als eine recht gemächliche Angelegenheit, die offensichtlich nicht nur dem Film Noir huldigen wollte, sondern auch mit einer recht heftigen Jazz-Dudelei unterlegt ist. Leider entpuppt sich die Ursprungsfassung als ein inszenatorisch durchschnittlicher Vertreter des italienischen Polizeifilms, der nur aufgrund der hochkarätigen Darsteller noch etwas punkten kann, denn mit Ray Lovelock, Lilli Carati, Mel Ferrer, John Steiner, Gabriele Tinti, Romano Puppo, Umberto Orsini, Fulvio Mingozzi, Orazio Orlando und Salvatore Puntillo sind unfassbar viele italienische Genrefilmstars am Start, die allesamt passable Darbietungen abliefern. Den Vogel schießt dabei John Steiner ab, der in der Rolle eines barköpfigen Profikillers für ordentlich Unheil sorgt. Erwähnenswert wäre noch, dass es sich bei GANGBUSTER um die einzige Regiearbeit des ansonsten eher als Drehbuchschreiber sowie als Produzent tätigen Alberto Marras handelt, an dessen Drehbuch obendrein Claudio Fragasso beteiligt war.


Zu guter Letzt möchte ich noch auf einen Fandub hinweisen, der 2017 auf Grundlage der italienischen Originalfassung erstellt wurde. Wie zu vermuten, gibt diese Fassung angesichts der zuvor geschilderten Fassungsunterschiede überhaupt keinen Sinn mehr, denn neben den knapp 30 Minuten, die ausschließlich in italienischer Sprache (ohne Untertitel) vorhanden sind, reiht sich ein Schnippelwerk der inhaltlich verfälschten Synchrontonspur ein, so dass diese Variante gänzlich sinnlos erscheint. Zudem bietet diese Fanarbeit als einzige Fassung sowohl Teile der jazzlastigen Filmmusik als auch sämtliche der von Franco Micalizzis ersetzten Kompositionen. Obwohl in der italienischen Fassung weder der erste Überfall auf den LKW, noch der zweite Überfall und erst recht nicht der Knastaufenthalt enthalten sind, werden diese Sachverhalte in der deutschen Synchronfassung thematisiert. Völlig verwirrend gestaltet sich bei dem Fandub der Gesprächsverlauf zwischen Ray Lovelock und Mel Ferrer, der für die VHS-Fassung nicht nur entzweit und storytechnisch verändert wurde, sondern ein Teil des inhaltlich abweichenden Gesprächs auch noch an eine gänzlich andere Stelle des Films verlagert wurde. Dies hat wiederum für die Dub-Fassung zur Folge, die logischerweise den kompletten Gesprächsverlauf am Stück darbietet, dass Ferrer Lovelock zunächst das Angebot unterbreitet, für ihn als Strohmann zu arbeiten, bevor er ihm im darauffolgenden Satz bereits bestätigt, dass er durch den erfolgreichen Verkauf der Gemälde ihm gegenüber eine Teilschuld beglichen habe, obwohl das eigentliche Verkaufsgespräch mit Profaci bzw. Farnese im Handlungsverlauf erst nach dem aufgezeigten Gesprächsverlauf vonstattengeht. Noch irgendwelche Fragen?


Obwohl der Film -egal in welcher Fassung- nicht gerade das gelbe vom Ei ist, entpuppte sich für mich die VHS-Fassung im Vergleich zur italienischen Originalfasung eindeutig spaßiger.


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Open Credits der italienischen Fassung:


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